In eine überwachte Welt hineingeboren und eine überwachte Welt verlassen.
"Wir stellen die Systemfrage! Für alle von den geheimen Diensten noch einmal zum Mitschreiben: Die, die aus der PDS kommen, aus der EX-SED, und auch die neue Partei DIE LINKE – wir stellen die Systemfrage." So provozierte Lothar Bisky noch 2007. Die geheimen Dienste haben mitgeschrieben. Ohne Aufforderung. Man muss sie nicht bitten. Das wissen wir heute.
Nachdem sich der Sozialismus nicht erhalten ließ, nachdem die demokratischen Reformbestrebungen, für die auch Bisky einstand, nicht mehr massentauglich waren, mochte in manchem Linken die Hoffnung aufgekeimt sein, dass diese Bundesrepublik möglicherweise doch eine historische Chance sein könnte. Wäre es nicht denkbar, dass sich mehr und qualitativ bessere soziale Gerechtigkeit auch und gerade auch viel besser im Wohlstand des ehemaligen Klassenfeindes einfordern ließe?
Vielleicht hat das auch Bisky gedacht, als man im nationalistischen Taumel jener Tage im Herbst 1989 die DDR in die Sondermülldeponie der Geschichte verfrachtete, nichts von ihr erhalten wollte, sie abhakte und in den schönen Konsumwelten des Westens flüchtete. Möglich, dass er wie viele Befürworter eines demokratischen Sozialismus mit menschlichem Antlitz glaubte, dass der Westen sogar eine bessere Grundlage für Partizipation und Frieden sein könne.
Der Schriftsteller José Saramago sagte mal in einem Interview: "Ich bin eine ungerechte Welt hineingeboren worden und ich werde eine ungerechte Welt verlassen." Das könnte jetzt auch in leicht abgewandelter Form auf Lothar Biskys Grabstein stehen. Er wurde in einem Staat groß, in dem überwacht wurde. Und als er heute von dieser Welt ging, da hatte diese enttäuschte Hoffnung namens Bundesrepublik den Status eines technologisch leistungsfähigen Überwachungsstaates eingenommen.
Mit Lothar Bisky starb nicht nur der ruhige Pol im Gründungsprozess von Die Linke. Mit ihm starb auch die Personalisierung des Reformsozialisten, der sich letztlich bestätigt sehen musste in all den Zweifeln, die schon im Herbst 1989 in der Luft lagen. Der "Klassenfeind" hat nicht gehalten, was er versprach. Er überwacht, liest mit, hört ab. Wie der Bruder im Osten, obgleich man sich StaSi-Vergleiche verbittet. Und er reaktiviert die Mangelwirtschaft für die, die am unteren Ende der Gesellschaft darben.
Mit dem Tod jedes weiteren Reformsozialisten erkennen wir besser: Es ist ein kurioser historischer Fortschritt, der in diesem Land gefeiert wird. Es ist die Tragödie, die der Farce folgt. Bisky hat diese Tragödie hinter sich gelassen.
Quelle: Bundesarchiv |
Vielleicht hat das auch Bisky gedacht, als man im nationalistischen Taumel jener Tage im Herbst 1989 die DDR in die Sondermülldeponie der Geschichte verfrachtete, nichts von ihr erhalten wollte, sie abhakte und in den schönen Konsumwelten des Westens flüchtete. Möglich, dass er wie viele Befürworter eines demokratischen Sozialismus mit menschlichem Antlitz glaubte, dass der Westen sogar eine bessere Grundlage für Partizipation und Frieden sein könne.
Der Schriftsteller José Saramago sagte mal in einem Interview: "Ich bin eine ungerechte Welt hineingeboren worden und ich werde eine ungerechte Welt verlassen." Das könnte jetzt auch in leicht abgewandelter Form auf Lothar Biskys Grabstein stehen. Er wurde in einem Staat groß, in dem überwacht wurde. Und als er heute von dieser Welt ging, da hatte diese enttäuschte Hoffnung namens Bundesrepublik den Status eines technologisch leistungsfähigen Überwachungsstaates eingenommen.
Mit Lothar Bisky starb nicht nur der ruhige Pol im Gründungsprozess von Die Linke. Mit ihm starb auch die Personalisierung des Reformsozialisten, der sich letztlich bestätigt sehen musste in all den Zweifeln, die schon im Herbst 1989 in der Luft lagen. Der "Klassenfeind" hat nicht gehalten, was er versprach. Er überwacht, liest mit, hört ab. Wie der Bruder im Osten, obgleich man sich StaSi-Vergleiche verbittet. Und er reaktiviert die Mangelwirtschaft für die, die am unteren Ende der Gesellschaft darben.
Mit dem Tod jedes weiteren Reformsozialisten erkennen wir besser: Es ist ein kurioser historischer Fortschritt, der in diesem Land gefeiert wird. Es ist die Tragödie, die der Farce folgt. Bisky hat diese Tragödie hinter sich gelassen.
Ein guter Nachruf für einen, für diesen aufrechten Menschen!
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