Diese Jugend von heute...

Dienstag, 1. Februar 2011

Während er alte Vorurteile des Stammtisches nährt, speist sie noch ollere Kamellen von da. Er predigt rassentheoretische Ansätze, sie hält die ewige Mäkelei der Alten an den Jungen aufrecht. Wo er auf betuliche Abrichtung seiner Leser auf Ausländer und Arbeitslose trifft, da stößt sie auf altertümliche Ressentiments, die ihr Applaus einhandeln.

Die These Ursula Sarrazins ist, auch wenn sie es nicht in dieser Direktheit sagt, dass die Jugend verlottert sei, dass sie die schlimmste Jugend ist, die die Welt je erblickt hat - die schlimmste Generation seit es Menschen gibt. Damit erntet sie freilich Zustimmung, denn der Ausspruch, die Jugend sei schlimm, "so ganz anderes wie wir Alten", den hat noch jede Generation über sich ergehen lassen. Die Generation Hitlers wollte die fade Jugend aufpeppen, ihnen jene Kraft und Männlichkeit einflössen, die sie selbst in Schützengräben erstanden hatte. Die Generation des ausklingenden Kaiserreiches musste sich von ihren Vätern sagen lassen, sie sei verweichlicht, weil sie Sedan nicht aufleben lasse, dafür aber allerlei sozialistischen Affekten nachhechele. Von der verwahrlosten Jugend sprach man ebenso, als diese protestierend das Jahr 1968 füllte - am Ende wurde auch diese Jugend staatstragend und mancher Steinewerfer, der als unverbesserlicher Jugendlicher galt, wurde gar zum Außenminister im konservativen Stresemann.

Die schlechte Jugend, die so ganz anders, fader, dümmer, desinteressierter und frecher sei als die älteren Semester: schon die Griechen und Römer beklagten sich darüber! Was mag mancher Soldat, der an der Seite Cäsars Gallien überfiel, von einem Jungspund wie Octavianus, den späteren Kaiser Augustus, gehalten haben? Die Jugend sei weniger tapfer, hätte er sich vermutlich gedacht, und dieser Octavianus gerät seinem Großonkel so überhaupt nicht gleich; verweichlichte Grünschnäbel! Das Imperium geht vor die Hunde, weil es an aufrechten Generationen mangele, weil die Jugend alles verspielt! Und was haben erst die Generationen nach dem großen Alexander erdulden müssen, weil sie ihrem Ahnherrn nicht zur Ehre gereichten - ja, und was hat Alexander selbst ertragen müssen, was hat man ihm denn alles unterstellt, diesem Jüngling, der angeblich so viel weicher und philosophischer und unmännlicher, daher so viel schlechter und würdeloser war, als sein alter Herr, als der einäugige Philipp?

Ursula Sarrazin fischt in uralten, abgestandenen Gewässern. Der über die Jugend lästernde Alte ist die Konstante der Menschheit; der jeweiligen aktuellen Jugend zu spotten, es ist Menschheitssport, der sich durch alle Zeitalter zog. Und er ist ein haltloses Treiben. Wären alle Söhne und Töchter oder Enkel und Enkelinnen auch nur ein halbes Prozent schlechter gewesen als Eltern oder Großeltern, dann hätte es etwas wie menschlichen Fortschritt nie gegeben. Mehr als hundert Generationen Verschlechterung seit der Antike! Die Genealogie wäre damit einen Ahnenreihe des fortwährenden Niedergangs und Schlechterwerdens. Nun gibt es aber doch Menschenrechte, die zwar nicht immer eingehalten werden, die man aber dennoch nicht leugnen kann; wir verbrennen keine Ketzer mehr - auch wenn manche es noch gerne sähen; wir erklären uns die Welt heute wissenschaftlich, deuten sie nicht mehr in theologischer Undefinierbarkeit... wäre die Menschheit von Generation zu Generation schlechter, frecher oder desinteressierter geworden: wir lebten noch in Siedlungen, die denen aus dem antiken Mesopotamien glichen.

Nun ist die Menschheitsgeschichte freilich eine Geschichte des Fortschritts. Ob der moderne Mensch allerdings emotional besser geworden ist, das kann nur schwerlich beantwortet werden. Mit Helmut Qualtinger gesagt: da Mensch is a Sau - und das war er immer und wird er in gewisser Weise immer sein. Per se schlechter wird die Gesellschaft aber durch ihre Jugend nicht - sie entwickelt sich materiell und verharrt immateriell; sie bleibt schlecht wie vormals, nur auf eine andere Art vielleicht; weniger blutig, dafür aber mit bürokratischer Brutalität ausgestattet etwa. Auch wenn es bei der heutigen Jugend offensichtliche Mängel geben mag, die Frage müsste lauten: woher kommen die? Wer lebte ihnen ein Leben vor, dass in Desinteresse mündete? Selbst dann ist aber auch noch nicht gesagt, dass die heutige Jugend irgendwann einmal keinen "Erfolg haben wird"; was immer dann Erfolg auch sein mag.

Die schlechte Jugend zu geißeln, das hilft aber niemanden, es schadet eher - in diesem Sinne ist Ursula Sarrazin niemand, der helfen könnte, sie schadet vielmehr. Mit ihren Parolen kann sie am Stammtisch punkten, an dem ja auch ihr Gatte wohlig beim Skat sitzt; dort sind ewiggestrige Reflexe und sinnlose Affekte willkommen, da bejubelt man sie: über die Rolle als Jammerlappen und alte Meckertante kommt sie nicht hinaus - sie hat vergessen, dass sie auch mal, lange muß es her sein, Teil einer Jugend war, die für ihre Eltern als gesellschaftlicher Niedergang begriffen wurde. Aber wenn man alt wird, dann vergisst man eben nur zu gerne und viel zu oft...




27 Kommentare:

endless.good.news 1. Februar 2011 um 07:55  

Wenn früher alles besser ist, dann ist gestern besser als heute und heute das Beste was uns noch passieren wird. :)
Ein schöner Artikel. Ich habe mich als Kind auch immer über die alten Leute aufgeregt, welche geschrien haben das man kein Fussball spielen soll oder Krach machen. Dabei müssen Kinder frei sein und Lachen dürfen. Sinnlos Zeit zu verschwenden ist das höchste Gut eines Kindes in meinen Augen. Das passt natürlich nicht in eine durchökonomisierte Welt wie der unseren. Stattdessen sollen Kinder lieber gefördert werden und sind sie zu laut, dann gibt es Ritalin. Ruhige, abnickende Kinder unser Ideal.

Desparada-News 1. Februar 2011 um 08:59  

Jaja, nach uns nur noch der "Gruscht" - sage ich auch manchmal - die eigenen Enkel immer ausgenommen, die sind die besten der Welt.
Aber, ich weiss, dass es Scherz ist, denn ich war auch mal jünger, und gehörte zu denen, vor denen die Alten immer gewarnt hatten.
Heute sind es die nächsten, und immer das Gemecker. Es geht mir heute noch und wieder auf den Geist, denn ich finde die jungen Leute nicht gar so schlimm. Leid tut mir nur die vermehrte Sauferei bis zum Koma heute, obwohl ich es nicht verdenken kann, dass da manche dieser Versuchung erliegen, sich wegzusaufen und zu betäuben vor dieser Welt, in die sie hineinwachsen müssen.
Nein, mit dem ewigen Herumnölen ist es nicht getan. Leider sind keine guten Ideen in Sicht, die junge Leute vom Hocker reissen und ihrer Zukunft einen Inhalt und Sinn geben könnten...
Deshalb muss man aber nicht die jungen Leute fertig machen.

Libero 1. Februar 2011 um 09:00  

Lieber Roberto,
Danke für deinen klaren Blick auf die Dinge, dem ist nichts hinzuzufügen!

Eike Brünig 1. Februar 2011 um 09:44  

Ich finde das ja, sehr schön, dass Du krude Thesen entlarvst. Ich persönlich würde aber den Sarrazins keine weitere Plattform eröffnen. Je weniger die wahrgenommen werden, umso besser. Allerhöchstens mal als Randnotiz, wenn der Medienrummel Marke Blöd und Spiegel zu laut wird und man Angst haben muss das die Lüge als Wahrheit in die Geschichte eingeht.

Lutz Hausstein 1. Februar 2011 um 10:56  

Was habe ich mich schon herumgestritten, um diesem seit Generationen grassierenden Vorurteil entgegenzutreten. Da wurde mir als Beleg ein Beispiel aus der Praxis entgegengeschmettert, welches ich nicht widerlegen konnte. Deshalb nicht, weil ich denjenigen nicht kannte, um den es sich drehte. Und weil vielleicht sogar in diesem Fall die Kritik berechtigt war. Weitere Diskussionen unerwünscht, da ja bewiesen.

Dass es dennoch Mumpitz ist (und sein muss!), hast Du ja sehr schön beschrieben.

Über die medial aufgebauschte Frau S. möchte ich mich gar nicht weiter auslassen. Ohne es jetzt übermäßig psychologisieren zu wollen. Vielleicht sollte sich die Dame einmal überlegen, ob sie den richtigen Beruf ergriffen hat, wenn sie mit solch einer Grundeinstellung den ihr Anvertrauten gegenübertritt. Eine positive Einstellung würde anschließend auch ein insgesamt positiveres Ergebnis in ihrer Schülerschaft hervorbringen. Dies sollte man Pädagogen normalerweise nicht explizit darlegen müssen.

Anonym 1. Februar 2011 um 11:01  

sie haben recht auf ganzer linie. so ist es, so habe ich es erlebt. und daran denke ich, wenn ich mich heute manchmal über "die jugend von heute" aufregen möchte. dann bleibe ich lieber still und frage mich: ja was hat sie denn zu dem gemacht, was sie sind und leben? es sind doch immer die alten, die den jungen etwas vorleben. so war es auch immer.
ich habe einmal einen weisen spruch von einem damaligen lehrer gehört, an den ich ebenfalls immer wieder denken muß: wer die jugend verloren hat, der hat die zukunft verloren. das hat dieser lehrer ungefähr 1-2 jahre vor der "wende" gesagt und war auf die generation, der ich angehöre gemünzt. weil wir unzufrieden waren. heute muß ich daran auch immer mehr denken. die heutige jugend ist von allgemeiner zukunftsunsicherheit, prekarität und dem wegbrechen ehemals sicherer sozialer standards geprägt. sie kennen diese oft nur noch aus den erzählungen der eltern und großeltern. es ist eine jugend, der es in weiten teilen schlechter gehen wird als der vorherigen. aber auch einer jugend, die viel mehr mitgestaltungsspielraum haben wird. die gefordert ist, die umbrüche, die sich immer mehr abzeichnen, mit ihren vorschlägen und zukunftsvisionen auszugestalten. und jede jugend hat ihre neuen eigenen ideen und vorstellungen. auch das ist etwas gleichbleibendes in der menschheitsgeschichte. ich schätze, daß daher auch unser fortschritt kommt. jede generation hat ihre ihr eigene aufgabe. auch wenn die vorherige das nicht verstehen mag.

konyhakert

landbewohner 1. Februar 2011 um 11:01  

eike
ich finde auch, die these von der verkommenen jugend ist sooo uralt und abgestanden, daß jedes wort darüber überflüssig ist.
jugend ist immer anders als die alten. und als alter denke ich eben auch anders als in meiner jugend, weil sich menschen in ihrem leben nun mal verändern.
aber das nun zu werten und daraus irgendwelche schlüsse für die allgemeinheit zu ziehen - einfach schwachsinn, aber passt zum thilo buch.

Anton Chigurh 1. Februar 2011 um 11:04  

Roberts Thesen sind wie immer klar wie Kloßbrühe. Jeder kann das nachvollziehen, selbst der dämlichste Depp kann sich der Logik von Herrn Lapuentes Aufsatz nicht entziehen.
Warum aber wird so eine Null wie Frau Sarrazin immer noch beachtet?
Nicht nur, dass sie in der Vergangenheit wegen Unregelmäßigkeiten in ihren Dienstgeschäften bereits mehrfach auffiel ... ihr substanzloses Herumhalluzinieren über den aktuellen Zustand "der Jugend" findet viel zu viele Zuhörer, eine Aufmerksamkeit, die so eine Figur wie Ursula Sarrazin nicht verdient hat, zumal sie bestenfalls als Gattin eines miesen Volksverhetzers durchgeht.
Es sind immer wieder die selben Quellen von Medien, die den geistigen Kernschrott von U.S. aus dem Modder heben. Das Gefasel SOLL beachtet werden, auch wenn es noch so dämlich ist. Ich vermute in absehbarer Zeit gibt es dann ein Buch von dieser Schreckschraube, dessen Titel man jetzt schon in Richtung "Deutschlands Jugend schafft sich ab" deuteln kann...

persiana451 1. Februar 2011 um 11:35  

Die Jugend von heute muss einem wirklich leid tun. Als ich noch jung war, hatte ich wenigstens noch die Illusion, dass es so etwas wie Freiheit und Rechte noch gäbe, auch wenn die nicht immer eingehalten wurden. Das Lebensgefühl war ein ganz anderes als heute, wo der Staat mit ständigen Attacken gegen Bürgerrechte und mit Hilfe von Datenbanken und CCTV Kameras alles unter Kontrolle zu bringen versucht und jedem, der nicht nach ökonomischen Gesichtspunkten nützlich ist, Vorhaltungen macht.

Ein Teil der Jugend verbringt seine kostbare Jugendzeit von morgens bis abends in der Schule und am Wochenende mit Nachhilfe. Der andere wird mangels besserer Perspektiven und finanzieller Mittel mit Bertelsmann's schwachsinnigen und aggressionsfördernden Diskussionssendungen vollgemüllt.

Die Zukunft hält wahrscheinlich auch noch implantierbare Gehirnchips bereit - Leute wie beiden Ursulas - Sarrazin oder die eiskalte von der Leyen - und andere, denen das Wohl der Jugend angeblich ja so am Herzen liegt, sind wirklich gänzlich ungeeignet um die Jugend und damit die Zukunft der Menschheit zu retten.

Fleur 1. Februar 2011 um 12:26  

Schon erstaunlich, wie sie trotz ihres Berufs eine solche Distanz zwischen sich und den Jungen aufbauen konnte. Geschafft hat sie es jedenfalls. Anders sind derlei Pauschalschelten nicht zu verstehen.

Anonym 1. Februar 2011 um 14:24  

Da befindet sich die Sarrazine wohl in bester Gesellschaft: "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten. Die Jungen stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine auf den Tisch und tyrannisieren ihre Lehrer." Sokrates

Gruß NW

antiferengi 1. Februar 2011 um 14:25  

@Eike Brüning
Deine Bedenken sind verständlich, aber die ständige Tümpelfischerei über die Jugend, ist eigentlich etwas generelles. Bis hin, in die pädagogischen Abgründe heutiger, ach so moderner, Lehr-Sozial- und sonstiger Körper. Sarrazin und seine Frau, sind deshalb eine Art perfekter Spiegel dafür. Was mich aber fasziniert, ist das Gefühl, dass der Spruch; "Die heutige Jugend", im Verhältnis zur letzten Generation, von immer jüngeren benutzt wird. Bis hin sogar zu unter dreissigjährigen. Irgendwo, gibt's da so eine Art technokratischen Weisheitstick. Sei's drum, - gemessen am heutigen Adaptions und Regelbedarf fürs menschliche Verwerten, ist ein rebellisches Auflehnen dieser Jugend, dass beste was uns passieren kann.

Anonym 1. Februar 2011 um 14:42  

Mich stört an dieser Stelle der Ausdruck „Stammtisch“. Ich persönlich benutze synonym für das hier Gemeinte bevorzugt Begriffe wie „hochdekorierte Intellektuelle“, was meinen Erfahrungshorizont – gerade zum widersprüchlichen Thema „Jugend von heute“ - weit besser widerspiegelt. Roberto selbst hat auf http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/10/de-dicto_25.html#comment-2807348762439053032 geschrieben: „Insofern ist zu sagen, dass ich mich nicht mit den intellektuellen Schichten solidarisch zeige, sondern mit der Gosse. Wenn schon borniert, so durch die Borniertheit der Gosse.“ Die unterstellte Homogenität der „Vorurteile des Stammtisches“ zum Thema halte ich jedoch für oberschichtspezifische intellektuelle Borniertheit, zumal ja auch die historischen Beispiele im Text (Cäsar, Octavianus, Alexander) nicht ernsthaft als typische Stammtischbrüder gelten können. Die „Vorurteile des Stammtisches“ sind allzu oft die ureigenen Vorurteile der hochdekorierten Intellektuellen selbst, die sie auf „den“ Stammtisch projizieren, um sie in typisch intellektueller Verlogenheit gleichzeitig ausgiebig zu pflegen und sich überheblich von ihnen zu distanzieren.

Wenn es für mich so etwas wie eine Homogenität „des“ Stammtisches gibt, dann im Sinne eines namenlosen, intensiven Begehrens, das weit über den Alkoholismus hinausgeht. „Wenn du es nicht lassen kannst, sollst du nicht heiraten und keine Kinder haben“ hat mir jemand mal in einer Musik-Bar gesagt. Und so bleibe ich bei meinen allabendlichen Feierabend-Stammtischen und Bars, aktuell gerne als Präludium zur anschliessenden "high bpm voyage out of this world" im DI Goa-Psy Trance Radio. Und es ist nicht die Welt des Stammtischs, vor der ich flüchte – im Gegenteil, an guten Orten wird genau dieses mein Begehren als Gleiches erkannt und - in Anerkennung von Differenzen im bevorzugten Musikstil – auch respektiert und geschätzt.

pillo 1. Februar 2011 um 17:05  

Kinder und Jugendliche wachsen nun einmal nicht im luftleeren Raum auf. Ihr Charakter und ihr Verhalten sind letztendlich nur das Ergebnis ihrer Erziehung bzw. ihrer Sozialisation in der Gesellschaft in der sie groß werden.

Regt man sich also über "die Jugend von heute" auf, prangert man im Grunde nur das eigene Versagen bzw. die eigenen Defizite an.

Was erwarten wir eigentlich? Das unsere Kinder in einer Welt voller Egoismus, Narzissmus, Chauvinismus, Dummheit, Ignoranz, und Fanatismus als kleine Heilige aufwachsen?

Rain Man 1. Februar 2011 um 17:23  
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Rain Man 1. Februar 2011 um 17:23  
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Nur'nGedanke 1. Februar 2011 um 17:29  

"Und du sagst:
Meine Kinder waren nicht so.
Meine Kindeskinder sind schuld.
Und du sagst:
Zu meiner Zeit waren wir besser erzogen.
Aber es ist nicht mehr deine Zeit.
Nie mehr.

Und wenn du einen echten Standpunkt hättest, vielleicht würde ich dir dann zuhören.
Aber es sind nur deine einseitigen Gefühle, die mir im Weg stehen.
Und du hast absolut keine Ahnung von der Jugend von heute.
Du sagst deine Meinung, dass mir den ganzen Tag der Kopf klingelt."

Amy MacDonald - "Youth Of Today"...

Till 1. Februar 2011 um 19:55  

"Der über die Jugend lästernde Alte ist die Konstante der Menschheit; der jeweiligen aktuellen Jugend zu spotten, es ist Menschheitssport, der sich durch alle Zeitalter zog."

Warum sollte das Schaden? Warum kann es nicht als Ansporn verstanden werden? Warum sollte es nicht schon immer ein Beitrag dazu gewesen sein, dass es langfristig Fortschritte gab? Diese Deutungsmöglichkeit wird hier gar nicht in Erwägung gezogen, obwohl sie doch auf der Hand liegt.

klaus Baum 1. Februar 2011 um 21:25  

Die Turnschuhe wollten schon immer auf den Stresemann hinaus. Oder auf den feinen Zwirn à la Armani.

klaus Baum 1. Februar 2011 um 21:27  

In der ersten Hälfte der 60. Jahre - als DIE WELT noch ein anderes Blatt war - gab es dort eine Karikatur, die ging von der Steinzeit bis heute, und jedesmal sagten die Älteren, wie verdorben die Jugend doch sei.

Und weswegen wurde Sokrates angeklagt?

antiferengi 1. Februar 2011 um 23:15  

@Nur'n Gedanke 17:29
Flüchtiger, aber guter Gedanke :-) Mag ich auch. Es lohnt sich unbedingt, den jüngeren mal zuzuhören. Dabei kommt manch Altes zutage, was die Alten in ihrer Bigotterie verlernt haben.

Wolfgang Buck 1. Februar 2011 um 23:59  

Ich verstehe ja, dass das Ehepaar Sarrazin Widerspruch, ja Empörung auslöst. Tut es bei mir genau so. Aber lieber Roberto, spare Dir etwas Empörung noch auf. Der Weg ist noch lange und Du wirst sie noch bitter brauchen. Glaub mir, Sarrazin ist noch lange nicht der Höhepunkt, da kommen noch ganz andere um die Ecke!

klaus baum 2. Februar 2011 um 12:58  

Lieber Wolfgang,

mit der Empörung ist es wie mit dem Hunger, sie erneuert sich täglich.

Anonym 2. Februar 2011 um 13:19  

Meine guten Jugendlichen: sportlich und kreativ.
http://www.youtube.com/watch?v=QVhESONk7QE

Anonym 4. Februar 2011 um 13:27  

Was bisher in der Diskussion fehlt, ist die einfache Erkenntniss, daß sich die ältere Generation in der jungen Generation wiedererkennt. Sie erkennt den Rebellen, und muss ihn verachten, weil sie selbst nie Rebellion vollbracht hat oder den rebellischen Geist wegen des ewigwährenden Kampfes gegen das jeweils aktuell Herrschende aufgegeben hatte. So wurden viele zu Wendehälsen und haben sich vom Rebellen mit Visionen für die eigene und die gesellschaftliche Zukunft zu Verrätern an sich selbst und der Gesellschaft gemacht. Den Status Quo für ein paar Münzen und eine Sichere Anstellung verkauft, sich unterordnend, einfügend in ein systemisch oder direkt fremdbestimmtes Leben.

All das erkennt der an der Jugend monierende Alte, er sieht auch jene untworfenen Zeitgenossen, die gehorsamen unterwürfigen Enkel, denen Rebellion nie in den Sinn kam und bei diesen fühlt er sich bestätigt, fühlt sich wohl und sonnt sich im Spiegel seines Selbst, was ihm beim Rebellen eben nicht möglich ist.

Bei allem Katz und Maus Spiel dieser zwischenmenschlichen Possen, geht es der Jugend doch letztlich nur darum bedingungslos geliebt zu werden und dazu gehört auch, die Jugend ihren eigenen Weg gehen zu lassen, ohne Vorwürfe zu machen.
Dazu gehört auch, trotz aller Unterschiede die Jugend an sich zu binden, liebevolles Vorbild zu sein, Trost und Sicherheit zu bieten, mit Rat und Tat beiseite zu springen, wenn man darum gebeten wird ohne Vorwürfe zu machen, ohne die Litaneien unzufriedener Alter im Sinne des "hättest du mal gleich gehört dann wäre das nicht so gekommen..."

Der Jugend kann man schwerlich vorwerfen sich einer lieblosen unfähigen Führung zu verweigern, im Gegenteil es wundert das die Rebellion nicht viel aktiver gegen diese Eltern und Großeltern Generation ausgetragen wird und sich mehr im selbstzerstörerischen Verhalten der Jugend manifestiert.

Fehler machen alle Seiten, es gehört einfach dazu das zu tolerieren bzw. zu vergeben. Genauso wäre es Pflicht aller beteiligten, sich sehr aufrichtig zu bemühen, es besser zu machen.

Es gäbe hierzu noch viel zu sagen, ja. Aber das Prinzip der unbedingten Liebe gegenüber unseren Kindern und Kindeskindern ist nicht verhandelbar. Geben wir nicht diese Liebe, müssen wir uns nicht wundern, wenn unsere Kinder und Enkel nicht auf uns hören.

MFG

Rene 5. Februar 2011 um 09:02  

"Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos.
Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern.
Das Ende der Welt ist nahe."
(Keilschrifttext aus Ur um 2000 v. Chr.)

Anonym 6. Februar 2011 um 21:06  

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Sokrates (469 - 399 v. Chr.)
... echt zeitlos.
Übrigens hat der Pantoffelpunk ebenfalls etwas zum Thema...
Gruß, P

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