De dicto

Donnerstag, 6. Oktober 2011

"Eltern haben eine Verantwortung für ihre Kinder! Wer sie nicht zur Schule schickt, wer die bei uns geltenden Regeln missachtet und in seiner kulturellen Parallelwelt verharrt, der muss Konsequenzen spüren, die wehtun: Kindergeld weg und Schluss mit Sozialhilfe!"
- Stephanie Jungholt, BILD-Zeitung vom 4. Oktober 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Druck, immer nur Druck!, das ist die Devise der Jungholt. So argumentierte sie schon häufig - gerade so, als ob die Gesellschaft wie ein Dampfdrucktopf arbeiten würde. Für sie verstehen Menschen nur diese eine Sprache, wobei offen bleibt, ob sie Migranten und Arbeitslose überhaupt als Menschen anerkennt.

Sie baut ein Szenario auf, das verängstigen soll. Die Migranten, sie kommen hierher und bleiben Sozialfälle - das ist das Argumentationsmuster der NPD, das hier aber als Meinung aus der bürgerlichen Mitte verkauft wird. Dass es Problemfälle in Deutschlands Schulen gibt, das ist kein Geheimnis. Aber die sind international, das heißt: es gibt in Deutschland wahrscheinlich absolut gesehen mehr deutsche Problemfälle als türkische oder arabische. Ohne Schulabschluss gehen auch deutsche Jugendliche von den Schulen - und es ist auch der deutsche Nachwuchs, der sich dem Schulbesuch gänzlich verweigert. Das ist keine Frage der religiösen Konditionierung oder der ethnischen Herkunft: das ist eine Frage des Interesses, eine Frage, ob der Jugendliche überhaupt noch eine Perspektive erkennt oder ob er sich schon als so abgeschrieben von der Gesellschaft wahrnimmt, dass er jeglichen Antrieb aufgibt. Weder die Kinder, die Jugendlichen, noch ihre Eltern brauchen Androhungen und Druck, sie brauchen Aussichten, einen Horizont. Das wäre der Handlungsauftrag an die Politik.

Jungholt baut bei ihrem Vorschlag, Eltern von Schulverweigerern das Kindergeld zu streichen, auf die Worte des humanistischen Menschenfreundes Buschkowsky. Der meint auch, mit Druck kriegt man profunde Probleme dieser Gesellschaft gelöst. Der Vorschlag mag schon an der juristischen Praxis scheitern. Was können denn Eltern dafür, wenn ihre jugendliche Tochter sich total verweigert, die Schule aufzusuchen? Was, wenn der Sohn seiner alleinerziehenden Mutter androht, handgreiflich zu werden, wenn sie ihn in die Schule nötigt? Sozialpädagogische Dienste hierzulande wissen, wie oft Eltern mit Schule und Jugendamt darum ringen, dass ihr Nachwuchs endlich wieder zur Schule geht. Bußgeld bleibt dann jedoch aus - Eltern bestrafen, wenn sie sich engagieren, sich Hilfe ins Haus holen und dennoch ihr Kind nicht zur Schule komplimentieren können: das wäre irrsinnig und käme dem Wesen der Strafe nicht zupass. So wäre es ebenfalls, sollte das Kindergeld als Sanktionsmittel wirksam werden. Kostet ein Kind, das nicht zur Schule zu bewegen ist, kein Geld? Und weshalb Eltern bestrafen, die alles tun, damit es doch geht?

Wie tief Jungholt in die Logik des Sozialdarwinismus verstrickt ist, liest sich spielend. All diesen ausländischen Eltern gehört nicht nur das Kindergeld, sondern auch die Sozialhilfe genommen. Nicht nur gekürzt, nein, gar gestrichen - rigoros, ersatzlos, mit Druck. Die jungholtsche Sprache, sie ist ein Zackzack-Idiom. Preußisches Zackzack für Migranten! Und ihre Sprache verrät eben noch was, entblößt das Weltbild: alle Ausländer, sie beziehen Sozialhilfe - dass es Migranten gibt, die auch was arbeiten könnten, darauf kommt diese Herrenfrau nicht...



14 Kommentare:

klaus baum 6. Oktober 2011 um 07:43  

Jungholt, das ist die Sprache des Faschismus.

klaus baum 6. Oktober 2011 um 07:54  

Ein Kollege, der an einer Verwaltungsfachhochschule unterrichtet, erzählte gestern, dass die jungen Leute im 1. Lehrjahr schon gesagt bekommen: Wir von der Stadtverwaltung bilden euch zwar aus, stellen euch aber nach Abschluss der Ausbildung nicht mehr ein.
Der Kollege ist Germanist. Sie wollen nun von ihm nichts über Literatur erfahren, sondern sie wollen lernen, wie man sich bewirbt.

ericool 6. Oktober 2011 um 08:28  

Der Jungholt ist die Ungnade der späten Geburt widerfahren. Ihre Zeit wäre die jener Elite gewesen, die Deutschland am Liebsten in eine riesige Kaserne verwandelt hätten.

Frei nach ihr selbst würde ich dieser Hetzschreiberin gerne entgegnen:
"Journalisten haben eine Verantwortung gegenüber ihren Lesern! Wer ihre Köpfe als etwas Kloschüsselähnliches ansieht, wer die journalistische Ethik missachtet und in seiner sozialdarwinistischen Parallelwelt verharrt, der muss Konsequenzen spüren, die wehtun: Verachtung und Schluß mit Beachtung!"

Anonym 6. Oktober 2011 um 08:49  

Genau! Immer schön Druck Druck Druck, der Kessel hält was aus, ist nämlich aus Kruppstahl. Diese dumpfe Hetze geht mir mittlerweile dermaßen auf die Eier. Zu bezweifeln ist allerdings, ob sich jemals etwas ändern wird. Denn so wie das ungenannte Blatt tönt, so stellt sich in weiten Teilen Volkes Meinung dar. Als aufklärerisches Korrektiv hat man da oft das Gefühl man reite auf der guten alten Rosinante gen Windmühlen.

Anonym 6. Oktober 2011 um 09:15  

So schreibt frau sich "hoch"(aus PlusPedia):

In diversen Kommentaren und Interviews vertritt sie (Stephanie Jungholt) durchaus umstrittene Standpunkte. Für die bild-Zeitung übernimmt sie oft populistische und/oder extrem konservative Positionen.

(Die folgenden Passagen sind Interpreationen ihrer Kommentare)

Sie verlangt eine relativ harte Bestrafung von Kriminellen insbesondere Sexualverbrechern bis zu lebenslangem Wegsperren.

Sie ist für weniger Staat und findet die Höhe von Hartz-IV-Sätzen angemessen oder eher zu hoch

Sie ist gegen Zuwanderung: Im Allgemeinen ist ihre Position unklar, im Besonderen hat sie sich gegen die Aufnahme von Sträflingen aus Guantánamo ausgesprochen.

Sie hält Thilo Sarrazin für eine Art Helden Deutschlands

Sie sieht keine Zusammenhänge zwischen Antiislamischer Berichtserstattung und den Anschlägen in Oslo.

Sie denkt beim Wort "Terror" instinktiv an den "Islam"

Sie ist für die friedliche Nutzung der Kernenergie

Anonym 6. Oktober 2011 um 09:19  

Jutta Ditfurth hat eine Biografie unter dem Titel "Wie wird so eine links" geschrieben. Für das Buch "Wie wird so eine rechts" hätte ich jetzt einen anderen Vorschlag.

landbewohner 6. Oktober 2011 um 10:31  

diese jungholts sind die wahren und gefährlichen faschisten. gegen solche typInnen sind die grölenden glatzen pubertierende milchbubis.

Anonym 6. Oktober 2011 um 10:35  

Ich sage es immer wieder. Leute wie die Jungholt bekommen für ihr Geschreibsel Geld und das sicher nicht gerade wenig. Dafür müssen die das schreiben was die Herausgeber oder Besitzer der Zeitung wollen, was in diesem Fall eine Erbin ist.

Von einem Verlag der so einer Erbin gehört die ihr Herz und Gewissen mit dem Milliardenerbe verloren hat, von so einem Verlag kann man nichts anderes als das Geschreibsel einer Jungholt erwarten.

Leute wie die Frau Springer sind an einer kalten aufgehetzten und gespaltenen Gesellschaft interessiert, denn nur so können sie ihr (ererbtes) Vermögen optimal maximieren.

Anton Chigurh 6. Oktober 2011 um 11:25  

Jungholt ist eine bezahlte Springer-Schundmähre. Es ist völlig überflüssig zu erwähnen, dass selbst diese Mietmäuler die Möglichkeit haben, die realen Fakten zu wissen. Darauf kommt es ihnen nicht an. Sie lügen, verzerren und hetzen bewußt und im Auftrage wie alle vom System angemieteten "Fachleute" in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Einlullen und Verblöden des Volkes ist die Maxime, Sündenböcke und Außenseiter schaffen ist der Auftrag, damit der Pöbel jemand hat, auf dem er herumhacken soll. Staatlich gelenkte Verdummung hat es vor 75 Jahren auch geschafft, die Nation ins Elend zu stürzen und wir fahren schon wieder mit Vollgas auf den Abgrund zu.

Stefan Rose 6. Oktober 2011 um 14:03  

Solche Hackfressen erzählen auch gern, dass alle Arbeitslosen problemlos einen Job haben könnten, wenn sie nur nicht so faul wären, und daher müsse man einfach mehr Druck ausüben. Solchen Leuchten kommt man auch mit Statistiken nicht mehr bei. Was ich denen manchmal wünsche, ist nicht druckreif.

Malte 6. Oktober 2011 um 14:23  

"Wir befinden uns weder in einem intellektuellen Bürgerkrieg gegen eine Medienelite noch in einem Klassenkampf gegen eine schmale Elite von Meinungsmachern."
http://oeffingerfreidenker.blogspot.com/2011/10/weder-burgerkrieg-noch-klassenkampf.html

Anonym 6. Oktober 2011 um 16:07  

Der Druck muss aber auch mal abgelassen werden. Wer n´ Schnellkochtopf zuhause hat, weiß wie schnell man sich da die Finger verbrennen kann.

Anonym 6. Oktober 2011 um 16:31  

Wann beginnen denn die Leute zu lernen, dass man sich die 50 Cent für diese Zeitung getrost sparen kann?

Zur Erinnerung: Meine Abteilung ist schon seit einigen Monaten frei von der Bild-Zeitung.

zwei andere Fachbereiche haben nachgezogen. Das wären dann 700 Nicht-Bild-Käufer.


Gruss,
Wolfgang

Hartmut 7. Oktober 2011 um 15:06  

Diese Haltung bzw. Einstellung, daß man Menschen unter Druck setzen muß, um ein bestimmtes Verhalten zu erzwingen ist sehr weit verbreitet - nicht nur unter B... Zeitungslesern!
Leider !


@ Klaus Baum 6.10. 7:43

Unsere gesamte Umgangs-Sprache ist (wieder), so meine Wahrnehmung, hiervon befallen !

MfG
Hartmut

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