Fanatiker mit, Fanatiker ohne Gott

Dienstag, 25. September 2012

Das Abendland gibt sich momentan provokant atheistisch und nennt es Meinungsfreiheit. Mit welcher Herausforderungshaltung und Verachtung seine "Intellektuellen" gegen den Islam schießen, grenzt an Perversion. Sicherlich verbergen sich hinter dem, was Islamkritik heißt, einerseits auch rechtsradikale Freaks - andererseits sind es aber atheistische und intellektuelle Affekte, die im Namen der Meinungsfreiheit einen beleidigenden Kreuzzug ausfechten. Dabei spielen sie den braunen Kretins auch noch in die deutschgrüßenden Arme. Und sie machen sich als religiöse Eiferer ohne religiösen Glauben lächerlich. Religion kommt von religare, von zurückbinden - sie ist also Rückbindung an Ideale und Werte, an Schriften und Erkenntnisse, ist folglich eine weltanschauliche Rückversicherung. Ob es darin einen Gott geben muss, steht nicht fest. Der europäische Atheismus, der dieser Tage im Namen der Meinungsfreiheit den Islam verspottet, ist als intellektuell verbrämte Verlängerung mittelalterlicher Kreuzzüge des Katholizismus ohne Kirche und Gott zu werten.

Hier diskutiert man rege, einen Film der mehr mit Volksverhetzung denn mit Meinungsfreiheit zu tun hat, auch wirklich publikumswirksam zu zeigen - dort wieder mal Karikaturen und immer mehr Karikaturen. Europa einig Provoland! Einig gegen den Islam - wenn man sich sonst schon über wenig Gemeinsamkeiten definiert: die Abneigung gegen den Islam vereint. Man hasst den Islam ja nicht - man ist nur für die Freiheit, man lehnt ihn nur im Namen atheistischer, wenigstens aber säkularisierter Errungenschaften ab. Man ist nicht rassistisch, nicht eurozentristisch, nicht leitkulturell verblendet - das wirkt zwar so, aber das sind nur Auswirkungen einer hehren Empfindung; man will dem Islam nur bringen, was man selbst als so außerordentlich bereichernd empfindet.

Die Empfindlichkeit des Islam ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und manchmal unverständlich. Warum aber provozieren, Unruhe erzeugen, Geschmacklosigkeiten und Beleidigungen mit Meinung verwechseln? Warum annehmen, Mitglied einer Kultur zu sein, die mehr gelten soll, als es die islamische Kultur angeblich tut?

Es sind neben den üblichen rechtsgerichteten Halbseidenen und nationalistisch-abendländischen Spinnern solche, die sich als linksliberale Atheisten sehen, wenn sie Mohammad einen guten Kinderschänder sein lassen. Konkretisierung: Atheisten meint vermutlich das, was man säkularisierte Intellektuelle nennen sollte - scheinbar von Kirche und religiöser Moral entwundene Charaktere, die nicht dumm sind, die sich aber durchaus dumm anstellen beim Umgang mit dem Islam, die in die rechte Falle tappen und damit den ganzen Rassisten aus der Mitte und von Rechts ein Forum zutragen; Charaktere, die auch ihre Leistungen im aufklärerischen Bereich aufs Spiel setzen - siehe Wallraff, der mehr und noch mehr Karikaturen fordert, der im Namen der Meinungsfreiheit den Markt mit religiöser Beleidigung geflutet wissen will. Das ist ein intellekueller Offenbarungseid - erneut. Wallraff und die gestiefelten Straßenkater in braunem Polo auf einer Linie. Nicht gewollt vielleicht, aber er hat auch nichts dafür getan, um nicht dort verortet zu werden.

Die mit den gewichsten Springerstiefeln sind ja nicht "islamkritisch", weil sie so gottlos wären - nein, diese Stiefelwichser sprechen ja von Gott und Vaterland. Aber die intellektuelle Meinungsfreiheitsrhetorik geschieht im Angesicht einer gezielt und stolz zur Schau getragenen Gottlosigkeit. Sie macht deutlich, dass sie nicht an Gott glaubt, dass sie Gemeinde und Kirche für Scheiße hält, würde sich aber selbst nicht für atheistisch bezeichnen, weil die Erwähnung des Wortes so aggressiv wirkt. Jeder darf das natürlich so sehen - muss man es aber so voller Stolz tun, im Ausdruck, besser zu sein als solche, die weiterhin an Gott glauben und Kirche pflegen? Aber die pseudointellektuelle Freiheitsrede sieht nun Menschen, die empfindlich auf religiöse Beschmutzung reagieren und hat helle Freude daran, diese Empfindlichkeiten weiter auszutesten,, auszuloten, anzufachen. Im Namen von westlichen Idealen natürlich - Atheos lo vult! Heißt das übersetzt: Provokation ist eine westliche Errungenschaft? Provokationsfreude und die Überheblichkeit gegen andere Weltanschauungen sind Menschenrechte?

Sie erkennen in diesem atheistischen Eifer nicht, dass der Islam, wie jede Religion, einen modus vivendi darstellt, eine Einrichtung, die das Leben arrangiert und in Rahmen bannt - das kann man gut oder schlecht finden, nicht aber so tun, als sei das rückständig. Alles Zusammenleben von Menschen ist ein irgendwie gesitteter modus vivendi. Wie sich Gesellschaften modifizieren sollen, ist nicht die selbstgegebene Aufgabe so genannter aufgeklärter Gesellschaften, die sich ihren modus vivendi von Religion auf die Ökonomie haben übertragen lassen.

Religion kann viele Götter haben - oder einen, meist den einen Gott. Wer sagt denn, dass sie nicht auch ohne Gott auskommt? In Zeiten von Personalabbau ist auch das denkbar. Religion könnte mit Rückbindung übersetzt werden, wie schon oben erklärt. So waren die Kreuzritter theoretisch an die Ideale rückgebunden, die Bibelexegeten ihnen erläuterten - so sind gläubige Moslems an Suren rückgebunden - Kommunisten, denen man nicht selten religiösen Eifer nachsagte, banden sich bei Marx rück - und der Säkularismus, der Atheismus tut es bei den Idealen, die seit der Französischen Revolution und verstärkt seit Eintritt des Konsumismus in die Welt, Verbreitung fanden. Man braucht keinen Gott, um religiös zu sein - siehe jenes heutige Europa, das provokant und aufgeklärt all jene mit seinem sendungsbewussten Eifer eindeckt, die eine andere Religion besitzen, wie jene, die genehm wäre zu akzeptieren. Polytheismus, Monotheismus, Atheismus - alles Religionen, die einen mit Göttern oder Gott, die andere ohne. Braucht es aber nicht, denn Religion ist nicht gottesfixiert, sie ist genauer gesagt ausgerichtet auf ein Absolutum. Das kann Gott heißen oder Konsum - oder es heißt Gottlosigkeit. Die absolute Gottlosigkeit, die jeden religiösen Aspekt verlacht, ist auch ein Absolutum, auch ein Götzendienst. Die einen stellen sich auf dem Thron einen anthropomorphen Mann vor, die anderen nur einen leeren Thron. Aber der Thron bleibt! Den können sie sich nicht wegdenken, irgendwas bleibt immer absolut im Kopf.

Diese Empfindlichkeit, die Moslems wie alle Religiösen auf Erden zeigen, ist sicherlich teilweise grotesk. Und fremde Spezies, die auf den Erdenball lugen, lachen sicher herzlich über diese aufgebrachte Kreatur Mensch. Aber ihre religiösen Institutionen sind ihnen eben wichtig. Uns sind ja auch Dinge wichtig; wir eifern ja auch, wenn man unsere Heiligen beleidigt und sie zu schnell sterben läßt, dann pilgern wir auch auf Straßen und beweinen Jacko und Witney und wie sie alle heißen, die zur Rechten Mammons sitzen. Und wehe dem, der die Religion verpfeift, einen Elfmeter gibt, der keiner war - aufgebrachte Kreatur Mensch im Stadionrund. Schon mal die aufgebrachten Kreaturen gesehen, die gegen Überfremdung marschieren, die Homosexuelle kriminalisieren, die Sozialgesetze als Stalinismus diffamieren?

Das Säkularisierte ist keine evolutionäre Stufe, die über allem steht, was sonst in der Welt ist. Es ist nur eine Art die Welt zu sehen. Eine, die man durchaus für sich selbst bevorzugen kann und soll - aber keine, die Leviten lesen darf. Sie ist ein modus vivendi, wie in vielen Regionen dieser Welt, andere Modi entstanden sind, um das (Zusammen-)Leben irgendwie zu meistern. Der Atheismus ist insofern ebenso, wie das Säkularisierte, ein Modus, die Welt zu deuten, um in ihr Leben zu können. Theismen benötigen hierzu Gott, die vielen verschiedenen Spielarten des Atheismus - die Polyatheismen - kommen ohne ihn aus. Was man in Europa erlebt, wenn man wie selbstverständlich glaubt, die Provokation sei ein Menschenrecht und die Schmähung anderer Kulturkreise europäische Errungenschaft, die man der gesamten Welt bringen sollte, wie Prometheus den Menschen das Feuer - was man heute in Europa erlebt, das ist der Zorn religiöser Fanatiker ohne Gott, die den Zorn anderer religiöser Fanatiker mit Gott ernten.

Den Film verbieten? Karikaturen unterbinden? Mit dem § 166 StGB drohen? Nein! Verbote sind wahrlich nicht das Mittel. Aber Einsicht wäre notwendig. Bloß die kann man nicht erzwingen, nicht auferlegen. Einsicht, nicht besser zu sein; Einsicht, dass andere Kulturen anders sind, dass ihnen andere Dinge heilig sind. Einsicht: eigentlich etwas, das man dem atheistischen Lebensentwurf, der sich nun den Rechten in ihrem Kampf gegen den Islam zugesellt, attestieren wollte. War doch der Atheismus stets um Einsicht bemüht, forderte er Einsicht vom Theismus ein, um toleriert zu werden. Aus der Einsicht wird nicht selten Eifer, manchmal blinder - und am Ende kasperln sich Atheisten gegen den Islam ab, machen sich zu Steigbügelhalter für die Unfreiheit und meinen auch noch, einen ganz besonders wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Welt geleistet zu haben.



25 Kommentare:

Anonym 25. September 2012 um 07:56  

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Anonym 25. September 2012 um 08:26  

Grossartiger Text, umfassend und objektiv, selbstkritisch und versöhnlich. Ein notwendiges Gegengewicht zum unsäglich dummen und einseitigen Artikel (1100 Kommentare) in der Zeit: "Respekt? Wovor denn?"
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt/seite-1

der Herr Karl

Wolfgang Buck 25. September 2012 um 08:57  

Ja, ich gestehe: ich verabscheue jegliche Art von Ideologie. Ideologien verkürzen die Wirkungen in unserer extrem komplexen Welt auf wenige "Wahrheiten" und "Wirkmuster" um diese dann um so vehementer zu verteidigen. Dadurch und durch ihren Eifer sind sie alle, ob sie nun Liebe predigen oder Kampf, ob Versöhnung oder Teilung gleichermaßen gefährlich. Ich glaube es war Heinz von Foerster der einmal sinngemäß über Ideologien und deren Umgang mit Anderen gesagt hat: zuerst ignorieren sie dich, dann machen sie sich über dich lächerlich und letztlich töten sie dich. Das trifft für den Nationalismus ebenso zu wie für den Kommunismus, den Neoliberalismus, den Islam, das Judentum oder Christentum.

Denn eines ist sicher: Religionen(die mit einem Gott oder gottähnlichen Führer) sind die schlimmsten von allen.

Ich trete als Atheist mit Respekt und Wertschätzung jedem gegenüber. Einige gute Freunde sind Moslems und ich käme niemals auf die Idee sie deshalb zu beleidigen, mich über ihren Glauben lächerlich zu machen oder sonst was. Ich sehe aber auch nicht ein aus irgend welchen Pseudo Gründen respektvoll zu schweigen wenn andere Menschen drangsaliert, verletzt oder gar getötet werden. Wer der Meinung ist, der gesamte riesige Kosmos sei nur für jene geschaffen worden, die sich etwas Wasser über den Kopf schütten oder Pimmel beschneiden; oder für irgendwelche Arierer die sich als Übermenschen sehen muss einfach mit konkretem Widerspruch rechnen und auch mal Spott aushalten können. Ich kann das sicher auch :-)

PS: das Muslime wegen eines solchen sicherlich hetzerischen aber kaum beachteten billigen Videos so abdrehen ist mir schleiherhaft und hat sicher Gründe die weit ausserhalb dieses Umstands zu suchen sind. Mindestens so schleierhaft ist es mir dass die ganze Geschichte nun in dutzenden von Leitartikeln und Talk-Shows immer wieder und wiedergekäut wird. Man hat tatsächlich das Gefühl von lauter Irren umgeben zu sein. Egal ob Muselmann, Christ oder Ungläubiger.

Feydab 25. September 2012 um 08:59  

Wunderbarer Text Roberto, auch wenn ich fürchte, dass die Stimme der Mäßigung und Einkehr wie immer nicht gehört werden wird. Man sucht eben doch immer lieber den Splitter im Auge der Anderen, weil das eigene Brett vorm Kopf so lieb gewonnen ist...

Anonym 25. September 2012 um 09:16  

Dem Kommentar von Herrn Karl möchte ich mich anschließen.

Hartmut

Yusuf Zenj 25. September 2012 um 10:26  

Prima Artikel.
Diversität ist von den Naturschützern belegt. Bei Species Mensch brauchen wir den EuroAmi-Einheitsbrei. Anders-artige werden, Notfalls mit Gewalt, Heim ins Reich beleidigt.
Umgekehrt wird IMMER ein Schuh draus, warum nicht auch der des Manitu.
Diversität, regionale Unterschiede, Dialekte, Traditionen haben wir in Deutschland schon lange weggeschliffen. Die jeweiligen europäischen Länder taten das selbe. Nun ist die Welt dran.
Damit wird auch der Pool für vielschichtige, diverse Lösungsvorschläge unserer aktuellen Probleme trocken gelegt. In den Think Tanks wird dann im Gleichschritt gedacht.

potemkin 25. September 2012 um 10:37  

Der Islam ist eine gedemütigte Religion. Ebenso wie einst das Judentum klammert sich diese Religion an ihre Werte und Riten, um sich zu behaupten. Zudem wird Muslimen in vielen Ländern Assimilierung und Gleichberechtigung verweigert, wodurch man sich um so mehr in die Religion flüchtet. Der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz hat verblüffende Parallelen zwischen Antisemitismus und Antiislamismus herausgefunden. Das Makabere daran: Etliche Juden sind sich nicht zu schade, bei diesem neuen 'Antisemitismus' mitzumachen...

Anonym 25. September 2012 um 11:15  

Das kann man so nicht stehenlassen. Wüten und toben ist das gleiche wie "Jacko und Witney beweinen"? Nein, das ist es nicht. Ganz, ganz gewiss ist es das nicht.
Es geht auch nicht darum "jeden religiösen Aspekt zu verlachen", sondern lachen DÜRFEN - ob es über Religion ist oder auch über sich selbst!

Anonym 25. September 2012 um 11:41  

Interessanter und guter Beitrag, der überwiegend ins Schwarze trifft. Chapeau!
Mein Senf dazu: Menschliches Miteinander kann nur gedeihen, wo auch Respekt für andere Weltanschauungen vorhanden ist. Das schließt ein missionarisches Verbreiten der eigenen Anschauung m.E. zwar sehr wohl ein. Jedoch müssen gewisse Regeln des Anstandes gewahrt bleiben. Vor allem wenn zum Mittel der Provokation gegriffen wird, ist Vorsicht geboten. Es mag ein taugliches Mittel gegen Eliten jedweder Couleur sein. Es gegen die Massen einzusetzen, ist jedoch dumm und kontraproduktiv.

Anonym 25. September 2012 um 12:09  

""Respekt? Wovor denn?"
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt/seite-1"

An den Artikel musste ich auch denken.
Und ja, anhand der Mehrzahl der Kommentare kann man meinen dass blödes Religionsbashing gerade ziemlich in ist.

Anonym 25. September 2012 um 12:09  

""Respekt? Wovor denn?"
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt/seite-1"

An den Artikel musste ich auch denken.
Und ja, anhand der Mehrzahl der Kommentare kann man meinen dass blödes Religionsbashing gerade ziemlich in ist.

Anonym 25. September 2012 um 12:15  

Schöner Artikel!
Als Ergänzung sei der Hinweis gestattet, dass die selbsternannten Atheisten und Meinungsfreiheitsverteidiger ganz anders reagiert haben als ein Satiremagazin hierzulande vor einiger Zeit mit dem Bild des Papstes in besudelter Sutane auf dem Cover aufmachte.
Da war diese "schamlose Verletzung religiöser Gefühle" anscheinend noch nicht durch Meinungsfreiheit gedeckt...

kurms 25. September 2012 um 12:48  

Ist "Stiefelwichser" jetzt eine Meinung, Beleidigung, oder Provokation?

Rallinsky 25. September 2012 um 14:29  

Sicherlich ein interessanter Text und ein, in der Öffentlichkeit, viel zu kurz gekommener Blickwinkel. Objektiver wäre es freilich, wenn auch einige islamkrische (au Backe - darf das Wort überhaupt noch Verwendung finden?) Aspekte dieser, an vielen Stellen antiquierten und patriarchaisch geprägten Religion Eingang gefunden hätten.

Anonym 25. September 2012 um 14:35  

Der Mensch ist per se ein faschistisches Wesen. Heute zeigt sich das nur in anderer Form als im Dritten Reich.
Immer aber ging es auch um Grenzziehung - was man noch verständnishalber duldet und was nicht.
Die totale Entgrenzung, Verständnis und Duldung von allem, was unter der Fahne einer Ideologie daherkommt? Da mag ich dem Autor nicht folgen.

Manfred Jannikoy 25. September 2012 um 14:44  

Nicht beachtet wird bei dem ganzen Sch***, dass die, die die künstlerische "riots" machenenden "pussies" befreien wollen, diesen Film oder ähnliche Werke der Filmkunst oder satirische Presseerzeugnisse verbieten wollen oder die Künster*innen zum Selbstverzicht auffordern. Dafür fehlt mir jedes Verständnis. Ich habe nichts gegen die Befreiung der "pussies" - aber dann haben die Macher*innen des Films die gleichen (Menschen-)rechte! Die sind unteilbar - BASTA! Aber da bin ich dann konsequent und hinke nicht dem Medienmainstream hinterher ...

ad sinistram 25. September 2012 um 15:03  

Stiefelwichser sind Menschen, die sich ihre Stiefel wichsen. So wie Schuheputzer Leute sind, die Schuhe putzen.

mann_von_nebenan 25. September 2012 um 15:42  

Stiefelwi...er könnten auch
wankers in boots sein, würde auch passen …

flavo 25. September 2012 um 16:50  

Traditionalsimus ist nicht die höchste Norm.
Der Fanatismus, das Betrachten der Welt mit wenigen messerscharfen Prinzipien, ist wohl eine der niedersten Normen, um nicht zu sagen eine Unnorm.
Respekt muss man haben vor allen anderen Menschen. Aber ich muß keinen Respekt haben vor Respekt nicht gewährenden Menschen.
Ich respektiere zutiefst nicht die maskulinistische Weltanschauung, nährt sie sich nun aus Religion oder Tradition, im arabischen Raum. Wer das tut, residiert mental noch in präfeministschen Zeiten und kann sich zu denen gesellen, die in präarbeitsrechtlichen und präsozialstaatlichen Zeiten wesen.
Zweifellos ist die andere Frage, ob etwas zu tun ist oder nicht, äußerst schwierig. Aber das Nichtrespektieren und der Ausdruck dessen ist schon eine minimale Handlung. Man muß nicht alles respektieren, nur weil es einen höheren Differenzgrad als die unmittelbare Nachbarschaft und sich Autorität durch Traditionsbeweise verschaffen will. Um so schlimmer, wenn Unrecht Tradition hat. Und im Fall des islamischer Traditionen sehe ich den tief verankerten Maskulinismus, die teilweise, ja teilweise, in kleinen Teilen genauer noch, perverse Haltung und in weiten Teilen diskriminierende Haltung gegenüber Frauen als Unrecht an. Dies ist freilich ein minoritärer Blick, denn dieser Maskulinismus treibt auch bei uns sein Unwesen, allen voran in allen Spielarten des Katholizismus und Konservativismus, aber auch der smarte Egoitätskult ist nichts als ein Derivat alter großmännischer Allmachtsphantasien, Warlordphantasien in der Singlewohnung am Tablet oder im Silberauto. Von daher sieht man ihn nicht und darbt im Gestreit um den Gott und seine Abgesandten. Wer die gläubigen im arabischen Raum dafür belächelt, bräuchte seine mentale Aufmerksamkeit nicht so weit zu bemühen, es reichte die nächstgelegene Kirche. Das Feuchtellion der finanzstarken Blätter machte sich besser über die sonntäglichen Kirchgänger und alten Männer in purpurnen Togen lustig. Dort könnte man wenigstens davon ausgehen, dass dieses Lebensfeld selbst bewohnt wird und in groben Zügen bekannt ist. Aber 90 Breitengrade in schwache 20-Zeiler zu packen und billigst anzufechten in einem Scheingefecht, das ein abgeschmackter Film kolportiert hat, erwirkt den Eindruck der mickrigen Lächerlichkeit. Nicht minder die angeschürten und vollzogenen Reaktionen. Hier haben sich wohl die Fanatisten der Weltbühne bemächtigt und feuern beiderseits über 99% derer, die im dazwischen ohne Gewalt, mit Respekt, mit Kritik leben.

Anonym 25. September 2012 um 17:08  

Auch in diesem Fall muss von der üblichen Massenmanipulation ausgegangen werden:
Erschaffe einen Bösewicht, um von dir selbst abzulenken.
Erschaffe eine Bedrohung, um bürgerliche Freiheiten einzuschränken.
Erschaffe einen Aggressor, um selbst angreifen zu können.
Erschaffe Zwietracht, um Bündnisbildung zu verhindern, etc. Das kleine Einmaleins der erfolgreichen Diktatur.

Gegenseitiger Respekt ist nicht nur machbar. Er wird sogar praktiziert, wohlgemerkt OHNE dass einer der Beteiligten seine Kultur, Religion etc. zur Debatte stellen oder gar aufgeben muss. Gemeinsamkeiten gibt es zur Genüge im Alltag, wo JEDER seine große Liebe heiraten, seine Kinder großziehen, satt werden, in Frieden leben will etc. Auf dieser Ebene gehen einem unterschiedliche Welt- und Gottesbilder wirklich am A... vorbei. Es ist verdammt schade, dass immer noch viel zuviele Menschen auf die ewiggleiche Diktatorenmasche hereinfallen, anstatt sich endlich mal auf persönliche Erfahrungen einzulassen.

Isa

Anonym 26. September 2012 um 08:15  

Religionen sind nun einmal Opium fürs Volk.

Sie schaffen Feindbilder gegen Andersgläubige. So wird die Käseglocke der eigenen Religion als Paradies betrachtet, die der anderen Religionen als Hölle.

Die Ringparabel hat das treffend geschildert, wie Religionen miteinander konkurieren sollten. Aber das wäre nicht im Interesse der "Glaubenswächter", die Feindbilder benötigen, um von eigenen Problemen abzulenken.

Ich halte es da mit Lukrez, seitdem ich "Die Wende" von Greenblatt gelesen habe.

R. N. aus D.

Anonym 26. September 2012 um 09:39  

Schön geschrieben.

Übrigens, ein Spruch über Ideologen, der
gilt auch für Ex-Religiöse, und Ex-Religionskritiker, die gibt es nämlich auch zuhauf, ebenso wie solche die Religionskritik für ihre Zwecke mißbrauchen - oder Religion:

"Die schlimmsten Feinde der Kälber waren früher selber welche".

In diesem Sinne....

...ein ex-röm-kath. zum Atheismus sozialisierter Mensch....

Matthias 26. September 2012 um 12:00  

Lieber flavo!

"das ein abgeschmackter Film kolportiert hat"

Was wäre eigentlich, wenn es ein Islam-kritischer Film mit feinsinnigem Drehbuch und Hollywoord-Star-Aufgebot wäre?
Wenn es kein abgeschmackter Film wäre? Das würde in Ihren Augen etwas ändern?
Tausendfach hat man gelesen, was es doch für ein schlecht gemachter Film sei. Wie sähe denn ein gut gemachter Islam-/Mohammed-kritischer Film aus??

"Wer die gläubigen im arabischen Raum dafür belächelt, bräuchte seine mentale Aufmerksamkeit nicht so weit zu bemühen, es reichte die nächstgelegene Kirche."

Warum nicht etwa auch die Moschee in der Nachbarschaft?

Nasju 26. September 2012 um 12:35  

ptemkin, Sie nennen hier Wolfgang Benz als Instanz. Himmel hilf!
Er analysierte in den Geschichten der "Biene Maja" eine "bedenkliche Freund-Feind-Moralvorstellung" und "rassistische Tendenzen".
Pippi Langstrumpf stecke "voller Kolonialrassismus" und "Ressentiments".
Tim und Struppis "Kongoreise" wurde deswegen bereits aus den Buchläden entfernt...
Man soll solche Bücher also nicht nur nicht schreiben, sondern sie sollen niemals geschrieben worden sein!
Anstatt deutlich zu machen, dass diese Werke nun einmal die Zeit ihrer Entstehung abbilden!
Das wäre aufklärerisch. Stattdessen wird Rassismus einfach durch Verlogenheit ersetzt.
Bei diesen ethischen Säuberungen geht es um Anschwärzung der Geschichte zum Zwecke eigener Diskursherrschaft.
Gegen solche ideologischen Winkelzüge sollte man immun sein.

Anonym 27. September 2012 um 10:36  

...nachdem ich eine christliche Fundamentalistin kennengelernt hatte, habe ich mich schockiert eingehender mit dem (Aber-)Glauben beschäftigt.
Leider sind sowohl Christen als auch Muslime, die ihren Glauben ernst nehmen, sehr brutale und zumeist dumme Menschen. Die Gläubigen, die sich die guten Stellen ihrer "heiligen" Schriften heraussuchen, kennen ihre Religion vermutlich gar nicht. In Amerika hatte mal eine Umfrage ergeben, dass Atheisten die Bibel besser kennen als die Gläubigen.
Ich glaube, deswegen ist man auch Ahteist.
Ich bin es, weil ich nicht weiss, an welcher Stelle ein Gott seine Hand im Spiel haben sollte.
Das schlimme ist, dass Kinder schon indoktriniert werden, bevor sie selber denken können. Wer z.B. vom Islam abfällt, hat mit der Todesstrafe zu rechnen.
Christen in Amerika belästigen unter anderem Homosexuelle.
Niemand hat das Recht, wegen eines sogenannten Glaubens, irgendwelche besonderen Befindlichkeiten oder Steuervorteile zu Lasten der Allgemeinheit in Anspruch zu nehmen.
Jeder Gläubige sollte wenigstens so schlau sein zu akzeptieren, dass nicht jeder den Absurditäten und Brutalitäten und der Arroganz der Religionen etwas abgewinnen kann.
Ohne die Religion gäbe es keine Moral, wie abgehoben ist das denn? TROTZ Religion hat man endlich soetwas wie humanistische Werte umsetzen können...
Sorry, Aberglauben ist meiner Meinung nach Privatsache und sollte keinerlei Extrawürste gebraten bekommen und gehört da bekämpft, wo Menschen wegen des Glaubens leiden müssen. ...und Kinderindoktrination geht gar nicht, aber wäre es anders, gäbe es diesen (in der Vergangenheit vielleicht nützlichen) Unsinn gar nicht mehr.
Jeder soll auf seine Art glücklich werden, aber die anderen in Ruhe lassen.
Das Gehabe der beleidigten Religiösen (Christen,Moslems) ist durch keine Satire zu toppen...

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