Erzieher für den Wiederaufbau

Mittwoch, 6. Juni 2012

Wie sich neoliberale Politik definiert, zeigt in diesen Tagen von der Leyen. Die gibt stolz bekannt, dass man Arbeitslose nun verstärkt zu Erziehern ausbilden möchte. Das ist an sich noch nicht neoliberal motiviert. Vor dem Hintergrund aber, dass man jahrelang den Abbau sozialer Netze und Einrichtungen anfeuerte und umsetzte, sieht die Absicht schon ganz anders aus. Neoliberale Formel ist demnach, dass man Arbeitslose erst zu Erziehern ausbildet, nachdem man ausgiebigst Erzieher zu Arbeitslosen ausbildete.

Nachdem man viele Jahre damit zubrachte, soziale Berufe aus der Beschäftigung zu nehmen, weil die Sparpolitik der herrschenden Ökonomie das für sinnvoll abtat, sollen nun neue soziale Berufe entstehen. Der Neoliberalismus ist gar nicht so nachfragefeindlich; er schafft Nachfrage ja - er tut es aber eben erst, nachdem er sie zuvor abgegrast hat. Dies bietet Vorteile. Vorher gab es fachlich ausgebildete Erzieher, die viel Geld kosteten - jetzt soll es nur noch Erzieher geben, ohne fachlich, ohne dem, was man Ausbildung nennen könnte, die relativ preiswert zu haben sind.

Zunächst ruiniert die neoliberale Ökonomie alles, was nicht direkt profitorientiert tätig wird, minimiert die Unkostenfaktoren, versucht Profitstreben ins Bildungswesen zu integrieren und so weiter - und dann, wenn genug minimiert wurde, schafft man neue Arbeitsplätze auf gut neoliberale Art: im Crashkurs, reaktiviert Menschen aus der Reservearmee, die keinerlei Kraftaufwand mehr aufbringen können, um sich gegen diese skandalöse Praxis, der Prekarisierung der Kindeserziehung, zu erwehren. Da murrt auch keiner, wenn er für den Preis der Aufstockung beim Jobcenter die Kinder anderer Leute erzieht - dazu hat sie die gängige Ökonomie erzogen. So stellt sich die Ideologie unserer Tage den Wiederaufbau vor.

Zuerst bildet der Neoliberalismus Arbeitslosigkeit und prekäre Lebensverhältnisse aus, bevor er Menschen beruflich ausbildet. Wie man allerdings Erwerbslose, die laut elitären Ansichten in diesem Lande, ihre Kinder bestehlen und in Armut stürzen, jetzt zu Erziehern heranreifen lassen will, wurde von der neoliberalen Agenda noch nicht restlich geklärt.



8 Kommentare:

Anonym 6. Juni 2012 um 12:42  

...es wirs Zeit, dass Merkel und die ganze POlitbande vor ein Volkstribunal gestellt werden....

Anonym 6. Juni 2012 um 13:17  

Trefflich formuliert !

Es ist in allen Branchen die gleiche Masche. Diese neolib-Pol. haben ja ihre Lektionen gut von den Amis gelernt: "hire and fire" hieß die Devise dort schon vor über 40 Jahren.-Der Michel machts gründlicher:flächendeckend die ganze BRD und viele tausende von Arbeitsplätzen.
Das allertragischste ist, daß es sich wieder mal um soziale Berufe handelt, denen man sog."Schutzbefohlene" (was für ein grausames Wort)berufsfremden Menschen anvertraut.
Hier möchte ich zum Stresstest Deutschland ergänzen: Gute Nacht Deutschland.

Hartmut

epikur 6. Juni 2012 um 14:29  

Überall wo 1 Euro-Jobber eingesetzt werden oder wo man Arbeitslose im quasi Wochenendeseminar fix ausbilden will, um die Nachfrage des Marktes schnell zu bedienen, zeigt sich, dass bestimmten Berufen unterstellt wird, man brauche hier keine fachlichen Qualifikationen.

Gerade in der Arbeit mit anderen Menschen, in Kitas, Altenheimen usw. sollten wir mehr auf Fachkompetenzen drängen, als auf billige Arbeitskräfte.

Aber der soziale Bereich wirft eben zuwenig oder gar kein benefit ab, warum also groß investieren? Denn schließlich ist jeder ein Kaufmann und alles eine Ware.

Oller 6. Juni 2012 um 16:37  

Ich kann überhaupt keine Notwendigkeit für den „sozialen Beruf” „Erzieher” erkennen. In Schulen braucht man Lehrer, kleinere Kinder sollen daheim in ihren Familien, in den Siedlungen, der Nachbarschaft aufwachsen. Der „Kindergarten” ist eine reine Verwahrstätte zur Ab- und Ausrichtung und Gleichschaltung der Kinder, und damit die Eltern dem Sklavenmarkt zur Verfügung stehen.

Wolfgang Buck 6. Juni 2012 um 18:04  

...und selbstverständlich schicken unsere "Eliten" ihre Kinder nicht in die Kitas mit den angelernten Erzieher(inne)n.
Für dieses Klientel gibt es teure Einrichtungen mit gut ausgebildeten Erzieher(inne)n, die den Dreijährigen bereits Englisch, Chinesisch und Marktanalyse beibringen.

Die Neoliberalen werden nicht eher Ruhe geben bis wir wieder im Mittelalter angekommen sind.

Anonym 6. Juni 2012 um 19:56  

Oller, sie sollten zwischen Krippe und Kindergarten unterscheiden. Gerade in der ganzen Betreuungsgelddebatte wurden ständig beide Einrichtungen bewußt, um für Verwirrung zu sorgen, vermischt.

Kindergarten ab 3 Jahre kann durchaus förderlich sein. Krippe ist Notfallpädagogik, mehr nicht.

Wolfgang Buck
Nein, die Eliten bedienen sich aus dem Heer der prekären Mütter und freuen sich über billige Dienstmädchen.

Das, was im vorindustriellen England mit Handwerkern passierte, die in die Fabriken gezwungen wurden und somit ihre Selbstständigkeit verloren,
geschieht nun mit typisch weiblichen Tätigkeiten, egal ob es sich um bezahlte oder unbezahlte Arbeit handelt.
Weibliche reproduktive Arbeit wird von großen privaten Dienstleistern angeboten. Nichpriveligierte Frauen werden, auf Grund ihrer prekären Lage als Mütter, gezwungen sich ausbeuten zu lassen.

Wir werden eine allumfassende Ökonomisierung unseres Lebens, das keineswegst vor dem Privatesten aufhört, erleben.

Der informelle reproduktive Bereich übersteigt bei weitem das Bruttosozialprodukt. Wenn nur ein kleiner Teil vermarktet wird, verheißt das satte Gewinne.

Beispiel: Dussmann, größter Büroreinigungsdienstleister unterhält nun eine 24 Stunden Kita.
Beispiel: Bertelsmann, großer Bildungsanbieter und als Stiftung Verfechter der Privatisierung der Bildung
Beispiel: Sterntaler Krippen (Daimler/Benz) unterhält gute Kontakte zu Jugendämter bemüht sich um Adoptionsvermittlung und Bekrippung von vernachlässigten Babies

dirkbernard 7. Juni 2012 um 21:22  

Was hat das mit Neoliberalismus zu tun? Wenn der Staat dies oder jenes macht, dann spricht man von Etatismus. Der Staat regelt. Da der Staat nur Bürokratie kennt und keine Ahnung hat, was abgeht, kommt da meistens Bockmist raus. Also, dass von der Leyen da Bockmist kreiert, nun ja, was Neues ist das nicht.

Anonym 8. Juni 2012 um 10:46  

"Wie man allerdings Erwerbslose, die laut elitären Ansichten in diesem Lande, ihre Kinder bestehlen und in Armut stürzen, jetzt zu Erziehern heranreifen lassen will, wurde von der neoliberalen Agenda noch nicht restlich geklärt."

Das Wie wurde vll. nicht restlich aufgeklärt, geklärt ist das doch längst.
Seit Jahren, wenn nicht schon seit Jahrzehnten, werden 1 Euro-Jobber in Kitas eingesetzt, sehr zum Leidwesen der Fachkräfte.

Dort wird dem Fachpersonal (und den Kindern natürlich) nicht nur zugemutet, dass die Gruppen größer werden, das Fachpersonal kaum noch nachrückt, sondern es werden ihnen auch noch nicht ausgebildete "Hilfs"-kräfte an die Seite gestellt, die wiederum beaufsichtigt werden müssen.

Wenn man das 10 Jahre so macht, dann ist aus einem 1 Euro-Jobber ein Mensch mit Erfahrung "herangereift" (eigentlich wurde er eher ausgebildet, kostenfrei, mit Mehrarbeit, zulasten der Kinder und des Fachpersonals).

Was solchen Reif-Kräften wohl auf jeden Fall fehlen wird, ist irgend eine Bescheinigung, der eine Prüfung (bzw. mehrere) voran gegangen sind; eine Eignungsprüfung.

Tja, was müsste ich daraus schließen: Frau v.d.L. geht davon aus, diese in Jahren "gereifte" Kräfte seien nun Ihrerseits in der Lage, Nachwuchskräfte zum Reifen anzuleiten, so dass man auf das "teure" Fach gleich ganz verzichten kann. Und wer will das auch kontrollieren, was für eine Ausbildung dahinter steht bzw. eben nicht?

Was soll das Ganze auch, wird sie sich vermutlich sagen, durch solch einen Qualifikationsschein hätten doch nur die Arbeitskräfte ein Anrecht auf eine gewisse Lohnhöhe. Schließlich macht doch nahezu jede Mutter ohne Ausbildung einen ähnlichen Job und früher machten es eh die Dienstmädchen, manchmal gar ohne adäquate Sprachkenntnisse ... Und bei ihr wird es wohl ebenso gelaufen sein ... Hat ihr doch nicht geschadet, würde sie sicherlich äußern, und ihren angesammelten Kindern wohl auch nicht ...

Und wie sollte man ansonsten den Fachkräftemangel und nachfolgend einen solchen Import begründen, wenn ihr alle selbst ausbilden und mit einem solchen Siegel versehen? Näh, das würde ja alles nicht so passen ...

Gruss
Rosi

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