Aus fremder Feder

Dienstag, 16. August 2016

»Meine Einstellung zur Beschreibung der Geschichte der Vereinigten Staaten ist anders: Dass wir die Erinnerung der Staaten nicht als unsere eigene hinnehmen dürfen. Nationen sind keine Gemscheinschaften und waren es noch nie. Die Geschichte jedes Landes, die uns als Geschichte einer Familie präsentiert wird, verbirgt bittere Interessenskonflikte (die manchmal ausbrechen, meistens aber unterdrückt werden) zwischen Eroberern und Eroberten, Herren und Sklaven, Kapitalisten und Arbeitern, rassisch oder sexuell Dominierten und Dominierenden.
[...]
Es geht mir nicht darum, die Opfer zu betrauern und die Henker anzuklagen. Diese Tränen, diesen Ärger auf die Vergangenheit zu richten, heißt, die moralische Energie der Gegenwart zu verbrauchen. Und die Grenze ist nicht immer einfach zu ziehen. Auf lange Sicht betrachtet ist auch der Unterdrücker ein Opfer. Kurzfristig (und bisher besteht die Geschichte der Menschheit nur aus Kurzfristigem) suchen sich die Opfer, verzweifelt und von der Kultur besudelt, die sie unterdrückt, ihre eigenen Opfer.
Dennoch, im Verständnis der Komplexitäten, ist dieses Buch skeptisch gegenüber Regierungen und ihrem Versuch, einfache Leute mit Hilfe von Politik und Kultur und unter Vorspiegelung eines gemeinsamen Interesses in einem gigantischen Netz des Nationalen einzuspannen. Ich werde versuchen, die Grausamkeiten nicht zu übersehen, welche die Opfer einander antun, während sie im Viehwaggon des Systems zusammengepfercht sind. Ich will sie nicht romantischer darstellen als sie sind. Aber ich erinnere mich an einen Satz (sinngemäß wiedergegeben), den ich einmal gelesen habe: Die Schreie der Armen sind nicht immer gerecht, aber wenn wir nicht auf sie hören, werden wir nie wissen, was Gerechtigkeit ist.«

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