Sie haben das Wort gestohlen

Montag, 30. September 2013

Schon am Wahlabend fingen die Medien Stimmen ein, die sich traurig zeigten, dass nun bald kein liberales Element mehr im Bundestag vertreten sein wird. Manche sahen darin sogar eine schädliche Entwicklung der Demokratie. Entwarnung, Leute, alles nicht so bitter! Wir kommen schon länger ohne ein solches Element aus. 

Es stimmt natürlich, der parlamentarischen Vertretung des Volkes täte ein liberaler Anteil nicht schlecht. Es ist aber mitnichten so, dass der Liberalismus im Oktober 2013 aus dem Bundestag auszieht. Das tat er schon irgendwann vorher. Wieso merkt man das erst jetzt? Denn liberal im klassischen Sinne, gab sich die liberale Fraktion im Bundestag, gekennzeichnet mit der Abbreviatur FDP, schon lange nicht mehr. Eher war es so, wie es General Bolívar in García Márquez' Buch "Der General in seinem Labyrinth" ausdrückt: "Ich weiß nicht, woher die Demagogen das Recht nehmen, sich Liberale zu nennen [...]. Sie haben das Wort gestohlen, nicht mehr und nicht weniger, wie sie alles stehlen, was ihnen zwischen die Finger kommt."

Hier weiterlesen...

Die Fahrkarten bitte!

Samstag, 28. September 2013

Eine historische Chance für die Demokratie, aber die letzte Chance für die Sozialdemokratie.

Der Vorschlag von Die Linke, das Regierungsvakuum zu nutzen, das "linke" Übergewicht in die Waagschale zu werfen, um der Union einen flächendeckenden Mindestlohn abzuluchsen, ist die letzte Chance, die die Sozialdemokratie bei Menschen aus dem Prekariat hat. Bügelt sie dieses Vorhaben ab, dann dürften 25,7 Prozent bei einer Bundestagswahl künftig unerreichbar bleiben. Ob davon eine andere Linkspartei profitieren könnte, bleibt eher abzuwarten. Wofür auch? Der Kanzlerin wird doch nun eine linke Überholspur angedichtet.

Hier weiterlesen...

Mal den Jürgen würgen

Freitag, 27. September 2013

Über Sympathisanten von Die Linke, die sich für Merkel entschieden.

Er stimmt mir und meinen Genossen, wie er sie nennt, oft zu. Die Linken haben schon richtige Ansichten, sagt er dann. Bei mir muss man aufpassen, findet er. Denn ich würde ihn noch glatt umdrehen, zum Kommunisten machen. Deshalb sei ich sein gefährlichster Arbeitskollege, meint er augenzwinkernd. Infantile Scherze, die das Arbeitsklima auflockern. Am Donnerstag vor der Bundestagswahl sagte er mir dann, dass er am Sonntag für Merkel stimmen wolle. Das Motiv dahinter: Uns gehe es ja gut. So ist er, der Jürgen.

Hier weiterlesen...

Nichtwähler haben keine Wahl

Donnerstag, 26. September 2013

Ich werde nicht wählen, sagte mir ein Bekannter vor der Bundestagswahl. Er wüsste nicht, was ihm das bringen sollte, erklärte er mir in trockenem Ton. Einen Tag später traf ich einen anderen Bekannten. Er kündigte dasselbe an. Seine Erklärung war fast identisch. Bringt nichts - und zusätzlich reizt ihn das Angebot auch nicht besonders. Auch seine Erklärung wirkte gefasst. Als sei diese Erkenntnis vieler Lebensjahre eine besondere Weisheit, an der zu rütteln sich nicht mehr lohne.

Das deckt sich mit Zahlen, die das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung vor einiger Zeit veröffentlichte. Nichtwähler gehören demnach verhältnismäßig oft den unteren Schichten an, verdienen weniger als Menschen aus der Mittelschicht und haben einen niedrigeren Schulabschluss. Die Wahlbereitschaft sank zwar in den letzten Jahren in allen gesellschaftlichen Gruppen. Im Prekariat sank sie allerdings besonders stark. Fast 60 Prozent der Nichtwähler kommen aus den zwei unteren Fünfteln der Einkommensstatistik.

Wer arbeiten will, der findet auch Arbeit!

Mittwoch, 25. September 2013

Das Ausscheiden aus dem Bundestag kostet 600 Mitarbeitern der FDP den Job. Womöglich sind sie froh darüber, dass ihr alter Arbeitgeber doch nicht die Arbeitsagentur abgeschafft hat, wie er das in seiner Hochzeit mal plante. Wohin würden die jetzt arbeitslosen Ex-FDP-Mitarbeiter sonst gehen? Man kann nur hoffen, dass sich diese Leute nicht zu sehr in einer spätrömischen Dekadenz einrichten. Leistung muss sich nämlich lohnen. Und Nicht-Leistung darf nicht belohnt werden. Wer arbeiten will, liebe Ex-FDP-Angestellte, der findet auch Arbeit. Die Zeichen am Arbeitsmarkt stehen ja günstig. Ihr kennt das ja, euer Chef war ja auch Wirtschaftsminister. Vielleicht hat der eine oder andere von euch sogar diese ganzen positiven Wasserstandsmeldungen verfasst, die den Niedriglohnsektor kaschierten und zum rosigen Arbeitsmarkt stilisierten.

Hier weiterlesen...

Das Gesuch der alten Dame

Dienstag, 24. September 2013

Eine tragische Komödie?

Claire Zachanassian, die Hauptfigur in einer rabenschwarzen Tragikomödie von Dürrenmatt, hat sich einen neuen Namen zugelegt. Sie heißt jetzt Angela Merkel. Sie wird der grünen Gemeinde ein Angebot unterbreiten. Davon muss man ausgehen, wenn man den Stimmen des Wahlabends unbedarft lauschte. Man müsse schließlich alle demokratischen Parteien anhören. Sie wird ein Angebot machen und die Grünen werden sich ein Angebot machen lassen. Sie werden es mit Skepsis entgegennehmen.

Hier weiterlesen...

Das Wahlergebnis hinter dem Wahlergebnis

Montag, 23. September 2013

Bei der Bundestagswahl wählten...
  • ... 28,5 Prozent aller Wahlberechtigten gar nicht.
  • ... 29,3 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU/CSU.
  • ... 18,2 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
  • ... 6,1 Prozent aller Wahlberechtigten die Linke.
  • ... 6,0 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
  • ... 3,4 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
  • ... 3,3 Prozent aller Wahlberechtigten die AfD.
  • ... 1,5 Prozent aller Wahlberechtigten die Piraten.
Fast hätte die Union die absolute Mehrheit mit nicht mal annähernd 30 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten erreicht. Sollte es zur Großen Koalition kommen, besteht die Opposition nur aus 12,1 Prozent.


Bei der Landtagswahl in Hessen wählten...
  • ... 26,8 Prozent aller Wahlberechtigten gar nicht.
  • ... 27,3 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU.
  • ... 21,9 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
  • ... 7,9 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
  • ... 3,7 Prozent aller Wahlberechtigten die Linke.
  • ... 3,6 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
  • ... 2,9 Prozent aller Wahlberechtigten die AfD.
  • ... 1,4 Prozent aller Wahlberechtigten die Piraten.
Die fiktive rot-rot-grüne Mehrheit käme auf 33,5 Prozent aller Stimmen. Die mögliche Jamaika-Koalition summierte sich auf 38,8 Prozent.

Die Frau, die nichts tat und viel gewann

oder Die erste ganz große Dame der deutschen Postdemokratie.

Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist noch nicht ganz klar, ob die Konservativen die absolute Mehrheit haben oder nicht. Klar ist nur, dass es Zuwächse für eine Politik gab, die sich inhaltlich nicht nur im Kreis drehte, sondern als Umteilungssystem von unten nach oben wirkte.

Was wir erleben ist nicht der Sieg oder gar die politische Bestätigung von Angela Merkel, sondern die Ver-Popstar-ung politischer Protagonisten. Politische Inhalte vermittelte sie kaum. Sie strauchelte in der Wahlarena und sprach im Dialog mit Steinbrück (im Volksmund Kanzlerduell genannt) fein säuberlich um den heißen Brei. Was sie wirklich konnte war das Repetitio ihrer Floskeln und der für sie vorgeschriebenen Sprachbilder. Trotzdem reicht es für eine (absolute) Mehrheit. Fast ist es so wie es Der Postillon scherzhaft meinte: Sie ist so beliebt, weil sie so beliebt ist. Andere Erklärungen wirken da nur unglaubhaft.

Hier weiterlesen...

Ich wähle nicht einfach Die Linke ...

Samstag, 21. September 2013

... ich wähle den Breitband-Zugang zu einer gerechteren Gesellschaft.

Eine Empfehlung für Sonntag möchte ich nicht geben. Das klingt dann nämlich so, als würde der dicke Fachmann hübsche Ratschläge erteilen. Ich kann nur von meinem Gespür sprechen. Und das hat sich seit der letzten Bundestagswahl kaum verändert.

Ich halte mich bei der aktuellen Wahl an Steinbrück. Keine Sorge, den wähle ich nicht. Aber in der Wahlarena hat er versucht einen Nichtwähler zu überzeugen. Er belehrte den Mann, dass er die Partei wählen sollte, die seinen Vorstellungen am ehesten entspricht. Von dem Unsinn, den er verzapft hat, dass das Wahlrecht eigentlich eine Wahlpflicht darstelle, halte ich hingegen wenig. Man sollte Menschen nicht in die Pflicht nehmen, sondern sie überzeugen. Aber im Sinne Steinbrücks, die Partei zu wählen, die mir am meisten entspricht, werde ich am Sonntag handeln. Nicht alles, was sie meint und glaubt, finde ich immer richtig. Aber sie ist ja auch nicht mein Klon, der sich wie ich bewegen und ticken soll.

Hier weiterlesen...

Alles schläft, einsam wacht

Freitag, 20. September 2013

Zur Erinnung, bevor sich die Deutschen wieder für sie entscheiden.

Am Sonntagabend wird Merkel erneut mit voller Wucht auf die deutsche Erde aufschlagen und die Erschütterung wird auch den Rest Europas erfassen. Die Kollision wird kein Weltuntergang sein, wird aber die Welt, wie wir sie kennen, weiter demontieren. Die klammheimliche Entdemokratisierung wird weitergehen.

Richtlinieninkompetenz

Die Regierungszeit dieser Frau hat gezeigt, dass sie eine Freundin hohler Worte ist. Sie wackelte orientierungslos durch ihre Amtszeit. War mal für etwas, mal dagegen. Besonders spektakulär war dieser Wackelmut, als sie ihre geliebte Brückentechnologie aufgab, um hernach der Atomenergie doch ein Ende zu bereiten. Ging es um Aufklärung, tauchte sie im Ozean von Worthülsen und schaler Phrasen ab. Sie interpretierte Kanzlerschaft neu: Unter ihr ging es stets nur darum, wie sie am geschicktesten ihre Richtlinieninkompetenz vertuschen und verbergen kann. Die Suggestion der Empathie beherrschte sie makellos. Sie spielte die Kümmerin, wenn es opportunistisch war und machte doch deutlich, dass sozialer Ausgleich nur bedingt mit ihr machbar sei.

Hier weiterlesen...

Keine Pflicht zum Ungehorsam gegen den Überwachungsstaat?

Donnerstag, 19. September 2013

Empörte Gemüter weisen den Vergleich von Prism mit der Überwachung im Sozialismus zurück und verurteilen ihn, da die sozialistische Überwachung aus Ihrer Sicht singulär gewesen sei. Für sie ist die hiesige Überwachung in Ordnung, weil gesetzlich. Doch dieser Vergleich hinkt.

Als Kunde von Vodafone habe ich mich letzte Woche geärgert. Hat also ein Hacker nun allerhand Daten von mir aus dem Vodafone-Bestand abgegriffen. Nach einem Tag war mein Ärger zwar nicht verflogen, aber ich fragte mich, was der Hacker eigentlich anderes gemacht hat, als westliche Geheimdienste es tun. Die Antwort: Fast nichts. Er hat nur einen markanten Punkt beim Datensatzraub vergessen. Er kann sich nicht auf Gesetze berufen, die ihm den Diebstahl gestatten.

Rot-Grün in Ohnmacht

Mittwoch, 18. September 2013

Eine rot-grüne Chronik in den klassischen Farben schwarz und gelb.

Zwei Lesebändchen hat sich der Verlag als Gag ausgedacht. Eines in Rot und eines in Grün. Das rote Bändchen war passend schon nach wenigen Tagen aufgedröselt. Das grüne hielt etwas länger. Das drängte sich mir als Metapher auf.

Quelle: Verlag C.H.Beck
Edgar Wolfrum legt eine Chronik jener denkwürdigen Schröder/Fischer-Jahre vor, die kaum ausführlicher ausfallen konnte. Er erzählt dabei eine Geschichte vom Scheitern und Getriebensein, von Eitelkeit und Selbstverblendung, von einer Regierung, die sich in weiten Teilen von der konservativen Opposition und ihrer schreibenden Zunft anleiten ließ. Und er erzählt, wie sich das Rote in jener denkwürdigen Koalition stärker abnutzte als das Grüne. Wie bei den beiden Lesebändchen. Vom Geflecht blieben nur einige lose Fäden. Vom "linken Projekt" nur wenige Fasern - das ist sie, die am Buchblock befestige Metapher aus Stoff.

Hier weiterlesen...

Der Gänswürger, der Kneißl und die CSU

Dienstag, 17. September 2013

Der irrationale Respekt der Bayern gegenüber Spitzbuben.

Als Bayer in der Ferne muss ich mal etwas zur Ehrenrettung von Land und Leute sagen: Die Leute sind dort wesentlich liberaler und lockerer, als es dieses Wahlergebnis vom Sonntag dokumentiert. Diese Affinität zu den Christsozialen ist eines der ganz großen Rätsel dieses Landstrichs.

Ich will nicht sagen, dass die Bayern grundsätzlich aufgeschlossene und weltoffene Leute wären. Ihnen hängt zum Beispiel ganz zurecht der Makel der Fremdenfeindlichkeit an - die wird aber im gepflegten Egalitarismus betrieben. Ob nun Holsteiner oder Syrer, Berliner oder Mexikaner: Der Bayer ist bei allen gleich skeptisch; Xenophobie ist dort gegen jeden gerichtet, der nicht aus Bayern ist. Lieber ist ihm letzlich ein gemütlicher Türke als irgendein Besserwessi. Und es heißt dort nicht umsonst manchmal: Saupreiß türkischa.

Hier weiterlesen...

Das Wahlergebnis hinter dem Wahlergebnis

Montag, 16. September 2013

Bei der Landtagswahl in Bayern, wählten...
  • ... 36,1 Prozent aller Wahlberechtigten gar nicht.
  • ... 29,9 Prozent aller Wahlberechtigten die CSU.
  • ... 13,0 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
  • ... 5,6 Prozent aller Wahlberechtigten die Freien Wähler.
  • ... 5,4 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
  • ... 2,1 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
  • ... 1,3 Prozent aller Wahlberechtigten Die Linke.
Die absolute Mehrheit der Christsozialen ergibt sich aus dem Stimmen von weniger als einem Drittel aller Wahlberechtigten. Der in Seehofers Eigenlobrede gefallene Satz, dass jeder zweite Bayer die CSU gewählt habe, stimmt damit nicht. Es war nicht mal jeder dritte Bayer. Die sich selbst als im Aufwind fühlende SPD feiert nach 2008 und 2003 das drittschlechteste Ergebnis bei einer bayerischen Landtagswahl seit 1946.

Karlsruhe is ned Bayern

Protokoll darüber, was Seehofern seinen Spezln gegen 18:34 Uhr noch gesagt haben könnte.

Liebe Freunde, wir können stolz sein: Die Wahl ist gewonnen! Und wir haben sogar noch zugelegt.
[Langer Beifall] 
Und wenn ich so frei sprechen darf, dieser Sieg ist weit mehr als nur ein Sieg. Denn er hat uns bewiesen: Die Demokratie ist in Bayern intakt.
[Beifall und Jubel]
Demokratie hat unsere Partei immer so definiert: Eine geistig überlegene Gruppe - überhebliche Zungen würden sagen: eine Avantgarde - leitet die Geschicke für den Rest. Demokratie war für uns nie, dass diese Gruppe um ihre Posten fürchten muss, bloß weil sie Dinge getan oder ignoriert hat, die die Masse für unangebracht hält. Das ist nicht das Wesen der Demokratie, das ist Populismus. Etwas, das die Medien gerne mit Demokratie verwechseln.
[Buh-Rufe - Zuruf: Scheiß-Presse!]

Hier weiterlesen...

Der transzendente Mittelfinger

Samstag, 14. September 2013

Stinkefinger. Die Kanzlerin hat uns einen gezeigt. Erst neulich. Ich habe es beinahe ganz genau gesehen. Wir wollten Stellungnahme zu Prism und der NSA. Und sie zeigte uns lediglich den Mittelfinger.

Sie zeigt ihn nicht, sie tritt
wie einer auf.
Hast du den Steinbrück gesehen?, fragte mich gestern ein Kollege. Hat der doch tatsächlich in dieser Wahlarena einem Zuschauer nen Stinkefinger gezeigt. Er brachte was durcheinander. Ah ja?, fragte ich zurück. Wird der Empfänger schon gebraucht haben. Oder auch nicht. In der Stimme meines Kollegen schwang Entrüstung mit, konnte man die für ihn jetzt zur Selbstkenntnis gewordene Unwählbarkeit Steinbrücks nach diesem Fingerspiel heraushören. Das mache man nicht. Es sei nämlich unanständig. Dass er eigentlich dauernd einen Stinkefinger von der politischen Kaste gezeigt bekommt, scheint ihn nicht weiter zu tangieren. Merkel zeigt doch dauernd so einen Finger, sagte ich ihm. Also metaphorisch. Er fragte mich, was das jetzt mit griechischem Schnaps zu tun habe. Tja, auch er hat ein Wahlrecht.

Hier weiterlesen...

Der Kerl, der es kann, weil er noch kann

Freitag, 13. September 2013

Besonders ekelhaft ist dieses Plakat, auf dem der hessische Ministerpräsident mit einer Liese kuschelt. Seine Liese? Keine Ahnung. Aber wahrscheinlich. Praktikantinnen sind eher selten auf Plakaten. Die hält man sich geheim unterm Schreibtisch. Wer so wirbt, muss ein armes Würstel sein. Was soll das bitte bedeuten? Dass der Typ noch Potenz im Schlauch hat? Ist die Liese vielleicht sowas wie der "Phallus auf sittliche Weise"? Das jugendfreie Symbol für Kraft und Fruchtbarkeit? Der Besorger und Fürsorger? Oder sollen wir uns, sofern sie seine Gattin ist, ein Beispiel an ihr nehmen? Immerhin hat sie den Kerl ja schon mal ausgewählt. Sollen wir es ihr gleichtun und auch Ja zu ihm sagen?

Hier weiterlesen...

Der flatterhafte Präsident

Donnerstag, 12. September 2013

Mittwochs umarmte er noch einen Überlebenden aus Oradour-sur-Glane und fungierte als Botschafter des friedlichen Deutschlands. Freitags wünschte er sich eine angemessene Antwort für Syrien. Dahinter steckt mehr als einfach nur eine wechselhafte Woche im Amt des Bundespräsidenten.

Er sprach von Versöhnung und bedankte sich dafür, dass die Franzosen den Deutschen vergeben haben. Als er einen Überlebenden des SS-Gräuels kamerawirksam und symbolträchtig stützte, glaubte man darin den Geist des "Nie-wieder-Krieg!" herauslesen zu können. Bundespräsident Gauck erklärte, dass es ein völlig anderes Deutschland sei, das er repräsentieren dürfe. Dieses sei ein anderes als das Deutschland, welches in den Erinnerungen herumspukt. Der letzte Teil dieser Erklärung trifft natürlich völlig zu. Die Lehren aus Krieg und Gewalt hat er dennoch nicht so ganz gezogen.

Es geht noch so wie früher

Mittwoch, 11. September 2013

oder Der Wahlkampf ist nur das beibehaltene Alltagsritual eines erkrankten Systems.

Wir erleben Wahlkampf so, wie
die Lädierte ihren Kegelabend.
Das was wir erleben ist doch kein Wahlkampf. Den Begriff habe ich natürlich in letzter Zeit auch schon mehrfach benutzt. Aus Mangel an Möglichkeiten. In Zeiten von "There is no alternative" ist manchmal selbst die Sprache alternativlos geworden. Ich sehe jedenfalls nur den uninspirierten und unmotivierten Abklatsch von etwas, das man nur im Anflug von Kühnheit als dem Wahlkampf artverwandt zuordnen würde.

Hier weiterlesen...

#Aufschrei der Dummheit

Dienstag, 10. September 2013

Aufklärung in Zeiten der Social Media
Quelle: Facebook
Nicht nur Occupy und Taksim sind Produkte so genannter Social Media. Auch die Befürworter der Todesstrafe zelebrieren dort Selbstbestätigung, moralisieren sich eine Argumentation herbei und stärken so ihre Weltanschauung. Die Todesstrafe mit so genannten Kinderschändern in Verbindung zu bringen, erfreut sich äußerster Beliebtheit. Man liket eindeutige Bilder, teilt Hinweise auf Justizskandale und lobt die Todesstrafe für Sexualdelikte in Ländern wie dem Iran. Die Sprache der Befürworter ist hierbei verroht. Der "Kinderschänder" wird entmenschlicht, man macht ihn zur Bestie und spricht ihm jegliches Anrecht ab, ein Mensch sein zu dürfen. Man spricht vom Schwein, das abgeschlachtet gehört und findet, dass selbst die Todesstrafe viel zu milde sei, weil sie nicht langsam tötete.

Hier weiterlesen...

Entlastung für die Heimatfront

Montag, 9. September 2013

Mann sollte die beabsichtigte amerikanische Intervention in Syrien als Beschäftigungsprogramm begreifen. Irgendwo und irgendwie müssen die Generationen junger Männer, die wenig mehr als die Lebensrealität in einer Kriegs- und Krisenregion ihren Erfahrungsschatz nennen dürfen, beschäftigt sein. Man braucht doch einen Katalysator für deren Know-How.

So gesehen ist die Absicht der US-Administration keine menschenrechtliche, sondern eine sozialhygienische. Jetzt, da der Krieg in Afghanistan peu a peu weniger Soldaten an sich bindet, wird es notwendig, neue Betätigungsfelder zu schaffen. Das Ghetto am Stadtrand nimmt auch nicht unbegrenzt Soziopathen auf. Und das amerikanische Gesundheitswesen mit seinen fachlich erstklassigen Psychiatern ist auf die High Society und auf zerstörte Ehen aus der gepflegten Vorstadt spezialisiert - und nicht auf paralysierte und schlafgestörte Ex-GIs, die sich Therapien nicht leisten können.

Hier weiterlesen...

  © Free Blogger Templates Columnus by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP