Als Sidney Poitier schwieg und warum wir es auch tun sollten

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Wir sind so aufgeregt. So schrecklich nervös und sprunghaft. Schreien herum und rufen nach sofortigen Lösungen. Geht es denn keine Spur leiser und reflektierter. Nach den letzten Terroranschlägen wurde mal wieder klar, wie wir gesellschaftlich ticken: Wie eine Zeitbombe.

Der Trubel war einschüchternd. Noch Tage nach den Pariser Anschlägen konnte man gucken wohin mal wollte, immer dasselbe Thema, immer wieder wilde Kommentare und spekulative Stellungnahmen. Alles voller Aufregung, Verdächtigungen, Schuld-zuweisungen, dann neue Skandale und neue Terror-Warnungen. Und da noch ein Fachmann mit noch einer tragischeren Erkenntnis. In den sozialen Netzwerken tobte der Kulturkampf - Humanismus Null, Hass Drei. Alle Welt schien aufgeschreckt, war laut und hatte sofort Meinung, Zukunftsprognose und Erkenntnis parat. Ich konnte die Kakophonie aus Lautstärke und Rechthaberei, aus Angstmache und Krach nicht mehr ertragen und machte mir Netflix an, wollte irgendwas Belangloses ansehen und klickte auf eine Dokumentation zum Oscar, schöne alte Aufnahmen von dazumal. Darsteller, die ich als Kind noch gesehen hatte, weil die Sender noch Klassiker ausstrahlten. David Niven, Humphrey Bogart, Bette Davies und Sidney Poitier. Letzterer war Thema, weil er der erste schwarze Preisträger seit Jahrzehnten war. Und generell der erste Schwarze, der als Hauptdarsteller gewann.

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