Facie prima

Montag, 19. April 2010

Heute: Die Gnadenvolle, Ursula von der Leyen


Die Ministerin, so wie sie für uns abgelichtet wird, ist eine Person strotzend vor Gestik. Ihre Hände sind ihr eigentliches rhetorisches Mittel, ersetzen ihr die ihr abwesende Redegewandtheit. Sie ist also Handwerkerin und wird als solche auf Bilder gebannt. Wo der Kopf der von der Leyen zu sehen ist, da rücken beinahe automatisch, auch ihre Hände ins Blickfeld. Beschwörende Handflächen, die das Gesagte unterstreichen und von dem, was zwischen den Zeilen wuchert, ablenken sollen. Fast wirkt es, als wolle sie mit den Händen bedecken, was sie zeitgleich ausspricht. Sie reckt die Hände empor, wenn sie im biederen, adrett-liebenswerten Klang, über die Sanktionierung fauler Arbeitsloser salbadert; wenn sie Kinderpornographie bequem unter eine Käseglocke stecken will, anstatt sie ungemütlich mit allen Mitteln des Rechtsstaates auszumerzen; wenn sie Leistungen für Eltern so stutzt, dass am Ende mehr für Bessergestellte und weniger für Bedürftige herausschauen. Dann tritt sie auf, erklärt mit überlegener, leicht herabschauender Noblesse ihre Standpunkte, dabei händeringend, händefuchtelnd von dem ablenkend, was hinter ihrer politischen Route lagert.

Die gestikulierende Ministerin legt mit großer Gebärde falsche Fährten. Sie möchte dabei wie eine gütige, gnadenvolle Mutter wirken - eine Rolle, die sie privat mehrfach ausfüllt. Üppigerer Busen, dunkleres Haar - und sie gäbe ein erstaunliches Abziehbild von einer mamma italiana ab, jenes klischeebehafteten Muttertiers, das stets mit hochtrabender Gestik und Mimik der Kinder Köpfe wäscht, manchmal zwar grob, nicht immer mit froher Botschaft im Kochtopf, aber doch stets nur das Beste für ihre Familie wollend. Von der Leyen figuriert eine solche Mutter, erweitert die Rolle jedoch auf die ganze Gesellschaft. Wenn sie die Bühnen betritt, von denen sie hinabvernünftelt, stets mit jener schmierigen Freundlichkeit ausgestattet, mit der Krämer allezeit ihren Kunden entgegentreten, mit jener Scheißfreundlichkeit, die sofort als aufgesetzte, verlogene Höflichkeit entlarvt wird - wenn sie also von der Bühne herab verkündigt, dabei Arme schwenkend und Gesten fabrizierend, dann will sie das Abbild einer gütigen, gnadenvollen Frau abgeben, die vor mütterlicher Liebe nur so platzt - ave Ursula, gratia plena! Das Schauspiel soll ihr Standesdenken, ihre Arroganz gegen Unterschichten in ein annehmbares, in ein gütiges, mit mütterlicher Güte beklebtes Kostüm packen - soll ein Gütesiegel als Gütesiegel tragen; soll sie als Aktrice, die ihre Gage von den Eliten und Leistungsträgern erhält, aus der Schusslinie nehmen.

Denn sie verkündet nur Konsens, der letztlich unantastbar ist. Arbeitslose anzutreiben - das ist doch legitim! Kinderpornographie ein Stoppschild zu verpassen - was soll man denn sonst auch machen? Mehr Erziehungsgeld für Leistungsträger - wer zweifelt denn daran, dass deren Kinder mehr Wert besitzen? Von der Leyen wird uns als Frau der gnadenvollen Handbewegung in die Stuben gebracht. Die photografisch vervielfältigte Ministerin soll seriös und staatsmännisch wirken, beständig lavierend zwischen Güte und notwendiger Härte, zwischen fürsorglicher Mama und scheltender Frau Mutter, zwischen mütterlicher Versöhnlichkeit und mütterlicher Eiseskälte. Die Mutter der Nation, die liebende und rügende Mutter: das ist ihr Image, welches sie mit der Schar der leiblichen Kinder veredelt. Mit ausschweifendem Muttergestus schützt sie sich und ihre Klientel vor den unliebsamen Inhalten ihres reaktionären, oft stümperhaften Treibens, das reichlich Ansatz zur Kritik brächte. So weist sie Verantwortung von sich und unterstreicht mit gedankenschwangerer Pantomime den angeblichen gesellschaftlichen Konsens ihrer Politik. Fuchtelnde Hände zur laschen Rhetorik - das wirkt vernünftig. Und wer will einer vernüftigen Frau, die zudem ein gnädiges Mutterherz in ihrer Brust pochen hat, widersprechen?

14 Kommentare:

landbewohner 19. April 2010 um 09:32  

besser kann man das weib nicht beschreiben!!!

Anonym 19. April 2010 um 10:18  

Bevor es im Strom der Nachrichten üer die Vulkanaschen-"Katastrophe" untergeht, möchte ich auf den Beschluss der Bundesregierung zur weiteren Verschärfung von Hartz IV hinweisen. Entgegen anderslautender Äußerungen von Merkel und von der Leyen folgen den Worten von Westerwelle nun doch Taten. "Junge Hartz-IV-Empfänger sollen nach dem Willen der Bundesregierung künftig binnen sechs Wochen ein verpflichtendes Arbeits- oder Fortbildungsangebot erhalten." Das nennt man wohl Turbo-Sanktionierung der Arbeitslosen.

http://www.tagesschau.de/inland/arbeitslose128.html

georg 19. April 2010 um 12:46  

Die Geister die ich rief, wie werd ich sie wieder los. Das ist die Herausforderung.
gruss georg

Anonym 19. April 2010 um 13:14  

Sie beherrscht das Refugium der Gestik hervorragend und redet salbungsvoll, nur bei ihrer Arbeit als Abgeordnete, da scheint sie die Hände wohl in den Taschen zu haben.

Anonym 19. April 2010 um 13:41  

Um es kinderfreundlich zu gestalten: Die Märchen der Frau von der Leyen werden, wie immer, wie Seifenblasen zerplatzen. Etwas erwachsener formuliert: Spätestens vor dem Bundesverfassungsgericht wird das ganze Projekt der schwarz/gelben Propheterie wieder scheitern. Und die Moral von der Geschicht', glaub' alten Märchentanten nicht.

Anonym 19. April 2010 um 17:32  

Ne gute PR Agentur hat sie, (vielleicht die selbe wie Guttenzwerg)da ist jedes Pop-Sternchen neidisch. Scheinheilig anbeidernd, aber zutiefst menschenfeindlich...so ist sie die "Turbo-Ministerin". Wer in Sachen Gestik noch sehr viel unangenehmer ist, ist die neue Familienministerin.. die hat sich in jeder Rede die griechische Denkerpose (mit langen, vermeintlichen, Denkpausen) zu eigen gamacht. Man merkt sofort, dass die lange einstudiert wurde. Einfach ekelig.
Zoran

Anonym 19. April 2010 um 19:13  

Ursula von der Leyens Karriere:

"Ein Geflecht aus Intrigen"

http://www.faz.net/s/RubA24ECD630CAE40E483841DB7D16F4211/Doc~EA984FFD2451B4B7BA3E1AEA5A97F507B~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Anonym 19. April 2010 um 22:50  

"Spätestens vor dem Bundesverfassungsgericht wird das ganze Projekt der schwarz/gelben Propheterie wieder scheitern."

Spätestens. Die ARGEN müßten eine Unmenge von Bewährungshelfern äh "Coaches" für die Jugendlichen bezahlen, die deren Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im Betrieb und in der Schule überwachen und den Jugendlichen täglich Mut machen.

Gruß
Bernd

Anonym 19. April 2010 um 23:22  

Da lobe ich mir doch unseren ehemaligen Bundesarbeitsminister Norbert Blühm, dieses ewige Schlitzohr, für den die Rente heute noch sicher ist. Da kann kommen was will.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1023900/Bluem-Verwaltung-vom-Mond-herunter

Anonym 20. April 2010 um 10:39  

Hannah Arendt prägte den Ausdruck "Banalität des Bösen". Ja, schau ich mir unsere "Leistungsträger" und "Führungspersönlichkeiten" an, eine treffende Bezeichnung. Mfg Stefan

Anonym 20. April 2010 um 13:28  

"stets mit jener schmierigen Freundlichkeit ausgestattet, mit der Krämer allezeit ihren Kunden entgegentreten, mit jener Scheißfreundlichkeit, die sofort als aufgesetzte, verlogene Höflichkeit entlarvt wird - wenn sie also von der Bühne herab verkündigt, dabei Arme schwenkend und Gesten fabrizierend, dann will sie das Abbild einer gütigen, gnadenvollen Frau abgeben, die vor mütterlicher Liebe nur so platzt - ave Ursula, gratia plena!"

Leider nicht, denn sonst wäre sie in den Umfragen doch imho nicht so weit vorne. Manchmal frage ich mich ob die nur Leute befragen die der Person über die sie da urteilen noch nie wirklich zugehört haben. Apropos Gutenzwerg, waren außer den beiden im letzten Jahr noch andere Politiker bei Wetten dass?
Fragt sich die
Nanny

Anonym 20. April 2010 um 17:53  

"Scheißfreundlichkeit" - das ist genau das, was ich mir immer denke, wenn ich diese biedere Katholikin sehe! Dieses ekelhafte joviale von von der Leyen in jedem Interview! Ich kenne diese Art von Menschenschlag, sie verbirgt etwas hinter einer aufgesetzten Freundlichkeit, bei uns in der Gegend nennt man sowas "falscha Fuffziga".

Interessant finde ich, dass die Menschen in den Medien viel zu selten darüber informiert werden, dass von der Leyen aus dem mafiös-faschistoiden Albrecht-Clan stammt:

http://www.mein-parteibuch.com/wiki/Ursula_von_der_Leyen

Highlight: die "Brennessel"-Geschichte. (traurig und krank)

Anonym 20. April 2010 um 19:20  

"Apropos Gutenzwerg, waren außer den beiden im letzten Jahr noch andere Politiker bei Wetten dass? "

Da bin ich baff. Das wusste ich nicht, da ich nie "Wetten dass?" gucke. Die beiden scheinen doch tatsächlich die gleiche PR Agentur zu haben... ich habe es vermutet, aber nun festigt sich meine Annahme.

Zoran

katze 22. April 2010 um 20:27  

Ursula und ihre Auto seien ja noch startklar

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