Kollateralschaden eines falschen Umfeldes?

Sonntag, 5. August 2012

Schämen sich das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommerns und der Deutsche Ruderverband eigentlich nicht, so einen paradoxen Unsinn zu verbreiten? Ich meine wie die sicherlich auch, dass niemand etwas für den Mist kann, den sein Umfeld verbreitet und anstellt. Aber es stimmt doch auch, dass man kann sich sein Umfeld aussuchen kann! Und ob man das Umfeld und den Lebensgefährten gleichsetzen kann, ob man so tun kann, als sei eine Liebesbeziehung nichts weiter, als das nicht abfärbende Eingebettetsein in Zweisamkeit, halte ich für grob fadenscheinig und für ein dümmliches Spiegelgefecht der oben genannten Entkräfter.

Wenn man mit Umfeld beispielsweise die Nachbarschaft meint, die rechtsradikales Gedankengut kultiviert, ohne explizit rechtsradikal organisiert zu sein, dann kann man darin, in diesem Umfeld schlechtweg leben, ohne davon nennenswert berührt, ohne davon geprägt zu werden. Mit solchen Leuten kann man durchaus sprechen, kann plaudern und versuchen, sich auf unpolitisches Terrain herauszuquatschen - ich erlebe das ja auch; nicht, dass ich es hier mit Neonazis zu tun hätte, nur mit der kleinbürgerlichen Mitte, die aber zu Arbeitslagern, kleinen Hitlern mit starker Hand und Umerziehungsschulen für Andersartige ähnliche Ansichten hegt, wie es der Neonazismus viel offener und aggressiver tut. Mittiges Kleinbürgertum und  Neonazismus haben zuweilen halt einige Schnittmengen. Mit diesen Leuten, die mein Umfeld sind, lebe ich unaufgeregt - ich stehe beharrlich zu meinen Anschauungen, wenn es denn im Gespräch mal politisch oder gesellschaftlich wird; die chronisch nachtruhestörenden Nachbarn, zufälligerweise Polen, sind unser leidiges Thema. Die sind für mich jedoch kein seltsames Volk oder Polacken oder Typisch Ostblock!, sondern einfach nur schlafraubende Ruhestörer; ihre Nationalität ist mir völlig egal - es kann doch keine Frage der nationalen Abkunft sein, wenn man so selbstsüchtig ist, die eigene Feierlaune dem nächtlichen Ruhebedürfnis des direkten Umfeldes vorzuziehen. Das formuliere ich auch so, wenn die nationale Dumpfheit doch im nachbarschaftlichen Gespräch durchbricht. Kurz gesagt, ich lebe in diesem Umfeld, aber es prägt mich nicht. Es ärgert manchmal, macht fassungslos oder belustigt - für dieses Umfeld kann man wirklich nichts!

Aber verdammt nochmal, ich könnte mir nie vorstellen, mit jemanden zu leben, in einer Beziehung zu leben, mit ihm aufzuwachen, einzuschlafen, mit ihm zu lachen, heulen, beizuschlafen, die Türe beim Toilettengang offen zu lassen, mit ihm alles zu teilen, was ich habe oder gerne mal hätte... kurz, mit jemanden unter einem Dach zu leben - erotisch, nicht platonisch unter einem Dach zu leben -, der solche nazistischen Einstellungen pflegt. Wie kann man denn nun sagen, dass die betroffene Ruderin von der politischen Ansicht ihres Lebensgefährten, eines NPD-Mannes, der einer Kameradschaft vorsteht, die sich mit der phantasielosen Spitzbübigkeit neonazistischer Typen Nationale Sozialisten Rostock nennt, davon völlig unberührt ist? Tangiert es sie denn nicht, dass ihr Kerl erst seinen Horst Mahler-Aufsatz zur Seite legen muß, um sie in den Arm nehmen zu können? Worüber spricht man denn in schwülen Sommernächten, die keinen Schlaf ermöglichen? Und was sagt sie, wenn ihr Kerl nicht schlafen kann, weil es lärmende Nachbarn aus Polen sind, die das bewirken? Bleibt er sachlich und sie damit von seiner politischen Motivation unberührt - oder plärrt er die übliche Suada hinüber, beleidigt und pöbelt er, mach rassistische Unzweideutigkeiten und hört sie dann einfach weg? Geht es ihr am Arsch vorbei, dass der böhmische Gefreite immer wieder lobenswert erwähnt wird? Ja kann man mit jemanden zusammensein, der angeblich so komplett andere Anschauungen vertritt?

Nein, ich will dieser Frau nichts unterstellen. Ich kenne sie doch überhaupt nicht. Man muß fair bleiben. Aber ich kenne sehr wohl die Standpunkte und Überzeugungen jener im Geiste braunbejackten, körperlich schwarzpolobehemdten Herren. So naiv, so arglos und gutgläubig kann man doch nicht sein, die Liebesbeziehung zu einem NPD-Funktionär als etwas isoliertes und luftleeres auszumalen, als eine Liebe, die von allem anderen abgetrennt scheint. Gerade die Liebe ist doch auch immer politisch - in ihr politisiert man. Es müsste sich ja im aktuellen Falle um eine Beziehung handeln, in der es entweder gar keine Gespräche gibt - oder sie kennt nur Gesprächsfetzen, die das Wetter betreffen. Das Fernsehprogramm wäre schon ein Problem, denn dann müsste man über die Rolle von Feindsendern auf deutschem Territorium sprechen... und vom linken Zeitgeist in den Medien.

Eva Braun wurde viele Jahre als das unpolitische Dummchen neben dem Führer erklärt, schreibt Heike B. Görtemaker in ihrem Buch. Sie meint, das sei vom Feminismus politisch gewollt gewesen, denn man hatte Interesse daran, das Weibliche als unbefleckter und unschuldiger einzustufen, um der holden und in Ämter kommenden Weiblichkeit eine neue, weil edlere Zivilisationsstufe andichten zu können. Aber Görtemaker beschreibt diese schwachen Frauen hinter diesen starken Männern - es waren kleinbürgerliche Frauen, die vom selben Hass und derselben Abneigung geplagt wurden, wie ihre Kerle in Phantasieuniform. Sie bestärkten sie, sie unterstützten ihre Gatten und Lebensgefährten und gaben moralische Stütze. Auch Braun tat dies. Politisch gescheit war sie nicht, aber die Beißreflexe und Affekte, die ihren Dolfi trieben, die waren auch die ihren. Mal bewusst, mal unbewusster. Dass sie nichts gewusst hätte, ist so ein Märchen, dem man nur den Vogel zeigen kann. Braun hieß nicht nur so, sie war es auch...

Um Himmels willen, die Ruderin ist keine Braun und ihr Galan kein fliegenschissbärtiger Führer. Nicht gleichsetzen, aber vergleichen sollte man schon. Es ist doch Augenwischerei, wenn man ganz trocken anmerkt, sie habe aber politisch niemals in diese Richtung getickt. Das klingt wie: Sie hat doch nichts gewusst! Wer solche Gerüchte verbreitet, der ist nicht naiv, der bereinigt eine Situation, die keiner Bereinigung unterworfen werden sollte - und der hält die Öffentlichkeit zum Narren.

Ich würde nicht behaupten, dass diese Frau so denkt, wie es ihr Lebenspartner tut. Ich möchte das eigentlich nicht schreiben müssen - alleine mir fehlt der Glaube. Aber ich behaupte es ja auch nicht, ich weise nur darauf hin. Denn dieser kleine Opferstatus, den man ihr zuerkennt, wenn man sie so zum Kollateralschaden einer falschen Beziehung, eines falschen Umfeldes macht, ist einfach nicht angebracht. Man sollte kritischer sein und fragen, was sie an einem solchen Kerl findet - und man sollte auch mal an Rostock-Lichtenhagen denken, als dort im August 1992 ein rassistisches Pogrom von der Polizei nicht unterdrückt, sondern teils toleriert, teils ignoriert wurde. Polizei und das rechte Gedankengut in Mecklenburg-Vorpommern; dort, wo die Ruderin Polizistin war, dort wo sie ihren Schatz kennenlernte. Sprechen wir doch mal darüber, bevor wir uns den naiven Einordnungen von Sportfunktionären und Ministerien unterordnen. Gibt es Schnittmengen zwischen Polizeischule und NPD-Kader? In Zeiten der NSU und der Mitwisserschaft des Verfassungsschutzes kein gewagter Gedanke...



18 Kommentare:

Anonym 5. August 2012 um 21:07  

Durchdachter und gut formulierter Artikel. Aber hatten sich die Väter des Grundgesetzese nicht einmal vorgenommen, niemanden -und ich wiederhole Niemanden- wegen seiner Rasse, Religion oder (politischen) Auffassung wieder zu verfolgen, zu diskriminieren oder sonstwie zu unterdrücken?
Verdammt nochmal, das was jetzt immer agressiver hervorkommt, erinnert mich doch häufig an die eigentlich abgehakte Zeit, in der z.B. SPD-Mitglieder allein wegen der Nähe zu nicht faschistischen Gedanken oder Personen verfolgt, aus ihren Ämtern und Berufen vertrieben wurden: und niemand will es (damals) gemerkt haben.
Ist die Ruderin mit einem Nazisymbol in das Boot gestiegen oder hatte sie eventuell sogar den Gedanken, mit einem Platz in den Medaillenrängen die Wiederauferstehung des Großdeutschen Reiches herbeizuführen? Hat diese junge Frau sich jemals in dieser Richtung geäußert oder einen Umsturzversuch (z.B. durch Angriffe auf Polizisten, Autobrandstiftungen o.ä.) unternommen? Vielmehr scheint sie doch eine sehr gute, engagierte Sportlerin zu sein: und das sollte m.E. vorrangig ausschlaggebend sein und nicht eine Freundschaft zu einem Mitglied einer nicht verbotenen Partei!
Und zwar auch dann, wenn das einigen belehrungsfreudigen Gutmenschen nicht in den Kopf will.
Das ist meine Meinung -bis hier wieder faschistischer oder kommunistischer Meinungsterror herrscht; dann werde ich eben meine Meinung ändern müssen und mich so verhalten, wie Millionen Deuscher ab 1933.
Wollen wir das?
fragt
Schiebedach

Anonym 5. August 2012 um 21:39  

Ich z. B. möchte mit keiner Nazibraut das Lager teilen, aber hier scheinen mir doch einige Maßstäbe verrückt zu sein: warum muß die Frau schnell abreisen ? Hat sie etwas Peinliches gesagt ? Gar öffentlich ? Oder etwas Rechtswidriges getan ? Ich habe nichts dergleichen gehört. Es müßte doch aber nach mehreren Tagen heißer Erregung endlich etwas vorzuweisen sein.
Sonst bleibt nur eine seltsame Form umgekehrter Gesinnungspolizei: man macht sich gar nicht mehr die Mühe, nachzuweisen, daß hier eine Frau nazistische Haltungen pflegt, sondern mutmaßt hitzig herum, daß es gar nicht anders sein könne, weil sie doch mit einem solchen ... das Lager teile -
Seltsam, seltsam - könnten nicht wenigstens die besonnenen Linken in Zeiten der Hysterie etwas abgeklärt bleiben statt Gespenster zu füttern ?

landbewohner 6. August 2012 um 07:03  

sympathien für irgendwelche braune kameraden habe ich keine, nur soll man jeden der da bei den olympics rennt oder rudert einer gesinnungsprüfung unterziehen, seine familie und den bekanntenkreis durch den verfassungsschutz untersuchen lassen? da kommen mir die "kommunistischen" briefträger in den sinn, die seinerzeit auf grund des radikalenerlasses mit berufsverbot belegt wurden. und wer legt fest, welche politische gesinnung für olympia teilnehmer gestattet ist und welche nicht?
und letztendlich, abgesehen von einigen millionären sind ja alle diese teilnehmer bei der polizei oder bundeswehr beschäftigt, bewegen sich also in einem traditionell eher rechten umfeld, wo dann nur sehr schwer auslotbar wäre, wie weit rechts der olympionike denkt. und wenn die dame gold errudert hätte, dann könnte ich das einfach nur zur kenntnis nehmen - ganz ohne jubel oder empörung.

Anonym 6. August 2012 um 07:04  

In irgendeinem anderen Kommentariat las ich, dass immerhin eine 20%ige Chance besteht, dass ihr Kerl beim Verfassungsschutz ist...

Im Übrigen bin ich der gleichen Ansicht. Vor allem gefällt mir, dass Dein Artikel so unaufgeregt daherkommt.

Lutz Hausstein 6. August 2012 um 10:37  

Diese ganze Debatte ist inzwischen von vorn bis hinten so etwas von verlogen und scheinheilig, dass es mich nur noch schüttelt.

Das gibt es eine Partei, die ist nicht verboten. Deren Vertreter sitzen in einigen Bundesländern in den Landtagen und bekommen dafür öffentliche Gelder. Eine Frau jedoch, die mit einem (führenden?) Mitglied dieser Partei liiert ist, ist "untragbar".

Die Philosophie dieser Partei ist, laut offiziellen Verlautbarungen sämtlicher Politiker und Medien, "unerträglich". Gleichlautende oder nur marginal abweichende Meinungsäußerungen von Politikern anderer Parteien oder Medienvertretern sind "mutig" oder wahlweise auch "unbequem, aber wahr".

Wo NPD drauf steht, ist "Igitt", wo andere Aufkleber aufgepappt sind, ist alles hochdemokratisch. Selbst wenn der Inhalt der gleiche ist. Das ist sowas von verlogen.

Wie ich schon 2009 zu dem Thema Sarrazin schrieb. Der dumpfe Nationalismus ist, befördert von einer Vielzahl Politikern und Medien, inzwischen wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Um aber den Anschein zu erwecken, dass man ja aus der Geschichte gelernt habe, hält man der NPD, sich dreimal bekreuzigend, den Knoblauch entgegen. Gleichzeitig kniet die Masse der Gesellschaft jedoch vor den Verkündigern desselben Unsinns, nur weil sie einen andersfarbigen Mantel tragen, und jubelt ihnen zu.

Frau Drygalla ist vermutlich nicht nationalistischer und rechter eingestellt als inzwischen die vielgepriesene "Mitte der Gesellschaft". Sie ist mit ihrem eigenen Weltbild möglicherweise genauso nah an der Denkweise der NPD dran wie diese Mitte der Gesellschaft.

Das Problem sind in erster Linie nicht die Drygallas. Das Problem sind die Meinungsführer, die solche Denkweisen erst wieder gesellschaftsfähig gemacht haben und noch weiter machen. Der Fisch stinkt vom Kopf her.

ad sinistram 6. August 2012 um 11:19  

Lutz, ich kann Dir nur zustimmen. Ob allerdings dieses Gedankengut wieder in der Mitte angekommen ist - oder ob es nicht vielmehr immer ein Gedankengut war, das dieser Mitte immanent ist und damit auch nur aus ihr entsprang, darüber könnte man diskutieren.

Ich wollte aber nur die Entschuldigungsarien auf diese Frau ins Visier nehmen. So zu tun, als könne man mit einem solchen Typen liiert sein, selbst aber unbefleckt, das ist blöd und gefährlich. Aber wie Du sagst, Sie ist vermutlich nicht mal "neonazistisch", sie ist einfach nur Kind einer bürgerlichen Mitte, die sich immer weniger von den Parolen der NPD unterscheiden läßt.

Anonym 6. August 2012 um 11:37  

Lutz Hausstein
Hängen Sie sich doch nicht an der NPD auf. Der Typ gehört zur militanten "Kameradschaft Nationale Sozialisten". Mitte der Gesellschaft?

ad sinistram 6. August 2012 um 11:39  

@ anonym von 11:37:

Wenn Sie so fragen: Ja!

Anonym 6. August 2012 um 13:21  

...vielleicht sollte das reiten auf braunen Pferden verboten werden....lach

Bademeister - Spacepub.net 6. August 2012 um 15:28  

Ich muss Lutz ebenso zustimmen - der Westen ist, insbesondere seit der eiserne Vorhang gefallen ist, nach Rechts gerückt. Und zwar gewaltig. Mit Reagan in den USA, Kohl in Deutschland und Thatcher in GB fing dieser Rechtsruck praktisch zeitgleich in den drei größten westlichen Staaten an, verbrämt als geistig moralische Wende.

Die Amerikaner haben mittlerweile eine Republikanische Partei die eine Mischung aus Rechtsradikalen und den Bibeltreuen Christen sind, die Briten haben eine sehr erfolgreiche BNP und andere nationalchauvinistische Regionalparteien (z.B. in Schottland) - nur bei uns hat sich vordergründig wenig geändert.

Die NPD vertritt dieselben Inhalte wie immer. Nur dass diese Inhalte eben Heute nicht mehr nur in CDU und CSU zumindest teilweise Schnittmengen haben, sondern bis tief hinein in die SPD.

Die Rhetorik von Thilo Sarrazin oder Markus "An den Griechen muss ein Exempel statuiert werden" Söder unterscheidet sich kaum mehr vom Verbalabfall eines Holger Apfels.

Der braune Kot wurde sozusagen von seinem anrüchigen Verursacher gereinigt, wiederaufbereitet von Christdemokraten und Sozialdemokraten und darf nun, so notdürftig parfümiert, wieder auf die Tische der an-st-ändigen Bürger der Mitte(lschicht) serviert werden.

Wohl bekommt's!

Anonym 6. August 2012 um 17:07  

@De Laputente
Schöner Artikel, wenngleich er m.E. nur in eine Richtung blickt.

@Lutz Hausstein
Schließe mich Ihnen an. Frau Drygalla macht den «Sündenträger», dient damit sowohl der angeblichen "Entschuldigung" für Sünden der Gesellschaft wie gleichzeitig als Schweinderl, welches man als Büßer durchs Dorf jagt.

Die Stellungnahme (oder deren Interpretationen) mag nahezu hanebüchen sein, doch wie man sieht,

"Gerade die Liebe ist doch auch immer politisch - in ihr politisiert man."

scheint so passiert zu sein; war die Liebe diesmal stärker? Es steht nirgendwo geschrieben, dass es eine Einbahnstraße sei, die stets nur auf die dunkle Seite führt.

"Aber es stimmt doch auch, dass man kann sich sein Umfeld aussuchen kann!"

Man kann auch versuchen, das Umfeld selbst zu beeinflussen. Wie es aussieht, hat sie sich darum bemüht. Kurze Frage: Gibt es überhaupt einen anderen guten Weg, also wenn man meint, selbst den besseren Weg zu gehen?

http://www.n24.de/news/newsitem_8117879.html

Wer hat das überhaupt an die Öffentlichkeit gezogen? Wieder einmal etwas bei Facebook ausgebuddelt?

Letztlich hat es uns nicht zu interessieren wem sie beischläft und wir müssen sie auch nichts fragen, wenn sie sich selbst nichts zu Schulden hat kommen lassen. (Letztere Nachfrage können wir aufgrund der Vergangenheit nicht zugunsten der politischen Gesinnungs-Freiheit aufheben; damit müssen wir jetzt leben.)

Wie es aussieht, teilte sie niemals die politische Richtung. Was ist daran so ungewöhnlich? Wo steht geschrieben, dass Paare eine einheitlich politische Meinung haben müssen? Meine teile ich nicht mit meinem Mann (seit mehr als 25 Jahren nicht und diese Konstellation ist mitnichten so selten in meinem Bekanntenkreis ... die Zeiten, als Frau wählte, was Mann vorgab, sind lange vorbei).

Wir sind mitnichten in einer solchen Situation, in der wir bspw. eine "Eva Braun" nach ihren Gründen zur Liebes-Beziehung befragen sollten und dürften. Wobei mir selbst zu Eva Braun der rationale Sinn zu Lebzeiten fehlen würde. Wozu? Hätte (oder hat) dies Einfluss auf die Geschehnissen? Wohl kaum. Letztlich befriedigt es nur unser Neugierde. Das kann man ja im Nachhinein zu historischen Zwecken bei solch einschneidenden geschichtlichen Ereignissen so halten und ihr eigene Gesinnung prüfen. Alles andere ist und war doch eher scheinheilig, die übliche Ersatzaufbearbeitung. Immerhin, ein nicht unbeträchtlicher Teil Volk reckte damals den Arm und gar viele Weibliche hätten gerne mit Eva Braun getauscht. Wurscht, ob als Vaterfigur oder gleich Liebhaber (u.U. geht natürlich auch beides gleichzeitig). Wie viele Mütter und Väter hätten ihn gerne als Schwiegersohn gesehen ...
http://www.welt.de/kultur/article6306846/Eva-Braun-die-Buergerliche-an-Hitlers-Seite.html

Ganz davon abgesehen verliert sich m.E. diese Gesellschaft zu einem Großteil als exhibitionistische (zumeist ganz freiwillig) Bürger nicht selten längst gleichzeitig im Voyeurismus über alles Private im lustvollen Candaulismus vereint. Jeder dieser Fälle spiegelt irgendwie auf die Gesellschaft zurück, früher oder später.

Wir als Gesellschaft (befeuert von den Schlagzeilen) stellen Andere lustvoll zur Schau, wie wir uns selbst zur Schau stellen (youtube, social networks) und wiederum zur Schau gestellt werden. Das Private verliert sich im Nichts, löst sich in Rauch auf. Es gibt keine Begründung, welche stets im Mantel der falschen Rationalität daher kommt, auf die man nicht zurückgreifen würde, egal wie platt sie auch immer sei.

Und ist es nicht eher so, als stünde die Mainstream-Presse mit ihrer Eingangs-Klage gegen Frau Drygalla mit leeren Händen da und bemühe sich statt dessen um einen Ersatz-Skandal? Und wir fallen alle darauf herein? Wieso stellen wir uns nicht die Frage, wie aus einem Vorwurf "ihre politische Gesinnung sei hinlänglich bekannt" auf einmal ein reiner Beischlafskandal wird?

Zum Thema die NDS:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=14063

Gruss
Rosi

Anonym 6. August 2012 um 17:20  

Wie wär's mal mit etwas mehr Gehirnwurst für Politiker, so als "functional food" dosiert!?

Zoran 6. August 2012 um 19:00  

"Sie ist vermutlich nicht mal "neonazistisch", sie ist einfach nur Kind einer bürgerlichen Mitte, die sich immer weniger von den Parolen der NPD unterscheiden läßt."

Exactamente Roberto.
Ich erinnere mich an den Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2009. Den meisten, die sich bei ihrer Wahlentscheidung vom Wahlomaten haben helfen lassen, wurde die NPD empfohlen. Ja, die berüchtigte 90%-Sarrazin-Quote. Die lieben, arglosen Leutchen fielen aus allen Wolken. "Die NPD hat das Ding manipuliert!", "Ich ein Nazi? Niemals!" hieß es angesichts der elektronischen Demaskierung. Um die Sinnensverwirrung auf die Spitze zu treiben, "demonstrieren" diese Leute auch z.T. gegen Rechts (was auch immer diese bigotten Gestalten darunter verstehen mögen) geben sich kosmopolitisch, tolerant und finden zB Sarrazin und Rassisten ähnlichen Kalibers dennoch ganz toll. Er hätte es nur nicht so sagen dürfen. Eine Schizophrenie ganz besonderer Art. Nach dem Motto, ich misshandle zwar meine Frau, aber mein Rasen ist gepflegt.


Ein kleines Update: "De Maizière kritisiert Medien im Fall Drygalla"

Bald ist wieder Reichsparteitag.

Anonym 7. August 2012 um 14:21  

Roberto, den Eintrag kann ich verstehen, vor allem die Frage: "Was findet sie an solch einem Kerl?"

Aber geht es uns auch etwas an, was sie an ihm findet?
In dem Alter darf man sich noch verrennen oder?
Was finden Frauen an Männern, von denen sie geschlagen werden?
Was finden Frauen an Männern, die Drogen nehmen?
Was finden Menschen an ihrem Partner, der es toll findet andere durch die Medien zu hetzen?

Ein Blog hat ein Interview zur Süddeutschen verlinkt.
Sie soll geäussert haben, dass sie sich von dem rechten Gedankengut distanziert. Ihre Beziehung sei nicht mehr so fröhlich und sie denkt über Trennung nach.

So ist das eben: Wat den een sien Uhl is, is dem annern sien Nachtigall.

Ich weiss nicht, was sie an ihm findet und muss das auch nicht verstehen.

Warum ist die NPD nicht verboten?
Das kann ich nun wieder absolut nicht verstehen.
Dafür reicht mein Demokratieverständnis nicht aus.

Schon mal Schorlau gelesen?
Es gibt so viele Quellen, aus denen man lesen kann, wie braun es in Deutschland zugeht und das finde ich sehr beängstigend.

ad sinistram 7. August 2012 um 19:00  

Das kann man nur unterstreichen:
http://oeffingerfreidenker.blogspot.de/2012/08/sippenhaft.html

Anonym 7. August 2012 um 19:40  

Veflixt noch eins, da hätte ich doch fast einen großartigen Artikel übersehen, gäbe es den Oettinger und die Kommentatorenfunktion nicht.

Asche auf mein Haupt.

Die Argumentation der Dame Sportlerin erinnert mich an die einer Bekannten, welche mit einem stadtbekannten Schläger eine Liason hatte. Sinngemäß lautete sie so : "Zu mir ist der gaaaaanz anders."

Aber ehrlich.
Fliegenschissbärtiger Führer!!!
Das versüßt mir die Woche, obwohl ich jetzt den Monitor von geprusteten Limonadenresten säubern darf.

Grüße von
Heiko

Anonym 7. August 2012 um 19:43  

Oh verdammt,

ich danke natürlich Oeffinger, mit Oettinger möchte ich lieber nichts zu tun haben ;)

Heiko

Cangrande 8. August 2012 um 08:03  

Das Weichei Matthias Matussek behauptet bei SPON ("Geben Sie Gefühlsfreiheit, Sire!" - http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/olympische-spiele-matussek-ueber-nazi-worwuerfe-an-ruderin-drygalla-a-848348.html):

"Wieder einmal haben sich TV-Moderatoren und Kolumnisten in einem publizistischen Rudel zusammengefunden, um gratismutig und wohlstandssicher (und selbstverständlich 80 Jahre zu spät) Hitler zu verhindern und Nazis zu jagen."

Ich aber sage euch: Reichsruderführer Michael Vesper hat alles richtig gemacht!

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