Das ästhetische Ideal des Neoliberalismus

Donnerstag, 11. Juli 2013

Die als alternativlos verkaufte Politik der deutschen Regierung vermittelt uns, dass eigentlich alles richtig läuft und dass wir auf einem guten Weg sind. Wie keine deutsche Regierung zuvor, kultivierte die unter Merkel den totalitären Kitsch des Neoliberalismus.

In "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" befasst sich Milan Kundera ausgiebig mit dem Kitsch. Er sei "die absolute Verneinung der Scheiße [und] schließt alles aus seinem Blickwinkel aus, was an der menschlichen Existenz im wesentlichen unannehmbar ist". Natürlich hatte Kundera damals den Kitsch des real existierenden Sozialismus im Auge. Er fragte sich, warum so viele seiner tschechischen Landsleute sich mit diesem System arrangiert hatten und nannte diese Haltung das "kategorische Einverständnis mit dem Sein", was für ihn nichts anderes war, als eine Welt, "in der die Scheiße verneint wird und alle so tun, als existiere sie nicht". Dieses "ästhetische Ideal" heiße letztlich Kitsch.

3 Kommentare:

Peter Petereit 11. Juli 2013 um 14:59  

"Kitsch" und Klatsch ist das, was uns der neoliberale Mainstream täglich und mit Unmengen von Zahlen "gewürzt", um die Ohren schlägt. Um dies zu erkennen, brauche ich keinen Kundera, da reichen die Reste meines Menschenverstandes. Ästhetik und Neoliberalismus schließen sich aus. Gier kennt keine Ästhetik...

flavo 11. Juli 2013 um 16:24  

Die Negation der Scheiße korreliert mit der Produktion der Scheiße. Man kehrt sie unter den Tisch. Der tiefste Schein als die größte Sch.losigkeit ist die Sprache der Ökonomie und zugleich werden hier gewaltige Massen an Sch. produziert. Das Wort der Ökonomie ist wie der Gong nach zwei Stunden Stille. Er lässt alle erzittern. Dier existentielle Ernst, Ruhm und Ehre erschwingen im Wort der Ökonomie und ihrer Sprachverästelungen. Gar die Philosophen werden hier ergeben. Wenn ein Betriebswirt die Rechnung macht. Eine Existenz, ohne ökonomische Versprachlichung, wer vermochte sie noch zu leben? Im Ernst des Alltags? Du vermagt es? Ach ja, berechnest du dich nie? Berechnest du deine Objekte nie, rechnest du die deine Handlungen in der Zeit nie vor und zurück, hin und her nach Kapitalsorten? Erwartest du nicht täglich deine Impulse für einen Kaufakt? Und was exististierst du groß eine andere Versprachlichung durch? Bildest du dir ein, creative und innovativ zu sein?
Der Ökonom ist der Seelenentschlüsseler. Er lernt dir, die Sch. zu verdrängen und Sch. zu produzieren. Du wirst zum König Sheiße, der Neubelebung des Midasmythos. Was dieser neue König anfasst, wird zu Sch.. Er macht dich blind. Du siehst keine Körnung mehr und keine Differenz. Du siehst nur mehr Sch.formen und ihre Spielarten. Alles berührte rückt in diese Perspektive ein. Daher werden die so eingerückten Dinge alsbald langweilig und du spürst den Drang auf neue Sch. Sie schmeckt dir nicht? Nimm ein paar Pillen und sie schmeckt wieder. Oder nimm mehr Sch. auf. Andere Sch. Es gibt so viel Sch.

Sledgehammer 11. Juli 2013 um 18:44  

Zur Analogie Neoliberalismus - Kitsch, erlaube ich mir Sebastian Brant leicht abgewandelt zu zitieren:

Ja würt all geschrifft und ler veracht,
Die ganze welt lebt in finstrer nacht,
Vnd düt in kitsch blint verharren,
All strassen, gassen, sind voll narren.

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