Fortschritt durch Stillstand

Mittwoch, 10. März 2010

Politische Meinungsvielfalt bedeutet hier und heute, dass die Protagonisten der einen Couleur lärmend poltern, weil sich die Genossen der entgegengesetzten Farben für den Frondienst aussprechen; worauf erstere nach dem Gebrüll räsonieren, um schlussendlich formell zu verkünden, dass der Fron zwar undenkbar sei in diesen aufgeklärten Zeiten, jedoch über eine Arbeitspflicht für alle, sollte doch bitteschön nachgedacht werden. Es ist die Wahl des Immergleichen, die offeriert, die gezielte Forcierung der Aussichtslosigkeit, die hier und heute parteienübergreifend praktiziert wird. Der Wähler, er soll nicht gequält werden, nicht diese höllische Qual der Wahl ertragen müssen - er soll, gleich für welche Option er sich entscheidet, Planungssicherheit und Zukunftsgewissheit haben; er soll wissen, dass seine Wahl nichts am Fortgang der Dinge, nichts am Hergang der res publica ändert.

Zwar darf er zwischen politischen Lagern lavieren, die man ihm feilbietet, die aber schon oberflächlich betrachtet, kaum gravierende Kontraste aufweisen. Lager, die dieselben Waren mit unterschiedlichen Werbesprüchen anpreisen, die dieselben politischen Inhalte mit jeweils anderen Vokabeln ausstatten. Des einen Arbeitszwang, ist des anderen Arbeitspflicht - umrahmt wird die Flut an Worten mit Beteuerungen, selbstverständlich ganz anders wie der andere zu sein, nichts mit dem anderen Lager gemein zu haben. Man gelobt Andersartigkeit, versichert von ganz grundverschiedenem Wurf, von anderer, besserer, weitsichtigerer Güte zu sein - und dann entkräftet man solche Ansinnen, wie jenes nach Zwangsdienst, mit einem lauwarmen Konter, der den Fron vergessen macht, stattdessen die Arbeitspflicht beschwört. Entkräften, nur um am Ende zuzustimmen - die Kunst der Einfalt, die Kunst der Einfältigen.

Dasselbe zu denken, zu verkünden, dasselbe Gedankengut zu kultivieren, auf dieselben Prämissen zu bauen, sich von denselben Lobbyisten in den Hintern kriechen zu lassen, nachher aber sich nicht zu entblöden, die Gemeinsamkeiten als existentielle Ungleichheit zu verkaufen: das macht hier und heute die politischen Lager aus. Dasselbe als Antikurs zu publizieren, als Gegenrichtung auszugeben, dieselben Doktrinen von verschiedenen Gesichtern rezitiert zu bekommen - das ist die wunderbare politische Vielfalt dieser Tage. Hinter dem Paravent, dort wo man das Kreuzchen setzt, wo aus dem Immergleichen, aus dem Unterschiedslosen ausgemustert werden soll, dort geht es nur um Tingierung, um Farbspiele, um das Austoben farblicher Faibles. Richtungen, neuer Geist, Kurse - all das kann mit Kreuzchen nicht entschieden werden, ist bereits in Stein gemeiselt und steht nicht mehr zur Disposition.

Die Ausweglosigkeit, die Entmutigung steht zur Wahl, ist die einzige Alternative - zu wissen, zwischen Zwillingen entscheiden zu müssen, ist das Wesen dieser pluralistischen Gesellschaft. In der Klemme zu sitzen zwischen Arbeitszwang und Arbeitspflicht oder Krieg und bewaffneter Auseinandersetzung, erschafft den eindimensionalen Bürger, erweckt einen abgestumpften Typus Mensch, der glühend glaubt, seine beschränkten Optionen seien nur die, die man ihm in immergleichen Debatten schildert. Der eindimensionale Mensch, er wird an den Einheitsfronten politischer Gleichschaltung erschaffen. Dort wird er mit dem Immergleichen gefüttert, auf das Immergleiche abgerichtet - solange, bis sein Verstand gar nichts anderes mehr wahrnimmt, nur noch das immergleiche Immergleiche registriert; solange, bis alles, was nicht immergleich ist, als Weltfremdheit, als Utopie, als Spinnerei verspottet wird. Der wahre Fortschritt der wirtschaftlichen Tyrannis ist, dass sie im politischen Leben den Stillstand installiert, herbeigeschmiert und herbeikorrumpiert hat - Stillstand, der hinter der Fassade des demokratischen Schattentheaters wohlige Fortschritte bewirkt.

Der eindimensionale Mensch, geworfen ins Immergleiche, er ermöglicht denen hinter der Fassade, nicht nur in einer Dimension zu logieren - er macht viele Dimensionen uferlosen Wohlstandes zugänglich. Der eindimensionale Mensch, er ist der Schöpfer luxuriöser Dimensionen - gefangen im Immergleichen, sichert er die Freiheit der immergleichen Wänste.

14 Kommentare:

Christian Klotz 10. März 2010 um 08:51  

Ich meine, es müßte der letzte Satz enden mit: "...sichert er die Freiheit den immergleichen Wänsten."
Denn wir wollen doch nicht verschweigen, worin die beiden Freiheiten, die es ja materialiter gibt,bestehen, und daß in ihnen Grund und Zweck zusammenfallen, weswegen eben der Fortschritt immer mit Stillstand identisch ist.

Lutz Hausstein 10. März 2010 um 10:08  

Wie recht Du doch (leider) hast! Die meisten wollen es nicht wahrhaben, hängen immer noch ihren alten Farblehren an oder suchen sich neue, ohne zu begreifen, dass diese alle aus demselben Malkasten stammen.

Sie verstehen nicht, dass das Problem nicht in Wahl des Farbkleckses besteht, sondern dass das Papier das Problem selbst darstellt. Denn, egal welche Farbe sie wählen, erst einmal auf Papier gebracht, ergeben all diese Farben denselben farblichen Einheitskleister.

Anonym 10. März 2010 um 12:45  

Es könnte jedoch noch schlimmer kommen. Dann nämlich wenn wieder ein großer Teil der Bevölkerung nicht wählen geht!
Für mich gibt es eine wählbare Partei, die gerade zu der Thematik eine ganz andere Politik einbringen wird.

Manul 10. März 2010 um 13:29  

Das Problem dabei ist theoretisch eigentlich ganz einfach, praktisch aber ist ein immanentes Problem, mit dem fast alle Gesellschaften zu kämpfen hatten. Menschen denken grösstenteils rückwärtsgewandt, allein schon, weil es den meisten Menschen an Vorstellungskraft fehlt, um ihr Handeln auf längere Sicht gesehen objektiv beurteilen zu können. So hat sich grösstenteils eine reaktionäre Politik etabliert, die auf die Wahrung des Status Quo ausgerichtet ist, ohne dabei die Auswirkungen dessen zu beachten. Man muss auch sagen, dass es auch bis heute nicht wirklich nötig war aus dieser Haltung heraus zu kommen, denn trotz aller sozialen Auswüchse war die Grundlage der Wirtschaft und des Lebens selbst nachhaltig vorhanden.

Heute stehen wir nicht nur vor der Herausforderung stehen, dass wir nach 200 Jahren Aufklärung und Demokratisierung erneut im Feudalismus gelandet sind, sondern auch, dass die Lebensgrundlage zum ersten mal in unserer ganzen Existenz merklich bedroht ist. So steht die Reaktion weltweit vor einem echten Dilemma, denn sie wissen alle, dass ihre Rezepte von Gestern und Vorgestern diese Probleme nicht mal im Ansatz lösen können. So verharmlost man heutzutage gerne viele ernste Probleme und die Berichte darüber tauchen in den Zeitungen höchstens unter 'Gemischtes' auf Seite 12 auf und diskreditiert alle progressiven Denker als Spinner. Aussitzen ist nämlich eine der Hauptstrategien der Reaktion (das sieht man derzeit bei der Katholischen Kirche auch sehr exemplarisch), in der Hoffnung, dass die Probleme sich von allein lösen.

Deshalb muss die künftige politische demokratische Landschaft eine neue Richtung dazu bekommen. Wir brauchen als Gegenstück zu der Reaktion eine progressive politische Kraft, die jenseits der alten links-rechts-liberal-konservativ Muster steht und sich aller Ideologien bedient, die wir haben. Ihr Ziel wäre nämlich eine pragmatische und entwicklungsorientierte Politik, die das macht, was gerade notwendig ist. Sicher, das wäre eine langsame Politik, deren Erfolg man auch nicht in 4 Jahren messen kann, aber wir Menschen sollten uns allgemein von dem Gedanken des schnellen Fortschritts verabschieden. Unsere Erde kennt schliesslich auch keinen schnellen Fortschritt und bekommt deshalb zunehmend Probleme mit unserem Verständnis vom Fortschritt.

Anonym 10. März 2010 um 16:16  

Politische Vielfalt erschöpft sich in neoliberaler Einfalt.
Der Mensch hat schon verloren, wenn Pharisäer und Geldwechsler den Ton angeben. Solche Burschen entweihen den Tempel des Herrn. Als Diener des Herrn geben sie sich aus, des Teufels willige Helfer sind sie.

Alprecht 10. März 2010 um 18:04  

kraft hat es vollkommen richtig gesagt. daran darf man nicht rütteln, find ich. mist wenn sozis wie lapuente im eigenen stall randalieren

Jutta Rydzewski 10. März 2010 um 19:05  

Wie krank diese so genannte SPD immer noch ist, hat Frau Kraft numehr unter Beweis gestellt. Es macht schlicht sprachlos, wie diese Partei, völlig ohne Not, dem Rüttgers sozusagen das Leben wieder erheblich leichter macht, und sich das gelbe Pack hämisch die Hände reiben kann. Endlich, zumindest in NRW, heraus aus den 20-ziger Prozenten, und schon schießt dieser Verein sich die Murmel, sogar mit größter Begeisterung, ins eigene Tor. Wenn überhaupt noch Mal so etwas wie eine SPD entstehen soll, muss der ganze Führungsladen entsorgt werden. Angefangen beim Dampfplauderer Gabriel, der Schröderverschnitt und Selbstkröner Steinmeier hätte nie Fraktionschef werden dürfen, und auch die vorgeblich Linke Nahrles ist eine krasse Fehlbesetzung, Diese Figuren sind alle nur noch peinlich. Am besten sie holen sich noch einmal den Totengräber Münte zurück, dann hat sich das mit der SPD noch schneller erledigt. Diese Partei, die sich SPD nennt, scheint tatsächlich seit Jahren fremdbestimmt zu sein. Unglaublich, wie die ehemalige gute alte Tante in wenigen Jahren zugrunde gerichtet wurde. Der Willy wird sich in seinem Grabe wohl mehrmals täglich umdrehen, wenn er sich diesen Trümmerhaufen betrachtet. Besonders zu bedauern sind die vielen echten Sozialdemokraten, die es sicherlich in der Mitgliedschaft noch gibt.

mfg
Jutta Rydzewski

Anonym 10. März 2010 um 19:09  

"Man gelobt Andersartigkeit, versichert von ganz grundverschiedenem Wurf, von anderer, besserer, weitsichtigerer Güte zu sein..."

Ja, die Spezialdemokraten sind speziell gaaanz gaaanz anders!

Ich gehe in diesem Lande nicht mehr wählen, weil man keine Wahl mehr hat.

Anonym 10. März 2010 um 19:53  

Als kleiner Junge musste ich mir immer anhören, wie mein Vater über die Politik fluchte. Erst Jahre später wusste ich, wie ich sein Fluchen zu verstehen hatte.

"Steckt sie mir alle in einen Sack. Wenn ich draufhaue, treffe ich immer den Richtigen."

Anonym 10. März 2010 um 20:52  

Pessimismus erzeugt Depression.
Depression ist Herrschaftstechnik.
Bitte wir exportieren vieler unserer industriellen Abfälle und des Elektronikschrottes nach China.
Es hindert uns nichts daran Rohstoffkreisläufe innerhalb Europas aufzubauen. Die Bevölkerung wächst nur noch wenig. HURRA!
Und die Technologien werden immer perfekter. Also weniger Mitteleinsatz ist notwendig.
Bitte es ist nicht so zappenduster wie ihr denkt.
Ist es möglich dass Meinhard Miegel, seine Wachstumskritik, Teil des Propagandaapparates des Neofeudalismus ist.

Recherchiert!

Freier Waehler 11. März 2010 um 08:11  

Vielleicht der Beginn einer Aenderung?

Anonym 11. März 2010 um 09:42  

Es ist doch ein Zusammenspiel von allen beteiligten Institutionen und Organisationen:

Gestern in der Tagesschau:
Die FDP verkündete in einer Präsentation vor Journalisten ihre Pläne, Hartz-IV-EmpfängerInnen künftig folgendes zu ermöglichen:

1. mehr Zuverdienst
2. Pauschalen für Unterkunft und Heizung
3. Essensgutscheine für die Kinder, damit sie in der Schule mitessen können.

Dann zeigte die Kamera einen Herren, der bei der Präsentation vorne ihm Podium aktiv mitzuwirken schien. Später im Interview befragt, sagte er so sinngemäß, dass die FDP nun von dem Vorstoß Herrn Westerwelles deutlich abgerückt und zurückgerudert und die drei Punkte schon deutlich milder ausgefallen seien.

Ich dachte, ich höre nicht richtig und mir wurde einiges klar und auch übel.

Ich habe mal in einem Unternehmen mitbekommen, dass die Geschäftsführung zwecks einer Umstrukturierung eine für ihre Härte gemeinhin bekannte Unternehmensberatung für teures Geld engagiert hatte. Diese sollte ein ein Gutachten zur Umstrukturierung erstellen, das dann massive Vorschläge enthielt. Nach der Vorstellung dieser Ideen erklärte der Geschäftsführer der Belegschaft, dass er die Vorschläge für zu hart hielte und in deutlichen Teilen davon abweichen und nun doch seine Vorstellungen umsetzen wolle. So hart könne man mit der Belegschaft nicht umspringen.
Diese war darauf hin enorm erleichtert, der Geschäftsführer war nun beliebter ... und konnte seine Ideen, die er bereits geplant hatte, ohne Gegenwehr umsetzen. Das alte Spiel: Guter Bulle, böser Bulle.

Zurück zur Tagesschau: Der besagte Herr, der gestern die FDP für ihre Milde lobte, war der Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes!!!!

Man muss nur mal überlegen, wer von den 3 Punkten der FDP langfristig profitiert:

1. Statt echte und ordentliche Erwerbsarbeitsplätze zu schaffen, fördern die angedachten Hinzuverdienstmöglichkeiten den Niedriglohnsektor und damit Lohndumping. Davon profitieren mittelfristig u.a. auch die dem Paritätischen Wohlfahrtsverband angeschlossen Mitgliedsverbände ( mit ihren Tafeln, Krankenhäusern, Altenheimen, usw.), weil sich die Zahl ihrer Kundschaft vergrößert.

2. Von den Unterkunftspauschalen profitieren ebenfalls die Wohlfahrtsverbände, weil die Betroffenen wegen steigender Mieten und vermutlich lange gleichbleibender Regelsätze oder Renten bzw. Pauschalen zu den Wohlfahrtsverbänden mit ihren TAfeln, Krankenhäusern, usw. müssen.

3. Die Schulkantinen werden -zumindest in unserer Region- von einigen Wohlfahrtsverbänden geführt, die wiederrum dafür gerne Ein-Euro-Jobber oder Minijobber anstellen.
Ferner ist das Essen in Schulkantinen sicher oft nicht wirklich frisch gekocht, so dass der Stoffwechsel der Kids mit der Zeit zugepappt wird, (Gesundheitskosten, von denen auch Wohlfahrtsverbände etwas haben) und die geistig-seelische Kompetenz der Kinder mit Sicherheit nicht gefördert wird. Wohl aber ihre Stigmatisierung durch die Bezahlung mit Gutscheinen.

Der Ausbau des Niedriglohnsektors bzw. die Punkte 1-3 werden zu sozialen Spannungen führen müssen, Gewalt wird zunehmen, usw. ... da kommen dann die Sozialpädagogen und Seelsorger der Wohlfahrtsverbände wieder ins Spiel, die die sozial Auffälligen dann betreuuen zu müssen scheinen.

Für die Punkte 1-3 erhalten die Wohlfahrtsverbände Unternehmenshartz-IV, also Subventionen, die den bei ihnen Angestellten die ordentlichen Erwerbsarbeitsplätze sichern.

Das einmal kapiert, wurde für mich ein Schuh draus.

Schlimm war für mich zu erkennen, wie schnell der oberste Boss des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hinters Licht zu führen ist.
Westerwelle ist deshalb nach vorne geprescht, um einige Zeit später das ohnehin Geplante durchzubekommen.

Ich frage mich, ob die Leute (auch in diesen Positionen einfach nur zu doof sind oder es nur das alte Spielist: Eine Hand wäscht die andere.

Alle (ob "doof"/naiv oder gerissen) wirken mit und das Volk wird für blöd verkauft ... und lässt sich wohl auch für blöd verkaufen. Und das funktioniert wohl immer und immer wieder.

Kassandra 11. März 2010 um 11:50  

@ Jutta Rydzewski:

Ich glaube nicht, dass die SPD wirklich wieder regieren möchte! Auch in der Opposition werden sie ja als Abgeordnete und Fraktionsführer usw. schließlich gut bezahlt, erhalten als Partei Subventionen (z. B. die ca. 0,50 Euro durch jede abgegebene Wahlstimme) und durch Spenden.

Jetzt an der Regierung müssten sie den Karren aus dem Dreck ziehen und das können sie und auch die anderen Parteien -mit ihrem Schablonen und Schubladendenken- nicht. Nicht ohne Grund werden eigene Ratlosigkeit und zu treffende Entscheidungen inzwischen von allen an Bundesgerichte delegiert, die sie wieder zurückgeben oder ggf. in einer Art Rollenverteilung sogar bestätigen.

Hinzu kommt, dass z. B. die SPD den Karren aus DEM Dreck herausziehen müsste, in den sie ihn (unter Beteiligung der anderen Parteien) selbst hineingeschoben haben. Das würde sie wohl als Gesichtsverlust empfinden und davor haben sie massive Angst.
Vielleicht ahnen sie dabei aber auch, dass das Eingestehen von gemachten Fehlern, inzwischen auch nur noch als Masche erkannt würde, die sie wohl leider wäre, und lassen es lieber gleich bleiben.

Anders kann ich mir das Verhalten auch dieser Partei wie auch der anderen Parteien schon lange nicht mehr erklären:
Es geht nur um's Pöstchen-Sichern und Pfründebewahren.

(Und so viele Pöstchen gibt es in der stellenabbauenden Wirtschaft, Verwaltung und kirchens(, um all die betroffenen PolitikerInnen endlich in ordentlicher Erwerbsarbeit unterzubringen) nun auch nicht. Die Konfrontation mit der Situation der ehemaligen Abgeordneten Lilo Friedrich, die nach ihrer Abgeordnetenzeit keine Anstellung mehr fand und sich mit einem Putzdienst selbständig machen musste, muss/ wird eine massive Erschütterung unter den PolitikerInnen bewirkt haben - denn ihnen könnte es genauso gehen!! - ob mit Doktortitel oder ohne. Deswegen sind ja wohl auch einige parallel bei kirchens und in Beiräten usw. aktiv, um via Drehtüreffekt einen Plan B zu haben - mit der Folge, dass sie ihren Hauptjob nicht mehr so ausführen können, wie das nötig wäre.)


Es könnte aber auch sein, dass das alles -bewusst oder unbewusst- ein gemein(sam)es Spiel ist, denn so ziemlich alle Parteien wandern in dieselbe Richtung, schimpfen dabei zwar ab und zu mal auf die anderen Parteien, sind ansonsten aber auf einer Linie. Mittlerweile sind ja alle Farbkoalitionen denkbar.
Im Grunde haben wir bereits eine Einheitspartei, ohne dass sie und "wir" es schon wahrhaben wollen/können.

Womöglich wäre das sogar gut, wenn eine solche "Einheitspartei/-regierung" wirkliche, echte Lösungen für alle und ohne Nullsummenspiele erarbeiten und umsetzen würde. Da sehe ich aber eher schwarz, denn momentan sind "wir" wieder auf dem Zug in Richtung Steinzeit, und es ist noch nicht allen klar, ob bzw. dass "wir" dabei an einer unsäglichen Haltestelle aus dem vorigen Jahrhundert Zwischenstopp machen werden bzw. dies überhaupt bemerken würden (wollen). "Wir" sind ja so abgelenkt und unterhalten von den Medien, dem langen Pendeln zum Job, unseren Ratenkrediten, unserem Wunsch nach dem "eigenen" Häuschen, unseren Stigmatisierungsgelüsten gegenüber Minderheiten, usw.. "Wir" streiten sogar über Monopole beim Opfertum (Stichwort: Reaktionen auf bestimmte Vergleiche von dem einen oder anderen Kabarettisten) und verlieren dabei das 'Große und Ganze' aus dem Blick.

Die andere FahrtRichtung würde echte Kreativität, Über-den-Tellerrand-Blicken-, Menschlichkeit, echte Zusammenarbeit und echten Mut (ohne Gruppenzwang) erfordern, und das sind Werte, die in unserer Wissensgesellschaft, die längst keine Bildung mehr hat, nicht gefördert, ja -z. B. durch Ausleseprozesse und dabei inhärentes ständiges Sich-Miteinandervergleichen- sogar bekämpft werden. Nee, bei uns wird allenthalben nur ein Schein-Mut (in ansonsten sicheren Umständen) gesehen und in temporären Polit-Idolen idealisiert.

Das alles bringt uns weiter: in die Steinzeit.

Anonym 11. März 2010 um 15:46  

Heute bei Telepolis zum Thema und im Stil fast wie ad sinistram:
"Die Schneesoldaten singen wieder"
http://www.heise.de/tp/blogs/5/147231

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