Ein unvergleichlich toller Typ
Donnerstag, 21. Januar 2016
Fremde sind faul, arglistig und ungebildet. Sie haben keinerlei Respekt, stehlen und provozieren. Sie spielen mit »unseren Frauen« und nehmen sie sich ohne sie zu fragen. Wenn deutsche Werte überhaupt was bedeuten, dann sich durch Schlechtmachen anderer aufzupolieren.
Letzte Woche endete diese Kolumne damit, dass sie meinen seligen alten Herrn einst zum Vater eines Analphaten gemacht hatten. Das ist ein gutes altes Vorurteil, dass hier lebende Ausländer in ihren Herkunftsländern keine anständige Schulbildung genossen hätten. Mein Vater galt natürlich auch als fauler Geselle, arbeitete jedoch bis er mit fast 63 Jahren starb in Tag-, Spät- und Nachtschichtrhythmus. Wieviele ihm nachsagten, dass er stahl, weiß ich natürlich nicht. Dass er aber anständige deutsche Mädchen zu Sex zwingen würde, das dürften auch viele geglaubt haben. Südländer halt, bei denen geht es eh immer nur um das eine. In den Jahren vor seinem Tod war er rehabilitiert. Jetzt überzog man andere Nationalitäten und Ethnien mit Vorurteilen. Der Spanier hatte als Feindbild abgewirtschaftet. Er war langweilig geworden, weil er wie ein Deutscher mit dunklerem Teint und mit späteren Abendbrotzeiten war. Jetzt gab es Türken, Albaner und Russen. Und die waren allesamt faul, arglistig und nicht gut gebildet. Außerdem wollten sie nur deutschen Frauen ins Bett kriegen und ...
1 Kommentare:
Sie sind doch auch schon bestimmt enmal mit dem „Argument“ konfrontiert worden: „Wenn's Dir hier nicht passt, dann geh doch zurück“?
Der Aufforderung nachzukommen, gestaltet sich in Ihrem Fall, wie auch vielen anderen Fällen, vermutlich nicht ganz einfach, wenn man in Dt. geboren, aufgewachsen und Bildung erlangt hat.
Wenn man dazu noch dem Gebrauch der dt. Sprache mächtiger ist, als es den meisten der hier Geborenen, angeblich ohne Migrationshintergrund, gelingt.
Ein großer Sack Vorurteile ist, bei der Bewältigung der eigenen Unwichtigkeit ungemein hilfreich und „dann hat der Tag Struktur“ (Pispers, schon wieder, aber immer wieder treffend).
Vorurteile und Ablehnung gegenüber anders Aussehenden, sind aber nicht nur ein alleiniges Merkmal der Deutschen. Ich lebe seit 12 Jahren permanent in Thailand, u.a. auch deshalb, weil mir dieses Deutschland nicht mehr gefällt. Ich fühle mich hier wohler, es ist nicht die „heile Welt“ oder das „Paradies auf Erden“. Das gibt es nicht, nirgendwo, wo mehr als ein Mensch in der Umwelt umher stolpert.
„Heimat“ ist mir ein unheimlicher Begriff geworden, vor allem deshalb, weil dieses Wort von rechten und nationalen Kreisen immer wieder vergewaltigt wird. Mir reicht daher, wo ich lebe und mich wohl fühle vollkommen aus.
Auch hier sind die Einheimischen (vor allem die chinesisch-stämmigen Eliten) mit Vorurteilen und Ablehnung behaftet, wenn auch leider nicht immer völlig ungerechtfertigt.
Vor etwa einem Jahr ergab sich der Kontakt zu zwei Pool-spielenden Weißen, die mich in jovialer Art auf Englisch ansprachen, erleichtert waren, das auch ich jenem Stamm angehöre, der Hitler und Heine hervorgebracht hatte.
Wir sprachen über dies und das, vor allem über die gemachten/erlittenen Erfahrungen in unserem Gastland.
Hier wurde mir sehr schnell klar, das dieses Gespräch von meiner Seite aus auch sehr schnell beendet werden musste. So wurde ich einsilbiger, bis die beiden Herren (aus Mannheim stammend) über Deutschland und dessen Überflutung durch zu viele Ausländer schwadronierten.
Was ihnen denn missfiele, fragte ich dann doch noch mal, obwohl ich wusste, das auch dieses Thema zur ungesunden, weil blitzartigen Überschreitung meiner normalen Betriebstemperatur führt.
Die Antwort lautete: „Ich will das Deutschland wieder so wird, wie es mal war, ohne dieses ganze Ausländerpack, was sich bei uns breitmacht.“
Sagte mir ein Deutscher, mit einer Thai verheiratet, in Thailand lebend.
Ich nickte, zahlte mein Bier und konnte bisher jeden weiteren Kontakt vermeiden.
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