Donnerstag, 26. September 2013

Nichtwähler haben keine Wahl

Ich werde nicht wählen, sagte mir ein Bekannter vor der Bundestagswahl. Er wüsste nicht, was ihm das bringen sollte, erklärte er mir in trockenem Ton. Einen Tag später traf ich einen anderen Bekannten. Er kündigte dasselbe an. Seine Erklärung war fast identisch. Bringt nichts - und zusätzlich reizt ihn das Angebot auch nicht besonders. Auch seine Erklärung wirkte gefasst. Als sei diese Erkenntnis vieler Lebensjahre eine besondere Weisheit, an der zu rütteln sich nicht mehr lohne.

Das deckt sich mit Zahlen, die das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung vor einiger Zeit veröffentlichte. Nichtwähler gehören demnach verhältnismäßig oft den unteren Schichten an, verdienen weniger als Menschen aus der Mittelschicht und haben einen niedrigeren Schulabschluss. Die Wahlbereitschaft sank zwar in den letzten Jahren in allen gesellschaftlichen Gruppen. Im Prekariat sank sie allerdings besonders stark. Fast 60 Prozent der Nichtwähler kommen aus den zwei unteren Fünfteln der Einkommensstatistik.

7 Kommentare:

  1. Liebe Nichtwählerinnen und Nichtwähler,

    es ist ein großartiges Ergebnis und wir können stolz sein. 28,5 %, wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht? Hinter uns liegt eine Schmutzkampagne wie sie ihresgleichen sucht. Wen haben sie da alles aufgefahren? Mario Barth. Roland Kaiser. Joko & Klaas. Sarah Connor. Gewerkschaftszombies. Den alten Edmund Stoiber. Irgendwelche abgehalfterten Topmodel-Sirenen aus Heidi Klums Abstellkammer. Lebt Kader Loth eigentlich noch? Sie hat gefehlt.

    Und was haben sie geschimpft, als fühlten sie sich durch Nichtwähler persönlich beleidigt: Wer nicht wählt, ist asozial und soll die Fresse halten.


    Freunde, die 30% Nichtwähler sind in greifbarer Nähe, danach packen wir das Drittel und dann lasst uns die 40 reißen. Liebe Nichtwählerinnen und Nichtwähler, wir werden wieder mehr, das sehe ich kommen, da hilft auch kein Bashing, keine teure Werbekampagne, keine billigen C-Promis, keine Drohungen mit Wahlpflicht, keine Beschimpfungen und keine Ausgrenzungen.

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  2. Sehr richtig, ROBERTO.
    Und ich glaub auch das es auch viele im unteren Einkommensbereich erkannt haben das sie der Anfang des neuen Feudalismus sind.
    Ein Merkmal diese neuen Feudalismus ist das umgekehrte Leistungsprinzip das da lautet:
    Leistung lohnt sich dann nicht, wenn man sie selber erbringen muss.
    Lebt man allerdings von der Leistung der Leistungserbringer, dann lohnt sich Leistung.
    Man wird demzufolge Leistungsträger genannt und ist hoch angesehen.
    So sieht unsere Leistungsgesellschaft aus.

    MfG: M.B.

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  3. @Roberto J. de Lapuente

    Ich pflichte dir bei, und weise auf einen Versuch hin Nichtwähler eben als durchwachsene Gruppe darzustellen, zu der auch Besserverdiener und ehemalige CDU bzw. FDP-Wähler gehören.

    Der Frontal21-Bericht zum Thema - vom Dienstag dieser Woche - ist gemeint - ZDF eben:


    [...]Das Millionenheer der Nichtwähler[...]"

    Quelle und mehr:

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1992580/Das-Millionenheer-der-Nichtwaehler#/beitrag/video/1992580/Das-Millionenheer-der-Nichtwaehler

    Gruß
    Bernie

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  4. Ist der Anteil der Nichtwähler nicht wieder rückläufig bei den Bundestagswahlen?

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  5. @anonym von 20:42:
    Unmerklich. Die ersten Prognosen lagen bei etwa drei Prozent mehr als 2009. Am Ende waren es etwas mehr als ein Prozent.

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  6. Prekariat!

    Das ist wohl der Begriff, den die Sozialwissenschaft in die Umlaufbahn der Gesellschaft katapultiert hat und der so umstandlos in Analysen und Diskussionen Platz genommen hat.

    Früher nannte man die sog. Abgehängten ohne irgendwelche Scham ganz einfach und deutlich "Das Lumpenproletariat."

    Aber die Akademisierung der Sprache passt zielgenau auf's Auge derjenigen, von denen die Gesellschaft nicht loslassen will, ihnen noch nicht einmal das Zugeständnis erlauben will, sich in ihrem Elend einzurichten.

    Ständig werden sie von der Gesellschaft gefordert und selbst die Qual der Wahl soll ihnen nicht erspart bleiben.

    Einreihen sollen sie sich bei denen, die ihre unbrauchbare Unzufriedenheit ins Urnengrab der Parteien werfen.

    Vor gut zwanzig Jahren habe ich das letzte Mal gewählt und ich habe nicht vor dies jemals wieder zu tun.

    Mir geht es nicht schlecht, ich leide keine Not, habe einen akademischen Abschluss, halte mich selbst nicht für so dumm, warum ich diesem System immer wieder eine Stimme geben soll, wenn ich dieses doch aus Überzeugung ablehne.

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  7. @Troptard
    >>>Mir geht es nicht schlecht, ich leide keine Not, habe einen akademischen Abschluss, halte mich selbst nicht für so dumm, warum ich diesem System immer wieder eine Stimme geben soll, wenn ich dieses doch aus Überzeugung ablehne.<<<

    Genau die meine Situation und die Begründung kann ich so unterschreiben. Ich würde schon alleine deswegen nicht wählen gehen, weil mich das Politpack weinerlich darum anfleht. Da weiss man wem es nützt. Ansonsten, wer seine stimme abgibt, hat keine mehr um sie zu erheben.

    Ciao.

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