Acht Jahre später
Montag, 4. Januar 2016
oder In eigener Sache.
Freitag, der 4. Januar 2008. Es ist 9:44 Uhr. Der Text ist fertig. Ein schlichter Text, es geht um Hessen, um Roland Koch, der Ausländer ausweisen möchte, die nicht spuren, es geht ferner darum wie man Integration versteht und nicht versteht und all solchen Firlefanz. Nochmal redigieren, Fehler tilgen und dann ein finaler Klick auf den »Veröffentlichen«-Button. Es ist jetzt 9:45 Uhr. Der erste Text landet auf den Seiten dieses Weblogs, der sich »ad sinistram« nennt. Bei der Titelauswahl half mir eine, die mir nahe steht. Die Namensgebung ist drei Tage her. Bis 2016 würde dieser erste Text etwa 220 Zugriffe ernten. Am ersten Tag sind es wohl eher so um die 20. Ich weiß im Augenblick der Veröffentlichung nicht, wielange der Spaß hier gehen soll. Einen weiteren Text plane ich bereits. Auch einen dritten kultiviere ich im Hinterkopf. Ob es weitere werden, kann ich jetzt noch nicht wissen. Wahrscheinlich, so denke ich, vergeht mir bald die Laune. Werden mir andere Sachen wieder wichtiger.
Seither ist viel passiert. Demokratiedefizite, Sozialabbau, erstmalige Erwähnung bei den NachDenkSeiten, Ende meiner ersten Ehe, Arbeitslosigkeit, Finanzkrise, Copy & Paste-Minister, mein erstes Buch, Schwächung der EU, Stärkung der Fremdenfeindlichkeit, neues Leben in Hessen, neuer Arbeitsplatz, ein zweites Buch, Gauckiaden, Narkose durch Merkelismus, neuerliche Ehe, Heppenheimer Hiob, Ukraine-Eskalation, Flüchtlinge, neuerliches Ehe-Aus, Kriegsofferten, Terrorismus, deutsche Großmannssucht und so viel Narreteien mehr.
10,3 Millionen Zugriffe sind es mittlerweile geworden. Wobei die Statistik erst im Mai 2010 einsetzt. 86,4 Prozent der Leser kommen aus Deutschland. 3,1 Prozent aus den USA, die man auch mit NSA abkürzen kann. 2,2 Prozent aus Österreich und der Schweiz. Die meisten betreten ad sinistram via Firefox und benutzen Windows als Betriebssystem. Die Statistik bei Facebook gibt weiter Auskunft: 70 Prozent meiner Leser sind männlich. Der Großteil der männlichen Leserschaft ist zwischen 35 und 54 Jahren alt. Zwischen 45 und 64 liegt die Hauptlesergruppe bei den Frauen. Es folgen mir mehr Leute aus Wien als aus Dresden. So, genug der Zahlen, die keiner braucht ...
Mein lieber Schwan, war der erste Text schlecht. Ich habe ihn eben mal angeklickt, wollte nochmals schauen, mich erinnern, meine damaligen Gefühle nachempfinden. Auch da habe ich mich weiterentwickelt. Mein Anspruch ist ein anderer als damals. Ich dachte, ich beeinflusse ein wenig, könne zwar nicht die Welt retten, sie aber sensibilisieren. Das glaube ich nicht mehr. Zeiten ändern dich und sich. Meine Themen sind dieselben wie damals. Manches ändert sich nie. Was ich damals aber dachte: Es könnte noch Veränderung kommen, Besinnung und Schwenk. Alle paar Jahre ändere sich schließlich das Klima. Heute bin ich konsterniert. Ich denke nicht, dass es sich so ändert, dass wir uns zurücklehnen können. Der Wettbewerb ist schärfer geworden, die soziale Schieflage schiefer und dazu manövrieren wir uns an den Rand einer globalen Auseinandersetzung. Das westliche Jahrtausend ist vorbei - aber wir halten daran fest und erkennen die Notwendigkeit einer neuen globalen Ordnung schlicht nicht an.
Jetzt geht es für dieses Weblog ins neunte Jahr. Leben kann ich von diesem Projekt nicht. Aber es ist eine Grundlage. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Ich bedanke mich bei allen Unterstützern, die ich in all den Jahren hatte. Bei Freunden und Anhängern, bei Kritikern und Pissnelken, auch bei denen, die mir irgendeinen Krebs an den Leib wünschen. Selbst diese Leute helfen mir mit ihren Klicks und ihrer Anwesenheit. »Meinen Feinden verdanke ich die Hälfte meines Einkommens. Sie hassen mich so hingebungsvoll, daß es ne unterschwellige Liebesaffäre wird«, sagte einst ein dreckiger alter Mann. Ich mag den stinkenden Pegida-Trottel zwar nicht, aber seine Präsenz hier unterstützt eben genau jenes Linke, das er so penetrant ablehnt. Auch im neunten Jahr.
Seither ist viel passiert. Demokratiedefizite, Sozialabbau, erstmalige Erwähnung bei den NachDenkSeiten, Ende meiner ersten Ehe, Arbeitslosigkeit, Finanzkrise, Copy & Paste-Minister, mein erstes Buch, Schwächung der EU, Stärkung der Fremdenfeindlichkeit, neues Leben in Hessen, neuer Arbeitsplatz, ein zweites Buch, Gauckiaden, Narkose durch Merkelismus, neuerliche Ehe, Heppenheimer Hiob, Ukraine-Eskalation, Flüchtlinge, neuerliches Ehe-Aus, Kriegsofferten, Terrorismus, deutsche Großmannssucht und so viel Narreteien mehr.
10,3 Millionen Zugriffe sind es mittlerweile geworden. Wobei die Statistik erst im Mai 2010 einsetzt. 86,4 Prozent der Leser kommen aus Deutschland. 3,1 Prozent aus den USA, die man auch mit NSA abkürzen kann. 2,2 Prozent aus Österreich und der Schweiz. Die meisten betreten ad sinistram via Firefox und benutzen Windows als Betriebssystem. Die Statistik bei Facebook gibt weiter Auskunft: 70 Prozent meiner Leser sind männlich. Der Großteil der männlichen Leserschaft ist zwischen 35 und 54 Jahren alt. Zwischen 45 und 64 liegt die Hauptlesergruppe bei den Frauen. Es folgen mir mehr Leute aus Wien als aus Dresden. So, genug der Zahlen, die keiner braucht ...
Mein lieber Schwan, war der erste Text schlecht. Ich habe ihn eben mal angeklickt, wollte nochmals schauen, mich erinnern, meine damaligen Gefühle nachempfinden. Auch da habe ich mich weiterentwickelt. Mein Anspruch ist ein anderer als damals. Ich dachte, ich beeinflusse ein wenig, könne zwar nicht die Welt retten, sie aber sensibilisieren. Das glaube ich nicht mehr. Zeiten ändern dich und sich. Meine Themen sind dieselben wie damals. Manches ändert sich nie. Was ich damals aber dachte: Es könnte noch Veränderung kommen, Besinnung und Schwenk. Alle paar Jahre ändere sich schließlich das Klima. Heute bin ich konsterniert. Ich denke nicht, dass es sich so ändert, dass wir uns zurücklehnen können. Der Wettbewerb ist schärfer geworden, die soziale Schieflage schiefer und dazu manövrieren wir uns an den Rand einer globalen Auseinandersetzung. Das westliche Jahrtausend ist vorbei - aber wir halten daran fest und erkennen die Notwendigkeit einer neuen globalen Ordnung schlicht nicht an.
Jetzt geht es für dieses Weblog ins neunte Jahr. Leben kann ich von diesem Projekt nicht. Aber es ist eine Grundlage. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Ich bedanke mich bei allen Unterstützern, die ich in all den Jahren hatte. Bei Freunden und Anhängern, bei Kritikern und Pissnelken, auch bei denen, die mir irgendeinen Krebs an den Leib wünschen. Selbst diese Leute helfen mir mit ihren Klicks und ihrer Anwesenheit. »Meinen Feinden verdanke ich die Hälfte meines Einkommens. Sie hassen mich so hingebungsvoll, daß es ne unterschwellige Liebesaffäre wird«, sagte einst ein dreckiger alter Mann. Ich mag den stinkenden Pegida-Trottel zwar nicht, aber seine Präsenz hier unterstützt eben genau jenes Linke, das er so penetrant ablehnt. Auch im neunten Jahr.
6 Kommentare:
Gratuliere! Die paar Prozent aus Amerika sind doch ein schöner Beweis dafür, dass man eine Bedeutung hat. Weiter so - ich lese gern mit.
Lieber Roberto, seit der ersten Erwähnung auf den NDS (die ich 2006 fand) lese ich dein Blog. Immer wieder schreibst du mir aus der Seele. Immer wieder denke ich: So treffend, so auf den Punkt hätte ich selbst es leider nicht sagen können! Da hast du wirklich Talent. Wie gut, dass es das Internet gibt, denn sonst hätte wohl nie jemand etwas von dir erfahren. In Vor-Internet-Zeiten war man immer von Anderen, von Verlagen abhängig, wenn man etwas veröffentlichen wollte, und so viele Begabungen wurden einfach nicht erkannt.
Ich sehe zwar pessimistisch in die Zukunft, was den Frieden anbelangt, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Darum hoffe ich mal, dass du mit dem zehnjährigen Jubiläum weitermachen kannst und dann mit den fünfzehnten und so weiter... Oder halt, nein! Sollte man das hoffen? Das würde ja bedeuten, dass auch in vielen Jahren immer noch nichts besser geworden ist.
Das sagte auch Volker Pispers: Er macht seit 30 Jahren Kabarett über seine Themen, und nichts hat sich geändert. Da kann einen schon der Mut verlassen. Allerdings glaube ich nicht, dass in weiteren 30 Jahren noch alles so wäre wie heute - schlimmer oder besser, aber nicht ganz genauso. Kommt darauf an, ob wir uns von den Konzernen über den Tisch ziehen lassen. Zum Glück sind nicht alle Nationen so wie die Deutschen, vielleicht schwappt mal wieder was rüber an Revoluzzion...
Übrigens, diese Facebook-Statistik. Zwischen 45 und 64 liegt die Hauptlesergruppe bei den Frauen. So viele Leserinnen im Rentenalter werden es nicht sein, ich hab mich einen Augenblick lang gefragt, ob ich das bin, die mit den 64 Jahren. :-) Jedenfalls sind meine Versuche nur selten erfolgreich, Frauen auf ad sinistram aufmerksam zu machen, oder auch auf die NDS; einigermaßen dauerhaft war es bisher nur bei Männern.
Na ja, langer Rede kurzer Sinn: Mach bloß weiter! So lange es eben geht.
Bei mir waren es die Nachdenkseiten die mich auf deinen Blog aufmerksam machten. Das sind sicher schon 5 Jahre her und ich bin bei dir hängen geblieben. Und werde es weiter tun!
Also, es gibt auch Leser über 70, so ist es ja nun wieder nicht. Und das ist ja heute keine Alter. Oder anders gesagt: Alter ist eine Gesinnung, kein Zustand. Und vor allem keiner, mit dem man sich entschuldigen sollte.
Und was das Weitermachen angeht: es geht ja sowieso weiter, also kann man auch mitmachen. Irgendjemand muss es tun.
Ja, @Reinhard, bei den Männern ist das schon klar, aber ich hab speziell die weibliche Leserschaft angesprochen.
Im Übrigen bin ich auch der Meinung, dass Alter eine Gesinnung ist und kein Zustand.
Ich kann Ihre beschriebene Gemütsverfassung leider nur zu gut nachvollziehen. Trotz allem: Bitte unbedingt dranbleiben.
Ihre Texte sind sehr gut, sie sind wichtig für viele Menschen, auch für mich.
Na gut, eben leider nicht für die Mehrheit, die es vorzieht, CxU, sPD, oder die Grünfaschisten zu wählen, warum auch immer.
Da müssen wir eben durch, weil "WIR SCHAFFEN DAS....."
Was auch immer, wie und wann, aber dananch fragen wir jetzt erst gar nicht, sondern wir machen weiter.
Alles Gute und ein hoffentlich besseres Jahr.
Kommentar veröffentlichen