Auf den ersten Blick

Dienstag, 25. März 2014

Heute: Der verluderte Typ mit dem Goldkettchen, Vladimir Putin

Es war ja nie so, dass man den russischen Präsidenten stets ausschließlich als »seriösen Politiker« bebilderte. Er war aber auch selbst schuld daran. Schließlich posierte er ja nicht widerwillig mit all den Kameras, die auf ihn gerichtet waren. Sicherlich hätte sich auch mancher Ausritt ohne Journalisten einrichten lassen. Nun gut, die Bilder sind halt in der Welt. Und nicht nur das Internet verzeiht nichts - auch die Hände, die in Schubladen greifen, in denen Redaktionen solche Fotos parken, sind nicht sehr vergesslich. Bislang hat man meist eher polemische Texte mit diesen Fotos geschmückt. Oder Artikel, die vielleicht des Herrn Probleme mit Schwulen aufgriffen. Dass man jetzt aber Texte, die vor Kriegsbereitschaft und Entschlossenheit nur so geifern, mit solchen Bildern ausstattet, ist nicht einfach nur geschmacklos, sondern will eine Botschaft sein.


Fleischhauer nannte Putin den »obersten Goldkettchenträger«. Und diese Bezeichnung zeigt ganz gut, was die Bilder suggerieren sollen. Es ist das Klischee des Russen, wie ihn die Menschen sich in Deutschland denken. Als Macker und Proleten, mit Gold behangen, ein Ost-Cowboy, der aus einem Land kommt, in dem es Kultur und Sitte nicht gibt. Der водка säuft und нет sagt und dabei vor Aufschneiderei nur so strotzt. Man will darstellen, dass diese Gestalt weniger Präsident als Türsteher ist, weniger Staatsmann als Zuhälterverschnitt. Die ernsten Texte zur Krim-Krise, die Putin so zeigen, wollen das Zwielichtige und Rotlichtige dieser Person betonen. Wir sollen es nicht mit einem Staatschef zu tun haben, will man bildlich aufmixen, sondern mit einem Kuppler, der erpresst und das Messer im Hosenbund trägt und bei dem man unwillkürlich an Mike Hansen denkt, jener Figur Olli Dittrichs, die er bei »RTL Samstag Nacht« erfand und die so sehr Gosse schwatzte, dass es schon wieder komisch war.

Der in Bild gesetzte Lude soll zeigen, dass die pure Grobschlächtigkeit am Werk ist. Kein Politiker unter Politikern, sondern ein Schurke, wie er in jedem Puff oder an jedem Straßenstrich zu finden ist. Der verluderte Putin ist dabei natürlich nicht erst jetzt aufgetreten. Das Russland-Bild ist hierzulande schon viel länger von solchen Klischees behaftet. Früher glaubte man den Untermenschen im Russen zu erkennen, später verachtete man ihn, weil er neureiche Millionäre hervorbrachte, die aber irgendwie dumm, dreist und größenwahnsinnig sein sollen. Dass russische Zuhälterfiguren nun auch in Kitzbühl shoppen, berichteten Boulevardmagazine schon in den Neunzigerjahren und wirkten so mit am neuen Bild, das man »vom Russen« hatte. Putin ist jetzt der Herr dieser Gestalten. Und genau jetzt, da die Krim zur internationalen Frage wird, passt diese Wahrnehmung natürlich blendend ins Konzept. Gegen einen Zuhälter ist man vielleicht nicht gleich gewillt in einen Krieg zu ziehen, aber man kann sich so auf die eigene moralische Überlegenheit zurückziehen und die Kritik am Kurs westlicher Politik eindämmen.


10 Kommentare:

Anonym 25. März 2014 um 08:41  

ANMERKER MEINT

Ja, es ist wie immer,mit der Pflege von Vorurteilen kann hervorragend Politik gemacht werden. War es in der Adenauerzeit noch der russische Tatar, der jedérzeit um die Ecke schauen konnte, ist es heute der zum Mafioso mutierte Russe, dem man einfach nicht trauen kann. So lenkt man gekonnt ab von den wirklichen politischen Problemen und da spielt ja unsere Presse nun wirklich in der Meisterklasse - einmal unseriös, immer unseriös. Igitt und mit dem sollen die zusammensitzen, z.B. Bei G8. Nein solche Schmuddelkinder gehören nicht zu uns, zu uns Seriösen, Verlässlichen - ab mit ihnen an den Katzentisch. Lasst uns unsere Schweinereien ohne die beschließen. So die (in)offizielle Lesart. Endlich ist die Welt wieder in Ordnung: Wir sind die Guten. Gut, wir hören uns schon mal gegenseitig ab. Aber alles im Rahmen unseres westlichen Wertekanons. Eigentlich waren die Russen da schon immer fehl am Platz. Wenn die keine Atomwaffen hätten... USW.usw. Die Litanei ist bekannt. Schrecklicherweise wird auf dieser Klaviatur demagogische Politik gemacht - auf unsrem Rücken. Es ist doch einfach nur verrückt, wenn eine super gestylte Blondine sich hinstellt und sagt , man müsse den Russen zeigen, wo der Hammer hängt. Sie nennt sich inzwischen Verteidigung ngsministerin und hat das volle Vertrauen ihrer Kanzlerin!
In wessen Hände sind wir da geraten?

FRAGT ANMERKER

Gerd Hellmood 25. März 2014 um 09:09  

In seiner Rede zum Anschluss der Krim ans russiche Mutterland zeigte sich ein besonnener, empathischer und strategisch vorausschauender Politiker von einem Format, von dem der deutsche Wähler nur träumen kann. Und niemand denke, dass man in den Geheimdiensten Moskaus auf den Anonymous Ukraine - Mitschnitt der volksverhetzenden Tiraden und Aufstachelung zu ethnischer Säuberung und Genozid einer Timoschenko, angewiesen war. Dort dürfte man sämtliche Telefonate "Blondis" mitgeschnitten haben. Was bekannt wurde, reicht als Kostprobe. Und die die über Putins Vergleich mit der Kosovo-Krise aufheulten, sind widerlegt. Putin hat eine Katastrophe verhindert und noch weit mehr.

Anonym 25. März 2014 um 11:06  

Ja Roberto Lapuente, das will man dem Deutschen Michel verklickern.
Ich höre aus den Sprachluken unserer deutschen Hohen Herren und Damen, insbesondere Frau v. d.Lügen und Priester allerdings den Deutschen Größenwahn und die Arroganz gegenüber diesem Mann sprechen und sowieso sind die aus dem Westen immer die Besseren, sowieso, weil sie eben aus dem Westen kommen, nicht wahr.

Ewald Stadler (REKOS), Europaparlamentarier aus Österreich, war zur Beobachtung auf der Krim. Jeder Interessierte wird die Beiträge auf YouTube finden.
Auch Dirk Müller (Mister DAX) spricht Klartext zu dem Thema.

Hier sind Kriegstreiber am Werk, so fing es auch vor dem Irakkrieg an. Sie putschen oder lassen in der Ukraine putschen und meinen Rußland und wollen im Grunde Rußland treffen.

Wer hätte das gedacht, daß Eurokraten und selbst unsere Bundesregierung im 21.JH wieder mit Faschisten verhandeln.

Marktkonformer Faschismus oder wie wird sowas genannt....lief ja vor einigen Jahrzehnten für besondere Großkotzkonzerne nicht schlecht.
Eine brandgefährliche Situation, vor allem, weil der Michel von den Politikern nichts zu erwarten hat. Sie lassen für die Märkte eben auch mal die eigenen Landsleute über die Klinge springen.

Himmel hilf!

G. Bieck

Sledgehammer 25. März 2014 um 11:39  

Die Vorherrschaft der Substantive im Propaganda-Vokabular hängt mit dem extrem hohen Verbrauch an Begriffen zusammen, die für die Kollusion und Manipulation des Realen benötigt werden.
Diese starren Codes, die einen Mythos skizzieren sollen, sind ebenso einprägsam und wirksam wie langlebig.

Anonym 25. März 2014 um 11:48  

Man könnte sich als Antidot zu derlei idiotischer und hetzerischer Propaganda ja einfach mal seine Rede von 2001 im Bundestag (auf youtube) anhören und -sehen! Ist das ein Türsteher, der dort spricht?

Anonym 25. März 2014 um 14:17  

@Anonym, 25. März 2014 11:48:
Korrekt!
Hier kann man es auch nochmal nachlesen.

http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschichte/gastredner/putin/putin_wort.html

Da wussten die Damen und Herren Parlamentarier noch, wie man sich zu benehmen hat.
Aber jetzt lässt man sich lieber von solchen Leuten wie McCain die Richtung vorgeben.

Was für einer Rede! So eine ehrliche Einladung zu friedlicher Kooperation wird man von westlicher Seite wohl nie vernehmen.
Die Gehirnwäsche hierzulande ist unglaublich. Wir werden sehen, ob es die EU ernst meint und den Menschen in der Ukraine eine
Perspektive jenseits von Existenzminimum und Umweltzertörung (Fracking) bieten kann.


Anonym 25. März 2014 um 21:23  

Diese dümmliche Propaganda ist vielmehr eine Übertragung von westlichen Politikern wie sie annehmen, das andere Poltiker ticken - weil sie selbst so ticken.

Man kann diesen Mann mögen oder nicht, aber eines, worin man ihn nicht unterschätzen sollte, ist: Er hat seine Wege beim Geheimdienst gelernt.
Die erste Regel, die man beim Geheimdienst lernen sollte, ist, seine Emotionen wie seinen Regenmantel an der Garderobe zurückzulassen.
Er ist zwar in die Jahre gekommen, aber wie heißt es so schön: Was man früh lernt, das verlernt man nicht mehr so schnell.
Zusätzlich hat er noch einige Jahre an der Scheidelinie des Kalten Krieges gedient. - Und wie für jeden seit den Ereignissen in der Ukraine deutlich sichtbar werden kann, hat sich seit dem in Europa nicht allzu viel verändert.

Anonym 26. März 2014 um 05:26  

Schön auf den Punkt gebracht - ich will gar nicht wissen was die medial-neoliberale Vorurteilsmaschinerie in Gang setzen würde wenn es gegen die USA gehen würde - Obama als Quentin Tarrantinos "Django-Unchained"?

Schießwütig, und angriffslustig, wie der ist Obama ja allemal, nur (noch) nicht gegen Putins Rußland sondern gegen "Islamisten", Iraner, und südamerikanische "Terroristen" in Bolivien, Kuba und Venezuela...

Apropo Rußland:

Sollen wir uns nun auf deren Seite stellen?

Die gehen immerhin gegen Faschisten in der Ukraine vor?

Nur sind es diesmal wieder echte Faschisten und keine "Faschisten" russisch-sowj. Propaganda, wie es die NATO, die EU und die USA gerne hätten.

Siehe auch Julia Timotschenkos Brandrede in einem dt. Krankenhaus, dass mich denn doch stark an Nazi-Hetze im Vorfeld zu Hitlers Unternehmen "Barbarossa" anno 1941 denken läßt.

Was für Geister hat die dt. Noske-Sarrazin-SPD, und deren Außenminister hier geweckt?

Wissen die eigentlich wer sich hinter SWOBODA, Timotschenko und Klitschko versteckt, und warum ihr Koalitionspartner die CDU/CSU nie Probleme mit alten, und neuen Faschisten hatte (Tipp: Gleich und gleich gesellt sich gerne - von Bauernopfern wie der NSU mal abgesehen ist die CDU/CSU doch selbst rechtsextrem)?

Wäre es nicht einmal an der Zeit nicht nur über dt. Nazis, sondern auch einmal über osteuropäische Faschisten etwas zu schreiben, und warum schweigt der neoliberal-konservative Blätterwald in Deutschland genau zu diesem Thema, und berichtet zum x-ten Mal über den längst vergangenen Nazi-Terror statt über den Modernen Rechtsextremismus in der EU?

Fragen, über Fragen....ich weiß....

Anonym 26. März 2014 um 10:07  

@anonym 5:26 Uhr ; 26.03.

Nicht nur die CDU/CSU...
Hören Sie sich Katrin Göring-Eckardt-Bündnis 90/Die Grünen zum Referendum auf der Krim und zur Ukraine an: veröffentlicht: 20.02.2014 und 13.03.2014.
Mir wurde übel.

G. Bieck

Anonym 26. März 2014 um 14:29  

@G. Bieck

Tja, als Baden-Württemberger fällt mir halt als erstes immer die CDU ein, wenn ich an Nazis denke, und Bayern, dass ja auch nicht besser ist - Filbinger & Globke lassen grüßen.

Sie haben natürlich recht, die Grünen sind auch nicht besser - kann man schon bei der Ex-Grünen Jutta (von) Ditfurth nachlesen - in dem Buch "Das waren die Grünen"

Die gute Frau Göring-Eckardt hat ja auch einen Namen im Doppelnamen, der verpflichtet: "Göring"....

Gruß
Bernie

  © Free Blogger Templates Columnus by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP