Langhans als Vordenker
Donnerstag, 13. Januar 2011
Rainer Langhans zieht es in den Dschungel. Im Rahmen einer RTL-Sendung wird er dort mit anderen unbekannten Prominenten den Kasper der Nation geben. Im Vorfeld gab er einige Ansichten zu Protokoll, die zwar nichts Neues mit sich bringen, dafür aber nochmalig unterstreichen, dass Langhans und seine Kommunardenkollegen schon damals, schon 1968, zum wertlosen Beiwerk der Studentenbewegung gehörten.
So erklärt Langhans, dass Dutschke nicht gewillt war, in die Kommune zu ziehen - was er nicht erwähnt ist, dass Dutschke nicht viel von den Kommunarden hielt; für ihn waren sie Clowns ohne politischen Gehalt, leere Aktionisten, die die eigentlichen Absichten der politisierten Studenten mit Schabernack unterwandern wollten. Andre Müller sen. ironisierte vor einigen Jahren das Kommunenleben ganz im Sinne Dutschkes: er beschrieb in seinem Buch, wie die fehlende Hygiene dazu führte, dass man dem Waschen eine patriachale und herrschaftliche Gesinnung unterstellte, nur um seinen ungewaschenen Gestank dogmatisch abzusichern. Nicht Faulheit war Ursache des Ungewaschenseins, sondern die Tatsache, dass Waschen dem Establishment diene. Andersherum aber war für die Kommunarden die Schar um Dutschke zu ernst und zu seriös, verstand zu wenig Spaß, vergammelte regelmäßig in Bibelstunden, die sie Marx-Lesekreise nannten. Man könnte tatsächlich darüber streiten, ob die Kommune ein wesentlicher Teil der Studentenbewegung war; wenn man an 1968 denkt, fällt einem zwar die Kommune ein, weil sie schrill war, weil sie in dem Ruch stand, Sexorgien gefeiert zu haben, aber von substanziellen Gehalt war deren Existenz letztlich nicht. Oder doch?
Betrachtet man Langhans' weitere Äußerungen, so ist man fast geneigt, in der langhansischen Deutung der damaligen Kommune den eigentlichen Ursprung der heutigen Führungskaste zu sehen. Er behauptet, es sei ein Fehler gewesen, das System ändern zu wollen - man hätte die Menschen verändern müssen. "Aber wenn die Menschen sich nicht ändern, dann wird das gierige Kapitalismusding weiter durchgezogen", um es mit seinen Worten zu sagen. In dieser Lesart ist die Finanzkrise kein systemgemachtes Debakel, es war nur die Verantwortungslosigkeit einiger Bankangestellter - Einzelfälle, wie man das heute so galant bezeichnet. Damit steht Langhans dem neoliberalen Zeitgeist, der das "gierige Kapitalismusding" verteidigt und rechtfertigt, näher als ihm wahrscheinlich lieb ist.
Das Kapitalismusding nicht antasten, die Menschen verändern: das sei demnach die Losung! Und fast scheint es so, als habe die ganze Politikerkaste, die sich heute bei den Grünen und der Sozialdemokratie tummelt, dieser Einsicht schon vor Jahren unterworfen. Man marschierte schnurstracks, wie ursprünglich angedacht, durch die Institutionen, legte nach und nach systemverändernde Pläne ad acta und ging daran, die Herren des Kapitals zu zügeln - was freilich fantastisch scheitern musste. Anfangs salbaderte man in Szenekneipen noch vom Systemwechsel, den man betreiben wolle; aber schlussendlich landeten die Kneipengänger dann in politischen Ämtern und feilten ein wenig am Menschen, der den Kapitalismus erträglich machen könne, wenn er nur besser, gewissenhafter, anständiger würde. Langhans predigte das ja schon vor Jahrzehnten und die Fischers, Trittins und Schröders dieser Republik sahen dies erst viel später ein; ihre politischen Söhne und Töchter, die Nahles' und Gabriels und Özdemirs kennen es wahrscheinlich gar nicht anders, sie erlernten schon zu Anfang ihrer Karriere, dass nur im System die Veränderung liege, wenn man nur den Mensch diesem dienlicher mache.
Das Gefasel von tragischen Einzelfällen, die das System torpedieren, entstammt diesem Denkmuster - "bedauerliche Einzelfälle" sind die terminologisch negativen Beispiele einer Denkart, die die materielle Grundbeschaffenheit einer Gesellschaft leugnet, um der ideellen Konzeption zum Primat zu verhelfen; einer Denkart, die Marx von den Füßen auf den Kopf stellt, so tut, als liege der Schlüssel zur gesellschaftlichen Veränderung im Individuum alleine; als sei dieses nicht auch Produkt der Zustände, die ihn umgeben, beeinflussen, in umrissene Richtungen lenken. Langhans hat einen Hang zur Esoterik und geriet vor Jahren arg in Bedrängnis, als er versucht war, das Dritte Reich esoterisch zu erfassen. Dass er Ego-Wandel als Masterplan zur gesellschaftlichen Neugestaltung ins Gespräch bringt, ist von daher nicht verwunderlich. Dass aber die herrschende politische Zunft mit ihrer Einzelfall-Rhetorik und ihrem konzilianten Kapitalzähmungsvorhaben damit aber auch in esoterischen Tümpeln watet, verwundert letztlich schon eher.
Von Dutschke, so hat man manchmal den Eindruck, ist wenig geblieben - ein wenig romantische Rückschau, ein bewundernder Blick in längst vergangene Tage, die Erleuchtung, dass gestreifte Strickpullover niemals anschaulich werden. Fast scheint es so, als habe Langhansens Ego-Wandelstheorem die Oberhand gewonnen, als habe 1968 nicht auf der Straße, sondern auf Matratzen in einer speckigen Kommune stattgefunden. Langhans lebt noch heute im Mief asketischer Wohngemeinschaft - die anderen haben sich in Anzüge gezwängt und die These, wonach nicht das System, sondern der Mensch zu reformieren, auf Arrangement mit den Zuständen zu trimmen sei, in den politischen Alltag getragen. Selbst konservative Kreise, die vor Jahrzehnten dem Kapitalismus noch skeptisch gegenüberstanden, haben sich dieser Maxime unterworfen - auch sie wollen heute Menschen reformieren und das System belassen, was vormals durchaus nicht verbindliche Anschauung war unter Konservativen. 1968 ist fest verwurzelt im heutigen Deutschland, in der heutigen Denkweise. Langhans ist ein Kuriosum, sein egozentrisches Theorem ist es nicht: es ist unsere heutige, leicht esoterisch angestrichene Politik!
So erklärt Langhans, dass Dutschke nicht gewillt war, in die Kommune zu ziehen - was er nicht erwähnt ist, dass Dutschke nicht viel von den Kommunarden hielt; für ihn waren sie Clowns ohne politischen Gehalt, leere Aktionisten, die die eigentlichen Absichten der politisierten Studenten mit Schabernack unterwandern wollten. Andre Müller sen. ironisierte vor einigen Jahren das Kommunenleben ganz im Sinne Dutschkes: er beschrieb in seinem Buch, wie die fehlende Hygiene dazu führte, dass man dem Waschen eine patriachale und herrschaftliche Gesinnung unterstellte, nur um seinen ungewaschenen Gestank dogmatisch abzusichern. Nicht Faulheit war Ursache des Ungewaschenseins, sondern die Tatsache, dass Waschen dem Establishment diene. Andersherum aber war für die Kommunarden die Schar um Dutschke zu ernst und zu seriös, verstand zu wenig Spaß, vergammelte regelmäßig in Bibelstunden, die sie Marx-Lesekreise nannten. Man könnte tatsächlich darüber streiten, ob die Kommune ein wesentlicher Teil der Studentenbewegung war; wenn man an 1968 denkt, fällt einem zwar die Kommune ein, weil sie schrill war, weil sie in dem Ruch stand, Sexorgien gefeiert zu haben, aber von substanziellen Gehalt war deren Existenz letztlich nicht. Oder doch?
Betrachtet man Langhans' weitere Äußerungen, so ist man fast geneigt, in der langhansischen Deutung der damaligen Kommune den eigentlichen Ursprung der heutigen Führungskaste zu sehen. Er behauptet, es sei ein Fehler gewesen, das System ändern zu wollen - man hätte die Menschen verändern müssen. "Aber wenn die Menschen sich nicht ändern, dann wird das gierige Kapitalismusding weiter durchgezogen", um es mit seinen Worten zu sagen. In dieser Lesart ist die Finanzkrise kein systemgemachtes Debakel, es war nur die Verantwortungslosigkeit einiger Bankangestellter - Einzelfälle, wie man das heute so galant bezeichnet. Damit steht Langhans dem neoliberalen Zeitgeist, der das "gierige Kapitalismusding" verteidigt und rechtfertigt, näher als ihm wahrscheinlich lieb ist.
Das Kapitalismusding nicht antasten, die Menschen verändern: das sei demnach die Losung! Und fast scheint es so, als habe die ganze Politikerkaste, die sich heute bei den Grünen und der Sozialdemokratie tummelt, dieser Einsicht schon vor Jahren unterworfen. Man marschierte schnurstracks, wie ursprünglich angedacht, durch die Institutionen, legte nach und nach systemverändernde Pläne ad acta und ging daran, die Herren des Kapitals zu zügeln - was freilich fantastisch scheitern musste. Anfangs salbaderte man in Szenekneipen noch vom Systemwechsel, den man betreiben wolle; aber schlussendlich landeten die Kneipengänger dann in politischen Ämtern und feilten ein wenig am Menschen, der den Kapitalismus erträglich machen könne, wenn er nur besser, gewissenhafter, anständiger würde. Langhans predigte das ja schon vor Jahrzehnten und die Fischers, Trittins und Schröders dieser Republik sahen dies erst viel später ein; ihre politischen Söhne und Töchter, die Nahles' und Gabriels und Özdemirs kennen es wahrscheinlich gar nicht anders, sie erlernten schon zu Anfang ihrer Karriere, dass nur im System die Veränderung liege, wenn man nur den Mensch diesem dienlicher mache.
Das Gefasel von tragischen Einzelfällen, die das System torpedieren, entstammt diesem Denkmuster - "bedauerliche Einzelfälle" sind die terminologisch negativen Beispiele einer Denkart, die die materielle Grundbeschaffenheit einer Gesellschaft leugnet, um der ideellen Konzeption zum Primat zu verhelfen; einer Denkart, die Marx von den Füßen auf den Kopf stellt, so tut, als liege der Schlüssel zur gesellschaftlichen Veränderung im Individuum alleine; als sei dieses nicht auch Produkt der Zustände, die ihn umgeben, beeinflussen, in umrissene Richtungen lenken. Langhans hat einen Hang zur Esoterik und geriet vor Jahren arg in Bedrängnis, als er versucht war, das Dritte Reich esoterisch zu erfassen. Dass er Ego-Wandel als Masterplan zur gesellschaftlichen Neugestaltung ins Gespräch bringt, ist von daher nicht verwunderlich. Dass aber die herrschende politische Zunft mit ihrer Einzelfall-Rhetorik und ihrem konzilianten Kapitalzähmungsvorhaben damit aber auch in esoterischen Tümpeln watet, verwundert letztlich schon eher.
Von Dutschke, so hat man manchmal den Eindruck, ist wenig geblieben - ein wenig romantische Rückschau, ein bewundernder Blick in längst vergangene Tage, die Erleuchtung, dass gestreifte Strickpullover niemals anschaulich werden. Fast scheint es so, als habe Langhansens Ego-Wandelstheorem die Oberhand gewonnen, als habe 1968 nicht auf der Straße, sondern auf Matratzen in einer speckigen Kommune stattgefunden. Langhans lebt noch heute im Mief asketischer Wohngemeinschaft - die anderen haben sich in Anzüge gezwängt und die These, wonach nicht das System, sondern der Mensch zu reformieren, auf Arrangement mit den Zuständen zu trimmen sei, in den politischen Alltag getragen. Selbst konservative Kreise, die vor Jahrzehnten dem Kapitalismus noch skeptisch gegenüberstanden, haben sich dieser Maxime unterworfen - auch sie wollen heute Menschen reformieren und das System belassen, was vormals durchaus nicht verbindliche Anschauung war unter Konservativen. 1968 ist fest verwurzelt im heutigen Deutschland, in der heutigen Denkweise. Langhans ist ein Kuriosum, sein egozentrisches Theorem ist es nicht: es ist unsere heutige, leicht esoterisch angestrichene Politik!
18 Kommentare:
Panoramsendung vom 2.9.1999:
0-Ton
RAINER LANGHANS:
"Wir müssen die besseren Faschisten sein, denn der Faschist ist in meinen Augen jemand, der erstmal natürlich das Himmelreich auf Erden holen wollte, also der wirklich was Gutes wollte. Also unter dem Gesichtspunkt ist Hitler selbstverständlich für uns alle ein großer Lehrer, das wird keiner dann ablehnen können. Jetzt aber im speziellen Fall dieser Spiritualität würde ich sagen: Hitler ist ein verhinderter Spiritueller, und er hat das, was in die inneren Ebenen gehört, auf den äußeren Ebenen - Ich beschloß, Politiker zu werden - durchzusetzen versucht. Das ist meiner Ansicht nach der Hauptfehler, da müssen wir hinschauen, wir Deutschen im wesentlichen, damit wir das verstehen. Wenn wir ihn von vornherein verteufeln, werden wir ihm nicht gerecht."
Nicht ganz so verstrahlt aber auch skandalös ist die Klage von Langhans gegen die in meinen Augen originelle Werbeparodie von "Zalando" jetzt sogar mit zweiter Folge. Da versteht er jedoch keinen Spass.
Die persönliche und gesellschaftliche Komponente als zwei Seiten unserer Realität. Hellhörig werde ich immer, wenn von wem auch immer, eine Seite wegreduziert wird. Wurde im Ostblock mit seiner Ideologie alles auf gesellschaftliche Zusammenhänge reduziert, so wird im "freien" Westen eben alles auf die persönliche Ebene runtergebrochen.
Das dialektische Denken, warum auch immer, scheint nicht Wenigen, ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Sehr guter Beitrag Robert. Mfg Stefan
@ Inglorious Basterd
da hat der Langhans ja schon alles gesagt was er zu sagen hat. Soll er seine Scheiße fressen und reich dabei werden!
Herrn Langhans scheint es in erster Linie um eines zu gehen: um die Marke Langhans. Da ist er ein Bruder im Geiste zur Frau Schwarzer, die sich ja seit längerem für die BILD prostituiert, einer Zeitung also, die unter „Frauenbewegung“ eher anzügliche Vorstellungen hat. Mit der Zalando Werbung hätte Herr Langhans daher vermutlich kein Problem gehabt wenn er sich selbst hätte spielen und selbst dabei hätte verdienen können.
Genau das ist doch auch der Grundirrtum, auf dem dieses Blog aufbaut:
Als könne ein Systemwechsel menschliche Charaktere und deren Umtriebe verhindern, die hier regelmäßig angeprangert werden. Diese Typen hat es aber zu allen Zeiten in allen Systemen gegeben.
Und aufs Korn genommen werden ja auch nicht nur diese Instanzen der oberen Etagen, sondern das nichts daran ändernde Volk, also 98% der Menschen.
Also ich habe den Tenor hier immer so verstanden, dass man einen grundsätzlich anderen Menschen will und nicht den Typus der letzten Tausenden Jahre.
@Daniel Limberger
Wenn Du den Begriff "Moral" durch "Political Correctness" ersetzt, dann bin ich absolut Deiner Meinung.
Ich setze Moral nämlich mit Gewissen und Anstand gleich und das ist ein diametraler Unterschied.
Ich sage schon seit Jahren, dass Political Correctness das Gegenteil von Gewissen ist. Und das ist auch das schleichende und gemeine daran: PC ist keine Unabänderlichkeit (siehe Sarrazin - es wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen, dass dieser geistig-seelische Müllhaufen auch noch Unterstützer findet - abgesehen von der NPD).
Die PC ist sozusagen von oben änderbar - wie praktisch für unsere neoliberalen Misanthropen. Man erklärt es einfach für normal, auf "Minderleister" oder "Niedrig-Performer" herabzusehen oder Moslems per se als minderbegabt und parasitär zu erklären und schon stört sich keiner mehr daran.
Das Gewissen eines Menschen kann man nicht ändern und es mag PC sein oder nicht, dass auf Hartz-IV-Empfängern herumgehackt werden darf. Mein Gewissen verbietet es mir, auf am Boden liegenden Menschen noch herumzutrampeln oder ganze Gruppen von Menschen pauschal abzuqualifizieren.
Mein Gewissen sorgt dafür, dass ich weder treten noch buckeln muss. Mein Rückgrat ist mir heilig, lieber würde ich sterben, als mich in irgendeiner Form zu prostituieren wie die Polit-Huren Schröder, Fischer oder dieser gestörte Langhans, der sich bei RTL vorführen lässt wie ein Tanzbär. Es ist ekelhaft und traurig, was für ein vergeudetes Leben.
Also ich hatte ja immer Respekt für Rainer Langhans. Ein Spinner, ja, aber ich habe ihn immer als zutiefst gutmütigen Menschen empfunden, der die Welt immer nur auf seine eigene Art besser machen wollte. Durch seine Teilnahme am Dschungelcamp hat er diesen Respekt jetzt allerdings verspielt.
Scuba? Die Teilnahme am Dschungelcamp (für das L.R. 50.000 Euronen bekommt) findest Du also schlimmer, als seine Verehrung für Hitler und sein sonstiges esoterisches Geschwafel?
Link zur Zalando-Werbung
http://www.youtube.com/watch?v=AI2y4GikP20
@Basterd
Ok, ich hatte die anderen Kommentare nicht gelesen, die Hitler-Sache ist neu für mich. Dann streich einfach gedanklich das "gutmütig" und lass nur "Spinner" stehen.
Daniel Limberger hat gesagt...
...
"ZUR MORAL ein paar erhellende und AUFKLÄRENDE Vorträge (als MP3 zum Anhören und Downloaden):".....
Hi Daniel, Danke für deine Links.
Ich habe mir mal die Beiträge über das Proletariat und "was man von Marx lernen kann" angehört.
Manches war mir natürlich schon bekannt, aber dennoch, Aufklärung, Wissen vom Feinsten, wie man es von dieser Truppe schon seit 30 Jahren gewohnt ist!
Ich kann nur wünschen und hoffen, dass sich mehr Leute wirkliches Wissen, gerade auch bezüglich Marx, seiner Erkenntnisse zulegen, wie viel hohle Jammerei, Geflenne, begriffstutziges Empören oder auch nur eingebildete Besserwisserei könnte uns allen in vielen Foren erspart bleiben, wären viel ergiebigere Diskussionen möglich.
MfG Bakunin
@Anonym 13. Januar 2011 16:50
Ich setze Moral nämlich mit Gewissen und Anstand gleich und das ist ein diametraler Unterschied.
Zustimmung. Aber die Verwertungsbedingungen des Kapitalismus bzw. Imperialismus führen zu einer gesamtgesellschaftlichen Herabsetzung der Gewissenspraxis. Im Arbeitsverhältnis zählen weitgehend nur noch Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit, technische Genauigkeit, Zuverläßigkeit, Teamgeist, Fleiß etc. Das als korrekt geltende Verhalten (z. B. Political Correctness, Korrektheit am Arbeitsplatz) wird stereotyp wiederholt, d.h. nicht der Sinn, sondern die Art und Weise der Handlung stehen im Vordergrund.
genialer schachzug, sich einen "linken" spinner ins boot zu holen, damit dann alle welt wieder schön ein bisschen hippie hassen kann.
Auch wenn Langhans nur wertloses Beiwerk einer politischen Bewegung war, lässt sich mit ihm doch schön eben diese Bewegung lächerlich machen, verunglimpfen und herrlich Geschichtsverdrehung in den Medien betreiben.
Bei Langhans selbst vermute ich, dass er entweder nicht richtig durchschaut, bei welchem Mist er da mitmacht, oder es geht ihm um hemmungslose Selbstwerbung. Da arbeitet wohl einer an einer schönen Rente, was?
Schade, dass die an sich inhaltlich richtigen Forderungen der 68er derartig verdreht, verfälscht und verunglimpft werden.
Zum Thema"PC":
Mir wurde jüngst von einem Veteranen der 80er gesagt, überprüft hab ich es leider noch nicht (viel leicht hat ja jemand die passenden Recherchemöglichkeiten),
Political Correctness
stamme ursprünglich aus der Nixon-Ära, und sei eine Auflistung von Verhaltensweisen und Ansichten, und auch Sprachregelungen gewesen, wie z.B. dass man "unsere Jungs in Vietnam" unterstützen müsse, dass man an das große Amerika glauben und sich dazu bekennen müsse, dass man die herrschenden Vorstellungen über den "anständigen Amerikaner" zu beachten, kurz, den "American Way of Life" zu leben und zu propagieren habe, "Right or Wrong-My Country" usw.(was sich angesichts der deutschen Geschichte anscheinend hierzulande nicht besonders zur Nachahmung angeboten hat); oder anders gesagt, dass man sich nicht mit "dreckigen langhaarigen Vietconganhängern" und "gottlosen Kommunisten" abzugeben oder zu verbrüdern habe,(was der eine oder andere deutsche Spitzenpolitiker durchaus mal ähnlich formuliert hat zu dieser Zeit).
Wie daraus dann plötzlich ein Kampfbegriff der (tatsächlich oder vermeintlich) Linken geworden ist, darüber kann ich nur spekulieren.
Ich vermute, dass irgendwelche eher akademisch geprägten, dabei vielleicht sogar wohlmeinend-rebellischen eingestellten Intellektuellen der Meinung waren, dem Establishment diese Begrifflichkeit zu entreissen, und sie mit neuem, progressivem Inhalt versehen zu müssen.
Da man aber nur durch Ändern der Worte nicht die Realität ändert, bzw. je mehr man vom realitätsverändernden Handeln zur Selbstintegration, zum konstruktiven Mitgestalten, oder gar nur noch zum "Diskurs" übergeht, desto mehr füllen halt einerseits das Establishment die Inhalte der "PC" neu, oder aber, die praktisch Handelnden fühlen sich von derart leeren, nur noch verbal, dafür aber um so verbalradikaler und inflationär abgehandelten Begrifflichkeiten angeödet bis abgestoßen.
Jedenfalls schließt diese Begrifflichkeit dann gern mal weniger akademisierte, sagen wir mal eher dem proletarischen Milieu stammende Akteure, aus dem Prozeß der Politisierung aus.
Weil es dann eben immer öfter als leeres Geschwafel empfunden wird.
Bis dann eines Tages das Establishment daher kommt, und mit dem Begriff der "PC" auch gleich die darein gefüllten (wirklich oder vermeintlich) linken Inhalte zum Abschuss freigibt, und damit zunächst mal auf Zustimmung gerade bei weniger "gebildeten " Menschen trifft. Bis es vielleicht schon zum Volkssport wird, alles, was auch nur im Geringsten abstrakt, theoretisch oder emanzipatorisch klingt, als leeres Geschwätz von linken weltfremden Spinnern abzutun, wogegen der Pragmatiker, der Macher, der die bestehenden Verhältnisse gut für seine rein individuellen Zwecke zu nutzen versteht, als der eigentliche Realist oder der eigentlich authentisch handelnde Kreative dasteht.
Aber wie gesagt, die Herleitung ist jetzt erstmal nicht bewiesen, erscheint mir aber, der ich die 80er auch schon bewußt erlebt habe, als einigermaßen plausibel.
Langhans als Vordenker für was ? Vielleicht, dass der große Diktator mal als Heiliger verklärt wird ? Damit die Kinder und Kindeskinder der Mörder kein schlechtes Gewissen zu haben brauchen ?
Langhans ist ein Dummschwätzer und hat von Esoterik soviel Ahnung wie meine Katzen.
Das Gegenteil von Esoterik ist Exoterik. Die Esoterik befaßt sich mit Gott, Geist, Seele, also Dinge die man nicht sieht. Die Exoterik befaßt sich eben mit den Dingen die man sieht.
Esoterik und Exoterik waren mal eins und gehörten zur Philosophie, d.h. die Philosophie war beides.
Irgendwann, wie fast alles, kam die Trennung. " Ich denke, also bin ich".
Es ist schon dreist und hochgradig größenwahnsinnig, einen Diktator, der Massenmord an abermillionenen Menschen industriell vollziehen ließ, als einen großen Lehrer und verhinderten Spirituellen zu bezeichnen, der das Himmelreich auf die Erden holen wollte.
Was ist denn dann Ghandi gewesen?
Langhans denkt, wenn er sich ein Nachthemd anzieht, einen Bart und lange Haare wachsen läßt, wäre er ein Mönch, einer der "weiss". Mitnichten. Aber diese Leute gibt es überall.
Ein Buch kann ich empfehlen:
"Vom Gedanken zur Tat" zur Psychoanalyse des Antisemitusmus von Elisabeth Brainin, Vera Ligeti, Samy Teicher.
Nach der Lektüre weiß man, es war viel schlimmer, als es uns erzählt wurde und man weiß dann auch, warum so vieles so verharmlost wurde.
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