Das große Opfern

Montag, 1. Oktober 2012

Hartz IV und sein Sanktionsrepertoire, das der teils willkürlichen Auslegung von Kommunen und Sachbearbeitern unterordnet ist, hat eine Front geschaffen. An dieser Front gibt es Opfer verschiedener Provenienz. Meist sind es stumme Opfer, die keiner körperlichen Gewalt ausgesetzt werden, sondern der finanziellen Garotte, die langsam aber sicher die Atemwege zuschnürt. Und manchmal sind es Opfer in fortissimo, was heißt: nicht sie sind laut, sondern der Rummel um sie, um die körperlichen Übergriffe an ihnen. Wie sich letzte Woche zeigte, können diese Übergriffe auch tödlich sein.

Die Front scheint gnadenlos. Sie bringt Menschen in Stellung, sie läßt in Gräben, die wir Jobcenter getauft haben, Bürger aufeinander zielen. Sie macht Hass und Abneigung und manifestiert Feindschaften.

An dieser Stelle wurde oft genug darüber schwadroniert, wie man die, die nichts haben, die nichts mehr finden, die von einem Arbeitsmarkt aussortiert wurden, der rücksichtslos an Profite gebunden ist, behandelt werden, sofern sie einen Leistungsanspruch nach SGB II nachgewiesen haben. Erwerbslosigkeit ist kein Schicksal in den Behörden, die sich dieses Phänomens qua Gesetzgebung annehmen müssen. Kein Schicksal - es ist ein Makel, hin und wieder sogar eine Straftat oder ein Verbrechen. Arbeitslose sind ewige Opfer; Hartz IV und sein Menschenbild opfern sie darüber hinaus einer Moral, die Arbeitslosigkeit zum selbstverantwortlichen Versagen modifiziert. Aber in gewissen Sinne sind auch die, die aufgrund Berufes dazu verpflichtet sind, ihren im Sozialgesetzbuch erteilten Handlungsspielraum möglichst handlungsunfähig zu belassen, hin und wieder Opfer. Werden sie es, dann nicht selten unmittelbarer und physischer als die, die normalerweise geopfert werden.

Ein Einwurf: In Unzugehörig schreibe ich unter Auffassungen eines Gewalttäters, wie der Drangsal wirkt. Zur gesellschaftlichen Ächtung aufgrund Arbeitslosigkeit gesellt sich die entwürdigende Behandlung in Jobcentern hinzu. Der Erzähler schlägt seiner Arbeitsvermittlerin irgendwann die Faust ins Gesicht. Davor ist viel geschehen, auch von Gewalteinwirkung gegen sich selbst, berichtet der Erzähler im Vorfeld. Er schämt sich für seinen Gewaltausbruch, aber er entschuldigt ihn nicht - er war aus seiner Sicht, obwohl er ein pazifistisches Gemüt hat, Notwehr und wahrscheinlich folgerichtig. Er könne schließlich nichts dafür, derart gereizt worden zu sein. Die Behörde, die ihm in Form der Vermittlerin gegenübertrat, hat darauf hingewirkt - das SGB II hat gemacht, dass jemand zum Gewaltopfer wird; der Gesetzgeber hat, wenn man logisch weiterspinnt, alles dafür getan, dass da jemand die Faust ins Gesicht gedroschen bekommt.

Bevor es dazu kommt, muss etwas passiert sein. Oft ein langer Leidensprozess. Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, weiß man noch nicht, was den Mann, der in Neuss eine Mitarbeiterin des dortigen Jobcenters erstach, ritt. Vielleicht kommt raus, er sei Alkoholiker gewesen, arbeitsscheu und cholerisch. Was heißt, es kommt raus - es wird eher rauskommen gemacht. All das wird als Deswegen verkauft werden - weil er so ist, hat er das getan. Ich vermute jedoch, dass diese vermeintlichen Attribute Ausdruck eines Leidensweges wären, die ihn zu dieser unsinnigen Tat führten. Das rechtfertigt nichts, erklärt aber vieles. Und selbst wenn gar nicht in diese Richtung begründet wird, selbst wenn der Mörder ein Mörder aus seltsamen Grunde ist, so ist doch wahr, dass die Gewalt in Jobcentern existiert - dann ist der Vorfall in Neuss immer noch Symbol für das, was Hartz IV aus dieser Gesellschaft macht.

Die Opfer, die im SGB II festgeschrieben sind, sehen oftmals keinen Weg mehr. Sie bewerben und bewerben sich, solange, bis sie keine Lust mehr, bis sie Absagen oder die Ignorierung ihrer Einsendungen zermürbt haben. Dann gelten sie als erwiesen arbeitsunwillig. Sie versuchen das bisschen Leben, das man ihnen anerkennt, in einem Surrogat von Würde zu fristen, begraben dabei jedoch alle Hoffnungen und werden dennoch von manchem miesen Charakter mit eigenem Bürostuhl drangsaliert. Was bleibt ist aufgestauter Frust, der in vielerlei ungesunde Handlungsweisen geleitet wird. Die einen flüchten sich in Räusche, die anderen entwickeln Hass auf Randgruppen oder sich selbst und wieder andere marschieren an diese hartzische Front, stechen auf Mitarbeiter der Behörde ein.

Nochmals: Das ist keine Rechtfertigung. Aber man muss den Anspruch haben, zu begreifen, woher das Potenzial für eine solche Handlung kommt. Man muss schon völlig hoffnungslos sein, wenn man glaubt, eine solche Handlung würde auch nur ansatzweise etwas verändern.

Und es ist auch nicht als obrigkeitshörige Entschuldigung gedacht, wenn es hier nun heißt, auch die Sachwalter des SGB seien Opfer. Sie werden es sicherlich ab und an - und sie werden dem Hass ausgesetzt und sind oft auch selbst dafür verantwortlich. Es sind genug miese Typen unter ihnen. Was nicht heißt, dass die Mitarbeiterin des Jobcenters in Neuss mies gewesen sein muss. Der Skandal ist aber, dass das geltende Sozialgesetz die Miesheit solcher Charaktere nicht einschränkt und unterbindet, sondern sie noch ausdrücklich ermutigt, ihnen Spielräume läßt, sie geradezu drängt, ihr Wesen möglichst authentisch an den Leistungsberechtigten auszutoben.

Hartz IV ist ein Freifahrtschein für Windbeutel und misanthrope Kreaturen; denen Handlungspielraum bei Sanktionen und Maßnahmen einzurichten, ist für die Eskalierung der Gewalt in Jobcentern maßgeblich. Eine herzlose und kalte Auslegung der Statuten, wie sie diverse Leiter von Jobcentern ihren klassistischen aber auch unbescholtenen Untergebenen oktroyieren, tut das Übrige.

Nochmaliger Einwurf: Jetzt, da ich weitergekommen bin im Text, lese ich vom Motiv des Mannes aus Neuss. Nicht ganz konventionell war es. Angst vor Datenmissbrauch, gab er an. Selbst die Staatsanwaltschaft räumt ein, dass der Mann verängstigt war, Opfer von Datenbetrügern zu werden. Es klingt irrational und ist doch sicher Beleg dafür, was man den Jobcentern zutraut - und Beleg dafür, dass für die Ängste eines Leistungsberechtigten keine Zeit, kein Platz ist. Es ist darüber hinaus Anzeichen dafür, dass Furcht etwas ist, womit der Arbeitslose alleine leben muss. Vielleicht war es Paranoia - vielleicht war er immer so und Hartz IV hat etwaige paranoide Affekte nicht aktiviert - aber förderlich ist dieses System für instabile Menschen nicht; es macht nicht gesund, es verschärft und begründet den psychischen und somit physischen Niedergang.

Das Motiv klingt irrational. Die Reaktion ist nicht angemessen, wenn man bei Messerstichen überhaupt je von Angemessenheit sprechen kann. In einem irrationalen System, in dem stets die Furcht vor Geldentzug wütet, in dem man sich ins Aussichtslose bewirbt und für diese Aussichtslosigkeit auch noch selbst verantwortlich gemacht wird, in dem man täglich hört, man sei nicht gut genug, zu unflexibel und zu bequem, ist das Irrationale Programm. Nicht zu verwechseln mit dem Absurden, denn das ist nach Camus die menschliche Erkenntnis, dass dem Elend kein Sinn abzuringen ist. Aber die Botschaft von Hartz IV ist doch, dass alles einem höheren Sinn unterordnet ist, dass die knappe Haltung von Erwerbslosen voller sinnvoller Sinnstiftungen steckt. Irrationale Strukturen und Auflagen, irrationale Botschaften von Sachbearbeitern und Vermittlern, irrationale Arbeitsplätze und Praktika machen das Irrationale in dem, der dieser irrationalen Flut zugeführt wird, zur Normalität. Man kann einem, der darin schwimmt, nicht den Vorwurf machen, sich damit benetzt und benässt zu haben.

Natürlich entfacht man nun den üblichen Opferdiskurs. Mitarbeiter der Jobcenter bekommen jetzt das Stigma gefährdeter Personen. Wenn man die Situation aber begreifen will, muss man die Gesamtheit sehen, muss man sehen, woher die Wut kommt, wer sie anstachelt, wer sie verschlimmert und wem die Situation nützt. All das wird nicht geschehen. Hartz IV-Bezieher sind jetzt nicht mehr nur faul und nutzlos, sondern auch noch gemeingefährlich. Dass sie die Opfer erster Stelle in einer Kausalkette sind, wird wieder mal kein Thema werden.



27 Kommentare:

moller 1. Oktober 2012 um 07:59  

Mal wieder ein hervorragender Beitrag! Schade, dass er im Wesentlichen ad sinistram gelesen wird, wo diese Thematik ohnehin bekannt ist und auch entsprechend diskutiert wird. Für mich waren solche Angriffe in den Arbeitszentren zu erwarten und sie werden wieder passieren. Man mag sich nur mal das Gebaren des („Sicherheits“)-Personals ansehen. Und wie war das dann noch mit der Frau, die in Frankfurt durch Polizisten starb? Ja ne, die haben ja nur die Demokratie verteidigt…

Anonym 1. Oktober 2012 um 08:08  

In Jobcentern, Ausländerbehörden, Jugendämtern und Ordnungsbehörden sitzen die durch die Verwaltungsausbildung domestizierten
kleinen Sparkommisssare, die eine starke "Corporate Identity"-Mentalität und einen Corpsgeist entwickelt haben. Empathieunfähige kleinbürgerliche Konformisten, denen zum Hunde nur noch der Schwanz zum Wedeln fehlt (H. Heine).

Ich weiss nach 46 Jahren im kommunalem öffentlichen Dienst, wovon ich rede.

Schreibtischtäter sind bekanntlich ein wichtiges Funktionsglied in der Kette dr Aussortierung. Jean-Paul Sartre hat ein tiefsinniges Drama geschrieben: "Die Eingeschlossenen von Altona".

Da pointiert er grausam: "Ob gewisse gewalttätige Schlächter innerlich eigentlich dem Faschismus, der ihr Verhalten lenkte, widerstrebten oder ob sie überzeugt waren von ihren Handlungen, darauf käme es überhaupt nicht an. Der innere Vorbehalt zählt nicht. Entscheidend ist, was jemand tut, wie verderblich er wirkt."

Volker hört die Signale 1. Oktober 2012 um 08:46  

Wir haben es von der Bundesregierung, über die beiden größeren Oppositionsparteien, bis hin zu den Sendeanstalten der Bertelsmänner eben mit einer breiten Front von Spin-Doktoren zu tun, die der großen Mehrheit des Volkes auch noch verkaufen könnten, die größen Windräder würden nicht Strom, sondern Wind erzeugen.

Präsentieren würde man Studien, die zeigen, dass der Wind weht, wenn die Dinger sich drehen und in der Tagesschau würde so ein geleckter Spießer von den Ergebnissen einer neuen Studie einer anerkannten Stiftung sprechen. Anschließend würde Merkel bei Jauch fragen, ob hier nicht; Bosbach stünde am nächsten Tag bei n-tv und Bürgerentscheide über mehr oder weniger Wind fordern. Die Grünen würden sich beklagen, dass die Windräder vor allem im Norden gebaut würden, wo doch so langsam genug Wind gemacht würde und mehr Wind für Baden-Württemberg fordern. Und während die Wagenknecht bei der Illner sich beklagt, dass es doch wohl nicht sein kann, dass so ein Schwachsinn tatsächlich verbreitet würde, würde der Deppendorf schon den neuen Deutschlandtrend zum Thema: "Wer braucht den Wind?" präsentieren, danach der Brennpunkt: "Flaute in Bayern".

Und die NPD würde zusammen mit den Freien Wählern, der Wahlalternative 2003, der Rechten, der Freiheit, ProDeutschwind und des Gauweilers wilder Meute vor holländischem Fremdwind warnen, der Deutschland überfremdet.

Und am Ende würden dann Windräder in Hamburg brennen, bejubelt von der "schweigenden Mehrheit" und die Regierung würde eine Visapflicht insbesondere Nordafrikanische und Sibirische Wetterlagen einführen.

flavo 1. Oktober 2012 um 09:26  

Das Stück Denke, das hier einleuchtend bewegt wird (einen Weg machen), muss man gleider als zu komplex für den Hausverstand betrachten.

Dennis82 1. Oktober 2012 um 09:39  

Dem 2. Kommentar kann ich nur zustimmen. Ich bin an nem Studium für die geh. Laufbahn Finanzverwaltung gescheitert. Einfach auch, weil ich mich nicht in der Weise verbiegen und formen lassen wollte, wie die Grundstruktur dieser Ausbildung es von einem verlangt.

Mich wunderte jedenfalls nicht, was für pragmatische, eiskalte Roboter da nun in den Ämtern sitzen. Systematische Löschung und Unterdrückung jeder Form von Empathie, Förderung von Unselbständigkeit, Unterwerfung, Selbstausbeutung und völlige Unfähigkeit, den Sinn von scheinbar von einer höheren Macht in Steintafeln gehauenen Gesetzes- und Richtlinientexten zu verstehen oder gar kritisch zu hinterfragen. Und erst Recht keine Reflektion über das Studium oder das System als solches...

Kritiklose Akzeptanz von Obrigkeit; Distanzierung vom Menschen (ist nur ne Nummer; auch dadurch, dass man ihn im Amt durch Schaffung von "Service-Centern" nicht mehr zu Gesicht - und bald auch zu Gehör - bekommen soll). Eigene Meinung? Soll, nein, darf man nicht haben! Ein Freund zog mich immer mit dem Spruch auf: "Ein Beamter, der denkt, bewegt sich hart an der Grenze zur Dienstpflichtverletzung"...

Anonym 1. Oktober 2012 um 10:42  

@Roberto J. de Lapuente

Völlige Zustimmung.

Übrigens, was mir beim Lesen deines Textes noch einfiel ist die Tatsache, dass viele BehördenmitarbeiterInnen selbst vorher HartzIV-EmpfängerInnen waren - wie ich es mal bei Nachdenkseiten las, d.h. man hetzt halt, auch in diesem Fall, wieder die sogenannten "kleinen Leute" gegeneinander - mit tödlichen Folgen.

Übrigens, die Einzelfälle - ich schrieb es bereits bei Feynsinn - häufen sich, wo man Verhungerte HartzIV-EmpfängerInnen in ihren jeweiligen Wohnungen findet - die Presse wiegelt natürlich mal wieder ab, was nicht sein kann, darf nicht sein - wenn es z.B. nach dem MDR geht:

http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/halle/toteinhalle100.html

....es war also ein Magendurchbruch?....

...tja, die Fälle von eigentlich Hilfsbedürftigen, die zum Arzt müßten häufen sich dank Hartz IV auch....

...die Politik? Die Presse? Die Behörden?: Schlechtes Gewissen? Iwo! - Man lese selbst:

"[...]Wie die Staatsanwaltschaft bestätigte, hatte die Frau auch zu ihrer Familie keinen Kontakt. In den letzten Monaten war die Frau wahrscheinlich ohne Einkommen. Das Jobcenter Halle erklärte, sie sei Ende Januar letztmals zu einer Informationsveranstaltung gekommen, danach habe sie sich nicht mehr gemeldet. Die Leistungen seien dann ausgelaufen[...]"

Gruß
Bernie

Eike Brünig 1. Oktober 2012 um 14:37  

Doch. Erwerbslosigkeit ist EIN Schicksal in den Behörden. Das Schicksal trägt sogar eine Nummer.

Anonym 1. Oktober 2012 um 14:40  

@Dennis82

Bin geneigt zuzustimmen, aber eine Bemerkung hätte ich denn doch:

Sind die auf den Jobcentern noch Beamte?

Ich dachte immer der Laden ist mittlerweile privatisiert worden, zumal ich mich - als Verwaltungsfachangestellter - mal in der Zeit bewarb als es noch Arbeitsamt statt Jobcenter hieß.

Ich hab übrigens einen Neffen, mit dem ich gut auskomme, der auch etwas studiert, dass ich abgebrochen habe - Management (er allerdings mit dem Schwerpunkt Technik) - weil ich 1997 schon den neoliberalen Braten roch.

Es scheint eben so, dass die Menschen in diesem Lande einfach nicht raffen worauf die sich einlassen:

Soll heißen: Mein Neffe muß auch seine eigenen Erfahrungen mit BWL-Psychopathen machen.

Interessant ist womit er sich, neben dem Studium der BWL, sein Geld für's Studium verdienen will -mit Schwerbehindertenbetreuung.

Bin mal gespannt was er nach dem 1. Semester so bringt, wenn er auf die typischen Mangement-StudentInnen getroffen ist.

Vielleicht auch so Sprüche wie "Umweltschutz? Menschenrechte? Minderheitenschutz? Interessiert alles nicht, nur der GEWINN interessiert, und zwar ganz egal wie erworben." - so damals ein BWL-Prof. Dr. an unsere Adresse, und mit ein Grund, dass ich mein Studium der BWL-Management (nebendem, dass man mich schnell merken ließ, dass ich nicht aus einem Besserverdienerstall stamme) vorzeitig abbrach.

Gruß
Bernie

Anonym 1. Oktober 2012 um 15:41  

Was haben Sie mir aus der Seele geschrieben, Herr Lapuente!

Seit über einem Jahr bin ich krank und warte sehnlichst auf meinen genehmigten Aufenthalt in einer Psychotherapeutischen Klinik, um dieses, mein Leben wieder zu ertragen oder zumindest so anzunehmen.

Ich bin 55, seit über zwei Jahren arbeitslos und werde wohl den Rest meines Lebens in der "Hartz IV - Mühle" verbringen, aber es bleibt mir ja in letzter Konsequenz noch der Suizid!



Devlin 1. Oktober 2012 um 17:15  

Setzt man die Kritik auf diesem Niveau an, kommt man sofort zu noch Näherliegendem:
Die graue Farbe von Beton und Teer, die sich in den Seelen abzeichnet, der Elektrosmog, der die Gefühle der Menschen kaputtstrahlt, ...
Sind das nicht viel größere Preise, die man für die Zivilisation zahlt, und zwar nicht nur einige Arbeitslose, sondern ALLE?

Anonym 1. Oktober 2012 um 18:46  

so ein gejammer!!! deutschland geht es gut. den menschen hier geht es gut. schauen sie mal in drittweltländereien!! hartz iv wäre für einen afrikaner ein geschenk.

ad sinistram 1. Oktober 2012 um 18:51  

Ein Affe wie du verwechselt schon mal braune Bananen mit feinster Crème brulée - es gibt aber Wesen, die dem Äffischen entkommen sind und verstehen, dass matschige Bananen nichts Köstliches sind. Sie machen satt, aber sie verwöhnen einen Menschen nicht.

Anonym 1. Oktober 2012 um 19:50  

@anonym 18:46

Hartz-IV ist eben kein Geschenk oder wie erklären Sie sich, dass es Sanktionen gibt bis zur völligen Streichung der Leistungen?

Ich persönlich glaube, dass ich mit Hartz-IV finanziell auskommen könnte (ich kann allerdings auch kochen). Was ich nicht ertragen würde, wären die Gängelungen der ARGEN (Nomen est omen), die Willkür der kleinen Sadisten, die Sanktionen verhängen für "Verfehlungen", die ich nicht begangen habe, den Zwang jede Arbeit anzunehmen und die überheblichen Anfeindungen von Menschen, die von Hartz-IV ab ihrer Kündigung genau 12 Monate entfernt sind.

Ich bin, wie soviele in Deutschland, auf ein Erwerbseinkommen angewiesen, da ich weder mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, noch Beamter bin (ein Transferleistungsbezieher de luxe). Mir ist klar, dass Hartz-IV auch mich treffen könnte.

Es ist so jämmerlich von Ihnen, Ihr fehlendes Selbstwertgefühl an den Hartz-IV-Empfängern aufrichten zu wollen und auf die ohnehin am Boden liegenden zu treten. Der Wert eines Menschen definiert sich nicht über sein Bankkonto - schreiben Sie sich das hinter die Ohren!

Anonym 1. Oktober 2012 um 20:17  

es gibt nur einen Terror: staatlichen!

Anonym 1. Oktober 2012 um 20:26  

@Roberto J. De Lapuente

Seh ich ganz genauso was den "Anonym" von 18:46 angeht - Der probiert doch hier nur die typisch neotalibanmäßige Idee aus die Armen gegeneinander auszuspielen:

Wenn es nicht lokal funktioniert, dann halt global.

...ein armes neoliberale Würstchen eben, der nicht rafft, dass seine uralte Strategie längst sowas von Vorgestern ist....

Amüsierte Grüße
Bernie

Anonym 2. Oktober 2012 um 08:16  

Das SGB II billigt den den SBs des JC einen Ermnessensspielraum zu ob Sie Sanktionen anwenden wollen. In Frankreich haben die JC Angestellten diesen dazu genutzt KEINE Sanktionen gegen Ihre Mitbürger zu verhängen...was sagt uns das über die deutschen JC-Mitarbeiter?

Anonym 2. Oktober 2012 um 09:16  

So cynisch es klingt: Wenn das (hier offenkundig irrationale, paranoide) Motiv des Mannes stimmt, ist die Frau vom kriminologischen Standpunkt aus tatsächlich Zufallsopfer geworden - jeden hatte es treffen können. Jemand klappt in der S-Bahn den laptop auf...der will meine Daten sammeln, Messer raus! In diesem Fall hätte der Totschlag dann tatsächlich wenig oder nichts mit Hartz IV zu tun.

Absurd ist die auch bei Polizeibeamten (siehe etwa Polizeigewalt bei S21) zu beobachtende Täter-Opfer-Umkehr. Wird von leuten wie Weise und Alt seit jahren betrieben: Die armen, fast wehrlosen Sachbearbeiter, hilflos zappeln sie im Würgeggriff der übermächtigen Arbeitslosen...keine Verdrehung der Wirklichkeit ist denen absurd genug.

Anonym 2. Oktober 2012 um 09:16  

"[...]was sagt uns das über die deutschen JC-Mitarbeiter?[...]"

Ganz einfach, der Bürokrat Eichmann läßt grüßen.

Wer sich einmal mit der Vorgeschichte der Shoa befasst hat, den wundert die Verhaltensweise der dt. Bürokraten keineswegs - die waren schon immer perfekt im Umsetzen inhumaner Gesetze - zumindest seit 1933, als die Judenverfolgung anfing.

Dennis82 2. Oktober 2012 um 09:53  

@Bernie: Sollte nur ein Beispiel aus nem anderen Bereich der Verwaltung (Finanzämter) sein, um das selbst erlebte Prinzip zu verdeutlichen. Wobei zumindest dem (meist wohlhabenden) Bürger gegenüber im Vergleich zu der "Kundschaft" von Arbeitsagenturen noch regelrecht gekuscht wird!

In den "Agenturen" arbeiten ja gerade an vorderster Front in der Stellenvermittlung glaube ich fast nur noch prekär Beschäftigte, auf die von oben (Teamleiter, da dann wohl Beamte des geh./höheren Dienstes) ordentlich Druck gemacht wird - und die dann halt auch nach unten treten - weil sie am besten wissen, wie schnell man wieder auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzen kann...

Perfider Staatsterror halt...

Anonym 2. Oktober 2012 um 10:17  

......Mitmenschlichkeit ist eben ein grosses Defizit bei den meisten Deutschen....

Anonym 2. Oktober 2012 um 11:35  

"so ein gejammer!!! deutschland geht es gut. den menschen hier geht es gut. schauen sie mal in drittweltländereien!! hartz iv wäre für einen afrikaner ein geschenk."

Aber nicht, wenn besagter Afrikaner damit in Deutschland über die Runden kommen müsste.
Für die (Über-)Lebenskosten hier ist HartzIV einfach nur obszön wenig.

Globus 2. Oktober 2012 um 18:42  

Es heißt hier ja immer: Aufstieg geht nur, wenn andere Menschen zurückbleiben. Bezugsmaßstab sind hier Unterschiede der Lebensumstände der Menschen untereinander.
Dabei wird immer vergessen: Aufsteigen können auch alle gleichzeitig - in Bezug zu den EIGENEN (vorigen) Lebensumständen.
Der Abstand untereinander kann dabei größer werden - wie in der heutigen Zeit -, weil die einen schneller aufsteigen als die anderen.
Dennoch ist es für alle ein Aufsteigen: Beide Klingen der geöffneten Schere weisen aufwärts - die eine stärker, die andere schwächer; aber beide aufwärts.

ad sinistram 2. Oktober 2012 um 19:03  

Alle steigen auf - jaja, klar. Kennen wir. Ich verweise abermals auf Owen Jones und den Käse von "Wir sind alle Mittelschicht". Es gibt Dummköpfe genug, die dergleichen wirklich glauben. Aufstieg für griechische Menschen? Aufstieg in Spanien? Für Arbeitslose? Für Niedriglöhne? Fortschritt, immer nur Fortschritt - und weil dem so ist, soll man tolerieren, dass der Reichtum ins Unermessliche steigt. Wer dergleichen als These fabriziert, man verzeihe mir die Direktheit, ist ein totaler Blödmann.

Anonym 4. Oktober 2012 um 11:32  

Hallo,

eine kleine Anekdote aus dem Jahr 2009 über die Mitarbeiter/innen in den Arbeitsagenturen: mein Mann (damals noch Freund) war arbeitslos und mußte nun ALG 2 beantragen. Die Fragen waren wie folgt: "Leben Sie mit jemand zusammen?" Ja.
"Verdient ihre Partnerin mehr als 1000 EUR brutto?" Ja.
"DANN FÜLLE ICH NOCH NICHT MAL EINEN ANTRAG FÜR SIE AUS!"

Nach längerer Diskussion mit der "Dame" stellte sich raus, sie war gelernte Bankkauffrau und nun über eine Zeitarbeitsfirma an das Arbeitsamt verliehen! Soviel zum Thema "Beamte in den Arbeitsämtern"....

Es wird nicht nur übersehen, was Hartz4 aus Menschen macht, es wird auch übersehen, daß diese ach-so-tolle-Gesetzgebung Dritte in die Versorgungspflicht nimmt, die eigentlich dem Staat obliegt. Privatisierung und Abwälzen der Staastpflichten auf Dritte wohin man schaut.
Wenn der Staat schon so viele Aufgaben abgibt, müßten dann diejenigen, die sich Ihrer Aufgabe verweigern, nicht auch sanktioniert werden? Warum kann man den Politikern und Verwaltungsbeamten nicht den Geldhahn zudrehen? Das wäre dann gerechte Anwendung des Sozialgesetzbuches ;-)

Gruß
Mada

Anonym 6. Oktober 2012 um 10:42  

@Mada

Tja, da scheinen auf den Jobcentern ja viele Ex-Arbeitslose als MitarbeiterInnen beschäftigt zu sein.

War es früher Bewerbungstraining der hirnlosen Sorte alá "Wie kleidet man sich beim Vorstellungsgespräch" - auch von einer Bankmitarbeiterin bzw. "ich hab auch keine Ahung von der Materie, also seit froh, dass wir zusammen lernen dürfen" eines ex-arbeitslosen "Computerfachmannes", aber noch in der Vor-HartzIV-Ära - werden dieselben Menschen nun eben direkt bei Jobcentern als "Arbeitsvermittler" eingestellt.

Traurig, wie weit es gekommen ist -in Deutschland, seit Hartz IV - Ex-Arbeitslose gegen HartzIV-EmpfängerInnen - Woher kenne ich das? Läuft das nicht unter dem weiter oben erwähnten "teile und herrsche"?

Notwendig wäre wohl eine Wiederverstaatlichung der "Jobcenter", so daß eben wieder berufsmäßig qualifizierte Arbeitsamtsangestellte auf die Arbeitslosen losgelassen werden, und nicht ungelernte, und unqualifizierte Ex-Bankster - oder sonstige Büromenschen, die keine Anstellung in ihrem erlernten Beruf erhalten haben.

Gruß
Bernie

Anonym 6. Oktober 2012 um 10:45  

@Roberto J. de Lapuente

Stimme mit dir überein, aber die Schreiberlinge, wie "Globus", die solchen Unsinn verzapfen sind eben - eine Ironie der Geschichte, die man auch nicht oft genug niederschreiben kann - ebensolche Ideologen wie einst, und heute in manchen Staaten (z.B. Nordkorea) immer noch, die autoritären Kommunisten bzw. Sozialisten, denen man lange etwas vom Unsinn ihrer Ideologie predigen kann - Betonköpfe eben, überzeugte Steinzeit-Neoliberale ebenso wie überzeugte Steinzeit-Kommunisten/Sozialisten.

Amüsierte Grüße
Bernie

Anonym 9. Oktober 2012 um 10:58  

Wichtiger Hinweis:

"[...]Ist Kritik an Situation in Jobcenter gleich ein Fall für die Justiz?
Die Mail einer Regionaldirektorin der BA wirft Fragen auf

Der gewaltsame Tod einer Jobcentermitarbeiterin aus Neuss vor einer Woche sorgt weiter für heftige Diskussionen unter aktiven Erwerbslosen. Ein Erwerbsloser hatte die Mitarbeitern mit einem Messer angegriffen und tödlich verletzt, nachdem er bei einem anderen Mitarbeiter gegen seinen Willen eine Vereinbarung unterschreiben musste, die auch seinen Datenschutz tangierte. Der Mann wollte nach einer Bedenkzeit seine Unterschrift unter die Einwilligung zurückziehen, traf aber den zuständigen Mitarbeiter nicht mehr an[...]"

Quelle und kompletter Text:

http://www.heise.de/tp/blogs/8/152945

...soviel zum Thema Meinungsfreiheit in Zeiten von Hartz IV, einem Gesetz, dass immerhin von einem Vorbestraften erfunden wurde - man kann es nicht oft genug erwähnen.....

...die Nerven bei den Jobcentern liegen blank, und das bespitzeln von Erwerbslosenforen ist erwiesen, und wird hier noch einmal bestätigt....

...so werden Beträge von Markttaliban auch in diesem Forum verständlich...die arbeiten sehr wahrscheinlich bei den Jobcentern als Agent Provocateurs....siehe oben verlinkter Text....

Gruß
Bernie

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