Verbrechen wird abgeschafft!

Donnerstag, 18. März 2010

Schließlich doch noch ein Vorschlag mit Substanz! Nahezu mußte man annehmen, dem Land der Denker seien die Ideen ausgegangen. Fast glaubte man, dies' Land kenne keine philosophische Kultur mehr! Doch ruhig Blut, es gibt sie noch, die freien Denker, die Visionäre und ungemütlichen Geister. Es gibt sie noch, die Freunde raffinierter Heilslehren.

Man muß Heinsohns Anregung, die Sozialhilfe zeitlich zu beschränken, als Chance sehen. Als Sprungbrett, als Legitimierung, in strotzende Villen einzudringen, kostbare Karossen umzuwerfen, in fürstliche Swimming-Pools zu pissen! Als Option, den sich vollstopfenden Egomanen weiszumachen, dass deren fetten Jahre vorbei seien. Als Möglichkeit, Kommunikation mit der Faust zu machen, dort wo das blanke Wort schon lange nicht mehr wirkte. Ein ganz durchtriebener Plan, den dieser agent provocateur da feilbietet. Wenn es keine revoltierenden Massen gibt, dann hungern wir sie eben aus, bis sie entkräftet und kränklich zur Revolte stolpern.

Wer die Gesellschaft verändern will, der darf sich auch nicht von Kinkerlitzchen wie dem Grundgesetz aufhalten lassen. Beseelte Veränderer sind über Gesetzestexte schon lange hinweg, ihr Drang ist ihnen einziges Gesetz. Hinfort mit dem Alibi der Sozialhilfe! Dringt man heute in ein opulentes Chalet ein, leert dort Kühlschrank und Weinkeller, werfen sie einem dies als Verbrechen vor. Wir haben doch für dich gesorgt, entrüsten sie sich dann, wir haben dir einen Regelsatz gewährt, von dem zu leben du versuchen könntest. Aber dann, wenn erstmal alle Bezüge fallen: welches Verbrechen begeht man dann noch? Essen zu wollen, erlesen zu trinken, ein warmes Örtchen zum Scheißen zu haben, mal nicht unter Brücken dem Regen entfliehen, dem Brodem der Straße enteilen - das sind doch keine Delikte! Das ist alles Menschenrecht. Würde.

Fallen die Erpressungsgelder weg, die man monatlich dem Konto des sozialen Friedens überweist, so fällt auch die Moral. Eine Gesellschaft die Menschen zurückläßt, flirtet mit der Gewalt, balzt mit dem Eindringen in Villen, kokettiert mit fliegenden Fäusten und lose sitzenden Messern. Doch wo dem Einbrecher, Schläger oder Mörder die Grundlagen entzogen wurden, da ist auch das moralische Fundament unterhöhlt. Wer hilflos zurückgelassen wird, der kämpft um sein kümmerliches Leben; wer um sein Leben ringt, dem ist alles erlaubt. Dann muß sich auch die Rechtssprechung anpassen, muß der Strafvollzug fahrengelassen werden. Das ist der Kompromiss, mit dem der Abbau sozialstaatlichen Selbstverständnisses, zu leben hat.

So besehen ist die Empfehlung Heinsohns eine Revolution. Sie hebt nämlich nicht nur den Sozialstaat auf, sie schafft auch das Verbrechen ab! Wer hungert, der raubt nicht, der holt nur, was der Magen ihm aufträgt; wer friert, der bricht nicht ein, der sorgt nur für Wärme; wer um sein Leben fürchtet, der mordet nicht, der sichert nur in Notwehr sein eigenes Weiteratmen. Die Sozialhilfe zeitlich zu begrenzen: es bedeutet das Verbrechen größtenteils aufzuheben. Kein halbwegs anständiges Gericht kann Menschen verurteilen, die unsittlich handeln, weil sie das Elend dazu trieb. Kein annähernd ordentliches Gericht hält solcherlei Handlungen für unsittlich, weil in prekären Lagen sittliche Fragen gar keine Bedeutung mehr haben können. Klassenjustiz verurteilt dennoch, sicherlich, aber ein mittelmäßig achtbares Gericht, dass ein bisschen Ahnung von menschlicher Natur, menschlichen Bedürfnissen und Nöten besitzt, muß sich geradezu weigern, einen marodierenden Habenichts schuldig zu sprechen. Denn nicht der Habenichts stiehlt, bricht ein, schlägt und mordet - seine Armut ist der Schurke, der Täter! Doch wenn sich eine Gesellschaft dazu entschließt, die absolute Armut nicht mehr zu jagen, dann darf sie sich auch nicht wundern, wenn sie in ihre Villen eindringt, wenn sie zum Terroristen wird.

Kein Regelsatz mehr, den man einem mutmaßlichen Verbrecher vor die Nase halten kann. Keine alimentierte Wohnung mehr, die Bestrafung möglich macht, weil man erklären könnte, der Täter habe nicht aus unmittelbarer Not gehandelt, sondern aus Gier, seinen subventionierten Wohlstand zu mehren. Keinerlei Partizipation mehr, die die Herrenmoral stützt. Wer für die Armen nicht mehr bezahlen will, zahlt eben auf andere Weise - bezahlt werden muß so oder so. Entweder man bezahlt den sozialen Frieden oder man bezahlt damit, dass man das Verbrechen legitimiert, dass ausgeraubte Chalets und aufgebrochene Karossen zum zulässigen Akt der Selbstversorgung werden. Dass das Verbrechen ausgemerzt wird, weil die Handlungen, die heute noch Verbrechen heißen, morgen schon legitimes Herbeischaffen von Lebensgrundlagen sind. Aus Beschaffungskriminalität wird Beschaffungsberechtigung!

Genau deshalb zierte sich das Grundgesetz mit dem Sozialstaatsmotiv. Es wollte Raub und Entwendung, Mord und Totschlag vereiteln, wollte den sozialen Frieden installieren. Denen, die nun die zeitliche Begrenzungen von Sozialhilfe, danach als Option die Brücke oder offene Pulsadern, einen Karton oder den Strick befürworten, ist aus dem Sinn geraten, weshalb lebenslange Unterstützung indirekt vorgesehen war: damit sie ihren Reichtum weiter horten können, ohne gleich mit einem Messer im Brustkorb rechnen zu müssen. Aber vielleicht endet der rumorende Frieden ja bald - vielleicht ist das Verbrechen bald passé - vielleicht gehört es bald zum guten Ton, bei Gutsherren einzudringen - vielleicht haben sie dann, was sie immer wollten: die vollendete Ellenbogengesellschaft und reichlich Ellenbogen in ihren Magengruben...

34 Kommentare:

Die Katze aus dem Sack 18. März 2010 um 01:16  

Und wenn die 5 Jahre dann um sind? Notschlachtung mit anschliessender Entsorgung, gern auch zum guten Zweck? Professor Dr. Dr. Gunnar Heinsohn, Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler, scheint entweder von Sinnen, oder ist beseelt von alten Ideen aus der NS-Zeit. Auch dort standen die Regierigen, im Dialog mit Wirtschaft und Wissenschaft, schlussendlich vor dem hausgemachten Problem: Wohin nur, mit all den unliebsamen Menschen?! Auch damals wurden zunächst, step-by-step, erst einige Menschen (definierte Teile der Bevölkerung) mit viel Mühe und Sorgfalt madig gemacht, im Zuge der Effizienz der Zwangsarbeit überstellt, und später dann industriell getötet.

Seine Vorschläge sind somit weder neu noch sonderlich originell. Bin gespannt, welcher Weg diesmal von der Politik eingeschlagen werden soll, und wie die Delinquenten dann ihre Gegenmassnahmen gestalten werden. Wird es Gegenwehr geben? Ist Widerstand gar zwecklos? Werden sich die betroffenen Individuen ihrem fremdbestimmten Schicksal ein erneutes Mal fügen? Und was wird von mir erwartet dabei zu tun? Zu- bzw. wegzuschauen?

Interessant auch, das es genügend Plattformen gibt, auf der solche überkandidelten Wissenschaftler ihre Perversionen zum Besten geben dürfen. Ich hoffe, das sich niemand über die Geister beschwert, die auf diesem Wege wohl heraufbeschworen werden sollen.

Anonym 18. März 2010 um 01:56  

Unbequemer:

Frei nach Thomas Morus.

Wenn schon für einen Diebstahl von einem Stück Brot die Todesstrafe verhängtg wird, da kann ich doch gleich den Bestohlenen töten, der kann mich nicht mehr verraten und vielleicht werde ich dann nicht entdeckt. So war das damals.

Das hat Morus damals kritisiert, dass die einfachen Menschen aus der Not heraus zu Tätern wurden. Die Landbesitzer bauten keine Nahrung mehr an, mit Wolle konnten sie mehr verdienen.

Heute:

Wes Geistes Kind sind diese Typen, die nichts gelernt haben, ausser ihren eigenen Egoismus zu pflegen?

Sind das die unendlich Dummen, die Einstein erkannte?

Ja, die Dummheit dieser Typen ist wirklich unendlich. Denen sollte man eine Stange auf dem Kopf befestigen, mit einem Zettel vor Augen, auf dem steht dann:

"Vor Inbetriebnahme des Mundes Verstand einschalten"

Pech, wenn sie nicht einmal das haben. Dann sollen sie eben schweigen.

Anonym 18. März 2010 um 04:18  

Lieber Roberto J. de Lapuente,

trefflich wie immer.

Übrigens irgendwo las ich einmal vor Jahren, dass die jeweils Mächtigen bestimmen was in ihren Ländern, und Zeitepochen, für "kriminell" gehalten wird.

Frei nach dem Motto:

"Die Macht ist mit uns"

...und daher bestimmen WIR wer für UNS als Krimineller zu gelten hat.

Übrigens, ich bin sicher, hätten WIR die Macht, dann wären Merkel, Steinmeier, Westerwelle, Wowereit, Sarrazin & Co. längst ein Fall für die Anti-Terrorismusbekämpfung - Als SCHWERSTKRIMINELLE gegen die hier lebende Bevölkerung, und Grundgesetzgeber sowie APO von Rechts....

...Vielleicht kommt diese Zeit ja noch?

Ich hoffe es immer noch....

Stuttgart-Stammheim wartet auf die....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Anonym 18. März 2010 um 04:41  

Vielleicht wollen diese selbsternannten Eliten ja auch etwas anderes. Vielleicht wollen sie Opfer sein, zumindest für eine kurze Zeit. Zeigen, was dieses zerlumpte Geschmeiß da auf der Straße anrichten kann, um dann nach dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu rufen. Klarmachen dem verängstigten Bürger, dass sein bisschen Wohlstand, den sie ihm gewähren, nur mit dem geladenen Kanonenrohr von Panzern zu verteidigen ist.

Dann werden diese Aufwiegler zusammengetrieben, dieses unwerte Leben, um in Ghettos gesperrt zu werden. Dort können sie dann machen, was sie am besten können, nämlich weiteres unwertes Leben in die Welt zu setzen. Sich sinnlos durch den Tag saufen. Sich gegenseitig umbringen. Das Problem ist weggesperrt, die Lagerwächter sorgen für reibungsloses Gelingen, die Medien schweigen. Wer es doch einmal wagt, den Mund aufzumachen, kann sich so ein Ghetto dann von Innen ansehen - für immer.

Über all das wachen die Eliten: über die Menschmaschinen, die sie zum Arbeiten brauchen. Über die Medien, die sie für die Propaganda brauchen. Über das Militär, das ihren Reichtum sichert. Und sei es nur für ein paar Jahre, denn diese Menschen leben ganz im Hier und Jetzt. Ihre Egomanie und Völlerei ist nur auf den Augenblick gerichtet und in ihrer sinnentleerten Langeweile erfinden sie sich selbst als Helden neu. Doch führen sie nur ein altes Stück unter neuem Titel neu auf - "Hartzi Süß" statt "Jud Süß" heisst es.

Anonym 18. März 2010 um 06:25  

Der Wille zum Überleben ist der Tyrann aller Tyrannen; der Hunger die stärkste Triebfeder zur Revolution.

So einfach ist das. Braune Verdrehungen vom bremischen Geschichtsfälscher und Eugeniker sind da irrelevant.

Carpe diem,
Bernd

Anonym 18. März 2010 um 08:30  

Man braucht die Fantasie bezüglich der Zukunft nicht bemühen.
Was dieser Prof. empfiehlt findet jeden Tag statt, in Afrika und allen Ländern der "3. u. 4. Welt".
Hungerleider und tägl. wachsende Massen der Tagelöhner.
Regelrechte Hungerkatastrophen gab es während die Superreichen weiter ihre Dekadenz pflegten.
Gab oder gibt es da Revolutionen und übermäßig
viele Angriffe an die Besitzhabenden?
Nein, die "Elite" braucht sich darum keine Sorgen machen.
Eher fallen sich die Hungerleider gegenseitig an um sich die vergammelten Brotkrümel die irgendwo abfallen zu sichern.
Sollten die Benachteiligten es jemals schaffen ihre herrschende Clique zu entsorgen, dann doch nur um die nächste installiert zu bekommen.

Inglourious Basterd 18. März 2010 um 08:43  

Von der Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion am 9. Mai 2006 berichtete der Focus Nr. 20 auf Seite 34:
"Was machen wir eigentlich, um endlich die Arbeitslosenzahl zu senken?" knöpfte sich einen Tag später der SPD-Kollege Ottmar Schreiner seinen Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) vor. Bisher gehe es nur um immer neue Sanktionen gegen Arbeitslose. Wütend faltete Müntefering den Genossen daraufhin zusammen: "Was du hier abziehst, ist schwer erträglich...!" Im Übrigen gelte:
"Wer arbeitet, muss was zu essen haben, wer nicht arbeitet, braucht nichts essen."
Fassungslos hielten die Genossen daraufhin den Mund." (siehe web-Seiten der "Futorlogen"!)

Der zum Teil mit problemflankierender Sprachregelungsanästhesie geführte Diskurs über den staatlich organisierten Hungertod von unproduktivem "Humankapital" taucht periodisch immer wieder in den Schlagzeilen auf und wird eines Tages wohlmöglich leider in der einen oder anderen Form Gesetz.

Die Schlussfolgerungen aus diesem gedanklichen Szenario teile ich aber nicht. Reiche werden in gepanzerte Limousinen, nächtliche Secutity-Patroullien, in Elektrozäune und Überwachungskameras investieren. Die "Entharzten" werden sich, solange sie noch jung und mobil sind, in Gangs zusammenschließen und eher der Oma die Handtasche klauen oder Opa am Geldautomaten totschlagen. Der größte Teil der Armen würde sich durch Netzwerke ernährungstechnisch irgendwie über Wasser halten, fernab jeglicher Revolutionsgedanken. Welthunger heißt ja auch nicht automatisch Weltrevolution.

Selbstverständlich wundert es da nicht, wenn der eine oder andere beim Anblick der selbstgefälligen Hackfressen und ihren willigen Executioners in der politischen Elite in einen regelrechten Blutrausch fallen möchte. Doch derartige Individual"korrekturen" haben keinen politischen Effekt. Meine Alternative lautet daher "Griechenland". Ich plädiere für einen einwöchigen, politisch motivierten Generalstreik, mal erst nur so als Test. Ja, ne, is klar, auch reines Wunschdenken, da würden die Gewerkschaften nicht mitmachen, denn die haben ja schon lange nichts mehr zu entscheiden.

Wahrscheinlicher wäre dagegen beim derzeitigen Bewusstseinszustand der Mehrheitsgesellschaft schon eher eine Revolution bei Einführung eines streng überwachten Tempolimits von 100 kmh auf deutschen Autobahnen, organisiert vom ADAC.

Anonym 18. März 2010 um 08:55  

Sicher wäre Papa Heinsohn, der Wehrmachts-U-Boot-Kommandant, mächtig stolz darauf, wie sein Gunnarchen hier präzise die Ansichten der „Lebenskunde“-Verfasser Ernst Kruse und Paul Wiedow (Ausgabe 1942) reproduziert.

Auf Seite 101 des im nationalsozialistischen Schulunterricht eingesetzten Buches glich die „gesunde Pyramide“ von 1910 infolge des Geburtenrückgangs 1930 einem Weihnachtsbaum – „Das Volk ist überaltert“ – und sollte 1960 gar zur Urne werden: „Das Volk stirbt!“ 1995 würde Deutschland nur noch 28 Millionen Einwohner haben...
Zum Glück konnte der Führer das verhindern, wie wir alle wissen: „Im Sinne einer natürlichen Auslese ist es also notwendig, dass die Kinderzahl mindestens 4 beträgt und dass in den begabten Schichten des Volkes die Zahl größer ist als in den weniger begabten“ (Seite 105).

Wer angesichts des extrem breiten Spektrums der Hartz-IV-Empfänger – das vom lernbehinderten vormaligen Sozialhilfeempfänger bis zum langzeit-arbeitslosen Akademiker mit Prädikatsexamen und zwei Doktortiteln reicht – diese in primitivster Polemik pauschal als „Bildungsferne“ dem „leistenden Bevölkerungsteil“ gegenüberstellt und sich nicht entblödet, den durch eine verfehlte Wirtschaftspolitik verarmten Familien zu unterstellen, sie hätten ihre Kinder der Staatsknete wegen bekommen, wer diese vollkommen aus der Luft gegriffene Behauptung breit auswalzt, ohne sie im mindesten belegen zu können, und wer die katastrophalen Verhältnisse in der amerikanischen Unterschicht als Vorbild für Deutschland hochstilisiert, der hat entweder von nix eine Ahnung (jämmerlich für einen Professor, der sich gute 30 Jahre lang auf Steuerzahlerkosten ausbilden ließ und noch als Emeritus überaus üppig vom Staat alimentiert wird), oder er weiß es natürlich insgeheim besser, gefällt sich aber, wie Sloterdijk, Sarrazin und ähnliche Typen, in der Rolle des volksverhetzender „Querdenkers“ (noch erbärmlicher, weil das den wirklich miesen Charakter des Soziopathen voraussetzt).

Heinsohn hat sich übrigens in seinem Elfenbeinturm an der Bremer Uni ausgiebig dem Zuverdienst durch populärwissenschaftliche Publikationen gewidmet, wobei er seriöse Forscher immer wieder durch seine provokante Unbedarftheit verblüffen konnte: Etwa mit der These, bei der Umstellung vom Julianischen auf den Georgianischen Kalender seien mal eben 300 Jahre zuviel in die offizielle Zeitrechnung eingebaut worden, oder die Hexenverbrennungen dienten einer angeblich von Staat und Kirche geplanten Bevölkerungsvermehrung, der die der Verhütung kundigen Hebammen (= Hexen) zuvor im Wege gestanden hätten. Auch dabei blieb er zwar sämtliche Beweise schuldig, wusste diese Tatsache aber durch endlos ausuferndes Blabla (klar, das lernt man halt im Soziologiestudium) geschickt zu kaschieren... Und natürlich: Er verstand es, dabei stets oben auf den jeweiligen Wellen des Zeitgeistes zu schwimmen. So wohl auch hier.
Insofern sollten jetzt alle unsere Warnlämpchen aufleuchten!

Solidarische Grüße!
Saby

Anonym 18. März 2010 um 08:57  

Klasse Artikel, gute Kommentare . Und ja, die sog. Drittweltländer sind ein gutes Beispiel für nicht vorhandene Solidarität in der Bevölkerung.
Das Aufhetzen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegeneinander wird ja hier auch schon mit Erfolg praktiziert.
Zuerst der Ostblock, jetzt geht der Westen kaputt. Bürgerkrieg für alle?

potemkin 18. März 2010 um 09:00  

Die Verdummung schreitet weltweit mit riesen Schritten voran, und selbst die absurdesten Vorschläge werden unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit 'wertfrei' publiziert. Wer wie ich noch die goldenen 70er erleben durfte, als der Wohlstand so gleichmäßig wie noch nie in unserer Geschichte verteilt war, beginnt zu ahnen, in welches Jahrhundert wir zurückfallen sollen. Nur daß damals, zu Bismarcks Zeiten, der produktive Fortschritt in den Kinderschuhen steckte und viele billige Hände gebraucht wurden. Heute ist diese immer größer werdende Masse zu Untätigkeit verdammter nur noch ein störender Kostenfaktor. Nicht einmal das Drei-Klassen-Wahlrecht braucht man wieder einzuführen, die Resignation macht den Gang zur Urne obsolet. In den USA und England stehen schon lange nur noch zwei Parteien zur Wahl, die sich nur in Nuancen unterscheiden. Rebellion? Wer sich medienwirksam zur Wehr setzt, wird entweder bestochen oder kriminalisiert. Die Masse hat, zumal hier, nie gelernt, sich zu wehren. Einen Aufstand würde es vielleicht geben, wenn Arme keinen Fernseher und keine Hunde mehr haben dürften...

Anonym 18. März 2010 um 09:53  

Das unwerte Hartz IV-Leben

Soziologieprofessor Gunnar Heinsohn will die Unterschicht finanziell austrocknen:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32272/1.html

Klaus Z. 18. März 2010 um 11:07  

wikipedia sagt, daß heinsohn von sloterdijk früher schon gelobt wurde. sloterdijk und heinsohn, paßt gut zusammen. aus pommern kommt er und sei vater war wehrmachtskommandant. deswegen klingt bei dem alles so völkisch.

Anonym 18. März 2010 um 11:08  

Zu sozialromantisch...

Auf den Telepolis-Artikel "Das unwerte Hartz IV-Leben" wurde oben schon verwiesen. Entscheidend dieser Abschnitt daraus:

"Was passiert, wenn wie in den USA die Sozialhilfe auf fünf Jahre beschränkt wird, schildert der Soziologe Loic Wacquant in seinem Buch "Die Bestrafung der Armen". Während die Zahl der Sozialhilfeempfänger drastisch zurückgegangen ist, weil sie nicht mehr registriert werden, explodierte die Zahl der Gefängnisinsassen."

Die rückständige Gefängnisindustrie ist für Deutschland ein Wettbewerbsnachteil gegenüber den USA. Ein kurz ergoogletes Beispiel aus
http://www.miprox.de/USA_speziell/Inhaftieren_und_Abkassieren_Gefaengnisindustrie_in_den_USA.htm

"Die Unternehmer sind trotzdem glücklich.
Leonard Hill, Besitzer eines texanischen Zulieferbetriebes der Computerindustrie, der in einem privaten Gefängnis unter anderem für IBM, Dell und Texas Industries produziert, äußerte sich im Januar 1995 freimütig:
"Normalerweise, wenn du in der freien Wirtschaft arbeitest, melden sich die Leute krank, sie haben Probleme mit dem Auto, sie haben familiäre Probleme. Hier haben wir das nicht. Der Staat zahlt für die medizinische Versorgung. Und: Die Leute fahren bestimmt nicht in Urlaub."

Die Expansion der Gefängnisindustrie als Alternative zur Sozialhilfe wird nicht nur als moralisches Übel bewusst in Kauf genommen, sie ist ein rational kalkuliertes Desiderat der Kapitalisten.
Es handelt sich um eine rational und instrumentell-vernünftig ablaufende menschenverachtende Maschinerie, die sich bewusst und billigend in die Tradition der deutschen Leitkultur vor 1945 stellt. Daran - und nur daran - sind ihre Protagonisten zu messen.

Anton Chigurh 18. März 2010 um 12:21  

Genau das ist es. Auf Biegen und Brechen soll versucht werden, die arbeitende Bevölkerung in die Zustände des 18. Jahrhubderts zurückzuführen. Frondienste, Leibeigenschaft, Hungerlöhne...(wann wird das "Recht auf die erste Nacht" wieder eingeführt ?)
Wenn nach fünf Jahren Schluss ist mit staatlicher Unterstützung heisst es in wahrestem Sinne des Wortes: Friss´ oder Stirb` !

Sie sitzen jetzt schon in alter Gutsherrenart zusammen und feixen sich eins !
Das alles wird böse enden !

Peinhard 18. März 2010 um 12:22  

Die Brüchigkeit von Gesellschaften, die durch überbordenden 'Individualismus', durch eine Form von 'Eigenverantwortung', die Verantwortung für andere negiert, durch Wettbewerbs- und Konkurrenzdenken geprägt sind, wird auf immer ekelhaftere Weise offenbar. Das betrifft, wie sich ebenfalls gerade deutlich zeigt, auch größere Gebilde wie bspw die EU, die natürlich auch mitnichten irgendeine 'Solidargemeinschaft' ist, sondern auch nur der Durchsetzung der Eigeninteressen weiterhin konkurrierender Teilgebilde dient. Solange es dem Menschen nicht gelingt, diese immer noch auf Raub und Ausschluß beruhenden Gesellschaftsformen hinter sich zu lassen, wird er immer wieder in die selben Sackgassen stolpern.

Anonym 18. März 2010 um 12:33  

Dienstag ist Soylent-Green-Tag

Anonym 18. März 2010 um 12:56  

Also ich versteh diese Wissenschaftler nicht, einmal beschweren sie sich das zu wenig Kinder für eine stabile Rente geboren werden und am nächsten Tag beschweren sie sich das zu viele Kinder geboren werden und damit den Rest des Sozialstaates gefährden.

Manul 18. März 2010 um 13:04  

Auch hier ist die Entrüstung groß, es wird aber vergessen, dass Leute wie Heinsohn, oder auch Westerwelle, im Prinzip nur die Megaphone einer 'Elite' sind, die genau das denkt. Sie hat auch niemals anders gedacht, denn sie legitimierte sich erst durch die Teilung der Gesellschaft in Schichten. Der Faschismus ist daher ihr dunkler Zwilling, denn er gibt eine 'moderne' ideologische Grundlage für die Aus- und Abgrenzung ganzer Schichten, ganz nach dem elitären Streben sich von der Masse abheben zu wollen. In Krisenzeiten kommt dem deshalb eine besondere Rolle zu, denn er verhindert es, dass in der Gesellschaft eine Solidarität erst überhaupt entsteht und man kann dabei prächtig vom eigenen Versagen ablenken.

Die heutigen Zeiten sind daher überaus gefährlich, denn es bedarf mal wieder nur der 'richtigen' Person, die bereit ist bestimmte Ideale mit aller Härte umzusetzen. Diese verkommenen Eliten würden heute genauso denjenigen mit einem angemessenen Paket ausstatten, damit dieser auch regieren kann. Man muss langsam nicht mehr mal die Menschen indokrinieren, die sind schon desinformiert genug und nehmen gerne jeden Sündenbock als Erklärung für ihre Not.

Diese Krise wird aber auch ohne entsprechende faschistische Kräfte in der Politik noch sehr hässliche Züge annehmen. Vielen Menschen ist gar nicht wirklich klar, was derzeit passiert und ihnen mangelt es oft schon am ökonomischen Wissen, um die Zusammenhänge wirklich zu verstehen. Das merkt man richtig, wenn man sich Foren zum Thema Deutschlands Exportabhängigkeit durchliest und wie dort mit der (berechtigten) Kritik der französischen Finanzministerin Lagarde umgegangen wird. Es ist erschreckend, aber in diesem Land begreift kaum jemand, dass der Großteil der Gesellschaft im Prinzip nur dafür spart, damit andere auf Kredit konsumieren - und die Gesellschaft am Ende auch noch diese Rechnung zu tragen hat. Die Lobbyisten der Exportindustrie haben jedenfalls es geschafft, dass Menschen an einen ökonomischen Schwachsinn glauben, der aber zunehmend die Weltwirtschaft bedroht. Die einfache Logik im Welthandel, dass es für Exporte auch Importeure geben muss, wird dabei völlig unterm Tisch fallen gelassen.

Hier zeigt sich aber die neoliberale Idiotie in ihrer ganzen Blüte, die schon seit langem simple ökonomische Zusammenhänge völlig ausser Acht lässt und damit gewaltige Ungleichgewichte herstellt, wie es sie wohl in der Wirtschaft noch nie gegeben hat. Es ist daher ein Tanz auf der Messersschneide, den man hier versucht zu vollbringen, der auch nur solange funktioniert, bis ein Dominostein umfällt und alles mit sich reisst. Ich bin schon gespannt von welchen Staaten sich Banken wie Goldman Sachs und Deutsche Bank dann retten lassen werden... die Zahl der fiskalisch handlungsfähigen Staaten wird jedenfalls immer kleiner und die Größe der Häuser übersteigt ganze Volkswirtschaften. So langsam wird die Wirtschaft zerstört durch einen Finanzsektor, der ohne jegliche Kontrolle agiert und durch Staaten, deren Wirtschaft nur an der Wirtschaft ihrer Handelspartner schmarotzt. Beide zusammen wirken wie ein schwarzes Loch, der dabei ist sämtliche Liquidität aus der Wirtschaft abzusaugen, die dafür eingesetzt wird das Finanzsystem noch weiter zu destabilisieren.

Dazu fällt mir deshalb nur noch ein Satz ein: 'Wer die Kapitalisten Vernichten will, muß ihre Währung zerstören.' - was die Kommunisten nie geschafft haben, das besorgen nun die Kapitalisten selbst mit ihrer eigenen Gier.

Anonym 18. März 2010 um 13:47  

@ Anonym 18. März 2010 08:30

es gibt weltweit genügend Aufstände, über die hier nicht berichtet wird. Außerdem: Kuck dir Argentinien an und was war in der Weimarer Republik um 1920 los?

Und was ist mit Griechenland?

Und was ist in Afghanistan los? Ach ja, dort nennt man Aufständische 'Terroristen' ...

Gruß
Bernd

G. G. 18. März 2010 um 14:13  

Nur gut, das es Seiten wie ad sinistram gibt. Dem Text und den Kommentaren habe ich nichts mehr hinzu zu fügen.

Interessante Gedanken zur Entstehung des Dritten Reiches sind auf folgender Seite zu finden:

Wenn man erst einmal den verheerenden Einfluss multinationaler Unternehmen auf die politischen Führer von damals und heute versteht, sind die Handlungen dieser Führer kein Geheimnis mehr.

Nirgendwo im Buch werden Sie einen direkten Vergleich zwischen Hitler und einem politischen Führer der heutigen Zeit lesen. In vielerlei Hinsicht können die Ereignisse unserer Zeit nicht mit denen verglichen werden, die vor über sechs Jahrzehnten geschahen.

Es bleibt jedoch die Tatsache bestehen, dass damals wie heute Politiker von gigantischen korporativen Interessen als eine Investition in ihre Zukunft und als „politische Überträger“ ihrer globalen ökonomischen Interessen an die Macht gebracht werden.

Weiter geht es hier:

http://www.profit-over-life.org/international/deutsch/about/documents.html

endless.good.news 18. März 2010 um 14:50  

Es ist schon lustig. In faktisch allen anderen Ländern mit weniger Sozialstandart herrscht mehr Armut, mehr Kriminalität, mer Gewalt, aber das ursächliche Problem sollen gerade diese Sozialleistungen sein. Fällt es nur mir schwer die Kausalität zu erkennen. Wenn Professoren, welche das Privileg des Beamtentums und der Pension genießen dürfen und durften über faule Arbeitslose herziehen, dann könnte ich ausrasten. Demagogen sind das, die jeglichen Bezug zur Realität verloren haben.

Systemfrager 18. März 2010 um 15:11  

Kann man sich das immer deutlicher abzeichnende Phänomen erklären, warum der stolze Bildungsbürger - der sich sonst mindestens für einen geistigen und moralischen Halbgott hält - immer mehr zu einem moralischen Eckel abrutscht? Man kann es in der Tat:

Es liegt daran, dass die neueste Krise des Kapitalismus das Gelblichtmilieu sehr getroffen hat. Der Reiche gibt weniger Geld für diejenigen, die sich bei ihm gern geistig prostituieren würden. Die Huren sind in Bedrängnis geraten. Die Panik auf den höchsten Etagen von Titanic ist ausgebrochen. Jetzt haben die geistigen Huren buchstäblich alles im Angebot zum Sinkflugpreis:

Ohne Präservativ - kein Problem.

Die Stellung - der Kunde ist der König.

Auf dem öffentlichen Platz unter den Augen aller Passanten - geht auch.

kropo t-kin 18. März 2010 um 15:19  

erinnert mich an brecht, dieser text:

Ihr Herrn, die ihr uns lehrt, wie man brav leben
Und Sünd und Missetat vermeiden kann
Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben
Dann könnt ihr reden: damit fängt es an.

Ihr, die euren Wanst und unsre Bravheit liebt
Das eine wisset ein für allemal:
Wie ihr es immer dreht und wie ihr's immer schiebt
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Erst muß es möglich sein auch armen Leuten
Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden.

Anonym 18. März 2010 um 17:01  

Ein altes NS-Propagandaplakat, nur die Begriffe 'höherwertig' und 'minderwertig' getauscht gegen 'Leistungsträger' und 'Sozialschmarotzer', und schon haben wir das perfekte Plakat zur aktuellen Hartz4-Debatte:
http://img217.imageshack.us/img217/401/bevlkerungsabstieg.jpg

Erschreckend!

Anonym 18. März 2010 um 17:50  

Erich Kästner

ANSPRACHE AN MILLIONÄRE

Warum wollt ihr solange warten,

bis sie euren geschminkten Frauen

und euch und den Marmorpuppen im Garten

eins über den Schädel hauen?



Warum wollt ihr euch denn nicht bessern?

Bald werden sie über die Freitreppen drängen

und euch erstechen mit Küchenmessern

und an die Fenster hängen.



Sie werden euch in die Flüsse jagen.

Sinnlos werden dann Schrei und Gebet sein.

Sie werden euch die Köpfe abschlagen.

Dann wird es zu spät sein.



Dann wird sich der Strahl der Springbrunnen röten.

Dann stellen sie euch an die Gartenmauern.

Sie werden kommen und schweigen und töten.

Niemand wird über euch trauern.



Wie lange wollt ihr euch weiter bereichern?

Wie lange wollt ihr aus Gold und Papieren

Rollen und Bündel und Barren speichern?

Ihr werdet alles verlieren.



Ihr seid die Herrn von Maschinen und Ländern.

Ihr habt das Geld und die Macht genommen.

Warum wollt ihr die Welt nicht ändern,

bevor sie kommen?



Ihr sollt ja gar nicht aus Güte handeln!

Ihr seid nicht gut. Und auch sie sind's nicht.

Nicht euch, aber die Welt zu verwandeln,

ist eure Pflicht!

Der Mensch ist schlecht. Er bleibt es künftig.

Ihr sollt euch keine Flügel anheften.

Ihr sollt nicht gut sein, sondern vernünftig.

Wir sprechen von Geschäften.

Ihr helft, wenn ihr halft, nicht etwa nur ihnen.

Man kann sich, auch wenn man gibt, beschenken.

Die Welt verbessern und dran verdienen –

das lohnt, drüber nachzudenken.

Macht Steppen fruchtbar. Befehlt. Legt Gleise.

Organisiert den Umbau der Welt!

Ach, gäbe es nur ein Dutzend Weise

mit sehr viel Geld . . .

Ihr seid nicht klug. Ihr wollt noch warten.

Uns tut es leid. Ihr werdet's bereuen,

Schickt aus dem Himmel paar Ansichtskarten!

Es wird uns freuen.

Anonym 18. März 2010 um 19:15  

Der vorrangige Grund der Begrenzung von Sozialhilfe wird allzu oft von Ökonomen vorgeführt, ohne aber den erforderlichen empirischen Nachweis zu liefern.
"Die jungen Leute emigrieren, weil die Belastung zu hoch ausfällt. Deswegen müssen wir den Sozialstaat restringieren." Eine Konklusion, die auf einer falschen Prämisse aufbaut - somit kein logisches Argument. Geradezu symptomatisch, dass die alten derartige Schlussfolgerungen ziehen, während junge Menschen daraufhin den Kopf schütteln. Wir emigrieren, weil wir die Möglichkeiten dazu haben, weil wir vor diesem monotonen, stagnierenden Deutschland flüchten, weil wir Erfahrungen sammeln und unseren Horizont erweitern wollen, weil wir dort bessere Aufstiegsmöglichkeiten haben und vor allem weil es sich gut macht in unserem tabellarischen Lebenslauf - rein Karriere bedingt, also! Auffällig scheint sich der Kreis zu schließen: Dieselben, die uns Karrierelebensläufe vorschreiben, führen dies als Motiv für Sozialkürzungen und -begrenzungen an. Aus der Sicht des Ökonomen; zwei Fliegen mit einer Klappe: Fähige Arbeitskräfte mit Auslandserfahrung und sozial kaltes Deutschland mit Machterhalt für die Elite. Die Aufstiegsmöglichkeiten sinken also weiter und mit ihr steigt die Emigration!

Anonym 18. März 2010 um 22:30  

@ Bernd 08.30

In Afghanistan findet keine Revolution statt. Unabhängig wer in Afghanistan als Sieger hervorgehen wird, an den Lebensumständen der Masse wird sich nichts ändern.

Fand in Weimar eine Revolution statt, die aufgrund von sozialem Elend erfolgte? Es hat einen blutig niedergeschlagenen Protest gegeben, aber war das nicht wegen den verabschiedeten Betriebsrätegesetze?
Der Generalstreik erfolgte wegen dem Kapp-Putsch.

Was in Argentinien war, weiß ich nicht.Viel am Gesamtzustand der Massen wird sich aber auch da nichts geändert haben.

Griechenland läßt mich ein bißchen auf Revolution hoffen.
Aber ich denke es werden dort auch ein paar besser gestellt werden, die Regierung wechselt und der alte Trott stellt sich ein.

Ich bin pessimist, der Mensch ist in seiner Masse ein Egoist.

Anonym 18. März 2010 um 23:33  

Es ist ein großes Hindernis in Deutschland, daß leitende Gewerk- schaftmitglieder Abgeordnete im Bundestag sind. Die sorgen dafür, daß der normale Lohnarbeiter
"ruhig gestellt" wird. Die griechischen Gewerkschaften wurden zwar auch von der Regierung versucht zu beeinflussen, das hat aber nicht geklappt. In Deutschland funktioniert das problemlos. Herr Huber von der IG Metall wird schon von der
Kanzlerin eingeladen...

An diesem Punkt muß gearbeitet werden, sonst wird das nichts
mit den Ellenbogen.

Charlie 19. März 2010 um 05:05  

@ Anonym 18. März 2010 22:30:

"Ich bin pessimist, der Mensch ist in seiner Masse ein Egoist."

Genau das ist die Prämisse der Neoliberalen. Ich erlebe täglich das Gegenteil. Es ist wahr, dass die stetige Propaganda zu wirken beginnt und immer mehr Egoismus produziert und befördert - aber noch gibt es verdammt viele Menschen, die nicht nur konträr denken, sondern auch so handeln.

Dass dies nichts ändern wird und dass der Faschismus, der dem Neoliberalismus immer auf dem Fuße folgt, seinen Siegeszug weiter vorantreiben wird, ist mir indes auch klar. Wappnen wir uns für eine böse Zeit.

Anonym 19. März 2010 um 06:07  

@ Anonym 18. März 2010 22:30

Die genannten Beispiele zeigen deutlich, dass es die westlichen Regierungen gegen die Bevölkerung nicht so einfach haben, dass man die Bevölkerung spaltet und gegeneinander aufhetzt. Irgenwann bricht die Spaltung eben zusammen und wird sich zeigen, ob die Regierenden eine politische Option anbieten können oder eben nicht.

Wenn nicht, dann besteht die Chance, dass das alte Regime überwunden wird. Die Geschichte kennt zahlreiche Revolutionen und Befreiungskämpfe (wie in Afghanistan, wo man sich gegen die Besetzung des Landes zum Zwecke der Errichtung einer US Militärbasis wehrt.)

Die großen Pessimisten haben ihr Glück ebenso großartig manifestiert wie ihr Unglück - nur versteckter.

Carpe diem,
Bernd

Anonym 19. März 2010 um 06:30  

@Anonym 18. März 2010 22:30

1920 putschte Kapp gegen die von der Bevölkerung gewählte Reichsregierung. Darauf hin übernahmen Arbeiter-Vollzugsräte im Ruhrgebiet regional begrenzt Regierungsgewalt -ihr Zentralrat saß in Essen- und Fabrikanten wurden verhaftet.

Und das soll kein Revolutionsversuch gewesen sein? Was war der Ruhraufstand dann?

Gruß
Bernd

Anonym 19. März 2010 um 10:59  

@Bernd
Ich habe nicht behauptet, daß es keinen Revolutionsversuch gegeben hätte.
Meine Frage ging dahin, ob es aufgrund von sozialer Verelendung dazu kam.
Ich bin kein Fachmann was die Weimarer Republik betrifft und lasse mich gerne belehren.

Was ich nicht verstanden habe, war der Spruch mit den Pessimisten, die ihr Glück und Unglück manifestiert haben.

Gruß
Khader

Unknown 20. März 2010 um 01:23  

Und immer wieder das gleiche Argument: Bezahlt den Armen den Lebensunterhalt lebenslang, sonst kommen sie und tun euch böse Sachen an (und nichts anderes impliziert die Steigerung der Kriminalitätsrate, die vermutet wird). Einen leisen Gedanken darüber, dass Leute dann eher arbeiten - für andere oder selbständig - oder dass es freiwillige Hilfe aus Spenden gibt - verschwendet man nicht. Lieber knüpft man sich die anonyme Masse vor, enteignet sie ein wenig über Steuern und Abgaben und deklariert "dies geschieht nur aus Schutz vor den wilden Armen, den potentiellen Kriminellen".

Wessen Menschenbild ist hier eigentlich schief??

Anonym 20. März 2010 um 11:03  

Nein, noch haben sie es nicht geschafft die Menschen zu entsolidarisieren. Die aktuelle Sendung von Volker Pispers im WDR 2 brachte mich zu dieser doch sensationellen Umfrage:

"Berlin - Für die meisten Deutschen ist ein Leben im Sozialismus offenbar keine Schreckensvorstellung. Solange für Arbeitsplätze, Solidarität und Sicherheit gesorgt wäre, könnten sich 80 Prozent der Ostdeutschen und 72 Prozent der Westdeutschen ein Dasein in einem sozialistischen Staat vorstellen, ergab eine Emnid-Umfrage, aus der die "Bild"-Zeitung zitierte."

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,683548,00.html

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