Lobet und preiset den Herrenmenschen

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Wer hätte gedacht, dass der Tag kommen würde, da man Ihnen gratulieren muß, Sarrazin? Trotz allem, Sie scheinen doch eine ganz vernünftige Type zu sein. Weshalb, fragen Sie? Sie können es wahrscheinlich selbst kaum glauben, was? Nun gut, sehen Sie...

Einer Ihrer Kollegen, ein Genosse, oder sagen wir, ein ehemaliger Genosse, tritt nun auf Kommunalebene für die NPD an. Wie der Mann heißt ist unspannend, man wird seinen Namen sowieso in Zukunft nicht mehr vernehmen - was uns aber interessiert ist: dieser Mann, er trägt seine psychotischen Affekte in eine Partei, die sich offen zum (Sozial-)Rassismus bekennt. Vielleicht ist mein Weltbild dort besser aufgehoben, wird er sich gedacht haben. Dort brauche ich dieses sozialdemokratische Feigenblatt nicht, muß diese verlogene Eigenart nicht vorexerzieren, stets auf fürsorglich und sozialstaatlich zu machen, obwohl dergleichen Attribute schon lange im Orkus des Seeheimer Kreises versumpft sind. Bei der NPD kann ich diese Verlogenheit ablegen, könnte sein Motiv gewesen sein - hier bin ich, hier darf ich sein!

Das klingt als Argumentation sicherlich alles vernünftig - ist es aber nicht! Es ist schrecklich feige! Dieser Ex-Genosse von Ihnen, Sarrazin, er ist ein Hosenscheißer! Sie sind aus anderem Holz, Sie sind beharrlich, nennen sich Sozialdemokrat und drücken dieser guten alten Institution Ihren unvergleichlichen Stempel auf - Sie geben dieser verlogenen Veranstaltung eine wirkliche, eine ganz realistische Prägung. Sie bleiben in dieser Partei, damit jeder zu erkennen vermag, wohin die kränkliche sozialdemokratische Gesinnung hindümpelt. Ihr Verdienst ist, dass Sie diesem trostlosen Haufen ein Profil verleihen - und nicht nur irgendeines, sondern genau das richtige Profil nach der schröderianischen Zeit. Erst Agenda 2010 mit allerlei sozialhygienischen Sonderbehandlungen - dann das dazugehörige Weltbild und der dogmatisch-pseudowissenschaftliche Überbau. Nun ja, üblicherweise läuft es andersherum, normalerweise baut man erst über, bevor man nach dem neuen Leitbild lebt; aber Sie können dafür nichts - Sie haben dafür gesorgt, dass Ihre Partei gerade noch die Kurve gekriegt, das heißt: Profil bekommen hat.

Und das, Sarrazin, das sollte man Ihnen mal laut und deutlich und mit dankendem Unterton mitteilen. Danke, Sarrazin, dass Sie nicht zur NPD wandern, obwohl Sie dort eine Führergestalt wären, obwohl Sie dort als dickster Brummer auf dem Scheißhaufen krabbeln dürften. Dass Sie der SPD treu bleiben, damit die SPD auch darstellt, was sie letztlich ist: eine Partei, die sich offen sozialhygienisch gibt, obwohl sie das gerne übertüncht - das ist Ihr unbezahlbares Verdienst. Ihr Kollege, der nun kommunal bei den Nationaldemokraten kaspert, hat das nicht verstanden: er hat seiner Partei das notwendige Profil der nachschröderianischen Ära entzogen - dabei sind Sarrazins und Buschkowkys dringend nötig!

Der sozialdemokratische Sozialrassismus braucht schließlich einprägsame Gesichter! Würden alle Freunde der gesellschaftlichen Hygiene aus den bürgerlichen Parteien der Mitte ausscheiden, dann müsste man ja fast annehmen, der Extremismus sei lediglich ein Problem in einigen sektiererischen Parteien am Rande des Spektrums - Sarrazin, Sie bleiben mittig sitzen, damit man zumindest erahnt: die Mitte ist extrem! Einen solchen Herrenmenschen sollte man loben und preisen...



12 Kommentare:

Fleur 23. Dezember 2010 um 10:00  

"Die Mitte ist extrem!"

Wie treffend doch leider dieses Paradox die gegenwärtige Lage beschreibt.

Anonym 23. Dezember 2010 um 11:59  

Gab es nicht schon immer - parteienübergreifend - Rechtsextreme/-radikale in Deutschland? Nur derzeit eben extrem?

Ich erinnere mich vage daran bei Günter Wallraff in seinem Klassiker "Ganz Unten" gelesen zu haben dass schon damals ein Leiharbeitsunternehmer, und SPD-Mitglied, zur rechtsextremen Partei der REPUBLIKANER DEUTSCHLANDS (REP) gewechselt hat.

Außerdem meine ich irgendwo einmal gelesen zu haben, dass dies schon 1932 so war - Viele ehemalige SPDler wanderten damals, ebenso wie die damaligen Konservativen, lieber in die NSDAP, die SS und sonstige rechtsextreme Organisationen ab. Es soll nur wenige standhafte, wie z.B. der Ex-Kanzler der SPD Willy Brandt und den erzkonservativen Historiker, seinen eigenen Worten nach, Sebastian Haffner gegeben haben, die lieber auswanderten und Asyl beantragten - in fremden Ländern - statt mit Nazis mitzulaufen.

Eine Geschichte, die dt. Chefhistoriker, bis heute, lieber verharmlosen, oder gleich ganz totschweigen :-(

Es wäre doch einmal interessant hier auch, in Ausweitung der Aufklärung über Nazis und Neonazis, aufzuklären.

Ich weiß, dies wird nie geschehen.

landbewohner 23. Dezember 2010 um 13:19  

wie gut, daß es die echten rechten mit den glatzen gibt. nur so können die neo- und sozialfaschisten sich weiterhin als "die mitte" verkaufen.
und wenn man sich die geschichte der spd betrachtet: so sehr geändert haben sich die genossen ja nun nicht.

Anonym 23. Dezember 2010 um 14:27  

Nur schade, dass die "echten rechten mit den Glatzen" ein längst vergangenes und doch von den Medien in die 2010er Jahre dumpfbrodelnd mitgeschleiftes Phänomen der 90er sind. Auf diese Weise suggeriert es schön: "Die dort, am rechten äußeren Rand, Kinderfresser Unmenschen, das sind die Rechten. An der Baseballkeule sollst du sie erkennen, am Inselschnitt, der Spiegelglatze und den 20-Loch Stiefeln. Hässlich, brutal und gewalttätig. Nicht wir, wir sind anständige Leute. Anständige Leute laufen nicht gröhlend pöbelnd durch die Nacht."

Anständige Leute sitzen im Vorstand der Bundesbank, sind SPD-Mitglied und wissen was Deutschland wieder nach vorne und gestärkt aus der Krise bringen würde. -> Hygiene im Sozialen sowie harte aber notwendige Einschnitte...

Genug davon. Boneheads bzw. Naziskinheads existieren höchstens noch in Enklaven Meckpomms. Sonst ist dieses Phänomen ausgestorben und dem neuen Schick der autonomen Nationalisten, oder ähnlichem gewichen.

Groetjes _BB_

Fingerpointing bis zum Schluss.

Trojanerin 23. Dezember 2010 um 15:42  

Dieser Mann, dieser ehemalige SPD-Genosse, hat kaum einen Satz gefunden, den er nicht selbst hätte unterschreiben können.
Es ist das alte Lied: Nicht alles, was die rechtsextremen Parteien sagen ist schlecht. Stimmt man dieser Aussage zu, was ich nicht tue, dann kann man gleich sämtliche Werte über den Haufen werfen. Genau das ist das Problem der SPD, die nicht sozial und sozialdemokratisch agiert, sondern neoliberal und leider auch rassistisch. Die SPD wirkt von zerstörerischen Kräften fremdbestimmt oder ich muss erkennen, dass die
SPD aus sich selbst heraus unsozial, rassistisch und neoliberal ist.
P.s. Ich wünsche Herrn De Lapuente und allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest.

nemo vult 23. Dezember 2010 um 20:22  

zu: sit venia verbo 21.12.2010; Im Kapitalismus ist eine Religion zu erblicken.

Ist das was Neues oder nur der alte Geld-Gott Mammon? Ich denke "Das Christentum" gibt es so nicht. Im Rahmen des Christentums gibt es viele "unprofitable" Aktivität, die keine kapitalistischen Merkmale aufweist. Es gibt sogar antikapitalistische Bestrebungen, z.B. die Hrsg. einer Broschüre "Damit Geld dient und nicht regiert – Christen für eine gerechte Wirtschaftsordnung", die ich hier irgendwo rumliegen habe. Es gab voriges Jahr eine starke Veranstaltung in einer evang. Kirche. (1ter google Treffer http://www.cgw.de/vortragsangebote.htm)
Zu behaupten: das Christentum zur Reformationszeit (also nur der Protestantismus?) hat sich in den Kapitalismus umgewandelt, würde bedeuten 1.zu behaupten alle Christen wäre dem Unglauben verfallen. - lässt sich leicht wiederlegen. 2.zu behaupten "Die Kirche" wäre eine 100% weltliche Organisation ohne Bezug zur ursprünglichen Lehre - den Worten Jesus´. - das ist schon eher möglich, aber "Die Kirche" gibt es ja zum Glück nicht. (http://quantumfuture.net/gn/ponerologie/kapitel08.html ist dazu beachtenswert)

Jesus hat sicher keinen Kapitalismus gelehrt und war selbst kein Kapitalist. Jedoch ist die Finanzierung von Kirchenämtern durch staatl. Steuern und Kirchensteuern, die Immobliengeschäfte durch die Kirchen, die Vatikanbank,... m.E. als kapitalistisch einzuordnen.

nemo vult 23. Dezember 2010 um 20:36  

Nichts ist mehr sozialdemokratisch an der Sozialdemokratie. Der Begriff ist verbraucht. Die Ideologie ist nur "ein Feigenblatt" für offenzulegende Psychopathie. Ein gutes Beispiel für die hier allgemein beschriebenen Prozesse.

http://quantumfuture.net/gn/ponerologie/kapitel02.html

carlo 23. Dezember 2010 um 20:55  

Ich hab da so ein Buch in meinem Giftschrank: "Erlebtes aus Aufstieg und Niedergang einer Demokratie", erschienen 1946, nämlich die Autobiographie von Gustav Noske.
Sehr aufschlußreich! So langsam glaube ich auch, daß sich Geschichte wiederholen kann. Wenn nicht gar als Farce der vorhergegangenen Tragödie unbedeutend, jedoch für die darunter leidenden Beteiligten unvergeßlich.

Jutta Rydzewski 23. Dezember 2010 um 22:00  

Lange wird es der Willy Brandt sicher nicht mehr aushalten können, sich das Elend seiner SPD mit ansehen zu müssen, was nahezu täglich schlimmer wird. Irgendwann kracht seine Statue im Foyer der SPD-Parteizentrale mit lautem Getöse in sich zusammen, und wird das ganze fataldemokratische Pack unter sich begraben. Erst dann bekommt Willy seine wohl verdiente Ruhe.

Ihnen, lieber Herr De Lapuente, und allen anderen MitstreiterInnen ein Frohes Fest.

mfg
Jutta Rydzewski

Anonym 24. Dezember 2010 um 01:44  

carlo hat gesagt...
"Ich hab da so ein Buch in meinem Giftschrank: "Erlebtes aus Aufstieg und Niedergang einer Demokratie", erschienen 1946, nämlich die Autobiographie von Gustav Noske."

Gustav Noske, Ebert, Zörgiebel(Blutsonntag vom 1. Mai 1929, 33 durch die "SPD"-Polizei ermordete Demonstranten), jener Sozialdemokrat aus dem Parteivorstand der SPD, der 1934 der "neuen nationalsozialistischen Regierung" und Adolf Hitler "große Erfolge" bescheinigte..., der "Kommunistenfresser" Schumann, der "Frontstadt"-Bürgermeister Willy Brandt("Brüder & Schwestern" in der "Zone", "unverzichtbare Kornkanmmern im Osten"!!!), der NATO- "Nachrüstungskanzler" Helmut Schmidt, Clement, Münterfering, Schröder, Struck, Scharping("Hufeisen-Plan", Melosevics..), nun noch Steinmeiser und als Krönung Sarazzin und dieser neue sozialdemokratische NDD-Mann, dazu die vielen SPD-Mitglieder in den Gewerkschaften und in Betriebsräten hockend als Nationalisten, "Standort"-Fetischisten....., dass ist die "organisierte deutsche Arbeiterbewegung"..., und da fragt sich noch jemand, warum in diesem Lande so eine ökonomisch-politische Kirchhofsruhe herrscht?

Stille besinnliche Grüße á tous von
Bakunin

Anonym 24. Dezember 2010 um 14:15  

"[...]Jesus hat sicher keinen Kapitalismus gelehrt und war selbst kein Kapitalist. Jedoch ist die Finanzierung von Kirchenämtern durch staatl. Steuern und Kirchensteuern, die Immobliengeschäfte durch die Kirchen, die Vatikanbank,... m.E. als kapitalistisch einzuordnen[...]"

2. Satz gebe ich Dir Recht

1. Satz jedoch nur bedingt, da die Existenz - archäologisch und geschichtlich - einer gewissen Person namens Jesus Christus, mal abgesehen von eindeutigen frühchristlichen Fälschungen, nie bewiesen worden ist.

Soll heißen:

Das Christentum ist von Anfang an eine einzige große Lüge - wie jede Religion (auch weltliche mit eingeschlossen).

Dennoch, wenn man es fair sieht, sollte man Weihnachten feiern, auch als Atheist.

Warum? Ganz einfach Weihnachten so las ich neulich ist ein Teil der modernen Popkultur geworden, wo man ohne Sinn und Verstand einfach mal wieder mit der Familie abfeiern kann - wie Halloween eben.

Frohe Weihnachten allen Christen, und Nichtchristen hier.

nemo vult 25. Dezember 2010 um 15:34  

"...Das Christentum ist von Anfang an eine einzige große Lüge..."

Vielleicht sollte man nur Glauben was man mit Gewissheit Wissen kann.

Es gibt m.W. Psychopathen und sie wollen die Kontrolle über das Leben anderer.

Der Weg Ihren Einfluss auf die eigenen Existenz unschädlich zu machen ist: informieren, erkennen, vergeben, handeln.

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