Was die Linken und der Papst gemeinsam haben

Samstag, 17. September 2011

Wieder mal Elitz. Wieder mal geifert er vor sich hin. Diesmal sind jene Abgeordneten des Bundestages an der Reihe, die ankündigten, die Papstrede an eben jenem Orte, zu boykottieren. Eine Schande sei das, weil das Volksvertreter seien, die gerne von Frieden und Gerechtigkeit, auch vom Ende des Krieges in Afghanistan, redeten, jetzt aber, da der heilige Bimbam, als Mann des Friedens, der er ja ist, vor ihnen sprechen möchte, kehren sie ihm den Rücken zu. Doppelzüngig nennt Elitz das. Überhaupt würde man viel von Toleranz und Meinungsfreiheit quaken, nun allerdings, da man beides praktizieren könnte, stopft man sich die Ohren zu.

All das klingt kindlich-naiv. Ist es freilich auch. Ist ja von Elitz! Denn Herr Papst ist nicht das, was der silberhaarige Gelegenheitsschreiber vorgibt. Die Abgeordneten indes, die er schalt, nennt er nicht unmittelbar beim Namen, trotzdem weiß man, wen er meint. Die papstlosen Gesellen, die wenigen Sozis, etwas mehr Grünen und beinahe alle Linken, die ankündigten, Herrn Ratzinger nicht lauschen zu wollen, die sind gemeint. Die machen nämlich das Bild vom "häßlichen Deutschen" wissen die ordinierten Klerikal-Journalisten in jenem Blatt, in dem Elitz infantil blubbert.

Anstrengend nun, darauf hinzuweisen, dass man mit Toleranz und Meinungsfreiheit Päpste nur schwer verteidigen kann. Man frage mal Hans Küng oder den Befreiungstheologen Leonardo Boff, natürlich auch Eugen Drewermann, die für sich theologische Meinungsfreiheit forderten und rüde von Rom abgekanzelt und bestraft wurden - die Herrschaften Papst waren es nie: tolerant. Und nur solange Meinung ist, was der Pontifex auch als diese anerkennt, ist Meinung frei. Mit demokratischen Schlagworten ist dem Papst nicht beizukommen, denn demokratisch ist an seinem Amte wenig. Er, der Imperator über alle katholischen Seelen, wäre schon lange moralisch geächtet, thronte er über einen weltlichen Staat - dann nennte man ihn einen Diktator. Wie gesagt, anstrengend und wohl auch unfruchtbar, Elitz' Philippika so zu entkräften.

Ins Auge sticht jedoch, dass Elitz versucht, die Linke - nennen wir die unpapabilen Gesellen mal so, scheren wir sie mal über den linken Kamm - moralisch unmöglich zu machen. Die, die über Frieden und Gerechtigkeit reden, laufen weg, wenn der Wächter über Frieden und Gerechtigkeit mal vorbeischaut. Bedeutet das eigentlich auch, dass all diejenigen, die sitzen bleiben, wenn Herr Papst kommt, ansonsten nicht über Frieden und Gerechtigkeit sprechen, weshalb sie also sitzen bleiben, um eine kostenlose Lehrstunde zu erhalten? So gesehen könnte man nämlich auch festhalten, dass es die Linke nicht nötig hat, sie braucht keine Bestätigung ihrer Anschauungen. Ehrlicher wäre es allerdings gewesen, wenn Elitz geschrieben hätte, dass es doppelzüngig sei, dass die Linken, die ja viel von Gerechtigkeit sprechen, während deren Parteioberen nichtsdestotrotz in Villen hausen und als begnadete Ferraristi bekannt sind - jedenfalls nach Lesart jenes Blattes, für das Elitz schreibt -, einfach türmen, wenn einer kommt, der viel von Gerechtigkeit spricht, dabei aber in einem Palast residiert, Reichtümer in seinen Kammern herumstehen hat, eine eigene Garde besitzt.

Elitz versuchte im kindlichen Eifer Gemeinsamkeiten herauszuputzen, um die Linke zu verunglimpfen. Dabei gäbe es doch so viele Gemeinsamkeiten mehr: Reichtum und so - Wasserpredigten beim Weinsaufen und so. Messen wir einfach mal die Reichtümer derer, die so viel von Frieden und Gerechtigkeit sprechen, von Linken und von Ratzinger - und dann fragen wir nochmal genau nach, wer hier doppelzüngig ist...



9 Kommentare:

W.Buck 17. September 2011 um 15:18  

Viel wichtiger als die populistischen Gefechte "auf beiden Seiten" (die einen friedlich, tolerant, links, laizistisch - die anderen, friedlich, tolerant, christlich-jüdisch) ... ist doch wohl was "der heilige Bimbam" so zu sagen hat.

Auch wenn die kath. Kirche (und ihr Obermuffti) intolerant nach innen und arrogant nach aussen agiert.

Das Wort dieses Herrn hat immer großes Gewicht in der medialen Öffentlichkeit. Ich hoffe zumindest, dass er das Finanzcasino und das Griechenbashing geisselt und seine Brüder und Schwestern in CDU/CSU zum Umdenken auffordert ...
Schäuble will jetzt angeblich die Finanztransaktionssteuer auch im deutschen Alleingang durchsetzen (ggf mit Belgien und Frankreich) wenn das der vorauseilende Gehorsam gegenüber seinem heiligen Herrn Papa ist dann soll's mir recht sein. :)

Tasha Davis 17. September 2011 um 20:03  

Mir fällt zu diesem Mummenschanz nur Heinlein ein:

"A religion is sometimes a source of happiness, and I would not deprive anyone of happiness. But it is a comfort appropriate for the weak, not for the strong. The great trouble with religion - any religion- is that a religionist, having accepted certain propositions by faith, cannot thereafter judge those propositions by evidence."

Dass der deutsche Steuerzahler, ob er will oder nicht, diese Märchenonkel mit jährlich 20 Milliarden Euro alimentiert (das ist fast so viel wie die Ausgaben für Hartz IV) damit sie weiter ihre eingeschränkte Weltsicht verbreiten können, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Für Papa Razis Besuch wird der Michel wohl noch mal um die 50 bis 100 Millionen Euro berappen dürfen.

Die Linke hätte dafür einige Bürger zum Hummeressen oder einer Porschefahrt einladen können.

Prioritäten.

Karl Görtz 17. September 2011 um 21:41  

Wenn dieser Hirte kommt, um sich für die sexuellen Übergriffe seiner Hirtenhunde an „seinen Lämmern“ zu entschuldigen, so soll er im Bundestag sprechen.

Anonym 18. September 2011 um 09:10  

Es ist einfach nur noch lächerlich, und überaus verräterisch für die eigenen Reihen, wenn CDU/CSU/FDP/SPD/GRÜNE nun noch einen hirnrissigen Vorwurf bringen, um die Linkspartei zu diffamieren - Fast schon kabarettreif. Volker Pispers würde wohl sagen, was kommt nun - nach allen den Vorwürfen, die unbewiesen sind, und eher auf die Feinde der Linkspartei zutreffen als auf die selbst noch auf die Öffentlichkeit zu?

Wo haben die PR-Spindoktoren der Neoliberalen Einheitspartei Deutschlands (=CDU/CSU/FDP/SPD/GRÜNE) noch etwas im Kästchen, dass die - außer Antisemitismus,Heuchelei in Punkten Reichtum, Weglauftum (=Oskar Lafontaine) Rechtsextremismus, Kommunismus, Papstfeindlichkeit, dass die der Linkspartei vorwerfen könnten?

Antifeminismus etwa? Okkultismus?

Was für ein unsinniger Vorwurf lauert noch in neoliberalen Hirnen, denn die - von sich - auf andere übertragen können?

Mir, als jemand der mehr nach Taten als nach Worten urteilt, fällt nämlich zunehmend auf, dass die Punkte, die manche gerne bei der Linkspartei abarbeiten würden, eben 1:1 auf CDU/CSU/FDP/SPD und Grüne übertragbar sind.

Die neoliberal-marktradikalen Mainstream-Medien Deutschlands gehören übrigens, wie der Rest der "Elite" in Deutschland, auch zu den oben erwähnten Dingen, die mir bei Kritikern der Linkspartei immer öfter auffallen als da wären, die sind doch selbst antisemitisch, rechtslastig und sozialrassistisch, die neoliberalen Einheitsparteien Deutschlands.

Vulgo sicher auch Papstfeindlich.

Ich kann mir keine evangelische Pfarrerstocher (=Merkel) vorstellen, die den Papst mit offenen Armen empfängt - Obwohl? So prinzipienlos wie Merkel ist macht die sicher bald einen auf Tony Blair.

Ihr wißt schon der britische Protestant, der katholisch wurde, und einmal Premierminister von GB, und "Dackel von George W. Bush" war.

maguscarolus 18. September 2011 um 10:40  

Man könnte statt "heiliger Bimbam" auch ruhig "heiliger Bimbes" sagen, denn die Sorge der Päpste war selten oder nie eine Sorge um Menschen sondern ausschließlich eine Sorge um Macht und Geld

Anonym 18. September 2011 um 15:24  

Eigentlich sollte man einmal Fragen "Was die Linken und der Teufel gemeinsam haben".

Für mich sieht es nämlich mittlerweile so aus, dass die Linkspartei für die anderen Parteien, und die "Eliten", den Leibhaftigen abgibt.

Übrigens auch beim Teufel übertragen Christen eigentlich nur die Negativeigenschaften, die man als religiöser Fanatiker selber hat, auf eine Unperson - eben Satan.

Mfg
Honk

PS: Geschriebenes gilt selbstverständlich auf für andere Religionen, die die römisch-katholische Scheuklappenwelt von "Gut" und "Böse", und nichts dazwischen, kennen.

sanctus 19. September 2011 um 20:04  

Jeder Abgeordnete der nicht erscheint hat meinen Respekt. Wohin soll es führen, wenn ein Religionsoberhaupt im Bundestag spricht? Laden wir als nächstes Baghwan oder den "Leiter" von Scientology in den Bundestag. Lassen wir Tom Cruise einen Vortrag halten?

Aber an sich passt der Papst-Auftritt dorthin. Schliesslich tragen die XXU-Parteien das C vor sich her wie eine religiöse Monstranz und füllen es nicht mit Inhalten. Von wegen christlich, dass ich nicht lache...

Anonym 20. September 2011 um 08:02  

Im Grunde bleibt einem nichts mehr dazu zu sagen. Die vormittelalterlichen Rituale der sogenannten Christen könnten einen Atheisten wie mich zum Auslachen bringen, funktioniert aber nicht, weil der Teufelsaustreiber aus Rom in der Tat immer noch genug Macht hat, die Hirne der Menschheit zu versauen. Besonders im Kampf gegen den Islam: Europa bleibt christlich, nieder mit Kopftuchträgerinnen und Hasspredigern! Und die vorpommersche Pastorentochter, deren Glaube ja vom Vatikan als Häresie und Irrglaube verteufelt wird - ich sehe sie schon dem obersten Teufelsaustreiber die Hände küssen. Lachen ist gesund, kann man da nur sagen.

Der Papst vs afrikanische Warlords 21. September 2011 um 13:24  

Der Papst ist meiner Meinung nach kein politisches Staatsoberhaupt. Man kann den Vatikanstaat wohl kaum als Staat bezeichnen, das ist eher eine geduldete bis gewollte Ansammlung von Häusern auf einem Hügel innerhalb des Staates Italien.
Das Recht im Vatikanstaat ist antik und kann es mit modernen Rechtssystemen in freiheitlichen, gleichen und demokratischen Staaten kaum aufnehmen. Wissenschaftlich betrachtet ist Theologie streng genommen keine Wissenschaft, weil sie die mögliche Nichtexistenz Gottes weder als Prämisse noch als Konklusion akzeptiert.
Soziopolitisch sind viele Agenda-s des Papstes schlichtweg katastrophal: Kondomverbot führt zu katastrophalen HIV-Infektionsraten. Verbot von Sex außerhalb der Ehe führt zu rückständigen Erziehungsansätzen, mangelhafter Sexual-Aufklärung und letztendlich zu Teenager-Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten und HIV-Infektionen. Viele öffentliche Aussagen des Papstes heizten den Hass auf Muslime an, wobei sich die Kirche in so einem Fall auf die Meinungs- und Redefreiheit beruft und sowohl den zeitlichen Kontext (Situation: nach 9/11) der päpstlichen Äußerungen wie auch die Stellung des Papstes als öffentliche Person vollkommen außer acht lässt.

Und das sind nur einige Beispiele bezüglich der katholischen Agenda-s.

Im Bundestag würde niemand einen afrikanischen Warlord, der seiner Bevölkerung Sex vor der Ehe, Bildung, Aufklärung und Freiheit vorenthält, eine Rede halten lassen. Vor allem nicht, wenn dieser Warlord dann auch noch den mit ihm verfeindeten Nachbar-Warlord verunglimpft.

Wenn aber dieser Warlord im Gewand des Papstes daherkommt, können sich viele deutsche und europäische Politiker garnicht tief genug bücken.

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