Wenn da mal der Bulle nicht cool bleibt ...

Montag, 15. September 2014

Noch schnell auf ein Wort. Es kann ja jeder Zeit zu Ende sein. Die Chancen dafür steigen quasi täglich. Vielleicht fahre ich morgen schon in eine Polizeikontrolle, bewege mich falsch und erwache drei Tage später wieder im Krankenhaus. Wenn ich überhaupt noch mal wach werde.

Die Freunde und Helfer werden mehr und mehr zu einer potenziellen Gefahrenquelle, in die man unbescholten hineintappen kann. Jetzt liest man also schon, dass »die gezückte Waffe [...] Routine werden« soll. In der Lebenswelt der Polizei scheint etwas total schief zu laufen. Überall wittern sie nur Feinde, Übergriffe und Gefahr. Wahrscheinlich sind sie deshalb mittlerweile so schnell mit dem Schlagstock zur Stelle. Von Polizeigewalt hört man wöchentlich mehrfach. Es wird nicht weniger. Jetzt scheint der Betrieb paranoid genug, künftig Beamte zum Gebrauch der Waffe zu ermutigen. Gebrauch? Ja doch. Ich finde, wer eine Waffe benutzt, um seinen Gegenüber einzuschüchtern und ihm damit Respekt einzuflößen, der gebraucht seine Waffe auch. Wenn auch schusslos.

So weit ist es vom stillen Gebrauch der Waffe bis zum knallenden wahrscheinlich auch nicht mehr. Hat der Polizist sie erstmal in der Hand, kann es recht schnell gehen. Polizeikontrolle: Ein Beamten mit gezückter Waffe vor der Brust starrt den Kontrollierten böse an. Vielleicht richtet er die Waffe sogar auf die Fahrerkabine. Sicher ist sicher. Nicht, dass der Fahrer an einer Schnur zieht und die Bombe geht hoch. Dann lieber präventiv schießen. So die Denke der uniformierten Mitbürger. Und dann langt der Fahrer ins Handschuhfach, will sich seinen Asthmaspray rausholen. Bei Stress bekommt er nämlich Anfälle und gerade eben spürt er Stress. Diese Waffe spielt ihm übel mit. Dirty Harry hat er im Nachtprogramm des WDR gerne in den Lauf geglotzt. Das war unterhaltsam. Aber so in echt? Also langt er rüber ins Handschuhfach. Meine Güte, wenn der Bulle jetzt nicht cool bleibt, gibt es ein Unglück.

Übertrieben? Möglich. Aber in den Staaten macht man es mancherorts genau so. Einige wurden schon abgeknallt, weil sie nach ihrem Sandwich griffen. Diese Kollateralschäden des routinierten Waffenzückens sind so Kalamitäten, die diese Praxis mit sich bringt. Wer mit gewisser Grundaggression ans Werk geht, darf sich nicht wundern, wenn seine Kollegen dann mit Vertuschungsarbeit beschäftigt sind und sie ein Sandwich zu einer Massenvernichtungswaffe stilisieren, die den Schuss rechtfertigt.

Aber der Witz ist, dass dieses Land sich empört über einige Freaks, die sich eine orangefarbene Weste anlegten, auf der »Sharia Police« stand. Meines Wissens waren diese Scharia-Bullen nie mit einer Waffe im Anschlag unterwegs. Man wurde von diesen Clowns nur angesprochen, »Überdenke deinen Lebensstil«, sagten sie. »Komm beten« und solcher frömmelnder Unfug halt. Aber das sind die wirklich Gefährlichen, oder? Allerlei Journalisten ereiferten sich, riefen nach harten Strafen und dieser ganze Firlefanz. Wenn aber ein richtiger Bulle mit der Waffe vor der Nase von Bürgern rumfummelt, weil ja bekanntlich jeder Bürger eine potenzielle Gefahr für die öffentliche Ordnung ist, dann regt sich niemand auf. Fragt niemand, wohin wir steuern.

Der Pistolero in Uniform ist auch so ein Produkt der hysterischen Gesellschaft. Und dummerweise zugleich auch der exekutive Arm der Eliten. In dieser Rolle ist für Deeskalation keine Zeit mehr. Alles muss fix gehen, kein langes Aufhalten mehr. Die Pistole in der Hand verspricht eine reibungslose Routine. Und wenn es mal kracht, dann muss man damit leben. Einzelfälle eben. Wenn man dieser »Polizeiarbeit« aus Gewaltausbrüchen, Waffennarretei und Arroganz nicht gesamtgesellschaftlich entgegentritt, landen wir im Polizeistaat. Meine Güte, hoffentlich laufe ich nachher den Scharia-Bullen in die Arme. Gegen die habe ich sogar eine Chance.

8 Kommentare:

Anonym 15. September 2014 um 09:48  

Das Hauptproblem, wenn man Waffen und Sicherheit einer kleinen Gruppe überlässt...

Anonym 15. September 2014 um 10:08  

Die einzig sinnvolle Reaktion des Bürgers in so einem Fall lautet HÄNDE HOCH.
Wenn ein paramilitärisch uniformierter "Sicherheits"-Beamter vor mir steht und mit einer Waffe rumfuchtelt, werde ich einen Teufel tun und nach dem verlangten Ausweise, Führerschein, etc. greifen.

Wolfgang Buck 15. September 2014 um 10:17  

Ein Thema das stärker in die Öffentlichkeit gehört.

Letzten Endes ist die Polizei eben auch ein Spiegel der Gesellschaft. Die leider nur allzu große Zustimmung die Beispielsweise CSU, AfD und Herr Gauck ernten geht nicht spurlos an den Gesetzeshütern vorbei. Was so verharmlosend "Law and Order" (Gesetz und Ordnung) genannt wird ist halt nichts anderes als der Weg Richtung Polizeistaat. Ich denke die meisten Polizisten wollen da sicher auch nicht hin, fühlen sich aber mit der Waffe in der Hand geschützt. Ein fataler Trugschluss.

Braman 15. September 2014 um 23:00  

Nur keine Aufregung?
Das Anschleichen der 'Obrigkeit' an den Polizeistaat ist doch offensichtlich.
Wenn bei Hausdurchsuchungen von irgendwelchen unliebsame Briefe schreibenden Omas ein SEK anrückt wie bei einer 'Terrorzelle', dann sind das Verhältnisse wie in amerikanischen Action-Filmen.
Dagegen ist doch die Pistole in der Hand eines Polizisten fast noch harmlos, oder?
Wir sollen wieder an die allumfassende Macht der "Mächtigen" gewöhnt werden.

MfG: M.B.

MrWegener 16. September 2014 um 11:00  

Natürlich ist das ein Problem das wir als Gesellschaft auch lösen müssen. Würdet ihr eine Regierungsform vorziehen die weder Polizei noch Militär besitzt? In einer perfekten Welt würde auch ich das so sehen. Wenn jedoch jeden 1.Mai meine Mülltonne brennt in der Schanze und ich durch den schwarzen Rauch aufwache der durch mein Fenster rein zieht bzw in den letzten Jahren vor meinem geschlossenen Fenster bin ich ziemlich glücklich das es die Polizei gibt. Mit Gewalt und Hass lässt sich die Gesellschaft nicht positiv verändern NIE! Will jemand wirklich etwas ändern dann stellt man sich gegen Gewalt und Extremismus und das verstehen viele nicht... zu viele reagieren auf Gewalt mit mehr Gewalt

Anonym 16. September 2014 um 14:15  

Besonders problematisch empfinde ich, dass mit steigendem Autortitätsgrad der Bürger eben auch die Zustimmung zu polizeilichen Übergriffen steigt á la "die müssen nur ihre Pflicht tun und werden dabei angegegriffen". Wer sich an das virale Prügelvideo, welches Beamte am Rande des Görlitzer Parks in Berlin zeigte, eirnnern nkann, erinnert sich vielleicht auch an die Reaktionen der Polizeidienststelle, welche in kurzer Zeit zwei voneinander abweichende und sehr verzerrte Version der Geschichte lieferten. Ich erinnere mich besonders an Kommentare in Blogs ider sozialen Netzwerken, welche das Agieren der Beamten okay fanden. Dass solche Menschen auch eine stets gezückte Waffe vertreten, wenn mit der Sicherheit der Polizisten argumentiert wird, ist wohl zu befürchten.
Nazienkel

Lazarus09 18. September 2014 um 14:13  

A.C.A.B. manche merken es früher manche später..aber gut ist eh nicht neu ..

"tiefer Staat" schon ma gehört ..? Ach ja das gibt's ja nur bei den anderen ..

Lazarus09 18. September 2014 um 14:22  

Anonym 16. September 2014 14:15

Klar haben die braven Bürger Verständnis hat ja auch keinen gestört als unsere "Freunde und Helfer" plötzlich schwer bewaffnet und gepanzert wie Paratrooper auftraten wegen dem pöhsen Terror tagtäglich bei der Routine Streife.. erinnert euch ,die sind gestorben wie die Fliegen als die noch einzeln oder zu zweit ohne Kampfanzug Panzerweste MG etc durch die Straßen kleiner Dörfer Städte gingen, in der Großstadt war das reinste Schlachten!!11!!

So und nun fragen wir uns, wie konnte es 33' soweit kommen ? ..und das mir keiner sagt das war alles allein nur der Hitler ;-)

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