Eine tragische Komödie?
Claire Zachanassian, die Hauptfigur in einer rabenschwarzen Tragikomödie von Dürrenmatt, hat sich einen neuen Namen zugelegt. Sie heißt jetzt Angela Merkel. Sie wird der grünen Gemeinde ein Angebot unterbreiten. Davon muss man ausgehen, wenn man den Stimmen des Wahlabends unbedarft lauschte. Man müsse schließlich alle demokratischen Parteien anhören. Sie wird ein Angebot machen und die Grünen werden sich ein Angebot machen lassen. Sie werden es mit Skepsis entgegennehmen.
Kurze Inhaltsangabe: Die Milliardärin Claire kommt zurück in ihren Heimatort. Sie war als arme Schluckerin davongelaufen. Nun will sie Rache an ihrem ehemaligen Geliebten Alfred, der sie schlecht behandelt und vor Gericht bloßgestellt hatte. Die Bürger sollen ihn töten und erhalten dafür eine Milliarde. Sie sind natürlich zunächst empört. Ja, glaubt denn die mit ihrem Geld, kann uns einfach einkaufen?
Klar werden die Grünen das Angebot mit Bauchweh verarbeiten. Der Bauch tut ihnen ja immer weh. Er schmerzte, als sie zum Teil einer Kriegsregierung wurden und als man die Überwachung als Neuausrichtung der Innenpolitik verabschiedet hatte. Bei Hartz IV tat er offenbar weniger weh. Sie werden mit einer Parteiführung hadern, die doch immer ganz deutlich machte, dass es Schnittstellen mit den Christdemokraten nicht gibt.
Sie werden die Offerte zunächst nicht ganz so brüsk ablehnen wie die Einwohner jener Kleinstadt namens Güllen. Aber sie werden zweifeln und hinterfragen und den Medien stecken, dass die Union sich schon bewegen müsse. Denn so finde man keinen Platz zum Andocken. Dann spielen sie das Angebot runter, nonchalant wie die Güllener. Bis der Lehrer auftritt, der Alfred rät, er solle doch nicht so sehr am Leben hängen. Allerlei Moralisten empfehlen ihm nun indirekt den Selbstmord. Der Lehrer ist natürlich kein Lehrer in unserer tragikomödiantischen Realität. Es wird wohl eher ein Realo sein. Herr Kretschmann, Sie?
Und plötzlich wird man erkennen, dass Frau Merkel eigentlich eine Grüne sei - wenn auch in der falschen Partei. Wer hat denn den Atomausstieg forciert? War es nicht die Kanzlerin? Und hat sie sich nicht neulich aus einem internationalen Krieg herausgehalten? Und überhaupt: Krieg ist nicht gleich Krieg. Menschenrechtskriege sind keine imperialistischen Feldzüge. Was ist denn bitteschön schlimm an militärischen Operationen, die es nur gibt, damit die Welt ein besserer Ort wird? Wenn man ganz genau hinschaut: Auch Merkels Gesellschaftspolitik ist doch liberal und tolerant. Ihr Sozialstaatsverständnis ist doch dem grünen Verständnis ganz nahe. Immer gewesen. Es war nie anders. Das waren nur immer irgendwelche unverbesserlichen Fundis, die getönt haben, es gäbe da dicke Differenzen.
Die Grünen werden noch anmerken, dass auch Merkel sich noch bewegen müsse. Und sie werden um Merkel kreisen und annehmen, dass ihre Runden um sie eigentlich der Bewegungsablauf der Merkel ist. Wie Autofahrer, die im Kreisverkehr um den Arc de Triomphe kariolen, und die voller Erstaunen sagen: Guck, der Bogen bewegt sich mit! Und siehe da, sie bewegen sich schon. Roth soll gehen. Macht sie die Bahn für jemanden frei, der die Koalitionsfähigkeit herstellen soll? Herr Kretschmann, na?
So geben sie dem Gesuch der alten Dame nach. Wie die Güllener. Claire konnte sich der Niedertracht und der korrumpierenden Wirkung ihrer finanziellen Potenz sicher sein. Früher oder später würden sie ihre Bitte erfüllen. Die schönen Posten, mit denen sie heute unter dem Namen Angela Merkel winkt, sind auch nicht zu verachten. Da tötet man den letzten Rest Glaubwürdigkeit gerade so, wie sie den armen Alfred meuchelten. Um den scharten sie sich, kamen immer näher, Alfred verschwand im Auflauf und lag plötzlich tot da. Alle waren es und keiner ist es gewesen.
Dies Geschichtlein gäbe es noch in der sozialdemokratischen Variante. Dann aber nicht als Tragikomödie sondern als Drama. Und da das wirkliche Leben selten witzig ist, wird uns wohl eher die dramatische Version ereilen. Gemeinsam ist beiden Versionen nur, dass es sich um Protagonisten handelt, die sich als linke Alternative verstehen wollten und die trotzdem die Koalition mit der Union erwägen. Aus Vernunft, wie sie sagen. Weil mit Die Linke wollen sie nicht. Weshalb auch immer.
Oder sagen wir es ehrlicher: Weil sie keine linksliberale Alternative sein wollen, sondern nur ein milderer und freundlicher Konservatismus. Verlogen und verblendet in ihrer eigenen Existenz - wie die Leute aus Güllen. Sie hoben hervor besser zu sein, anständiger als Claire. Am Ende zeigt sich, dass sie im selben "Sumpf der Unmenschlichkeit und Morast der Unmoral" (wie es in mancher Interpretation steht) waten, wie die alte Dame.
Kurze Inhaltsangabe: Die Milliardärin Claire kommt zurück in ihren Heimatort. Sie war als arme Schluckerin davongelaufen. Nun will sie Rache an ihrem ehemaligen Geliebten Alfred, der sie schlecht behandelt und vor Gericht bloßgestellt hatte. Die Bürger sollen ihn töten und erhalten dafür eine Milliarde. Sie sind natürlich zunächst empört. Ja, glaubt denn die mit ihrem Geld, kann uns einfach einkaufen?
Klar werden die Grünen das Angebot mit Bauchweh verarbeiten. Der Bauch tut ihnen ja immer weh. Er schmerzte, als sie zum Teil einer Kriegsregierung wurden und als man die Überwachung als Neuausrichtung der Innenpolitik verabschiedet hatte. Bei Hartz IV tat er offenbar weniger weh. Sie werden mit einer Parteiführung hadern, die doch immer ganz deutlich machte, dass es Schnittstellen mit den Christdemokraten nicht gibt.
Sie werden die Offerte zunächst nicht ganz so brüsk ablehnen wie die Einwohner jener Kleinstadt namens Güllen. Aber sie werden zweifeln und hinterfragen und den Medien stecken, dass die Union sich schon bewegen müsse. Denn so finde man keinen Platz zum Andocken. Dann spielen sie das Angebot runter, nonchalant wie die Güllener. Bis der Lehrer auftritt, der Alfred rät, er solle doch nicht so sehr am Leben hängen. Allerlei Moralisten empfehlen ihm nun indirekt den Selbstmord. Der Lehrer ist natürlich kein Lehrer in unserer tragikomödiantischen Realität. Es wird wohl eher ein Realo sein. Herr Kretschmann, Sie?
Und plötzlich wird man erkennen, dass Frau Merkel eigentlich eine Grüne sei - wenn auch in der falschen Partei. Wer hat denn den Atomausstieg forciert? War es nicht die Kanzlerin? Und hat sie sich nicht neulich aus einem internationalen Krieg herausgehalten? Und überhaupt: Krieg ist nicht gleich Krieg. Menschenrechtskriege sind keine imperialistischen Feldzüge. Was ist denn bitteschön schlimm an militärischen Operationen, die es nur gibt, damit die Welt ein besserer Ort wird? Wenn man ganz genau hinschaut: Auch Merkels Gesellschaftspolitik ist doch liberal und tolerant. Ihr Sozialstaatsverständnis ist doch dem grünen Verständnis ganz nahe. Immer gewesen. Es war nie anders. Das waren nur immer irgendwelche unverbesserlichen Fundis, die getönt haben, es gäbe da dicke Differenzen.
Die Grünen werden noch anmerken, dass auch Merkel sich noch bewegen müsse. Und sie werden um Merkel kreisen und annehmen, dass ihre Runden um sie eigentlich der Bewegungsablauf der Merkel ist. Wie Autofahrer, die im Kreisverkehr um den Arc de Triomphe kariolen, und die voller Erstaunen sagen: Guck, der Bogen bewegt sich mit! Und siehe da, sie bewegen sich schon. Roth soll gehen. Macht sie die Bahn für jemanden frei, der die Koalitionsfähigkeit herstellen soll? Herr Kretschmann, na?
So geben sie dem Gesuch der alten Dame nach. Wie die Güllener. Claire konnte sich der Niedertracht und der korrumpierenden Wirkung ihrer finanziellen Potenz sicher sein. Früher oder später würden sie ihre Bitte erfüllen. Die schönen Posten, mit denen sie heute unter dem Namen Angela Merkel winkt, sind auch nicht zu verachten. Da tötet man den letzten Rest Glaubwürdigkeit gerade so, wie sie den armen Alfred meuchelten. Um den scharten sie sich, kamen immer näher, Alfred verschwand im Auflauf und lag plötzlich tot da. Alle waren es und keiner ist es gewesen.
Dies Geschichtlein gäbe es noch in der sozialdemokratischen Variante. Dann aber nicht als Tragikomödie sondern als Drama. Und da das wirkliche Leben selten witzig ist, wird uns wohl eher die dramatische Version ereilen. Gemeinsam ist beiden Versionen nur, dass es sich um Protagonisten handelt, die sich als linke Alternative verstehen wollten und die trotzdem die Koalition mit der Union erwägen. Aus Vernunft, wie sie sagen. Weil mit Die Linke wollen sie nicht. Weshalb auch immer.
Oder sagen wir es ehrlicher: Weil sie keine linksliberale Alternative sein wollen, sondern nur ein milderer und freundlicher Konservatismus. Verlogen und verblendet in ihrer eigenen Existenz - wie die Leute aus Güllen. Sie hoben hervor besser zu sein, anständiger als Claire. Am Ende zeigt sich, dass sie im selben "Sumpf der Unmenschlichkeit und Morast der Unmoral" (wie es in mancher Interpretation steht) waten, wie die alte Dame.
So und nicht anders wird es kommen.
AntwortenLöschenDas wäre das Ende der "Grünen", deshalb sollten sie darüber nachdenken. Aber sie werden es tun, denn die jetzigen Akteure wurden dafür ausgesucht, glaube ich.
AntwortenLöschenNur wird sich Frau Merkel, wie die gute Claire nicht damit begnügen, ihre Glaubwürdigkeit über die Klinge springen zu lassen. Die spielte noch nie eine Rolle. Und im Gegensatz zur Romanvorlage wird es Merkel wohl auch kaum bei einer Person belassen, wo sie doch jetzt mit Posten und Pöstchen, bzw. deren Inhabern, so schön aufräumen kann. Fräulein Schröder hat sich ja schon voraus eilend und durchaus sinnvoll, wenn auch nicht schlüssig begründet selbst politisch entleibt.
AntwortenLöschenVon Merkel hätte Frau Zachanassian noch einiges lernen können. Während im Roman durchaus heißer Hass und Rache als Antrieb dienen, ist es bei Merkel der kalte Machterhalt. Und bei ihr gibt es "Schlimmeres" als den Tod. Ein Posten von Merkels Gnaden sind immer auch Hals-, Fußfessel und Pranger zugleich.
Viel Spaß in den nächsten vier Jahren wünsche ich.
Popcorn ist gebunkert.
..na klar...jeder ist käuflich, wenn der Preis stimmt....
AntwortenLöschenANMERKER MEINT:
AntwortenLöschenGenau so wird es kommen. Die Weichen sind ja schon gestellt: Der GrünenVorstand tritt zurück und macht den jungen dynamischen Grünkonservativen Platz, die dann beraten vom ElderStatesMann Kretschmann und der Grauen Emminenz Fischer mal wieder zeigen werden, was Realopolitik ist. Vorwärts wir marschieren zurück, das wird der neue Slogan. Und nach der nächsten Wahl in 4 Jahren sind sie dann weg vom Fenster. Der Fortschritt ist halt ne Schnecke!!!
MEINT ANMERKER
Ein wirklich hübscher Artikel.
AntwortenLöschenIch sehe die Befindlichkeiten allerdings etwas anders gewichtet. (kann daran liegen, dass ich seit Jahren aufs TV verzichte und dessen Analysen nicht mitbekomme).
Mir scheint die Grünen warten regelrecht darauf mit Merkel Gespräche führen zu dürfen. Damit würde ihnen gezeigt, das sie wichtig sind und das ist wiederum ihnen wichtig. Gerade jetzt, wo ihnen Pädophilievorwürfe um die Ohren fliegen.
Und mal ehrlich: ihr Bauchweh hat sich bei deinen Aufzählungen von Mal zu Mal verringert (Angriffskrieg, Überwachung, HARTZ). Mittlerweile haben sie a.) ein dickes Fell, was den Verzicht auf ihre "Restmoral" angeht (S21)und b.) sind sie ja gar nicht mehr sooo weit von den Positionen Angies entfernt.
Das größte Problem für Schwarz/Grün sehe ich im Moment noch bei der CSU, die sich typisch Populistisch gerade auf den Standpunkt begibt "Mit Kinderschändern koalieren wir nicht." Allerdings ließe sich mit den Grünen Seehofers Lieblingskind, die PKW-Maut (welche Lobby drängt ihn eigentlich dazu?) leicht verwirklichen und die CSU hätte in Schwarz/Grün auch eine größere Stimme als bei der Elefantenhochzeit Schwarz/Rot
Die jetzige Führungsriege der Die Linke ist ja noch verhandlungsbereit für Koalitionen mit anderen Parteien. Die nachfolgende jüngere Generation scheint dies allerdings sehr viel weniger zu sein. Man wird sich immer weniger mit "Realos" anderer Parteien zu Kompromissen hinreissen lassen, wie man das von Die Linke auf Landesebene kennt.
AntwortenLöschenMomentan wird Die Linke im Bund noch von den anderen Parteien isoliert. In Zukunft wird dies mehr und mehr anders herum sein. SPD und Grüne werden sich bis zu den nächsten Wahlen nicht so grundsätzlich geändert haben, dass Die Linke mit ihnen zusammenarbeiten kann, ohne sich zu verbiegen.
Traurig, aber wahr!
AntwortenLöschenMan muß leider festhalten, daß die Linke keinerlei mögliche Verbündete im Parteienspektrum hat. Wer von den anderen Parteien miteinander koaliert, ist eigentlich völlig schnuppe, es läuft immer auf dasselbe hinaus.
AntwortenLöschenAltbekannte erprobte Abläufe nun als "Drama" für beteiligte Parteien hochzustilisieren, ist da doch etwas übertrieben.
Ich hoffe doch sehr, dass sowohl SPD als auch Grüne den Lockrufen von Merkel widerstehen. Was die mit ihren Koalitionspartnern macht, hat man jetzt zweimal gesehen und die SPD schon am eigenen Leib erfahren.
AntwortenLöschenDer Auftritt von Trittin in der ansonsten gähnend langweiligen Berliner Runde ging ja schon in Richtung Schwarz-Grün. Die größte Schwierigkeit (oder Hoffnung, je nach Sichtweise) sehe ich darin, eine Koalition mit der Union der roten bzw. grünen Basis zu verkaufen.
Machen wir uns nix vor, wedder die SPD noch die Gruenen haben das Format, die Weitsicht oder auch nur das Interesse den Status Quo zu veraendern und ihre eigenen Wahlprogramme umzusetzen.
AntwortenLöschenUnd die Linke ist tatsaechlich in der Opposition besser aufgehoben wo sie sich nicht so sehr verbiegen muss das die sog. "Realpolitiker" wie Bartsch und Konsorten sich durchsetzen koennen wie es die "Realos" bei den gruenen gemacht und sie komplett entkernt haben.
Sollen die System"linken" sich doch an Merkel abarbeiten, grundsaetzlich aendern wuerde Rot-Rot-Gruen doch kaum was, dazu ist die Traegheit des Systems noch zu gross. Nach dem dicken Crunch der naechsten Jahre besteht VIELLEICHT eine Chance wirklich was zu veraendern 9oder es ist eh schon egal weil wir alle in die Bronzezeit zurueck-liberalisiert wurden)
Mit KEINEM der heutigen SPD- oder Grünen-Politiker ist ein Umsetzen von Programmatik der Linkspartei möglich, ohne dass sich die Linkspartei verbiegen müsste.
AntwortenLöschenDie Linkspartei müsste in JEDEM FALL in einer Koalition Kompromisse eingehen und damit Entscheidungen mittragen, die GEGEN ihre Programmatik stehen, wie in den Ländern.
Für die nächsten Jahrzehnte von Wahl zu Wahl auf Koalitionsmöglichkeiten zu hoffen, verkennt nur die Tatsachen. Und die sehen so aus:
Über 90 Prozent der Wahlberechtigten wählen nicht die Linkspartei, und es ist leider kein Trend der Änderung ersichtlich, auf dessen Basis man sagen könnte, dass es in 20 oder 30 Jahren soweit sein könnte, dass die Linkspartei Vorgaben der großen politischen Linien machen könnte.
Wie bigott ist es eigentlich, die Krise der Repräsentation in der Mediendemokratie zu beklagen, aber achselzuckend hinzunehmen, dass fast sieben Millionen Stimmen (!) durch die 5-Prozent-Hürde unter den Tisch fallen?
AntwortenLöschenNur so allgemein angemerkt, nicht an jemanden bestimmtes hier adressiert.
Ob SPD oder Grüne ist Jacke wie Hose. Diese beiden Parteien haben als Aktionsbündnis anno 98 - 05 so viel in diesem Lande zerstört, dass ich ihrer eigenen Zerstörung als eventuelle Partner der "Gottesanbeterin" Merkel gelassen entgegen sehe.
AntwortenLöschenEs ist um beide nicht schade.
Nochma vier Jahre Muddi - ich werde noch zum Bettnässer mit der. Ich wette: Die Grünen werden mit Bionacktschneckenschleim aus nachhaltiger Zucht ihr hinten
AntwortenLöschenrein kriechen und wenn die Sozis (wie immer - zu spät;-)) kommen, heißt
es "ick bin allhier" -
Wieder vier Jahre bergab...
Armes Deutschland.
Ich mag gesalzene Miesmuscheln.
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