Veteranengeschwätz

Montag, 17. Oktober 2011

Über Wulff kann man ja sagen was man will. Dass er trantütig ist, langweilig, eine Sprachrhythmik besitzt, die in Tierschlaf versetzt - dass er so viel politischen Gehalt hat, wie Mineralwasser Alkohol - dass seine anonkelnde Art tapsig und gekünstelt wirkt. Das alles kann man über Wulff sagen. Aber dann muß man fair sein und nachschieben: Er ist der beste Bundespräsident, den wir, gemessen an den realistischen Chancen, die es damals zur Bundesversammlung gab, haben können. Sein damaliger Kontrahent, er konsolidiert mit seinen Ansichten und Frechheiten, die er so in der Presse verbreitet, mehr und mehr die Präsidentschaft Wulffs. Er gebiert aus dieser blassen Belanglosigkeit, die sich Christian Wulff nennt, einen Glücksfall. Letztlich muß man als Bürger auch noch froh sein, einen wie Wulff als Bundespräsidenten zu haben - besser als der andere, den damals Sozialdemokratie und Grüne ins Rennen schickten, ist er allemal.

Der findet nämlich die Occupy-Proteste "unsäglich albern" - romantische Vorstellung, eine andere Welt zu fordern, meint er ganz Snob. Dann folgt, was immer folgt bei Joachim Gauck: seine geballte Lebenserfahrung, die er als Keule gegen diejenigen benutzt, die in der Bundesrepublik nicht täglich ein Hosianna! frohlocken. In dem Land, in dem er lebte, da waren Banken besetzt und nichts war besser, erzählt er trocken. Er habe ja damals in einer Diktatur gelebt - er habe somit damals jedes Recht zum Protest gehabt. Damals gab es Protestberechtigung - heute aber...

Das ist die zeitgenössische Verklärung, die nun bei Menschen aus dem ehemaligen Warschauer Pakt häufiger aufzutreten scheint. Der ungarische Musiker Leslie Mandoki biederte sich beispielsweise vor einiger Zeit bei der Kanzlerin an, immerhin seien beide doch Menschen, die die Diktatur erlebt haben - manche haben das sicherlich ganz drastisch, aber die Schlussfolgerungen solchen Veteranengeschwafels sind unbegreiflich arrogant. Sie lauten nämlich: Wir haben das Elend und die Ungerechtigkeit gesehen, aber ihr, die ihr hier schon immer im feinen Westen lebt, habt keine Ahnung davon - und daher sind Demonstrationen nicht gerechtfertigt, weil euch geht es noch gut. Seid zufrieden mit dem, was ihr habt. Das sind diktatorische Leviten, die man liest - demokratisch ist das jedenfalls nicht. Hervorgehoben sei noch, dass man einräumt, es ginge uns noch gut - im Westen sollte man nach dieser veteranischen Sichtweise erst protestieren dürfen, wenn es schon zu spät ist.

Gauck sieht es ganz genauso. Demonstrationen waren das Vorrecht von DDR-Bürgern. Aber das natürlich auch nur innerhalb der DDR. Und die gibt es nicht mehr, womit es auch keinen Grund mehr gibt, zu demonstrieren. Er ist arrogant genug um anzunehmen, dass das Paradies Bundesrepublik die Hölle des Ostens getilgt hat. Wer aus dem Paradiese heraus jammert, dem sollte man mal die Hölle vor Augen halten - dem sollte man mal erklären, wie gut es ihm heute noch geht. Gauck klingt wie manches Großmütterchen, das verächtlich die Nase rümpft, wenn es liest, dass im heutigen Deutschland Menschen hungern müssen oder an materiellen Notstand leiden - es hat damals doch auch und viel mehr hungern müssen; damals nach den langen Bombennächten. Was hätten wir denn damals gesagt?, fragt es. Wir haben doch nichts gehabt - überhaupt nichts! Als ob es irgendwie sinnvoll wäre, Hungernde gegeneinander in Stellung zu bringen... als ob es sinnvoll wäre, Unzufriedenheit zu kategorisieren in berechtigt oder unberechtigt.

Solches Veteranengeschwätz ist das Geschäft des Joachim Gauck. Dieses deklariert er allerdings als Freiheitsreden. Denn er war dabei, er ist ausgewiesener Fachmann in Sachen Freiheit. Seine Meinung ist verifiziert - wer anders denkt, wer sein Gerede und das seiner ideologischen Brotgeber als arrogante Beredsamkeit entlarvt, der ist eben "unsäglich albern". Der Mann versteht von Freiheit jedoch nichts, sonst würde er auch anderen Generationen, anderen Zeiten, anderen Orten das Recht zubilligen, frei zu demonstrieren - Geschichte wiederholt sich nicht, Protestgründe somit auch nicht. Würde er in einem kurzen Augenblick plötzlich befreit aufdenken, so müsste er erkennen, dass er derselbe verbohrte Ideologe geworden ist, wie es seine damaligen Gegner in der DDR waren. Denen hat er damals genau diese Halsstarrigkeit zum Vorwurf gemacht. Würde man ihn aber wirklich mal öffentlich als Dampfplauderer entkleiden, er würde vermutlich reagieren, wie es viele Veteranen tun: entrüstet, mit der moralischen Verurteilungskraft gegenüber denen, die damals nicht dabei waren... wie kann man nur an den Worten dieses letzten großen Freiheitsphilosophen zweifeln?

Gauck wäre ein Präsident der Banken geworden, muß man letztlich ganz realistisch annehmen. Man stelle sich nur vor, wie unerträglich es gewesen wäre, hätte er als oberster Mann des Staates Proteste dieser Form als albern verunglimpft. Durch Horst Köhler, den treuherzigen Neoliberalen, hatte das Amt großen Schaden genommen - der Veteran Gauck, der die Bundesrepublik als Hort allen Glückes darstellt, hätte das Amt völlig unmöglich gemacht. Wulff tut nicht viel dafür, um das Amt wieder zu einer moralischeren Institution zu machen. Er hält viel den Mund: das dürfte sein Alleinstellungsmerkmal sein. Es gehört viel dazu, jemanden wie Wulff annehmbar zu machen - Gauck schafft das immer wieder punktgenau. Weil es Gauck als Präsident nicht gibt, wissen wir erst, was wir an Wulff nicht haben...



17 Kommentare:

Anonym 17. Oktober 2011 um 16:20  

Etwas Gugeln bei "Atlantik-Brücke" hilft: Der Mann ist da ein "Weiteres bekanntes Mitglied", unter anderen:
Jörg Allgäuer, Manager
Uwe Barschel (†) (CDU)
Karl Heinz Beckurts (†) Vorstand Siemens
Marie Bernard-Meunier, Vorstand des Vereins auf kanadischer Seite
Birgit Breuel (CDU, ehem. Präsidentin der Treuhandanstalt)
Klaus von Dohnanyi, (SPD, ehem. Bürgermeister von Hamburg)
Michel Friedman, (CDU)
Joachim Gauck
Katrin Göring-Eckardt (Politikerin, Bündnis 90/Die Grünen) und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Otto Graf Lambsdorff (†) (FDP)
Hans-Dietrich Genscher (FDP)
Alfred Herrhausen (†)
Wolfgang Ischinger
Helmut Kohl (CDU, Altbundeskanzler)
Hilmar Kopper, ehem. Vorstand u. Aufsichtsrat der Deutschen Bank
Elke Leonhard
Torsten Oltmanns, Global Marketing Director bei Roland Berger Strategy Consultants
Cem Özdemir (B'90/Grüne, seit 2009 Bundesvorsitzender)
Jürgen Ponto (†) Vorstand Dresdner Bank
Detlev Karsten Rohwedder (†) (ehem. Präsident der Treuhandanstalt)
Volker Rühe (CDU)
Lothar Rühl
Helmut Schäfer (FDP)
Rudolf Scharping (SPD)
Helmut Schmidt (SPD, Altbundeskanzler, Mitherausgeber der Zeitung Die Zeit)
Jörg Schönbohm (CDU)
Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender der Audi AG
Carl-Ludwig Thiele, (FDP) 2002 bis 2010 stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank
Guido Westerwelle ehem. Vorstandsmitglied d. Atlantik-Brücke
Christian Wulff, (CDU, ehem. Young Leader d. Atlantik Brücke) Bundespräsident
Karl-Theodor zu Guttenberg...
.
Das erklärt manches.

-Jeeves

Anonym 17. Oktober 2011 um 16:40  

sehr schöner beitrag. ich bin froh, dass ein kommentar dazu erfolgte. ich kann es bis heute nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, dass spd und grüne diesen herren als kandidaten ins rennen um das bundespräsidentenamt geschickt haben. gaucks äusserungen hinterlassen meinerseits stets ein gefühl des fremdschämens. seine selbstherrliche art wirkt einfach nur lächerlich und ist komplett indiskutabel. an arroganz ist dieses herabschauen auf andere nicht mehr zu überbieten. oder doch?

klaus augenzeuger

Anonym 17. Oktober 2011 um 16:52  

Fast zuviel der Worte über einen schwatzhaften, eitlen Pfaffen, der schon mit der Wahrheitsflagge in der Hand auf die Welt gekommen ist. Seit 1989 hat er leider nichts mehr dazugelernt. Wie übrigens alle ehemaligen, zu Recht vergessenen DDR-Bürgerrechtler beherrscht er nur die Repeat-Taste.
Fazit: Strukturell ist er mittlerweile in der selben Position wie sein Lieblingsfeind Erich Mielke anno 1989. Vernagelt, halsstarrig, hilflos, Parolen von gestern murmelnd. Das ist doch zumindest erheiternd, oder?

Anonym 17. Oktober 2011 um 17:43  

Was wir Ostdeutschen von den Pfaffen bekommen haben, wissen wir jetzt (!) ziemlich genau. Und eigentlich finde ich es schade,
dass uns der Gauck erspart geblieben ist, der hätte so schön zu dem Land Bundesrepublik gepasst, wie es wirklich ist. Der Laber-Wulff aber ist wenigstens ein schöner Mann.

W.Buck 17. Oktober 2011 um 18:07  

Zitat:
"Dieses deklariert er (Gauck)allerdings als Freiheitsreden. Denn er war dabei, er ist ausgewiesener Fachmann in Sachen Freiheit."

Schon vor Jahren trug er seine Idee von Freiheit im Fernsehen vor. Sinngemäß: "Freiheit erzeugt Gewinner und Verlierer. Wer keine Verlierer will muss die Freiheit abschaffen."

Der Trick: der Begriff der eigentlich passt: WETTBEWERB wird durch FREIHEIT ersetzt. Somit wird klar: Wettbewerb = Freiheit! Das ist die PR der Neoliberalen.

Sollte Hans Olaf Henkel tatsächlich eine Partei gründen...Gauck wäre mit von der Part(y)ie.

landbewohner 17. Oktober 2011 um 18:13  

was für ein schräger vogel dieser gauck war, konnte man schon wissen, ehe ihn die spezialdemokraten und olivgrünen auserwählten. seine äusserungen aus der vergangenheit hatten ihn nicht umsonst zum liebling von bild und spiegel gemacht.
und die alte weisheit: hüte dich vor pfaffen, gilt auch heute noch, besonders wenn sie aus der ddr kommen und "bürgerrechtler" waren.

klaus baum 17. Oktober 2011 um 19:07  

wenn in der DDR die banken verstaatlicht waren, kann das doch nicht im umkehrschluss lauten: banken dürfen sich alles erlauben und jede kritik daran führt zum kommunismus.wenn dem so ist, ist gauck wirklich ein hohlkopf.

Die rote Katze 17. Oktober 2011 um 20:30  

Ich fand die Freiheitssprüche von diesem Typ auch immer recht seltsam. Das klang zu sehr nach "Jeder hat das Recht, unter Brücken zu schlafen." Gut, dass der nicht Präsident geworden ist, obwohl er von den Medien ja hochgejubelt wurde, wenn ich mich recht erinnere. Man kann sagen, dass die feindliche Übernahme der DDR echt schräge Gestalten an den Strand gespült hat, ich denke da zum Beispiel auch an die Kanzlerin, nicht gerade ein Glücksfall der Geschichte oder ein Ausbund an demokratischen Tugenden. Komisch, wie diese Leute drauf sind.

Anonym 17. Oktober 2011 um 22:22  

Mit "unsäglich albern" assoziiere ich vor allem die Person dieses bigotten Schwätzers, der sich wohl für den legitimen Nachfahren seines Heilands hält, gleichwohl voller Nächstenliebe mit der Firma zum eigene Nutzen dealte.
Vor einigen Jahren habe ich zufällig einen Teil eines Interviews mit diesem selbstgefälligen Parvenue erlebt. Mit verkniffener Verschwörer -miene und gelernter Pfaffenrhetorik berichtete er, wie er schon als Jugendlicher tapfer die Diktatur bekämpfte. Als Rostocker Theologiestudemt sei er jedes Wochenende mit der Bahn^nach Westberlin ins Kino gefahren. Welche Filme er bevorzugt hat, kann man ahnen. Schlimm aber, daß der (ehemalige?) Leiter einer Bundesbehörde in einem öffentlich-rechtlichen Sender diese unsäglichen Albernheiten verbreiten darf, ohne daß die Moderation fragt, wie er denn in dem Unrechtsstaat Theologie studieren konnte, obwohl Christen vom Abitur ausgeschlossen waren. Interessant wäre auch die Frage gewesen, wer sein Studium, inklusive der Bildungsreisen nach Westberlin, bezahlt hat. Würde annehmen, es waren die Verlierer der Gauck-Freiheit.
Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen darf der lächerliche Dampfplauderer widerspruchslos seinen Blödsinn zum Besten geben. Würde wetten, der hält das für Meinungsfreiheit.
Für den Fall, daß die Sozialwissenschaft Albernheit quanifizieren möchte schlage ich als Einheit den Gauck vor.
Selbst der Herr Hugo Müller-Vogg kommt da allenfalls auf ein Milligauck an Albernheit.

Anonym 17. Oktober 2011 um 23:24  

Herr Gauck hat mal wieder sarriziniert, also nichts vom Thema verstanden.

mfg
WW

Anonym 18. Oktober 2011 um 08:43  

So gesehen ist es schade, dass Gauck nicht Bundespräsident wurde. Die neoliberale Arroganz wäre personifiziert, hätte Namen und Gesicht, auf das sich die Protestbewegung projezieren könnte. Für Aufschriften auf Transparenten hätte man nette Slogans wie: „Gauk, WIR sind das Volk“, „Gauk, such Dir ein anderes Volk“, „Gauk, wir sind NICHT Dein Volk“, „Gauk, wir lieben Dich ( NICHT ?)“, etc.

Stefan Rose 18. Oktober 2011 um 08:56  

Jawohl, mir ist es ähnlich ergangen: Ich habe Gaucks Nominierung für einen gut eingefädelten politschen Coup gehalten. Inzwischen bin ich tatsächlich erleichtert, dass Wulff es geworden ist. Wie man sich täuschen kann...

Anonym 18. Oktober 2011 um 14:54  

Neben Agenda 2010 und Hartz IV ist die Nominierung von Gauck als Bundespräsidenten-Kandidat ein weiterer politischer Offenbarungseid für Rot-Grün.

Anonym 18. Oktober 2011 um 18:03  

Ich kann vieles teilen, was in dem Beitrag steht. Aber ich möchte gern den Fokus noch auf etwas anderes richten: Gauck ein Bürgerrechtler?
Dazu ein Zeitzeuge in einem offenen Brief:
"Sehr geehrter Herr Dr. Naumann,
Sie haben bestimmt, dass Joachim Gauck den Börne-Preis 2011 erhält. Nun wird Herr Gauck seit Jahren und Monaten mit Preisen ausgezeichnet. Sie bewegen sich mit Ihrer Wahl auf einer sehr breiten, ausgefahrenen Bahn.
Was meine Kritik herausfordert ist allein die Begründung für Ihre Entscheidung. Sie schreiben: "Gauck repräsentiere den freiheitlichen Geist all jener in der ehemaligen DDR, die dem repressiven Staat durch politisches Engagement ein Ende bereiteten".
Nun, zur politischen Opposition in der DDR hat Gauck nicht gezählt. In den systemkritischen Friedens- und Umweltgruppen im Umfeld der Evangelischen Kirchen trat er nicht in Erscheinung. Im Netzwerk der Oppositionsgruppen war er nicht vertreten.
An der Oekumenischen Versammlung, die 1988 und 1989 die wichtigsten Freiheitstexte gegen die SED und ihre Politik veröffentlichte, hat Gauck nicht teilgenommen.
Es gibt keinen Text von Joachim Gauck, der in der DDR von Hand zu Hand gereicht wurde. In den Publikationen, die in der DDR von kritischen Gruppen illegal herausgegeben wurden, taucht der Name Gauck als Verfasser nicht auf.
Joachim Gauck hat sich im Oktober 1989 in Rostock dem "Neuen Forum" angeschlossen.
Vorher ist ein politisches Engagement gegen den repressiven Staat nicht auszumachen.
Im Kontext der Oppositions-Geschichte der DDR ist Joachim Gauck ein Bürgerrechtler der letzten Stunde. Ihn als Repräsentanten all jener auszuzeichnen, die den freiheitlichen Geist gegen das System aufrecht gehalten haben, ist eine grobe Überzeichnung seines Lebensweges."

(Gerhard Rein, Journalist in Berlin. Ehem. Leitender Redakteur des Süddeutschen Rundfunks /Abteilung Kirche und Gesellschaft, berichtete für den SDR aus der DDR und war ARD-Korrespondent im südlichen Afrika.)

Dazu noch eine Anmerkung von mir:
Ich glaube nicht falsch zu liegen, wenn ich behaupte: Gauck hat in der DDR weder das Unrecht noch die Bestrebungen einer Minderheit sich in dem Land einzubringen - statt anzupassen - interessiert. Alles was ihn an der DDR gestört haben mag war das Fehlen einer seinem lutherisch-protestantischem Weltbild klaren Unter- und Oberschicht, letztere mit allen Freiheiten ausstaffiert und er - selbstverständlich - dazugehörend. Stattdessen diese Politbürokratie, die ihn nie in ihren Reihen dulden würde - und die selbstredend auch nicht die Lukrativität einer Oberschicht im Westen besaß.

Er agiert heute in der BRD nicht anders als damals in der DDR: gegen Unrecht oder ein perverses Menschenbild ist er NIE aufgetreten. Er hat 1998 lediglich über das "Neue Forum" den langersehnten Weg in die politische und finanzielle Obrigkeit angetreten. DAS hatte die DDR ihm vorenthalten und dieser Vorwurf ist sein ganzer "Antikommunismus". Und in seiner ganzen Arroganz der Macht ähnelt er Karl-Eduard von Schnitzler auf frappante Weise: Wo der in jeder Kritik an der DDR den Ruf nach Kapitalismus sah, sieht Gauck in jeder Kritik am Kapitalismus den Ruf nach Kommunismus. Nicht ein Obrigkeitsstaat ist ihm zuwieder, nicht die Unfreiheit der Unteren ist ihm ein Problem. Einzig ob er zur Obrigkeit gehört oder nicht interessiert ihn! Er, der in der DDR wie im Westen immer allimentiert wurde, hängt an diesem kapitalistischem System und seinem Platz darin. Es hat ihm alles geboten, er hat alles erreicht. Er KANN nicht für die Freiheit derjeniger sein, die ihn allimentieren (müssen). Nur dieses Oben/Unten sichert ihm sein Auskommen.

hok

Lutz Hausstein 18. Oktober 2011 um 19:51  

@ hok:

Sehr interessanter Brief! Das Bild rundet sich für mich immer mehr ab. Denn bisher hatte ich ihm die Nummer mit dem aktiven Bürgerrechtler wenigstens noch abgenommen.

Letzten Endes also ein weiteres Mal ein Opportunist, der sich den herrschenden Verhältnissen anbiedert, ohne selbst eigene Prinzipien zu haben, für welche er gar noch wider den herrschenden Machtverhältnissen kämpfen würde.

Die absolute Mehrheit derjenigen, welche damals wirklich ihre Köpfe hingehalten haben, werden auch heute wieder untergebuttert. Sie werden öffentlich totgeschwiegen, haben keine einträglichen Ämter, leben irgendwo am Existenzminimum. Ja, eine Vielzahl derer versammelt sich auch jetzt wieder - vor den Arbeitsämtern.

Die Wendehälse, die Opportunisten hingegen schwimmen wieder oben - wie die Fettaugen auf der Suppe.

Jens 18. Oktober 2011 um 21:54  

@ Anonym 18. Oktober 2011 18:03

Ihr Kommentar und der Beitrag über Herrn Gauck als solches sind das, nach meinem Dafürhalten Zutreffendste was über diese Unperson in der letzten Zeit geschrieben, angemerkt oder sonst irgendwie öffentlich in Worte gefaßt wurde.

Es wäre schön wenn Sie es dann doch noch irgendwie in die 20 Uhr Nachrichten von ARD und ZDF schafften.

Weiter so!

Anonym 20. Oktober 2011 um 15:21  

Gauck ist heute das, was er seit dem Mauerfall war: Ein Hardcore-Marktradikaler. Unter Freiheit versteht der Mann exakt das, was Marktradikale halt seit Jahrtzehnten darunter verstehen.
Und selbstverständlich ist Wulf um Klassen besser als Bundespräsident geeignet, als ein Radikaler wie Gauck.
Ich möchte bei der Gelegenheit nicht versäumen, darauf hinzuweisen, WER Gauck aufgestellt hat. Die selbsternannte politische "Linke" dieses Landes, ausser der Partei "Die Linke". Was uns wohl unzweifelhaft lehrt, WO SPD und Grüne heute stehen: Entweder im prinzipienfreien Niemandsland, oder aber rechts von der Mitte.

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