Ein Grund unter anderen, warum sich die Linke schwertut
Freitag, 23. September 2016
Alle möglichen Leute waren da am Samstag unterwegs. Aus jeder gesellschaftlichen Schicht. Aus verschiedenen Berufsständen. Die Freihandelsabkommen sind nicht, wie das manche Medienanstalt gerne behauptet, der Angriffspunkt einer sektiererischen Splittergruppe. Die Ablehnung ist breiter Konsens. Egal, was man sonst auch denken mag bei den Gegnern, bei CETA und TTIP ist die Sache relativ klar. Beides wird als Generalangriff auf Demokratie, Transparenz und Lebensqualität angesehen. Wie gesagt, alle möglichen Leute waren da. Und dann noch die Antifa. Oder der schwarze Block oder wie diese Mädels und Jungs sich auch bezeichnen. Der politische Kindergarten gab sich die Ehre und ich musste als Linker mal wieder feststellen: Euer Kampf ist nicht meiner. Euer Krampf ist etwas, was mit der Linken an sich nichts zu tun hat - oder wenigstens nicht mehr zu tun haben sollte. Die Linke sollte endlich deutlich machen, dass dieser Mob nichts ist, was links relevant sein kann.
Sie waren die lautesten, das muss man ihnen ja lassen. Skandierten Parolen. »Alerta, Alerta Antifascista!« Hm, es ging gegen den Freihandel und da waren wir schon wieder bei deren Lieblingsthema: Den Nazis. Alles Nazis außer die Kinder im schwarzen Pulli mit vermummten Gesichtern. Fairerweise muss man festhalten, dass sie denselben Spruch auch mit »Anticapitalista« riefen. Gleich die ganze Sache an der Wurzel angepackt. So denkt man sich freilich dort Politik, wo das Infantile sich auf den Boden wirft und Trotzphasen auslebt. Aber ob nun Reformismus klappt oder nicht, das lassen wir mal lieber als Thema. Für heute jedenfalls. Auf dem Marsch durch die Stadt hissten besonders Schlaue auf dem obersten Balkon einer Jugendherberge ihre Erkenntnis: »Gerechten Handel gibt es nur im Kommunismus!« Da applaudierte der schwarze Block heftig, man jubelte und gab Zeichen der Anerkennung. Solidarität und so. Zwei Gewerkschafter mit DGB-Fähnchen hinter mir wechselten an dieser Stelle ihren Platz in der Schlange. Das sei nicht ihre Klientel, sagten sie mit mildem Lächeln. Ich konnte die Männer verstehen, blieb aber noch eine Weile; zuweilen bin ich Voyeur, ich beobachte den Irrsinn gerne, wo er sich zeigt.
Auf dem Main zündeten Typen im Schlauchboot Bengalos. Es sah aus, als seien sie in Seenot, wie sie da in ihrem Gummiteil lümmelten und gleichzeitig mit Leuchtmittel auf sich aufmerksam machen wollten. Die Kinder jubelten abermals. »Alerta, Alerta Antifascista!« Rotes Feuer, da gehen sie voll darauf ab, denn es ist das wärmende Feuer der Bewegung. Sie müssen dann ihren Reflexen folgen und Anerkennung grölen. Es stellte sich im Laufe des Marsches heraus, dass diese nicht ganz Schiffbrüchigen eine rechte Fahne schwenkten. Die Rundschau berichtete später auch darüber. Wenn man Protest ritualisiert, dann kommt es eben schon mal vor, dass ach so linke Leutchen auch mal den Rechten zujubeln und es nicht mal merken. Das Hirn, es ist eben auch nur so ein Muskel, der benutzt werden will, um nicht zu verkümmern. Anatomisch betrachtet ist es kein Muskel, ich sage das gleich noch hinterher, um mir jeglichen Kommentar angehender Mediziner, die es besser wissen, gleich vorab zu ersparen. Benutzung - darum ging es mir bei dem Ausspruch. Über die Benutzung der Masse im Schädel hat Kant geschwärmt. Ob diese Leute wohl je was mit Kant zu tun hatten? Für mich steht fest, es gibt keine Linke ohne Kant und jemand kann nur bedingt Linker sein, wenn er nicht den Mut hat, sich seines Kants zu bedienen.
Im Umfeld des schwarzen Blocks lief natürlich die Polizei mit. Sie taten das relativ unmotiviert, die wollten sicherlich auch nur nach Hause und Sportschau gucken. Selbst die der Demo wohlgesonnenen Zeitungen berichteten später, dass die Polizei diesen fröhlichen Marsch durch Frankfurt eigentlich mehr oder weniger als Wegweiser begleitete. Das kann ich bestätigen, die Polizei unterhielt sich mit den Teilnehmern über Schrott und die Welt. Es war friedlich und die Uniformierten waren umgänglich. 70 Prozent aller Deutschen seien wohl gegen TTIP. So haben Umfragen ergeben. Auch Polizisten gehören in diese Erhebung. Wieso sollten nicht auch 70 Prozent der Polizisten gegen die Vorhaben von CETA und TTIP sein? Und wer weiß, vielleicht fühlte sich mancher Beamte sogar an diesem Nachmittag als Teilnehmer und nicht als Außenstehender im Dienst. Den Block rahmten sie natürlich trotzdem ein. Auch wegen Bengalos und dergleichen Unfug mehr. Das ist völlig in Ordnung. Aus dem Block vernahm man natürlich Stimmen, da würde man unnütz provoziert, die Bullen bereiteten einen Angriff vor, man würde nur den richtigen Moment abwarten. Na klar, die führen ja immer einen Krieg gegen die Polizei. Deren antiautoritäre Attitüde gebietet es, in der Polizei das Übel allen Seins zu wittern. Zur Mutprobe gehört es da freilich, es den Bullen nicht zu einfach zu machen. Was immer man darunter verstehen mag. Ich jedenfalls bin zu alt für diesen Scheiß.
Diesmal blieb es ohne Konsequenzen. TTIP und CETA, da muss man auch mal ehrlich sein, ist nicht ganz so die Liga dieser angeblichen Linken. Bei Antirassismus laufen sie zur Höchstform auf. Aber bei so verzwickten ökonomischen Geschichten, da ist man eher bieder. Damit kann man nichts anfangen. ÖkoLinx, die Partei von Frau Ditfurth zum Beispiel, die habe ich nicht gesehen. Ihre Kamarilla in den Netzwerken posteten auch nicht sonderlich wild vom Ereignis. Es lief ja auch kaum einer mit. Das ist einfach nicht deren Tummelplatz. Beim Antirassismus hat man selbstverständlich auch konkrete Feindbilder, da mischt man also auch konkreter mit. Aber die Irrungen und Wirrungen ökonomischer Grundlagenverträge, das ist so komplex, so wenig parolenträchtig. Da macht man zwar mit, dagegen zu sein ist chic, aber die Leidenschaft kühlt ab, wenn es um so stinkgewerkschaftliche Themen geht. Beim Marsch gegen Nazis geht das viel passionierter. Da sind die Neonazis und die Polizei. Letzterer wirft man vor, dass sie sich mit den ersteren zusammentut. Und dann beschimpft man einen Beamten mit türkischen Wurzeln, dessen Eltern von Neonazis als Dreck beschimpft werden, er sei auch nichts weiter als so ein Faschist.
Bevor ich hier abschweife: All das geschah am letzten Samstag nicht. Es blieb ruhig. Eigentlich haben sich die Jungs und Mädels halbwegs benommen. Viele der Teilnehmer haben sie trotzdem abgestoßen. An vielen Stellen hörte man, dass die irgendwie total aus dem Rahmen fallen, das Wort »Fanatiker« fiel. An all diesen Kleinigkeiten ermaß man wes Kleingeistes Kind diese Leute in Schwarz sind. Sie sind im Grunde ein Fremdkörper in der Linken, wenn man mal ehrlich ist. Leben in einer Parallelgesellschaft, die nur so strotzt von Nachäfferei und sinnentleerter Paroliererei, ergänzt durch den Hang, alles gleich immer zu vershitstormen und moralisch aufzuladen. Dialog ist deren Stärke nicht. Sie brüllen nieder und haben Rituale entwickelt, die dem ursprünglichen Metier der Linken, als von der Gewerkschaft inspirierten Ausrichtung der Politik, völlig fremd und auch unverständlich sind.
Was ich eigentlich sagen wollte, um es mal abzukürzen: Am Samstag kamen wie gesagt Leute aus allen Schichten zusammen. Ich unterstelle allen, die da waren, dass sie die soziale Frage ernst nehmen. So gesehen sind es 70 Prozent der Deutschen, die TTIP ablehnen, die ein Interesse an einer gerechten Antwort auf diese soziale Frage haben. Die Linke krebst aber irgendwo bei zehn, zwölf Prozent herum, kriegt keine Mehrheit auf den Weg, obwohl das Szenario auf linke Alternativen weist. Die Diskrepanz zwischen diesen beiden Werten hat ganz ohne Zweifel viele Ursachen. Hat auch damit zu tun, dass die Medien am Anfang der linken Parteigeschichte einen Spaß daran hatten, diese neue Partei zu diskreditieren. Aber all diese Spinner, diese K-Gruppen- oder anarchosektiererischen Banden, der schwarze Block, die Antifa mit ihrem rüden Verhalten, das schreckt die Menschen ab. Man musste am Samstag nur in die Gesichter normaler Bürger gucken und die Wirkung dieser schwarzen Gestalten in deren Bürgermimik suchen, man konnte so ein bisschen erahnen, warum sich die Linke an den Wahlurnen schwertut. Man verbindet einfach viel zu häufig diesen politischen Kindergarten mit der Partei.
Diese Einschätzung ist nicht mal ganz falsch, denn die Linke tut nicht genug dafür, um sich von diesen Leuten abzugrenzen. Sie muss es aber tun. Nicht nur, um als Alternative für Deutschland wahrgenommen zu werden - sondern eben auch, weil diese Männer und Frauen gar keine wirklichen linken Werte vor sich hertragen. Antiautoritär sein, den Staat anarchistisch verachten und all so was - so macht man doch keinen Staat. Aber genau darum sollte es der Linken heute doch gehen: Staat machen! Unbedingt sogar. Die Staaten, die sich im Laufe vieler Jahre mit neoliberalen Programmen ausgestattet haben und die auch noch von rechten Spießbürgerparteien gekapert werden, brauchen eine feindliche Übernahme. Von links! Und das mit Bedacht, mit Augenmaß und in sachlicher Gelassenheit. Für all das stehen schwarze Blöcke nicht. Sie sind insofern weniger Blöcke als Blockierer, denn sie hemmen eine stärkere Linke in den Parlamenten. Sie sind kontraproduktiv und stärken nicht die Linke, sie spielen der Alternativlosigkeit Merkels und jener neuen Petrys in die Hände. Sie mögen zwar nicht den Rechtsruck verursacht haben, aber sie liegen einem Schwenk nach Links im Weg.
Sie waren die lautesten, das muss man ihnen ja lassen. Skandierten Parolen. »Alerta, Alerta Antifascista!« Hm, es ging gegen den Freihandel und da waren wir schon wieder bei deren Lieblingsthema: Den Nazis. Alles Nazis außer die Kinder im schwarzen Pulli mit vermummten Gesichtern. Fairerweise muss man festhalten, dass sie denselben Spruch auch mit »Anticapitalista« riefen. Gleich die ganze Sache an der Wurzel angepackt. So denkt man sich freilich dort Politik, wo das Infantile sich auf den Boden wirft und Trotzphasen auslebt. Aber ob nun Reformismus klappt oder nicht, das lassen wir mal lieber als Thema. Für heute jedenfalls. Auf dem Marsch durch die Stadt hissten besonders Schlaue auf dem obersten Balkon einer Jugendherberge ihre Erkenntnis: »Gerechten Handel gibt es nur im Kommunismus!« Da applaudierte der schwarze Block heftig, man jubelte und gab Zeichen der Anerkennung. Solidarität und so. Zwei Gewerkschafter mit DGB-Fähnchen hinter mir wechselten an dieser Stelle ihren Platz in der Schlange. Das sei nicht ihre Klientel, sagten sie mit mildem Lächeln. Ich konnte die Männer verstehen, blieb aber noch eine Weile; zuweilen bin ich Voyeur, ich beobachte den Irrsinn gerne, wo er sich zeigt.
Auf dem Main zündeten Typen im Schlauchboot Bengalos. Es sah aus, als seien sie in Seenot, wie sie da in ihrem Gummiteil lümmelten und gleichzeitig mit Leuchtmittel auf sich aufmerksam machen wollten. Die Kinder jubelten abermals. »Alerta, Alerta Antifascista!« Rotes Feuer, da gehen sie voll darauf ab, denn es ist das wärmende Feuer der Bewegung. Sie müssen dann ihren Reflexen folgen und Anerkennung grölen. Es stellte sich im Laufe des Marsches heraus, dass diese nicht ganz Schiffbrüchigen eine rechte Fahne schwenkten. Die Rundschau berichtete später auch darüber. Wenn man Protest ritualisiert, dann kommt es eben schon mal vor, dass ach so linke Leutchen auch mal den Rechten zujubeln und es nicht mal merken. Das Hirn, es ist eben auch nur so ein Muskel, der benutzt werden will, um nicht zu verkümmern. Anatomisch betrachtet ist es kein Muskel, ich sage das gleich noch hinterher, um mir jeglichen Kommentar angehender Mediziner, die es besser wissen, gleich vorab zu ersparen. Benutzung - darum ging es mir bei dem Ausspruch. Über die Benutzung der Masse im Schädel hat Kant geschwärmt. Ob diese Leute wohl je was mit Kant zu tun hatten? Für mich steht fest, es gibt keine Linke ohne Kant und jemand kann nur bedingt Linker sein, wenn er nicht den Mut hat, sich seines Kants zu bedienen.
Im Umfeld des schwarzen Blocks lief natürlich die Polizei mit. Sie taten das relativ unmotiviert, die wollten sicherlich auch nur nach Hause und Sportschau gucken. Selbst die der Demo wohlgesonnenen Zeitungen berichteten später, dass die Polizei diesen fröhlichen Marsch durch Frankfurt eigentlich mehr oder weniger als Wegweiser begleitete. Das kann ich bestätigen, die Polizei unterhielt sich mit den Teilnehmern über Schrott und die Welt. Es war friedlich und die Uniformierten waren umgänglich. 70 Prozent aller Deutschen seien wohl gegen TTIP. So haben Umfragen ergeben. Auch Polizisten gehören in diese Erhebung. Wieso sollten nicht auch 70 Prozent der Polizisten gegen die Vorhaben von CETA und TTIP sein? Und wer weiß, vielleicht fühlte sich mancher Beamte sogar an diesem Nachmittag als Teilnehmer und nicht als Außenstehender im Dienst. Den Block rahmten sie natürlich trotzdem ein. Auch wegen Bengalos und dergleichen Unfug mehr. Das ist völlig in Ordnung. Aus dem Block vernahm man natürlich Stimmen, da würde man unnütz provoziert, die Bullen bereiteten einen Angriff vor, man würde nur den richtigen Moment abwarten. Na klar, die führen ja immer einen Krieg gegen die Polizei. Deren antiautoritäre Attitüde gebietet es, in der Polizei das Übel allen Seins zu wittern. Zur Mutprobe gehört es da freilich, es den Bullen nicht zu einfach zu machen. Was immer man darunter verstehen mag. Ich jedenfalls bin zu alt für diesen Scheiß.
Diesmal blieb es ohne Konsequenzen. TTIP und CETA, da muss man auch mal ehrlich sein, ist nicht ganz so die Liga dieser angeblichen Linken. Bei Antirassismus laufen sie zur Höchstform auf. Aber bei so verzwickten ökonomischen Geschichten, da ist man eher bieder. Damit kann man nichts anfangen. ÖkoLinx, die Partei von Frau Ditfurth zum Beispiel, die habe ich nicht gesehen. Ihre Kamarilla in den Netzwerken posteten auch nicht sonderlich wild vom Ereignis. Es lief ja auch kaum einer mit. Das ist einfach nicht deren Tummelplatz. Beim Antirassismus hat man selbstverständlich auch konkrete Feindbilder, da mischt man also auch konkreter mit. Aber die Irrungen und Wirrungen ökonomischer Grundlagenverträge, das ist so komplex, so wenig parolenträchtig. Da macht man zwar mit, dagegen zu sein ist chic, aber die Leidenschaft kühlt ab, wenn es um so stinkgewerkschaftliche Themen geht. Beim Marsch gegen Nazis geht das viel passionierter. Da sind die Neonazis und die Polizei. Letzterer wirft man vor, dass sie sich mit den ersteren zusammentut. Und dann beschimpft man einen Beamten mit türkischen Wurzeln, dessen Eltern von Neonazis als Dreck beschimpft werden, er sei auch nichts weiter als so ein Faschist.
Bevor ich hier abschweife: All das geschah am letzten Samstag nicht. Es blieb ruhig. Eigentlich haben sich die Jungs und Mädels halbwegs benommen. Viele der Teilnehmer haben sie trotzdem abgestoßen. An vielen Stellen hörte man, dass die irgendwie total aus dem Rahmen fallen, das Wort »Fanatiker« fiel. An all diesen Kleinigkeiten ermaß man wes Kleingeistes Kind diese Leute in Schwarz sind. Sie sind im Grunde ein Fremdkörper in der Linken, wenn man mal ehrlich ist. Leben in einer Parallelgesellschaft, die nur so strotzt von Nachäfferei und sinnentleerter Paroliererei, ergänzt durch den Hang, alles gleich immer zu vershitstormen und moralisch aufzuladen. Dialog ist deren Stärke nicht. Sie brüllen nieder und haben Rituale entwickelt, die dem ursprünglichen Metier der Linken, als von der Gewerkschaft inspirierten Ausrichtung der Politik, völlig fremd und auch unverständlich sind.
Was ich eigentlich sagen wollte, um es mal abzukürzen: Am Samstag kamen wie gesagt Leute aus allen Schichten zusammen. Ich unterstelle allen, die da waren, dass sie die soziale Frage ernst nehmen. So gesehen sind es 70 Prozent der Deutschen, die TTIP ablehnen, die ein Interesse an einer gerechten Antwort auf diese soziale Frage haben. Die Linke krebst aber irgendwo bei zehn, zwölf Prozent herum, kriegt keine Mehrheit auf den Weg, obwohl das Szenario auf linke Alternativen weist. Die Diskrepanz zwischen diesen beiden Werten hat ganz ohne Zweifel viele Ursachen. Hat auch damit zu tun, dass die Medien am Anfang der linken Parteigeschichte einen Spaß daran hatten, diese neue Partei zu diskreditieren. Aber all diese Spinner, diese K-Gruppen- oder anarchosektiererischen Banden, der schwarze Block, die Antifa mit ihrem rüden Verhalten, das schreckt die Menschen ab. Man musste am Samstag nur in die Gesichter normaler Bürger gucken und die Wirkung dieser schwarzen Gestalten in deren Bürgermimik suchen, man konnte so ein bisschen erahnen, warum sich die Linke an den Wahlurnen schwertut. Man verbindet einfach viel zu häufig diesen politischen Kindergarten mit der Partei.
Diese Einschätzung ist nicht mal ganz falsch, denn die Linke tut nicht genug dafür, um sich von diesen Leuten abzugrenzen. Sie muss es aber tun. Nicht nur, um als Alternative für Deutschland wahrgenommen zu werden - sondern eben auch, weil diese Männer und Frauen gar keine wirklichen linken Werte vor sich hertragen. Antiautoritär sein, den Staat anarchistisch verachten und all so was - so macht man doch keinen Staat. Aber genau darum sollte es der Linken heute doch gehen: Staat machen! Unbedingt sogar. Die Staaten, die sich im Laufe vieler Jahre mit neoliberalen Programmen ausgestattet haben und die auch noch von rechten Spießbürgerparteien gekapert werden, brauchen eine feindliche Übernahme. Von links! Und das mit Bedacht, mit Augenmaß und in sachlicher Gelassenheit. Für all das stehen schwarze Blöcke nicht. Sie sind insofern weniger Blöcke als Blockierer, denn sie hemmen eine stärkere Linke in den Parlamenten. Sie sind kontraproduktiv und stärken nicht die Linke, sie spielen der Alternativlosigkeit Merkels und jener neuen Petrys in die Hände. Sie mögen zwar nicht den Rechtsruck verursacht haben, aber sie liegen einem Schwenk nach Links im Weg.
3 Kommentare:
Auch wenn ich teilweise ebenso zweifelnd auf manche Demoteilnehmer reagiere: Wenn wir uns damit beschäftigen wer nun ein "guter" Linker ist und wer nicht, sind wir genau da wo sie uns haben wollen. Jegliches Gerangel um linke Deutungshoheit ist verschwendete Zeit und spielt dem Establishment in die Karten.
In Göttingen gabs vor kurzem auch eine Demo mit ähnlichen Gestalten, vermummt und so. Altersdurchschnitt ca 23 Jahre, bei den nicht Vermummten.
Ich erinnere mich schon nicht mehr was auf ihren Plakaten stand, weil es nichts war, das mir im Kopf rumgeht. Nichts von CETA und auch nichts über Löhne oder Datenschutz.
Du hast es ja ausgiebig beschrieben: Man kann diese Gestalten nicht ernst nehmen. Im besten Fall stören sie nur. Ja es ist schön, dass sie ihr Recht zu demonstrieren wahr nehmen, aber das wars auch schon, was mir an Gutem zu ihnen einfällt. In ein paar Jahren sind sie was ruhiger geworden, stellen auch fest wie lächerlich ANTIFA und etc. sind und wählen dann CDU oder Grüne, weil die LINKE ja dieser früher gelebten Lächerlichkeit so nahe steht.
Schon Lenin hatte seinerzeit behauptet, der Linksradikalismus sei die Kinderkrankheit des Kommunismus, übrigens mit dem ähnlichen Argument, der linke Radikalismus könne keinen Staat machen. Der Staat von Lenin war dann aber erst rechts nichts. Ich denke, die Grenzlinie sollte die Haltung zur Gewalt sein: wer friedlich an einer friedlichen Demo teilnehmen will, soll dies tun. Das Spektrum des linken Diskurses ist halt sehr breit und Verwirrte gibt es überall. Selbst Buddhisten, die für einen anderen Umgang mit dem Kosmos eintreten, liegen ja nicht völlig falsch. Im übrigen kann man die Bedeutung von Spontis,Radikalfeministinnen und anderen für die kulturelle Liberalisierung der alten Bundesrepublik kaum überschätzen. Und auch der Erfolg von Bernie Sanders in den USA ist sicher auch eine Folge von occupy.
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