Die Notdurft der Anderen

Freitag, 20. Mai 2016

Wir leben im totalen Markt. Alles ist Kundschaft und Anbieter. Dass es so ist, sieht man an den alltäglichen Kleinigkeiten. Wenn man zum Beispiel aus Scheiße noch Gold macht, dann hat man selbst die Notdurft marktkonformiert.

Kaum dass ich aus der Redaktion des »neuen deutschland« heraus war, Richtung Ostbahnhof lief, ärgerte ich mich. Vielleicht hätte ich doch noch aufs Klo gehen sollen. Jetzt war es zu spät, der Berlin-Trip ging weiter, uns schwebte der Kurfürstendamm vor. Kaum am Bahnhof Zoo angelangt musste ich aber endgültig austreten. Es gibt Dinge, die sind nicht verhandelbar. Sanifair stand schon bereit und ich zog den Bon meines morgendlichen Sanifair-Besuches am Alexanderplatz aus dem Geldbeutel, sodass ich statt eines Euro nur fünfzig Cent für das Entleeren der Blase blechen musste. Doch es funktionierte nicht. Der Angestellte des Klobetreibers, ein trolliger Berliner, klärte mich auf: »Det jeht bei uns nich, Meister.« Am Bahnhof Zoo sind wohl die Sanifair-Scheine von anderen stillen Örtchen nicht kompatibel. »Da können se sich wat oben für koofen, aber nu müssen se nen Euro hier rinnwerfen«, riet er mir und zeigte auf den Einwurfschlitz. »Großartig«, antwortete ich, »oben kaufe ich mir was zum Trinken und dann muss ich wieder pinkeln.« Der Berliner grinste und scherzte, dass »dat der ewige Kreislauf« sei.

2 Kommentare:

epikur 20. Mai 2016 um 09:03  

Da geht noch was! Öffentliche Spielplätze komplett umzäunen, mit Kameras und Sicherheitspersonal versehen - dann Eintritt verlangen. Mietgebühren, also eine Maut für Fußgängerwege einführen. Kaufpflicht beim Betreten eines Shopping Centers, sonst Strafgebühr. Und. Und. Und. Es gibt noch viel zu tun. Packen wirs an!

Anonym 20. Mai 2016 um 10:08  

Der Autor schreibt ja selbst es ist ein altes Phänomen, dass sogar auf die Römerzeit zurückgeht und mit dem bekannten Spruch "Geld stinkt nicht" bis in die heutige Zeit überlebt hat.

Übrigens war es noch bis vor etlichen Jahrzehnten auch in Deutschland üblich, dass man den Kot ganzer Städte an die ländliche Bevölkerung, die überwiegend von Ackerbau- und Landwirtschaft lebte, verkauft hat - als Dünger und Einnahmequelle für den Stadtsäckel.

Erst seit die Sch.... dermaßen toxisch wurde, dass dies nicht gut für die Mitbevölkerung ist wurde diese Praxis eingestellt....

...nur mal so am Rande erwähnt....

Gerade beim googeln entdeckt, dass auch heute noch - vor allem manch Bio-Veganer - über so eine Praxis nachdenkt. Ich würde es lassen, denn die heutige Sch... ist eben toxisch...im Gegensatz zu der unserer Ahnen, die noch wußten was im Essen "drin war".....

Gruß
Bernie

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