Keine Pflicht zum Ungehorsam gegen den Überwachungsstaat?

Donnerstag, 19. September 2013

Empörte Gemüter weisen den Vergleich von Prism mit der Überwachung im Sozialismus zurück und verurteilen ihn, da die sozialistische Überwachung aus Ihrer Sicht singulär gewesen sei. Für sie ist die hiesige Überwachung in Ordnung, weil gesetzlich. Doch dieser Vergleich hinkt.

Als Kunde von Vodafone habe ich mich letzte Woche geärgert. Hat also ein Hacker nun allerhand Daten von mir aus dem Vodafone-Bestand abgegriffen. Nach einem Tag war mein Ärger zwar nicht verflogen, aber ich fragte mich, was der Hacker eigentlich anderes gemacht hat, als westliche Geheimdienste es tun. Die Antwort: Fast nichts. Er hat nur einen markanten Punkt beim Datensatzraub vergessen. Er kann sich nicht auf Gesetze berufen, die ihm den Diebstahl gestatten.

2 Kommentare:

BRAMAN 19. September 2013 um 16:39  

Auch die StaSi konnte sich für ihre Praktiken auf Gesetze berufen.
Wenn die herrschende Schicht einer Gesellschaft Angst hat wird sie anfangs Schnüffeln, sollte sich die Angst als begründet herausstellen, werden erste unterdrückerische Maßnahmen eingeführt und, da dies ein sich selbst verstärkendes System ist, wird mehr überwacht, mehr unterdrückt...usw.
Meiner Meinung nach sollte sich ein Volk dagegen wehren indem es MASSENHAFT UND OFFEN die bestehenden Strukturen in Frage stellt, Widerstand gegen Gesetze und Entscheidungen organisiert, die gegen die Interessen der Allgemeinheit gerichtet sind, usw.
Der Widerstand und Unmut MUSS öffentlich und massenhaft sein, nur dann zeigt er Wirkung.
Zu diesem Thema kann viel mehr geschrieben werden, aber ich glaub, die grundidee ist klar.

MfG: M.B.

flavo 20. September 2013 um 08:17  

Nun die Pflicht mag bestehen, aber der Vollzug nicht. Sonderbarerweise bestünde zu vielerlei politischer Handlung ein Anlass der Machtangesprochenen gegenwärtig. Umgegekehrt, in der Richtung des Machtsprechens, wie leicht wahrnehmbar ist, überhaupt keiner. Darin erscheint die Welt ruhig und wohlverwaltet, mehr noch lustintensiv gestaltet.
So ist das politische Handeln eine Entität einer sporadisch betriebenen Theorie geworden. Man kann nicht mehr politisch handeln, dafür theoretisiert man das politische Handeln.
Vermutlich müssen sich Bedingungen einstellen, die Halt geben, das politische Wagnis eingehen zu können. Gegenwärtig rauscht über jede politische Erhebung der snafte Geist des Marktes darüber und tilgt den Impuls oder verwandelt ihn isomorph.
Wo und wie willst du der Rede Wert ungehorsam sein, ohne im nächsten Moment durch die Hand des Marktes in eine soziale Position gebracht zu werden, an der du schweigen mußt oder erlahmst?
Noch dazu: wie willst du dies aufrechterhalten, wenn der Großteil lustbezogener Existenzvollzüge machtkonform ist? Jede politische Handlung begibt sich in dieser Konstellation in die Wüste der Unlust. Oder er wollte ernsthaft auf Facebook verzichten, um nicht überwacht zu werden?
Schweigedruck und Unlust, von da aus muss heute eine politische Handlung ihren Ausgang nehmen können. Wie häufig dies geschieht, ist leicht ersichtlich.


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