Auf den ersten Blick

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Heute: Die an Deutschlands Zukunft bastelnde, die sondierende Kanzlerin

Die strahlende Option an den Wahlurnen ist dieser Tage als emsige und nachdenkliche Frau zu sehen. Die Stilistik solcher Bilder sagt aus, dass es nicht um wenig geht. Immerhin um Deutschland. Um die Zukunft dieses Landes viel mehr sogar. Es scheint eine bedrückende Verantwortung zu sein, die die Fotojournalisten hier einfangen. Sondierung muss ein schwerwiegendes Unterfangen sein. Sie grübelt stets, sie telefoniert und schreitet kraftvoll, ja schier pathetisch voran. Rumsitzen und quatschen, dumm rumstehen ist da nicht.


Jeder Schnappschuss zeigt sie ununterbrochen an der Zukunft feilend, für das Land telefonierend, sich abhetzend. Dass es auch um ihren eigenen Machterhalt geht, klammert derlei bildhafte Unterlegung der Sondierungsphase völlig aus. Es sind Fotos der Selbstlosigkeit, der erschöpften Überarbeitung und der Verantwortung, die den Kurs der Kanzlerin stützen. Wir erleben auf Fotos gebannte Momentaufnahmen der Patrona Germaniae, einer engagierten und besorgten Gestalt, die das Allgemeinwohl im Blick hat, die fürsorglich von Termin zu Termin hastet. Die Fotos der Sondierungsphase sind nicht beschaulich, bilden nicht ruhige Diskussionsphasen ab, nicht das vertraute Gespräch, sondern sind einer engagiert wirkenden Politikerkaste verschrieben, die zwischen Aktionismus und Passion taumelt.

Natürlich darf das Pathos dieser Helden der Arbeit nicht zu kurz kommen. Wie die Weltenretter im Blockbuster Armageddon, ziehen sie auf breiter Front ins Scharmützel. Im Zentrum die Richtlinienkompetenz, die unermüdlich sondiert und ausspäht, mit wem das Allgemeinwohl am sichersten vorangetrieben werden könnte. Sondierung ist für den Fotojournalismus ganz offensichtlich eine Gratwanderung zwischen Maloche und Pathos, zwischen Schuften und Kür. Beides verbindet sich zu einer journalistischen Gesamtästhetik, zu einer Bildsprache der Agilität. Der voller Enthusiasmus und in Ekstase wallende Politikertyp, den es nicht um die üblichen Kleinkariertheiten geht, nicht um eigene Vorteile und Klüngelei, sondern um das Großeganze. Dass die Sondierung zwischen politischen Parteien einfach nur das dreckige Geschäft des Verrats an den eigenen Versprechungen und Idealen ist, dass es dort ganz profan wie auf einem Basar zugeht, klammern solche bildlichen Mittel aus. Sie adeln etwas, was an sich schmutzig ist.


6 Kommentare:

Anonym 16. Oktober 2013 um 09:17  

So sollen sie alle basteln und sondieren, mir sind diese Akteure allesamt egal und sollten zum Teufel gehen!

Von denen erwarte ich nichts und kümmere mich um schönere, zufrieden machende Dinge, als mir das Leben von denen vergällen zu lassen!

Anonym 16. Oktober 2013 um 09:45  

wer sagte damels über die Journaille....Pinscher.....oder besser noch Pisser..kleine Pisser...

Anonym 16. Oktober 2013 um 10:27  

Klar und deutlich auf den Punkt gebracht.

Ihr geht es nur um ihren eigenen Machterhalt, alles andere ist show !

- genau so ist es.

Anonym 16. Oktober 2013 um 22:05  

Manipulation, wohin man schaut.
Nur ein Blick auf die aktuelle SpOn-Page, eine Manipulation nach der anderen:

"Kompromiss im US-Haushaltsstreit:
Republikaner-Chef Boehner gesteht Niederlage ein"
Auf dem Foto sieht man Mr. Boehner mit gesenktem Blick - die Message eindeutig: Ein Verlierer!
www.spiegel.de/politik/ausland/us-haushaltsstreit-republikaner-boehner-gesteht-niederlage-ein-a-928283.html

Ein paar Zentimeter weier:
"Schwierige Sondierung mit SPD: Merkel sieht rot"
Auf dem rotstichigen (!) Foto eine ausgemergelte Merkel mit gesenktem Blick - die Message eindeutig: Eine Zermarterte!
www.spiegel.de/politik/deutschland/grosse-koalition-merkel-will-spd-nicht-vorschnell-entgegenkommen-a-928121.html

Etwas weiter darunter:
"DFB-Kader: Wer um die WM zittern muss"
Auf dem Foto ein Spieler, der sich gesenkten Hauptes an den Kopf fasst - die Message ist eindeutig: ein Gescheiterter!
www.spiegel.de/sport/fussball/prognose-ueber-den-deutschen-wm-kader-a-928146.html

Manipulation, wohin man schaut, fast jedes Bild!

Maxim 17. Oktober 2013 um 12:03  

Der Preis für subtile Symbolik geht an den NDR für seinen Bericht über Merkels Rede auf dem Bundeskongress der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie:

"Ihr brauner Blazer wirkt neben all dem Rot der Gewerkschaft wie ein angenehmer Kontrast."

Anonym 17. Oktober 2013 um 13:08  

Früher war mehr Alkohol...

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