Herrgott, Maria!

Freitag, 30. Oktober 2015

Aus der Schüssel, die sie auftrug, dampfte es wie aus einem Fjord. Er hatte den ganzen Tag frei gehabt und keinen Handstrich im Haushalt getan. Erst schlief er bis fast zur Mittagsstunde, dann hockte er sich für einen langen Schiss auf den Abort und zu guter Letzt ließ er sich von seiner Frau bekochen und bedienen. Nun bekochte sie ihn bereits zum zweiten Mal an diesem Tage und bereitete das Abendmahl. Es war sein letztes Abendmahl, denn ab morgen würde er wieder mal für einige Wochen außer Haus leben.
   »Ich werde dann noch rüber zu Zac gehen«, sagte er ihr.
   »Du bist immer weg. Entweder treibst du dich mit deinen Kerlen herum oder du gehst zu Zac.«
Sie klang wie jemand, der sich zurückgesetzt fühlte.
   »Ich habe heute meinen freien Tag. Verdirb mir also nicht meine Freude. So spät werde ich ja auch nicht zurück sein.«
   Er schöpfte sich was von der Suppe in seinen Teller und fing an sie zu schlürfen.
   »Wird sie auch dort sein?«
   »Wen meinst du?«
   »Sie. Du weißt genau, wen ich meine.«
   »Maria? - Keine Ahnung.«
   »Natürlich wird sie dort sein. Sie ist immer dort. Ganz nah an den Jungs.«

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Unsere gemütliche Stube

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Gekauftes Sommermärchen, erlogene Abgaswerte, gefakete Arbeitslosenstatistiken. Was für eine Lügen-Republik! Anders gesagt: Das Biedermeier ist nicht mehr nur inmitten von Zierkissen - es ist unsere Staatsdoktrin geworden.

Gibt es noch Wahrheiten? Bestimmt. Aber sie werden immer weniger. Selbst weltpolitische Kleinigkeiten wie die Fußball-Weltmeisterschaft, auf das dieses »neue und weltoffene« Deutschland bis heute so stolz ist, war also wahrscheinlich nur das Resultat von Schmiergeldern. Damals hieß es, dass »die Welt zu Gast bei Freunden« sei. Sommermärchenhaft. Doch alles war offenbar bloß ein Produkt aus Bestechungsgeldern. Illusorisch bricht diese stolze Geschichte jetzt in sich zusammen. Was derzeit thematisch passt, denn bei Freunden ist die Welt wahrlich nicht zu Gast bei uns. Eher in Zeltstädten. Wie gesagt, selbst solche Randnotizen haben einen bitteren Beigeschmack, bauen auf Lüge. Man kann sich darüber wundern. Oder man kann sich sagen: War eh irgendwie klar. Die »konjugierte Wahrheit« ist der stetige Begleiter in diesem Deutschland unter Kanzlerin Merkel. Unter ihrer Ägide hat sich nicht nur den politischen Diskurs sediert (immerhin wissen die Sozialdemokraten noch nicht sicher, ob sie bei der nächsten Bundestagswahl überhaupt einen Gegenkandidaten ins Rennen schicken sollen), sie hat auch das Wohlbefinden des Biedermeier zur Doktrin in diesem Lande erhoben.

Aus fremder Feder

Mittwoch, 28. Oktober 2015

»Der Weg in die Freiheit führt nach innen, und was ansonsten und insbesondere im US-Verständnis unter Freiheit läuft, ist eigentlich nur die Freiheit, Geld zu verdienen, andere über den Tisch zu ziehen, rücksichtslos zu sein.«

»Bild«-Leser sagen ihre Meinung

Dienstag, 27. Oktober 2015

Den Pranger, den die »Bild« letzte Woche abdruckte, also all die Bilder, genannten Namen und Kommentare diverser Facebook-Nutzer, hätten nicht unbedingt unter dem Label »Der Pranger der Schande« firmieren müssen. Es hätte völlig gereicht, wenn man es mit »Jetzt sprechen unsere Leser« oder »Bild-Leser sagen ihre Meinung« betitelt hätte. Jeder Mob und jede Meute braucht schließlich ein Organ, das sie mit Weltanschauung anfüttert, braucht eine Tageszeitung, die den Hass sät. Und als gutes Printmedium erteilt man eben auch mal den Lesern das Wort. Der Facebook-Kommentar ist an sich auch nichts anderes als ein Leserbrief. Außerdem geschieht es denen doch recht, dass sie jetzt öffentlich gemacht werden, dass ihre Ansichten aus der Zeitung prangern. Oder etwa nicht?

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Gewissensbisse ohne Zähne

Montag, 26. Oktober 2015

Vor etwas mehr als zwei Wochen gingen zwischen 150.000 und 250.000 Menschen auf die Straßen Berlins, um gegen das Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten Stellung zu beziehen. Unzählige folgten dieser Veranstaltung via Livestream. Andere waren aus der Ferne, also im Geiste dabei. So gesehen waren Millionen von Bürgern dieses Landes anwesend, als stellvertretend für alle TTIP-Gegner diese sechsstellige Menschenmasse demonstrierte. Diese geballte Manpower (um mal die Sprache zu sprechen, die die Neoliberalen ansonsten uns angedeihen lassen) sollte doch die Abgeordneten, immerhin nicht weniger als Volksvertreter, zum Nachdenken anregen. So jedenfalls will es die demokratische Theorie.

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Helft ihm, zeigt ihn an!

Freitag, 23. Oktober 2015

»Wieso kommentierst du die Sache mit Akif P. eigentlich nicht?«, fragte mich gestern jemand. Antwort: Weil es Angelegenheiten gibt, die keiner Worte bedürfen, sondern einer Strafanzeige. Und die ist erfolgt, wurde von mir gestellt. Am Dienstag war das. Die Polizei in Dresden ermittelt. Vorgangsnummer hat man mir mitgeteilt. Ich las nun bei einigen auf Facebook Entkräftungen. P. habe eben nicht etwa gemeint, dass man Konzentrationslager in Betrieb nehmen solle, um der Flüchtlingsfrage Herr zu werden. Er wollte vielmehr suggerieren, dass die Politik Leute wie ihn und seine Zuhörer dort konzentrieren würde, wenn sie nur könnte. Ich stimme der Einschätzung, dass er es so und nicht anders gemeint haben könnte, vollumfänglich zu. Es ist trotzdem Verhetzung, denn er wiegelt Menschen auf, rührt eine Stimmung an, die destruktive Kräfte entfesseln soll. Dass er mit solchen »Vergleichen« NS-Opfer verhöhnt, nehme ich übrigens als Argument zwar zur Kenntnis, ist aber leider oft ein Totschlagargument. Roberto Benigni haben sie seinerzeit dasselbe unterstellt.

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Bayern, des samma mia

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Chauvinismus, Selbstverliebtheit und Unmoral, abgekürzt CSU. Das sind die Alleinstellungsmerkmale und »Tugenden« Bayerns, die man im Rest des Landes derzeit wieder besonders wahrnimmt. Aber der Freistaat ist nicht die CSU. Es gibt ein anderes Bayern. Mia san ned bloß mia - mia san a andas.

»Sie sind aus Bayern, oder?« Das höre ich oft. Mein Dialekt lässt sich nur schwer in den hochdeutschen Griff kriegen. Dazu artikuliere ich die Vokale zu offen, mische ich A und O zu gewandt. Das kriege ich nicht weg. Und so merkt man nach zwei Sätzen, dass ich die meiste Zeit meines Lebens in Oberbayern zubrachte. »Ja, ich bin aus Bayern. Merkt man das denn?«, kokettiere ich als Antwort meist. Und dann legen sie los. Bayern sei toll. Nette Leute und das Bier. Meist wird es dann politischer. Die einen sagen: Und fähige Leute in der Landesregierung. Die anderen meinen: Leider sind die Bayern - deutschlandweit betrachtet – schon chauvinistisch, selbstverliebt und unmoralisch. Im Regelfall nicke ich beim zweiteren Typus. Vom ersteren verabschiede ich mich meist ganz schnell. Beide Exemplare offenbaren aber einen großen gemeinsamen Nenner: Sie reduzieren das Bayerische, wie immer man das letztlich definieren mag, als das CSU-Bayern. Und das ärgert mich zunehmend.

Die privilegierten Niedriglöhner und die Flüchtlingsarbeitskräfte

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Man kann immer die eine Hälfte der Armen kaufen, um sie gegen die andere Hälfte der Armen in Stellung zu bringen. Das ist eine elitäre Binsenweisheit. Sie funktioniert eigentlich immer. Und man kann auf vielerlei Arten kaufen. Zum Beispiel so, wie es derzeit einschlägige Ökonomen und Wirtschaftspolitiker fordern. Flüchtlinge sollen nämlich schnell arbeiten dürfen. Aber nicht auf Mindestlohnniveau. Bei Asylbewerbern sollte eine weitere Ausnahmeregelung geben. Diese Forderung nach Aushebelung dieses neuen Sozialstandards ist aus Sicht der Arbeitgeberseite nicht spektakulär, nicht besonders überraschend. Man muss ihr nicht mal moralisch kommen. Die Arbeitgeber tun halt, was sie können, um weiterhin paradiesische Zustände in puncto Lohnkosten zu haben. Interessant sind aber zwei Aspekte.

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Zu Ohren gekommen

Dienstag, 20. Oktober 2015

Schneller abschieben! Hat neulich eine Nachrichtensprecherin gesagt. Sie meinte, die Regierung feile an einem neuen Asylgesetz. Nach dem würden Asylanträge schneller bearbeitet, um Asylbewerber dann auch wieder schneller abschieben zu können. Ergebnisoffen wird also gar nicht geprüft. Man will nur ein Verfahren entwickeln, dass die Abschiebung verschnellert. Also sagte sie etwas davon, dass man Flüchtlinge schneller abschieben wolle.

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Der Kosmopolitismus, der keiner ist

Montag, 19. Oktober 2015

Die Liberalen meldeten sich letzte Woche aus ihrem Sitz im politischen Nirgendwo und warben für das Freihandelsabkommen. »Deine Pizza: italienisch. Dein Kaffee: brasilianisch. Dein Urlaub: türkisch. Und du bist gegen Freihandel?«, fragten sie in den sozialen Netzwerken. Auf den ersten Blick besticht das natürlich durch Logik. Die Welt rückt eben zusammen. Das Problem ist nur, dass dieses Freihandelsabkommen gar nichts mit klassischem Freihandel, also mit dem Fall von Zöllen zu tun hat. Wer also mit diesem ökonomischen Kosmopolitismus wirbt, der unterschlägt die Tatsache, dass wir es bei TTIP mit einer Angelegenheit zu tun haben, die gar nicht auf der Agenda stehen hat, was Freihandelsbestimmungen früher mal bezwecken wollten.

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Petry geil!

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Liebesbeziehungen zerbrechen. Partnerschaften gehen auseinander. Ehen haben Halbwertszeit. Wir wissen das im Grunde alle. Der Stockkonservatismus verdrängt es gerne und predigt Idyllen von Vater, Mutter, Kind. Und dann können sie es einem nicht mal vorleben. Wenn das der Führer wüsste!

Irgendwie haben die Konservativen mehr oder weniger immer schon ein Faible für ein intaktes Familienleben gehabt. Sie leben es scheinbar nicht nur, sondern gehen damit hausieren und machen es zu einer Sache mit Vorbildcharakter. All die linken Spinner und Alternativen hätten nicht begriffen, wie die Keimzelle der Gesellschaft aufgestellt sein müsse, damit man nicht nur ein glückliches Leben führt, sondern gleichzeitig auch noch ein anständiges Gemeinwesen realisiert. Beides bedingt einander. Mit der glücklichen Familie steht und fällt alles. Daher charakterisiert man sich auf konservativer Seite zum Familientier und gibt gleich noch als programmatischen Imperativ mit auf dem Weg, dass es jeder so handhaben soll: Vater, Mutter, Kind. Für gleichgeschlechtliche Paare endet hier schon die Existenzberechtigung. Alles, was anders lebt, kann nicht gut für unsere Gesellschaft sein. Und es gibt tatsächlich genug Menschen, die sich von dieser Logik bestechen lassen. Meine Großmutter zum Beispiel lehnte Gerhard Schröder nur ab, weil er mehrfach verheiratet war. Für sie war eine stabile Beziehung und Familie vor allem eine Art politisches Gütesiegel.

Das Geld der Reichen und nur der Reichen

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Mensch, der Grönemeyer. Der hat richtig sein Fett weg bekommen. Der alte Populist. Das konnte man letzte Woche lesen. Allerlei Medien nahmen seinen Auftritt bei Jauch unter die Lupe. Billig sei der gewesen, »verlogen«, »typisch Künstler«, der arg vereinfachend und somit populistisch fordere, dass man die Reichen zur Kasse bittet, um die Kosten für die Flüchtlingskrise leichter stemmen zu können. Geld von denen zu nehmen, die es haben, das nennt man hierzulande billig. Dabei ist das ja das Problem: Die Behebung von Elend ist gar nicht billig zu haben. Sie ist im Gegenteil ziemlich teuer. Und dann waren da ja noch die Vorwürfe gegen den griechischen Ex-Finanzminister, dem man Verlogenheit nachsagte, weil er die Vermögen der Reichen nicht angetastet hat, obgleich man das von linken Regierungen doch erwarten sollte. Die griechische Administration mit demselben Argument zu diskreditieren, mit dem Grönemeyer in dieser Talkshow saß und das man ihm nun um die Ohren haut, war aber natürlich nicht billig.

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... wenn man trotzdem lacht

Dienstag, 13. Oktober 2015

»Mit einer guten Verpackung wickelt man nicht nur die Ware ein sondern auch den Käufer.«

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass TTIP zerstört werden muss

Montag, 12. Oktober 2015

Dem alten Cato ging es dauernd im Kopf herum. Er konnte nicht aufhören daran zu denken: Solange es Karthago noch gab, konnte sich Rom nicht sicher sein, dachte er. Sogar beim Gelage dachte er noch daran. Und als er sich die Stümpfe, die mal seine Zähne gewesen waren, mit einem Stück Rinde schliff. Immerzu dachte er, dass es mit Karthago ein Ende nehmen muss. Aber seine Zeitgenossen waren milder als er. Und so entschloss er sich, es ihnen immer wieder unter die Nase zu reiben. Bei jeder seiner Reden im Senat, auch und gerade dann, wenn es gar nicht inhaltlich um Karthago, das Mittelmeer oder Nordafrika ging, endete er mit: »Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.« Übersetzt: »Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.« Heute treiben uns andere Dinge um. Aber der Reihe nach - oder halt, ich möchte nochmal beginnen. Also alles auf Anfang.

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So schüttelt Rudi Cerne Ihnen nie die Hand

Freitag, 9. Oktober 2015

Wenn man irgendeinem kleinen Betrüger das Handwerk legt, dessen Machenschaften aufdeckt und damit die Allgemeinheit vor weiteren Schwindel bewahrt, dann sagt man gemeinhin dazu »Zivilcourage«. Vielleicht landet man in der Folge sogar beim ZDF und wird von Rudi Cerne belobigt. Und wenn man so richtig imponiert hat mit seiner Zivilcourage, schüttelt einem der jeweils aktuelle Bundesinnenminister die Hand und überreicht einen Preis und ein hübsches Sümmchen. Zivilcourage soll sich ja schließlich auszahlen. Außerdem muss man so ein soziales Verhalten auch deswegen belohnen, weil es viel zu selten (und angeblich immer seltener) vorkommt. Auf der Agenda der Gesetzeshüter steht daher, solche Menschen hervorzuheben und zu küren, die den Mut hatten, sich von ihrer eigenen Courage leiten zu lassen. Ermutigung muss schon sein.

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Ein verkaufsoffener Sonntag als Tag der deutschen Einheit

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Das Einheitsfest, das in Frankfurt stattfand, war ein staatstragendes Volksfest für Gewinnertypen. Die DDR als ein Teil der Einheit hatte nur Geltung als Unrechtsstaat. Es war überhaupt so ein denkwürdiges Wochenende zwischen antieskapistischem Schutzwall und sonntäglichen Shopping.

Ach, was war Frankfurt selig. Besonders am Sonntag, am Tag nach dem Tag der deutschen Einheit. Denn die Geschäfte machten auf. Das war ihre Wiedergutmachung für einen verlorenen Samstag des Konsums. Da hatten all die Mitarbeiter im Handel mal die Chance auf ein völlig freies Wochenende – und dann war es wieder nichts. Ironie der Geschichte, dass man dieses Motiv für die viel zu schnelle Einheit bemühte. Besonders die Union ging ja damals mit dem Konsum, vulgo »D-Mark« genannt, hausieren und sicherten so ihrem Kanzler im Umfragetief die Wiederwahl. Plötzlich ging es dann im Osten nicht mehr um die Liberalisierung des real existierenden Sozialismus, sondern um die schnelle Verwirklichung von Konsumwelten, wie sie der Westen kannte. Passend dazu also eine Reminiszenz darauf am Wochenende: Nach dem Tag der Einheit ein Sonntag des Konsumismus. Damit wir ja nicht vergessen, dass die Verführung in den Schaufenstern das Fundament dieser Einheit nach westlichem Muster war.

Wann verteilen Sie Grundgesetze auf Bayerisch, Pfälzisch und Hessisch, Herr Gabriel?

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Erst kürzlich stritt ich mich mit einem Kollegen über die Todesstrafe. Er war grundsätzlich nicht dagegen. Ich grundgesetzlich schon. Freilich auch weil ich sie aus weniger juristischen Gründen für falsch erachte. Rache halte ich für keinen besonders guten Ratgeber. Vor Jahren gab es wiederum Diskussionen mit einer Bekannten. Es ging über die damals übliche Praxis, Wohnungen von Leistungsbeziehern einfach mal so von Jobcenter-Mitarbeitern inspizieren zu lassen. Wer Geld vom Staat erhalte, so argumentierte sie, der müsse halt wissen, dass das Leben kein Zuckerschlecken sei. Ich fragte sie, wieso die im Grundgesetz garantierte Unverletzlichkeit der Wohnung für die Armen nicht Bestand haben sollte. Die Behörden selbst fragten sich das damals natürlich auch nicht und drangen unter Drohungen in Schlafzimmer und Bäder ein und zählten Zahnbürsten und das Kaffeeservice.

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Aus fremder Feder

Dienstag, 6. Oktober 2015

»Wenn wir Vietnamesen umsiedeln, nennen wir sie Evakuierte. Wenn sie darum bitten, evakuiert zu werden, nennen wir sie Flüchtlinge.«
- Zitat aus Kubricks »Full Metal Jacket« -

Salazar, Franco, Pinochet, Orbán und die Bazis

Montag, 5. Oktober 2015

Was für eine Zäsur! Luden die Christdemokraten aus Bayern doch tatsächlich den Orbán ein. Den Todesstrafenbefürworter Orbán. Den Gegner der Pressefreiheit Orbán. Den, der gegen Sinti und Roma hetzt und die Republik Ungarn in bloß noch Ungarn unbenannte. Diesen reaktionären und autoritären Charakter Orbán. Diesen kleinen Pfeilkreuzler. Ja, genau den luden sie ein und verpflichteten ihn als Ausputzer vor der Abwehr. Mit Ausputzer spielt heute keiner mehr. Aber alte Taktiken sind scheinbar wieder in. Und so ein Einschnitt ist es für Bayern nun auch wieder nicht, sich mit solchen politischen Kalibern zu treffen. Das hat man auch schon gehabt. Sogar mehrfach. Das gehörte stets zur guten bayerischen Außenpolitik dazu, wie das laut ausgerufene »Kruzifix!« beim Frühschoppen nach dem Gottesdienstbesuch, wenn einem ein Weißbier aufgetragen wird, dass eine viel zu breite Schaumkrone trägt.

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Welche Chancen? Welche Chancen!

Freitag, 2. Oktober 2015

Was hätte doch aus den beiden Deutschland erwachsen können! Welche Chancen! Und wie schrecklich vertändelt sie wurden. Statt eines besonnenen Verfassungspatriotismus' machten derber Nationalismus und konsumorientierte Lust auf die D-Mark den Prozess der Annäherung unter sich aus. Eingewickelt von einem Konservatismus, der die Alternativlosigkeit der Zerschlagung aller DDR postulierte, um damit in den Almanach deutscher Geschichte zu gelangen, flößte man dem Osten Wettbewerb, deregulierte Märkte und Ellenbogenmentalität ein. Die Treuhand schlachtete nicht nur Betriebe. Sie weidete zudem die Biographien der Ostdeutschen aus, degradierte ihr lebenslanges Schaffen zu einem sinnlosen Tun. Als habe es deren Schweiß ganz umsonst oder – schlimmer noch – überhaupt nicht gegeben. Demgemäß sind geschichtliche Rückblicke heute Schauen auf den Westen; der Osten lief nebenher leise mit. Bis er ganz verstummte.

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Lügenmesse! Lügenmesse!

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Es scheint, als habe dieser Konzern eine hehre Ordnung oder Etikette beschmutzt. Machen wir uns doch nichts vor! Das ist Alltag und systemimmanent bedingte Notwendigkeit. Das lernt schon jeder Arbeitsloser.

Es war die Schlagzeile der letzten Woche. Volkswagen hat im großen Stil Abgaswerte gefaket und alle haben sie wohl kräftig mitgemischt. Viele regten sich auf, fühlten sich betrogen und beschissen. Mich ließ es eher kalt. Mensch, man weiß doch, wie das läuft. Nicht erst seitdem der Dachverband der Automobile Verkaufscharts gepusht hat. Nein, hier hat ein Unternehmen nur die Prinzipien eines Wettbewerbs eingehalten, den sie uns bei der neoliberalen Erziehung zum »homo oeconomicus« immer einimpften. Man pflegte uns nämlich zu sagen, dass man seine Ellenbogen auf jede erdenkliche Weise einsetzen sollte. Und sei es mit beschönigenden Eigenschaften und »kleinen Notlügen«. Zur Erlangung der Ziele sei das in Ordnung. Das lernen in diesem Land schon Arbeitslose bei diverse Schulungsmaßnahmen.

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