Wo gearbeitet wird, fallen Streiks
Montag, 18. Mai 2015
Manchmal sind es Kleinigkeiten, auf die man hinweisen sollte. Preziosen, die untergehen im Alltagsbombast. So das wirklich sehr kurze Interview mit Torsten Bewernitz im letzten »Spiegel«. Der ist Herausgeber des Buches »Die neuen Streiks« und setzt den GDL-Arbeitskampf in Relation und noch ein wenig mehr.
Der Mann rückt mit wenigen Sätzen wieder zurecht, was Medienanstalten über Wochen und Monate mit viel »Überzeugungsarbeit«, im Volksmund auch Hetze genannt, in Schieflage gebracht haben. Streik ist eben keine Absonderlichkeit, erklärt Bewernitz. Und der GDL-Streik ist nicht mal besonders schwerwiegend, sondern »kurz und harmlos«. Er erinnert an frühere Streiks, die viel größer waren. 1956 kämpften 30.000 Arbeiter über hundert Tage für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. 1948 sollen mehr als neun Millionen Menschen gestreikt haben. Weshalb muss man den Mann fragen oder halt jemanden, der damals schon denken konnte. Ja, selbst im alten Ägypten gab es schon Streiks. Und die waren sicherlich nicht so zaghaft wie jene der Lokführer. Bewernitz geht leider nicht sonderlich auf diesen Umstand ein. Wie gesagt, das Interview ist kurz und verloren und fiel mal wieder kaum jemanden auf.
Aber dass der Streik eben nicht die Laune von Angestellten ist, denen es offenbar zu gut geht, sondern eine dem homo laboris immanente Eigenart, das sollte man schon nochmal gesondert festhalten. Wo gearbeitet wird, da fallen nicht nur Späne, sondern da liegt der Streik als Mittel der Durchsetzung der Arbeiterwürde in der Luft. Das war nie anders. Wenn es nicht mehr passte, legte man die Arbeit nieder. Jetzt so zu tun, als sei Weselsky ein alter Betonsozialist, ist sowas von an medias res vorbei, dass es zum Heulen ist. Streik gibt es länger als Arbeitervereine und Sozialismus. Und ich wette, dass irgendein ägyptischer Chronist damals in eine Steinplatte hämmerte, dass die Streiks der Pyramidenarbeiter die Wirtschaft gefährde und der Nilregion Standortnachteile bringe. Manches ändert sich nie.
Schlechte Nachrichten hat Bewernitz aber dennoch. Je länger ein Streik dauert, desto mieser das Resultat. Irgendwann sind die Mittel alle und die Ziele verpasst. Konnte man sich denken. Aber gesagt wollte er es sicher mal haben.
Es ist mitnichten so, dass es nicht auch reflektierte Beiträge der Medien zur allgemeinen Anti-Streikwelle gäbe. Die gibt es sogar ganz sicher. Aber halt nur verborgen. Und in aller Kürze. Was in diesem speziellen Fall aber richtig erfrischend ist, denn diese Kürze beweist, dass es manchmal nur vier bis sieben Sätze braucht, um den ganzen Hype zu entlarven, den eine Presse erzeugt, die nicht mehr nachdenkt, sondern mit dem Schwanz wedelt, wenn die Wirtschaft darum bittet. Man muss nicht mal besonders profund aufklären und schon stehen die Streikrechtseinschränker vor ihrem intellektuellen Tellerrand. Sie reden nur so laut und so viel. So muss man das wohl, wenn man nur Unsinn verzapft. Die, die was zu sagen haben, fassen sich kurz und sprechen viel zu leise.
Der Mann rückt mit wenigen Sätzen wieder zurecht, was Medienanstalten über Wochen und Monate mit viel »Überzeugungsarbeit«, im Volksmund auch Hetze genannt, in Schieflage gebracht haben. Streik ist eben keine Absonderlichkeit, erklärt Bewernitz. Und der GDL-Streik ist nicht mal besonders schwerwiegend, sondern »kurz und harmlos«. Er erinnert an frühere Streiks, die viel größer waren. 1956 kämpften 30.000 Arbeiter über hundert Tage für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. 1948 sollen mehr als neun Millionen Menschen gestreikt haben. Weshalb muss man den Mann fragen oder halt jemanden, der damals schon denken konnte. Ja, selbst im alten Ägypten gab es schon Streiks. Und die waren sicherlich nicht so zaghaft wie jene der Lokführer. Bewernitz geht leider nicht sonderlich auf diesen Umstand ein. Wie gesagt, das Interview ist kurz und verloren und fiel mal wieder kaum jemanden auf.
Aber dass der Streik eben nicht die Laune von Angestellten ist, denen es offenbar zu gut geht, sondern eine dem homo laboris immanente Eigenart, das sollte man schon nochmal gesondert festhalten. Wo gearbeitet wird, da fallen nicht nur Späne, sondern da liegt der Streik als Mittel der Durchsetzung der Arbeiterwürde in der Luft. Das war nie anders. Wenn es nicht mehr passte, legte man die Arbeit nieder. Jetzt so zu tun, als sei Weselsky ein alter Betonsozialist, ist sowas von an medias res vorbei, dass es zum Heulen ist. Streik gibt es länger als Arbeitervereine und Sozialismus. Und ich wette, dass irgendein ägyptischer Chronist damals in eine Steinplatte hämmerte, dass die Streiks der Pyramidenarbeiter die Wirtschaft gefährde und der Nilregion Standortnachteile bringe. Manches ändert sich nie.
Schlechte Nachrichten hat Bewernitz aber dennoch. Je länger ein Streik dauert, desto mieser das Resultat. Irgendwann sind die Mittel alle und die Ziele verpasst. Konnte man sich denken. Aber gesagt wollte er es sicher mal haben.
Es ist mitnichten so, dass es nicht auch reflektierte Beiträge der Medien zur allgemeinen Anti-Streikwelle gäbe. Die gibt es sogar ganz sicher. Aber halt nur verborgen. Und in aller Kürze. Was in diesem speziellen Fall aber richtig erfrischend ist, denn diese Kürze beweist, dass es manchmal nur vier bis sieben Sätze braucht, um den ganzen Hype zu entlarven, den eine Presse erzeugt, die nicht mehr nachdenkt, sondern mit dem Schwanz wedelt, wenn die Wirtschaft darum bittet. Man muss nicht mal besonders profund aufklären und schon stehen die Streikrechtseinschränker vor ihrem intellektuellen Tellerrand. Sie reden nur so laut und so viel. So muss man das wohl, wenn man nur Unsinn verzapft. Die, die was zu sagen haben, fassen sich kurz und sprechen viel zu leise.
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