Die Ökonomie organisierter Kriminalität

Donnerstag, 20. Juni 2013

Der Kampf gegen die Neoliberalisierung des Gemeinwesens ist mehr als die Bekämpfung einer Ökonomie, in der selbst das Private zur verwertbaren Ware wird. Es handelt sich hierbei um die Auflehnung gegen ein mafiös strukturiertes Konzept.

"Die Logik des kriminellen Unternehmertums ist identisch mit radikalstem Neoliberalismus", schreibt Roberto Saviano in seinem Buch "Gomorrha". Dieser sei es, der die Regeln des Geschäfts, des Profits und des Sieges über alle anderen Konkurrenten in der Schattenwirtschaft diktiere.

6 Kommentare:

epikur 20. Juni 2013 um 12:37  

Basierend auf dem Buch gibt es auch einen Film. Sehr empfehlenswert, aber nichts für schwache Nerven.

alien observer 20. Juni 2013 um 14:20  

Und ich bin sicher es wird noch schlimmer!

Damit einige reicher als Andere sind wurde unser Planet auf die Knochen abgenagt.

Die letzte Ressource über die der Planet fast unbegrenzt verfügt sind die Armen. Ihre Existenzberechtigung ist darauf reduziert als Objekt der Bereicherung zu dienen, bis auch diese Quelle endgültig versiegt.

Dazu müssen die Grenzen zwischen Wirtschaft und Verbrechen verschwimmen.

Ist es Maffia oder Wirtschaft die im großen Stil gefälschte Medikamente unter den ärmsten der Welt in Umlauf bringt? Wer/Was sind die Verbrecher die hunderttausende für ein par Cent pro Opfer morden?

Was sind die Unternehmen die ihre Medikamententests an unwissenden und "entbehrlichen" Slumbewohnern in Indien und anderswo durchführen?

"Die Arzneimittelindustrie ist von einer Mafia nicht zu Unterscheiden" sagt Kriminalhauptkommissar und Korruptionsexperte Uwe Dolata.

Sie unterscheidet sich aber auch nicht von beliebigen anderen Industrien. Vorneweg den Banken.

Heute im Guardian:
http://www.guardian.co.uk/commentisfree/joris-luyendijk-banking-blog/2013/jun/19/banking-britain-beyond-control

Our banks are not merely out of control. They're beyond control

Jailing reckless bankers is a dangerously incomplete solution. The market is bust. Institutions that are too big to fail are too big to exist

Eigentlich tut man der Mafia unrecht. Tatsächlich ist dieser entmenschlichte Kapitalismus weit schlimmer als jede mafia, die ihre legimitation durch die Menschen in ihrem Einfluß immer durch Wohltaten und Schutz bestätigen mussten.

Carlo 21. Juni 2013 um 14:17  

Danke für den Tip, so habe ich das noch gar nicht betrachtet.

Anonym 21. Juni 2013 um 14:41  

Ein gelungener, scharfsinniger Artikel zur Affinität zwischen organisierter Kriminalität und legaler neoliberaler Ökonomie, und zu dem Menschenbild, das beide in letzter Konsequenz gemeinsam haben. Epikurs Filmtipp kann ich mich nur anschließen. Ein sehr "heftiger", aber hervorragender Film, der jede Romantisierung der Camorra zurückweist.

Manul 24. Juni 2013 um 03:41  

Der Rückschluss ist absolut korrekt und ich finde den Artikel daher auch sehr schön. Die Menschen verhalten sich allerdings momentan tatsächlich wie Schweine an den Trögen und dort gewinnen immer die Größten und der Stärksten, die dann allen anderen ihren Willen aufzwingen. Den Weg dorthin gestaltet man sich auch mit allen Mitteln und nicht umsonst ist Deutschland eines der Länder, in denen die italienische Mafia sehr gut agieren kann.

Neulich habe ich eine schöne Sendung dazu gesehen:
http://www.ardmediathek.de/einsfestival/doku-am-nachmittag/von-kamen-nach-corleone-mit-petra-reski?documentId=14736016

Man beachte jedoch den Sender, der die Sendung ausgestrahlt hat ;)

Gabriele Bieck 24. Juni 2013 um 13:12  

Dieses Land ist nur noch mit Humor zu ertragen.
Mein Lieblingspoet schrieb vor ein paar hundert Jahren unter anderem diese Zeilen:

"Gott versah uns mit zwei Händen,
dass wir doppelt Gutes spenden;
nicht um doppelt zuzugreifen
und die Beute aufzuhäufen
in den großen Eisentruhn,
wie gewisse Leute tun.
Ihren Namen auszusprechen
dürfen wir uns nicht erfrechen.
Hängen würden wir sie gern,
doch sie sind so große Herrn,
Philantropen, Ehrenmänner,
manche sind auch unsre Gönner,
und man macht aus deutschen Eichen
keine Galgen für die Reichen."

Heute wird keiner mehr gehängt, auch nicht die armen, aber wie man auf übelster Weise Menschen kaltstellt, die Reiche beim Betrügen stören, zeigt der Skandal um Gustl Mollath.

Roberto, Dein Artikel ist wie immer Klasse, leider und mir kleinem Menschenkind wird Angst und Bange in der Welt, wenn nicht bald ein Wunder geschieht.

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