Schon wieder fremde Lorbeeren

Donnerstag, 24. März 2011

"Stephanie zu Guttenberg ist zurück!", titelt die BILD. Und sie sammelte bei einer Veranstaltung in Mannheim "erfolgreich Spenden ein". Was die Zeitung aber nicht erwähnt: Guttenberg sammelte nicht selbst "erfolgreich Spenden ein", sie winkte einen Hiwi herbei, der dies für sie erledigte. Dieser durfte dann mit dem Klingelbeutel in der Hand durch die Reihen irrlichten. Man lernt es im Hause Guttenberg einfach nicht, schmückt sich erneut mit fremden Lorbeeren...

Zunächst verleugnete Stephanie zu Guttenberg den Vorwurf noch. Sie sei selbst Spenden einsammeln gegangen, ließ sie verlautbaren, die Vorwürfe seien "einfach nur abstrus". Außerdem habe sie niemals die Hilfe eines Ghostcollectors in Anspruch genommen. Alles was da zusammenkam, habe sie selbst aus den Geldbörsen der Anwesenden herausgekitzelt. Parteigänger der Freifrau pflichteten ihr umgehend bei, ohne auch nur zu erahnen, was genau man ihr zum Vorwurf gemacht hatte. Sie würde "stets alles selbst machen", vernahm man da. Infam sei es, irgendetwas anderes zu unterstellen! Und natürlich sei das ein erneuter Anschlag seitens der Opposition auf die Integrität Frau zu Guttenbergs, erklärte die Kanzlerin in einer Stellungnahme.

Aufgetauchte Fotos beweisen jedoch, dass Stephanie zu Guttenberg das Podium nie verlassen hatte. Eine tumb dreinblickende Hilfskraft wanderte durch die Reihen, während die Freifrau von oben herab dirigierte und mit dem Finger auf noch nicht gemolkene Spender deutete. Frau zu Guttenberg, so verkündeten sodann einige Unionspolitiker, habe zwar einen Fehler begangen und kritikwürdig gehandelt, darf allerdings nicht von ihrem Amt als Ehrenamtliche zurücktreten, weil dieses nicht direkt beschmutzt wurden. Es sei einfach nur ein Fehler in ihrer Erziehung, der sie dazu veranlasste, statt selbst anzupacken, einfach umherzukommandieren - ein adliger Makel, dafür könne sie schließlich wenig. Man könne ihr einen solchen Fehler, der sich schon in der Kindheit eingeschlichen hat, doch jetzt nicht zum Vorwurf machen - dieser geschah ja schon vor der Zeit als Ehrenamtliche. Die Integrität für das Ehrenamt bleibe damit unangetastet.

Die Guttenbergs, sie lernen es einfach nicht. Ständig verkaufen sie Taten anderer als eigene - der eine läßt sich einen Doktortitel schreiben und erklärt, er sei der Macher seiner Doktorwürde; die andere läßt Spenden sammeln und läßt sich als erfolgreiche Sammlerin feiern. Der eine schob Verantwortungen auf Untergebene und entband diese heldenhaft von Ämtern; die andere tut so, als würde sie die Organisation, für die sie zu Diensten ist, im Alleingang stemmen. Die Guttenbergs, sie lernen es einfach nicht - oder: sie sorgen einfach nicht dafür, dass es jemand für sie lernen macht...



10 Kommentare:

Anonym 24. März 2011 um 10:20  

hahaha. was ne glosse

Thomas 24. März 2011 um 11:32  

Nein nein, das ist bei Adels so. Was einer der Untertanen getan hat, das hat man Quasi selbst getan. Das funktioniert auch umgekehrt: was ein Adliger getan hat, das hat quasi sein Untertan getan.
Beispiele gefällig?
Zum ersten siehe die Beschreibung im Artikel.
Zum zweiten siee das Handeln von Herrn zu Guttenberg in diversen Affären: Ich bin nicht schuld. Das waren meine Untergebenen.

Anonym 24. März 2011 um 12:14  

So what. Und was die Kirche einsammelt, macht auch der Küster oder Ministrant, oder das Schäflein selbst am Opferstock. Also nix Neues im Westen.
Was mich zum Würgen bringt, ist nicht das Charity-Gewese solcher Herrschaften - um richtig reich zu werden, brauchts eben einen richtig miesen Character, und ein wenig rumspenden kann das fleckige Image kurzzeitig aufhübschen. Schlimmer ist die Jubelpresse, die dann Menschen wie Pornosteffi, Billyboy Gates oder Matschmeyer zu anbetungswürdigen Lichtgestalten hochschreiben. Da hilfts auch nicht, wenn die *räusper* kritische Presse ein bis zwei kritische Halbsätze dazu ablässt.

Anonym 24. März 2011 um 12:50  

Na was will man von Guttenberg usw auch erwarten.

Was mich allerdings inzwischen eher irritiert ist folgendes:
>Eine tumb dreinblickende Hilfskraft<

Klaus Baum 24. März 2011 um 13:42  

nein, nein, sie war im publikum. der BDI erklärte soeben, dass man sie nur auf dem podium sieht, ist ein foto- und filmfehler.

ad sinistram 24. März 2011 um 14:11  

Was mich allerdings inzwischen eher irritiert ist folgendes:
>Eine tumb dreinblickende Hilfskraft<

Ich entschuldige mich dafür, keine politisch korrekte Sprache zu verwenden, sondern flapsig dahinzuschmieren...

antiferengi 24. März 2011 um 19:11  

@Roberto. Na, dann nehme ich den schwarzen Peter der flapsig schichtentreuen Untreue zum edlen, zur Hilflosigkeit verdammten Untertanen, mal von dir.

Eine tumb dreinblickende Hilfskraft, die voller Demut und Respekt ob der herrlichen Aufgabe, - für euer Durchlaucht mit gleisender Bescheidenheit die Kollekte herum reichen zu dürfen, untermalte das Bild der weitreichenden Geste des spendenden Willens, welcher einzig und alleinig durch die aufopfernde und selbstlose Tätigkeit einer mental geistigen Führungsperson aus gutem Hause initiiert wurde. :-))))))

Anonym 25. März 2011 um 03:26  

"Stephanie zu Guttenberg ist zurück!" klingt nach einer Mischung aus Ankündigung und Drohung: "Mein Gatte darf zwar jetzt noch nicht die Klappe aufmachen, ich aber schon! Nur, damit Sie uns nicht vergessen!"

Anonym 25. März 2011 um 07:06  

tumb dreinblicken ist ne ganz normale formulierung. finde ich gut

Anonym 3. April 2011 um 20:57  

Typisch, die lässt sich ja auch von einem Betrüger vögeln, da muss sie ein verzerrtes Weltbild haben. Soetwas nennt sich Leistungsträger und wird von der sabernden CDU Meute gewählt.

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