Die alimentierte Ministerin

Montag, 11. Januar 2010

Die sozialen Gewissen erblühen, gedeihen mitmenschlich und fürsorglich, die Barmherzigkeit trägt sattes Grün. Nach Rüttgers, der mit ausgekochter Raffinesse den verständnisvollen Reformer figurierte, schien es nur eine Frage von Stunden, dass ein weiteres personifiziertes Sozialgewissen zum durchtriebenen Wort schreitet, um den besonnenen Reformer zu verkörpern, der jedoch genau beleuchtet mehr einem Scharfmacher gleicht. Auf Rüttgers' Leistung muß sich lohnen, dessen durfte man sicher sein, würden weitere reformerische Umtriebe feilgeboten. Und siehe da, schon äußert sich die amtierende Herrin der desaströsen Armenverwaltung, preist ihren Reformgeist an und, wie es bewährte Tradition in diesem Lande ist, geißelt den untätigen Müßiggänger.

Es sei nicht akzeptabel, wenn jemand ohne nachvollziehbaren Grund nicht oder nur wenige Stunden arbeitet, erklärt von der Leyen. Wir werden es nicht akzeptieren..., ist ihr genauer Wortlaut. Wer Wir sein soll, bleibt unkenntlich - vermutlich die Lobbyisten, die rund um ihr Ministerium kampieren. Dies in Zeiten, in denen weitere Arbeitsplätze im Sterben liegen, weitere Menschen in Arbeitslosigkeit geraten werden! In solchen Zeiten hat diese Frau und die gesamte Clique, die sich derzeit als reformerisches Sozialgewissen aufführt, nichts anderes zu verkünden, als Drohgebärden und existenzielles Kurzhalten. So, als gäbe es eine endlose Auswahl an Arbeitsplätzen, die von Faulpelzrotten partout nicht in Anspruch genommen würden. Arbeitslosigkeit wächst an, das Aufstocken mit Arbeitslosengeld II ist zum Renner geworden und wird wahrscheinlich erst noch Hochsaison haben - und von der Leyen stellt sich provokativ hin und baut schon mal vor, stachelt die Kommunen zur strengeren Sanktionsmentalität an und tut so, als sei Arbeitslosigkeit eine Sache freier Wahl: eine freie Wahl zwischen Sofa und Werkbank, eine Wahl zwischen Faulheit und Fleiß.

Dabei inszeniert sich diese Clique scheinbar einsichtsvoller und scharfsinniger Reformer als Rächer. Rächer, die dem Fördern und Fordern auf die Sprünge helfen wollen, nachdem nun jahrelang ausreichend gefördert wurde - nun sei es an der Zeit, auch Leistung zu verlangen, zu fordern, endlich die Unzahl Taugenichtse zu mobilisieren. Nun soll gerächt werden, dass man seit Ewigkeiten nur förderte, nun rächt man das zu kurz gekommene Fordern. Besonders makaber gerät die Inszenierung, wenn von der Leyen auftritt und so tut, als sei das Prinzip des Förderns ausgeschöpft. Dies aus dem Mund einer Person, die monatlich mit etwas mehr als 1.400 Euro Kindergeld gefördert wird - zusätzlich zum Gehalt ihres Gatten, Arzt und Hochschullehrer, und zusätzlich zu ihrem Salär. 1.400 Euro - das entspricht in etwa dem ALG II-Anspruch einer vierköpfigen Bedarfsgemeinschaft. Während Bedarfsgemeinschaften jeden Cent ausbreiten, sich das Kindergeld als Einkommen anrechnen lassen müssen, wird dort oben, wo die Luft anscheinend so dünn ist, dass sie zu hoher Denkleistung nicht mehr befähigt, das Kindergeld ohne Auflagen ausbezahlt - ob es notwendig ist oder nicht.

Die monatlich geförderte Ministerin, gänzlich frei von Schamgefühl, stellt sich allen Ernstes vor die Erwerbslosen und erklärt, dass nun das Fordern an der Reihe sei, während sie das Fördern totschweigt oder, schlimmer noch, als ausreichend erachtet. Es ist, als rate sie Sanktionswut an, damit ihre und ihrer Kollegen Alimentierung gesichert ist. Die alimentierte Ministerin tritt auf, ein gefördertes Zubrot in der Tasche, mit dem eine vierköpfige Bedarfsgemeinschaft einen Monat auskommen müßte, und fordert dreist Sanktionen an denen, die sowieso nichts haben. Und sie, die gutbetucht ist, die einem Haushalt angehört, der zweifaches Gehalt auf jeweils hohem Niveau kennt, schiebt sich guten Gewissens jene Gelder ein, die anderen Kindern, Kindern aus Hartz IV-Familien, Monat für Monat fehlen. Wo sind die Menschenmassen, die solche Pfeffersäcke nicht mehr fördern wollen, sondern von ihnen etwas fordern? Die fordern, dass man nicht nur mütterliches Mitfühlen mit Hartz IV-Kindern zum Programm macht, sondern selbst verzichtet, selbst das Gehalt anrechnen läßt, damit denjenigen mehr bleibt, die im Überfluss Mangel haben?

An Personen wie von der Leyen, läßt sich der gesamte moralische Verfall dieser Republik ablesen. Wenn geförderte Reiche sich über das Fördern der Habenichtse aufregen, dann gibt es kein Fundament mehr, auf das man einen moralischen Neuaufbau setzen könnte - wenn er denn politisch geplant wäre! 1.400 Euro pro Familie ist der Ruin des Sozialstaats, lehrt man die Leser und Zuschauer in diesem Lande - aber 1.400 Euro Kindergeld für Familien, die durch zwei Spitzenlöhne ausreichend versorgt sind, gelten als Investition für die Zukunft.

41 Kommentare:

Anonym 11. Januar 2010 um 01:01  

Ich liebe diese scharfe Feder. Angesichts der Tatsachen bleibt wieder nur die eine Frage - Wo bleibt eigentlich die Revolution?

Anonym 11. Januar 2010 um 01:02  

Lieber Roberto J. de Lapuente,

ich habe heute mal den Fehler gemacht bei Anne Will reinzuschauen.

Die gute Frau Von der Leyen, die meist du ja, die saß da wie gehabt, und immer mit Betroffenheitsblick während ein arbeitsloses Ehepaar mit 3 Kindern in der Sendung ihr Schicksal schildern konnte.

Sie versprach denen bei 900,-- Euro mehr Kindergeld, wobei aber beide sagten, dass die von einem Niedriglohn von 400,-- Euro leben, d.h. beide arbeiten und kommen auf 800,-- Euro. Auf soviel Ignoranz der Ministerin reagierte nur einer in der Talkrunde völlig richtig, der IG Bau-Vorsitzende Wiesehügel, wobei - es war schon am Ende der Sendung - Anne Will dessen Ausbrüche an die Ministerin damit unterbrach, sie müsse so unhöflich sein und die Diskussion beenden, da die Sendezeit vorbei wäre, das Tief "Daisy" wäre jetzt wichtiger als ihre Sendung bzw. die Sendezeit wolle die nicht überschreiten - So Frau Will "Die Diskutanten können ja bei abgeschalteter Kamera weiterdiskutieren."

Ich glaub es nicht, und weiß jetzt wieder warum "Anne Will" immer mehr Sabine Christiansen ähnelt.

Der Sendung wo nur Wortführer der neoliberalen Ideologie eingeladen wurden, die KritikerInnen gar nicht zu Wort kamen, und geladene, und ganz sicher sorgfältig ausgewählte Betroffene ihr Schicksal schildern dürfen.

Es gibt Momente da kotzt mich Deutschland wirklich an, und ich würde gerne auswandern....Anne Will gestern war ein solcher Moment....

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Das Outfit der FDP-Jugend-Vertretung bei "Anne Will" war gar nicht westerwellig - Er saß da in Jeans, und Normaloklamotten, aber die Denkweise war von vorgestern und ganz auf Westerwelle und Brüderle eingeschnitten - bei einem "Jungen Liberalen". Wieso haben die Menschen die gewählt? Der Grund wurde heute in den Nachrichten verraten, die CDU will die FDP-Wähler zurückholen, die von der CDU in der Bundestagswahl zur FDP abgewandert sind. Ergo hat die FDP keine Neuwähler gewonnen sondern einfach nur CDU-Wähler abgeworden, und verkauft sich nun so als würde dieser neoliberalen Steinzeitpartei jeder Neuwähler auf den Leim gehen.

Anonym 11. Januar 2010 um 01:39  

Ich bin eigentlich immer soweit gegangen und habe die Politiker als extremst sozial gestützt gesehen, da deren Gehalt doch ebenfalls aus Steuergeldern finanziert wird, ohne das eine Gegenleistung für das Allgemeinwohl nachweisbar wäre.

Was ist die Gegenleistung?

Ich meine weiter, es handelt sich bei Politikergehalt um Schmiergeld. Von der Leyen und die Anderen werden vom Staat angemessen geschmiert, damit sie sein Werk verrichten und in seinem Sinne zu seinem Erhalt beitragen. Und das Gehalt ist üppig, damit sie nicht anderweitig bestechlich sind.

Deshalb dürfen sie ja auch noch nebenbei verdienen, um sich den Lobbys wohlzuverhalten.

Markus 11. Januar 2010 um 02:40  

Wieder schön auf den Punkt gebracht!

Schaut man sich die euphemistisch als "Reformen" titulierten Arbeitsmarktmaßnahmen der letzten Jahre an, ist dort von "Fördern" in der Tat so gut wie nichts zu finden.

Und die Förderungen, die noch bestehen, werden umgebaut: einkommensunabhängiges Kindergeld, einkommensunabhängige "Elite"-Stipendien, Kopfpauschale - das alles dient dem Zweck, noch jeden Rest von Umverteilung zu Gunsten der sozial Schwachen zu stoppen.

Ralf-zwei.null 11. Januar 2010 um 06:08  

Naja, der Vergleich hinkt ja ein wenig. Immerhin ist die angesprochene "Ministerin" eine Leistungsträgerin, die konsequent weiter das "Volk" darauf einschießt, die unausweichliche Konsequenz verschwenderischen Sozialstaatsgenusses zu tragen: Arbeitslager für "Nutten-Peter-IV"-Empfänger!

Sie sieht zwar nicht annähernd so hässlich und verschroben aus wie ein gewisser Herr Th.S. aus B., hat aber mindestens genau so braune, hässliche und verquere Ansichten.

Irgendwie spüre ich eine destruktive Wut in mir aufsteigen...

endless.good.news 11. Januar 2010 um 07:36  

"1.400 Euro pro Familie ist der Ruin des Sozialstaats, lehrt man die Leser und Zuschauer in diesem Lande - aber 1.400 Euro Kindergeld für Familien, die durch zwei Spitzenlöhne ausreichend versorgt sind, gelten als Investition für die Zukunft."

Ich weiß gar nicht was du dich aufregst. Jetzt da die Schonvermögen hochgesetzt wurden kann sich doch der Arbeitslose von den Zinsen seines immensen Vermögens den Rest finanzieren.
(Ich weiß ist eigentlich nicht lustig)

Geheimrätin 11. Januar 2010 um 08:20  

Diese Frau ist unerträglich!
Nun will sie also genauer hinsehen. Seid also gewarnt, all ihr faulen Taugenichtse, die Kaltmamselle persönlich nimmt sich euerer an und wird fortan kein Auge mehr zudrücken, bei niemandem von euch, sie wird ihren mütterlichen Erziehungsauftrag erfüllen und hart durchgreifen.

Leider fruchtet die Strategie der Stigmatisierung, deswegen sieht man keine Menschenmassen, die solche Pfeffersäcke nicht mehr fördern wollen, sondern von ihnen etwas fordern Man versucht sich wo man kann, als leistungwilliges, braves Kind erkenntlich zu geben, nimmt bald jede auch noch so entwürdigende Bedingung in Kauf, nur um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass man eben kein Fauler ist. So werden wir hier bei der Stange gehalten und das ganze wird sich noch drastisch zuspitzen, es wird natürlich noch viel mehr Arbeitslose und viel weniger offene Stellen geben in diesem Jahr, die Löhne werden noch weiter sinken, die Menschen werden sich um den letzten job bei dem etwas mehr als n euro russpringt kloppen, der rest wird zu unentgeltlicher zwangsarbeit verpflichtet und wer sich weigert wird als Faules Aas geteert und gefedert, an den Haaren übern Marktplatz gezogen und anschließend gevierteilt.

Anonym 11. Januar 2010 um 08:25  

Je öfter ich solche Aussagen von Politikern (und anderem Gesocks) lesen muss, desto mehr steigt meine Wut an! Ich hoffe sehr, dass es auch noch anderen Menschen in diesem Land so geht und ich hoffe, dass diese immer mehr werden. Irgendwann muss doch das Fass überlaufen?!
Auf eine "Bewusstseinsveränderung" der großen Masse hoffe ich nicht mehr. Die (Medien-)Manipulation scheint einfach zu gut zu funktionieren...

Anonym 11. Januar 2010 um 08:27  

Anne Will darf ich schon lange nicht mehr gucken. Meine Freundin hat Angst um mein Herz und ihren Fernseher :-)
Lieber Robert,
wir brauchen Leute wie Dich, die solange gegen diese Schweinereien anschreiben, bis es auch der Dümmste in diesem Lande begreift.
Ich habe es in meinem Bekanntenkreis schon so manche Katharsis erlebt, wenn man den Leuten die Texte vorlegt.
Mach weiter...!

Robert Reich 11. Januar 2010 um 10:19  

Sonntagabend diese Sendung "Anne Will" anzuschauen, kann Herzrasen und Schlaflosigkeit aber auch Übelkeit und Wut erzeugen.
Eigentlich wäre der Rücktritt einiger unfähiger PolitikerInnen schon längst überfällig. Diese Figuren haben die Pflicht lt. Grundgesetz, Schaden vom Volk abzuwenden. Ist das nicht schon Volksverhetzung was diese Figuren betreiben?
Von der Layen ist gefährlich. Die schon versuchte Internetzensur und -überwachung, die jetzige Aussagen zur härten Bestrafung von Hartz4-Opfern, u.sw.
Vor "A.W." lief auf der ARD noch Tatort-Krimi mit Kommisar "Ballauf", da wurde ein Täter so beschrieben:"... der ist vorbestraft und Hartz4-Empfänger..." Na krimineller gehts doch gar nicht. Irgendwie kommt mir es so vor, als würde Deutschland langsam aber sicher wieder nach ganz Rechts-Außen triften. Wehret den Anfängen!

Robert Reich

Anonym 11. Januar 2010 um 10:55  

Auch ich habe die erste halbe Stunde von A. Will gesehen und hatte ein Déjà Vu von Déjà Vus:

Das dort Ausgesprochene wurde auch schon in Talk-Shows 2003 fff. verkündet.

Frau v.d.L. habe ich in der gestrigen A.Will-Sendung teilweise anders gehört als der Autor und einige der KommentatorInnen: Sie sprach explizit von Fördern - wie ihre Vorredner 2003fff. auch.
Nur: Meist scheitert(e) es am Geld.
Ich glaube schon, dass sie daran glaubt, was sie erzählt, jedoch sagt sie nicht, wo das Geld herkommen soll - zumal z. B. Ein-Euro-Jobs ja auch noch staatlicherseits subventioniert werden und auch kommunale und Bundesseinnahmen derzeit wegbrechen.

Die Talk-Show-Produzenten scheinen damit zu rechnen, dass ihre ZuschauerInnen ein kurzes Gedächtnis haben und liefern deshalb m. E. immer wieder Remakes. Vermutlich für die jüngeren WählerInnen, die noch glauben wollen, denen längere Erfahrung fehlt und sich Illusionen hingeben.

Die Darsteller mögen wechseln, jedoch wissen ALLE Verantwortlichen nicht weiter und gestehen sich das nicht ein. Und deshalb grüßt sonntäglich und mittwöchlich immer wieder das Murmeltier. Schade um die Lebenszeit und -kraft.

Was mich nur wundert: Keiner spricht aus (auch nicht der Mann vom Paritätischen Wohlfahrtsverband!!!), dass Mangelernährte beim ALG-II-Regelsatz AUF DAUER keine langfristige Gelegenheitsarbeit werden leisten können. Die werden doch irgendwann umkippen, wenn sie nicht vorher schon krank werden.
Das hat man sich ja alles schön ausgedacht - jedoch fehlt den DenkerInnen die Erfahrung. Oder würde man den Menschen (z. T. mit vitaminmangelbedingten Sehschwächen, Unterzuckerung, Herzrhythmusstörungen, gar Hungerödemen, usw.) in der sog. "Dritten" Welt auch abverlangen, für die Gewährung von Entwicklungshilfe langfristig Gelegenheitsarbeit annehmen zu müssen? Sicher, ein junger, bis dato gut genährter Mensch, der gerade erwerbsarbeitslos wurde, kann solche Arbeiten (noch) länger verrichten. Auch ein eben solcher Wirtschafts"weiser". Aber wie lange?? Und dann möchte ich mal sehen, wie diese Menschen unter längerer Erwerbsarbeitslosigkeit und in Ein-Euro-Jobbs ihre Motivation bewahren, der permanenten Unterforderung oder einseitigen Forderung trotzen und ihr seelisches Gleichgewicht und ihr Fachkönnen für eine richtige Stelle bewahren.
Was ist mit den Erwerbsarbeitslosen, die sich auch weiterhin umfangreich und individuell auf den jeweiligen Erwerbsarbeitgeber bewerben möchten und müssen, ihren Alltag unter Hartz IV geregelt bekommen müssen, Ein-Euro- oder Minijobben und bei alldem noch hungern bzw. sich einseitig ernähren müssen.

Und dann diesen Menschen dann auch noch den Regelsatz kürzen wollen, damit sie durch Gelegenheitsarbeit wieder auf ihren Regelsatz kommen. Wie sollen die das alleine schon körperlich aushalten. Völlig weltfremd.
Zudem wurden mit den Gästen in besagter Sendung zwei Exemplare der Hartz-IV-Gruppe präsentiert, die wohlgenährt aussahen. Von klein auf wird den Menschen in Schule, Medien, usw. beigebracht, dass nur Vielesser und Wenigsporttreibende an Gewicht zunähmen. Dass Menschen eben auch unter Mangelernährung und bei regelmäßigem Sport an Gewicht zunehmen, weil der auf Notstrom gehende Stoffwechsel jede einzelne Kalorie auch aus Gemüse in Fett umwandelt, wird nicht vermittelt, weil einfach nicht mehr gewusst.

Was (in der von mir gesehenen ersten halben Stunde) auch außer acht gelassen wurde, sind die ökonomischen bzw. volkswirtschaftlichen Folgen:
Lohndumping, Steuer- und Beitragsausfälle, wenn diese Menschen nicht wieder in nicht unanständig bezahlte Stellen gelangen, soziale Unruhen/ steigende Kriminalität, die den Staat wiederum Geld kosten und last not least NACHFRAGEAUSFÄLLE für die Unternehmen, die nicht exportieren - wobei auch Exportmärkte einmal gesättigt sein werden.

Für wen ist die Aufführung dieses Affentheaters eigentlich gedacht?

landbewohner 11. Januar 2010 um 11:55  

wenn nach so einer sendung, in der eine ausgewiesene neoliberale hardlinerin - oder sollte man sozialfaschistin sagen - öffentlich damit droht, die lebensbedingungen aller arbetnehmer noch weiter zu verschlechtern (lob der leiharbeit, u.a.) und kritik von einem gewerkschaftsfunktionär, der ja nun an den schröderschen reformen mitbeteiligt war, und einem vorsitzer des paritätischen, der ja erst kürzlich als miglied des deutschen vereins diätzulagen für arme kranke wegen qualitativ hochwertiger billiglebensmittel abgeschafft hat, gespielt wird; ja wenn dann nicht die telefone des senders heisslaufen, websites der beteiligten und des senders nicht zusammenbrechen und nicht millionen das verbot von solcher art tv fordern, ja dann sieht man wie weit wir von einer veränderung der verhältnisse, die ja eigentlich jetzt schon unhaltbar sind, entfernt sind. und zu den hartz4 statisten: da haben sie nun die chance ihren todfeinden mindestens mal die meinung zu sagen, aber sie lauschen den worten ihrer todfeinde und ich nehme an, geklatscht haben sie auch noch, wenns vorgeschrieben war.

Anonym 11. Januar 2010 um 12:00  

Unbequemer:

Wer sich ein Bild vom Gesamtzustand machen will, muss sich entfernen. Wer zu nahe dran ist, sieht nur einen kleinen Ausschnitt.

Solidarität!

Erinnert sich noch jemand an die Bedeutung dieses Begriffes?

Es ist das Gegegenteil von "Teile und Herrsche".

Aber genau das lassen sich die Menschen bieten. Jedenfalls so lange sie sich nicht zu denen in der untersten Schicht gehörig zählen, so lange sie noch ihren "Standesdünkel" pflegen können. Sie haben noch etwas zu verlieren, was die "ganz unten" schon verloren haben. Die Möglichkeit ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben zu führen.

Nur die ganz unten, der "getretene Quark" nach Goethe, die niemanden mehr unter sich sehen, auf den sie verächtlich herabsehen könnten, die suchen sich ihr Ventil für den Frust im Hass auf "Ausländer".

So funktioniert es doch super. Der Bodensatz erledigt die Drecksarbeit derer, die sich selbst nicht die Finger schmutzig machen wollen.

Das ist die Folge der Zerstörung der Solidarität.

Jeder sollte sich immer die Frage stellen - wem nützt es!

Und wenn es einem noch einen Nutzen bietet, die zweite Frage, wie lange wird es mir noch nutzen bringen.

Selbstbetrug, wenn man meint, einem selbst würde das ja alles nicht berühren. Leider ist das normal, auch Dissonanzreduktion genannt, was verhindert sich zeitig zu wehren.

Ging mir ja nicht anders, auch ich bin viel zu spät angefangen mich zu wehren. So lange ich noch Arbeit hatte, habe ich auch auf die Arbeitslosen herabgeblickt.

Asche auf mein Haupt.

Und ich hatte diesen Spruch drauf:

Es gibt drei Arten von Menschen. Die Dummen, die lernen nichts aus ihren Fehlern. Die Schlauen, die aus ihren Fehlern lernen. Dann noch die Klugen, die lernen aus Fehlern, welche Andere gemacht haben.

Ich stelle fest, Klug bin ich nicht. Aber auch nicht Dumm.

Anonym 11. Januar 2010 um 12:25  

Ich bin nicht sicher ob es die

Medienmanipulation

ist, die die Menschen weitgehend gleichschaltet und Widerstand verhindert. Die Betroffenen selbst sind soweit entwürdigt, das sie verängstigt sind oder vielleicht zynisch das Beste aus ihrer Situation machen.

Wer will es z. B, jemandem verdenken, das er eine Arbeit, nicht aufnimmt, die schlechter "bezahlt" ist als Hartz IV, also unter dem amtlichen Existenzminimum liegt.

Ein solcher Lohn wäre dann eigentlich sogar offiziell sittenwidrig, was unsere perversen Psychopathen natürlich nicht interessieren würde, Sie allenfalls davon faseln davon, "das jemand der arbeitet mehr haben muß als wenn er nicht arbeitet" und meinen damit die "Leistung" sei zu hoch. Die nehmen ja nicht einmal zur Kenntnis, das entgegen dem was man verstehen könnte, die Leute oft nur deshalb eine schlechter als Hartz bezahlte Arbeit aufnehmen, um dem Stigma zu entrinnen und wieder ein wenig auf eigenen Füßen zu stehen.

Aber ein Riesenproblem, das Hartz- Verbrechen zu beenden liegt darin, daß ca 2/3 Drittel der Bevölkerung dafür sind auf angebliche "Versager" keine Rücksicht zu nehmen. Die denken anscheinend nicht darüber nach, das sie Morgen ebenfalls betroffen sein könnten.

Bzw. es gilt eher Folgendes die verdrängen ihre Bedrohung vermutlich und überhöhen sich dadurch. Die Ansicht Hartz IV Leute sich selbst zu überlassen soll umso größer, je näher diese Leute selbst Hartz sind.

Die Studie die dies feststellte, stellt auch fest und das ist entscheidend, das es zur Erzeugung einer solchen Haltung nicht einmal der Propaganda der Meinungsmache bedarf. Das ergibt sich einfach so.

Anonym 11. Januar 2010 um 13:13  

Wo bleibt eigentlich die Revolution?

--> Sie bleibt (noch) im Internet-Blog! Schriftliche Systemanalyse ja, öffentlicher Widerstand nein!
Nicht aufgeben ...

pillo 11. Januar 2010 um 15:36  

Von der "Mutter der Nation" zum "Kapo der Nation" - großartig!!!

Das Zensursula gern überwacht und hinterherschnüffelt, hat sie uns ja schon im vergangenen Jahr zur Genüge bewiesen. Da ist es nur konsequent, wenn sie nun auch noch den Kapo in sich heraushängen läßt.

Da stellt sich so eine Adelstusse vor die Mikrophone und behauptet allen ernstes, man müsse die Arbeislosen mehr fordern und ggf. entschiedener sanktionieren. Und das Ganze vor dem Hintergrund der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten mit einer immer weiter zunehmenden Arbeitslosigkeit.

Das erinnert doch schon stark an Marie Antoinette's Brot-Kuchen-Zitat. Der entscheidende Unterschied liegt aber darin, daß "Frau Ministerin" sehr wohl weiß, was sie da äußert. Schon allein deshalb hätte sie ein ähnliches Ende wie ihr französisch-österreichisches Vorbild verdient.

@Roberto
"...aber 1.400 Euro Kindergeld für Familien, die durch zwei Spitzenlöhne ausreichend versorgt sind, gelten als Investition für die Zukunft."

So ist es! Schließlich haben in diesem Falle die "Richtigen" die Kinder bekommen. Und diese Eliteproppen wollen schließlich gut umsorgt sein. Elitekindergarten, Eliteschule, Eliteuni, Privatlehrer, Hausmädchen, diverse Auslandsaufenthalte und Sprachkurse, usw. - das kostet!!
Zudem ist das Geld doch außerordentlich gut angelegt. Schließlich braucht dieses Land doch jede Menge von der Leyens und Co. :o(

Anonym 11. Januar 2010 um 17:01  

In meinen Augen ist das blanker Staatsterror!

Michel 11. Januar 2010 um 18:03  

Es ist allerdings sehr wohltuend, zu sehen, dass es über 40 Seiten Kommentare auf welt.de zu von der Leyens Forderungen gibt, die größtenteils alle die Ministerin kräftigst abwatschn.

Schön, ganz verblödet sin mer noch net.


Guckt euch England an, wo der Chef der Konservativen (Tories, David Cameron) gerade verkündet hat, das wichtigste bei der Kindererziehung sei elterliche Wärme und das hinge nicht mit dem Einkommen zusammen.
Dass es schwer schuftenden Eltern oder Sozialhilfeempfängern eventuell noch mit niedrigem Bildungsabschluss schwer fällt, ihren Kindern unter finanziellem und sozialem Stress ebendiese Nestwärme zu vermitteln, Hausaufgabenhilfe zu geben oder auch nur Bildungsausgaben zu tätigen (Bücher, Spiele, Ausflüge) und dass daher die Nestwärme und andere, für die Erziehung wichtige Tatsachen sehr wohl vom Geld abhängen, ist ihm vermutlich nicht bekannt. Der kennt die Unterschicht nicht, weil er selber aus reichen, aristokratischen Verhältnissen stammt.

Kommt bei uns auch noch.

"Fordern und Fördern" ist an sich ja ganz ok, nur wird die 2. Hälfte grundsätzlich vergessen.

Man kann sich aber mal folgendes überlegen:
Langzeitarbeitslose oder auch Arbeitslose mit wenig Qualifikationen könnte man durchaus in die bereits existierenden Berufsbildungsstrukturen integrieren: Berufsschulen sind immernoch ziemlich gut und auch ohne Ausbildungsplatz könnte man eigentlich einem 40jährigen dort bestimmte, vollständige, mehrjährige Weiterbildungen anbieten, die dann aber auch von richtig ausgebildeten Berufsschullehrern gegeben werden. Denn (spät) Nachmittags und Abends stehen die Berufsschulen leer, Lehrkräfte und Lehrbücher sind vorhanden...
Ich denke da an Weiterbildungs-Ausbildungen wie Sachbearbeitung, Steuer-..., Buchhaltungs-..., Fremdsprachen-... .

Finanzämter haben z.B. hervorragende Ausbildungsgänge für Steuerfachleute, die so gut sind, dass die frisch Ausgebildeten oft direkt in Steuerberater-Kanzleien wechseln.

Wenn Langzeitarbeitslose eh schon längere Zeit arbeitslos sind, kann man sie wenigstens etwas vernünftiges lernen lassen, alles andere ist nicht zielführend.

Wir haben staatliche Institutionen und viele davon sind immernoch ziemlich gut, also sollten wir die auch nutzen, auch wenn solche Ausbildungsgänge Steuern kosten.
Jemanden stattdessen 10 Jahre lange auf HartzIV lassen und dann im Rentenalter Sozialhilfe beziehen zu lassen, ist auf jeden Fall noch teurer, als ihn in eine 2-3jährige Ausbildung zu schicken und ihn dann noch 7-8 Jahre arbeiten zu lassen.

Investition ins Humankaptial, gelle! Schade dass es keine Hedgefonds gibt, die hinter sowas her sind.

Petition gegen Ganzkörper-Scanner 11. Januar 2010 um 18:12  

https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=9109

Guckt doch mal, ob ihr euch dieser Petition anschließen wollt!!

Titel:
"Petition: Datenschutz - Keine Zulassung von Ganzkörper-Scannern vom 03.01.2010"

Gerne auch weiterverbreiten!

Anonym 11. Januar 2010 um 19:11  

"[...]Wo bleibt eigentlich die Revolution?
[...]"

Gerade solche Auftritte wie bei Anne Will zeigen mir, dass wir von einer Revolution noch weit entfernt sind in Deutschland. Ebenso wie Bücher über "soziale Unruhen" - Unsere "Eliten" fühlen sich so sicher, dass die derart selbstbewußt auftreten können wie sie es tun.

Erstes Ziel einer Revolution müßte daher die Aufhebung der Gleichschaltung aller Medien in Deutschland sein - Die Produktion kritischer Journalisten und die Umwertung des Begriffes "Gutmensch" in etwas Positives.

Ich weiß....unrealistisch....derzeit noch....

Anonym 11. Januar 2010 um 19:13  

"[...]Ich bin nicht sicher ob es die

Medienmanipulation

ist, die die Menschen weitgehend gleichschaltet und Widerstand verhindert.[...]"

Wirklich nicht? Deine Äußerungen kommen ja nicht von ungefähr, und - man muss es leider so schreiben - auch als Kritiker fällst du, wie andere, auf neoliberale Meinungsmache herein.

Insofern ist es noch ein weiter Weg bis wir alle.....

Geheimrätin 11. Januar 2010 um 19:46  

paralell zum bewerbungen schreiben muss ich immer wieder hier reinschaun. ich finde 2010 ist genau das richtige jahr zum hartz iv endlich abschaffen. fragt sich nur, wie?

kriegt frau v. d. l. eigentlich ausreichend post von betroffenen? jetzt wo sie sich um jeden einzelnen kümmern will, könnte man sich ja mal geballt und gebündelt an sie wenden. aber wer will das wirklich, ich eigentlich nicht. da reicht mir der fallmanager, der nutzt ja die selben textbausteine.

@landbewohner
hab da gestern auch kurz reingezappt, die haben tatsächlich noch geklatscht, weiss nicht mehr genau wann, aber es war zum haare raufen.

carlo 11. Januar 2010 um 19:54  

Leider hab ich mir auch diese alberne Anne-Will sendung angetan.
Warum der IG Bau-Vorsitzende Wiesehügel sich so "verarschen" ließ, macht mir keinen Sinn mehr. Er hätte doch ganz gelassen aufstehen und mit härtester lauter Kritik diese Sendung verlassen können.
Ich verstehe auch nicht, wie sich ein gestandener Gewerkschafter von einer gestopften Oberschichtschickse so das "Maul" verbieten läßt?
Wo bleibt der Generalstreik?

River Tam 11. Januar 2010 um 20:19  

An alle, die fragen, wo die Revolution bleibt:
Revolution braucht entweder nach außen getragene Wut oder das völlige Satthaben des lähmenden Stillstandes (wie 89). Aber wir leben nicht in Zeiten des Stillstandes. Und die meisten Betroffenen sind zwar wütend, aber resigniert und depressiv. Die Noch-nicht-Betroffenen ziehen sich in eine selbst konstruierte Parallelwelt zurück, was ja auch eine Form von Resignation ist. Die vorherrschende Stimmung in der Bevölkerung scheint mir das Erleben von fehlender Kontrollmöglichkeit und Hilflosigkeit gegenüber „den Mächten, die sind“ zu sein – auf dieser Basis entsteht keine Revolution.

Anonym 11. Januar 2010 um 21:05  

SPON titelt soeben "Rote Ursula provoziert die SPD"

Diese permanente offensichtliche Manipulation zugunsten NeoCons in unseren Medien (traurigerweise seit längerem auch in SPIEGEL+SUEDDEUTSCHE+ auch TAZ, es gibt praktisch kaum noch mediale Opposition) ist schlicht nicht mehr zu ertragen. Wie man im Zusammenhang mit Zensursula auf "Rot" kommt, ist an Dreistigkeit schwer zu überbieten.

Anonym 11. Januar 2010 um 21:16  

Die Eliten dieses Landes und alle, die wohlversorgt und genüsslich an deren Darmausgängen kleben, kennen kaum noch Scham und Rücksicht wenn es darum geht, gegen die Sozialschwachen, Arbeitslosen, überhaupt gegen alle, die keine mächtige Lobby haben, zu hetzen.
Und wie immer, wenn es speziell gegen Arbeitslose geht, wird der wichtigste Punkt, da, wo der Hase im Pfeffer liegt, einfach verschwiegen.
Die einfache, im Grunde nicht wegzuleugnende Tatsache, dass es schon seit vielen vielen Jahren für Millionen von Menschen, ob jünger oder älter, mehr oder weniger qualifiziert einfach keine Arbeitsplätze mehr gibt, von denen sie auch leben können, wird einfach verleugnet bzw.totgeschwiegen.
Man tut so, als wäre die Massenarbeitslosigkeit quasi eine Charaktereigenschaft, ein Manko der Arbeitslosen selbst.
Dass Staat und Kapital in den letzten 30-40 Jahren Millionen von Arbeitsplätzen vernichtet, exportiert, oder in Basis-Jobs aufgesplittet haben, diese schlichten Tasachen fallen in allen diesen ekeligen Laberrunden unter den Tisch.
Ebenso die Tatsache, dass durch die Abschaffung fast aller Binnenzölle ganze ehemalige Industriezweige weitgehend verschwunden sind, zusammen mit allen Arbeitsplätzen als auch vielen vielen Ausbildungsplätzen für Jugendliche.
Alle diese haarsträubenden Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben allein unsere wirtschaftlichen und politischen Eliten zu verantworten, und in gewisser Hinsicht auch viele Wähler, die diese Parteien bei all ihrer schändlichen Politik in den letzten Jahrzehnten immer wieder gewählt haben.
Die heutigen Arbeitslosen haben dies alles jedenfalls nicht zu verantworten, werden aber auf übelste demagogischste Art und Weise als vermeintliches Problem hingestellt, das sie für diese Gesellschaft darstellen sollen.
Ich schaue mir daher diese widerlichen Schein-Diskussionen schon lange nicht mehr an. Denn die Absicht in diesen Veranstaltungen sind weder ehrliche Diskussionen zwischen Opfern und Anstiftern sowie Nutznießern der heutigen Zustände sondern Demagogie und Verdummung des TV-Publikums, Meinungsmache.
Es ist einfach sinnlos, sich über derartiges Schmierentheater in diesen TV Sendern noch zu erregen.
Was sonst sollte von denen denn kommen?

mfg Bakunin

Anonym 11. Januar 2010 um 21:50  

@RiverTam, all

Es könnte sein, dass du richtig liegst, aber ich bleib dabei, die totale Meinungsmache in allen TV-Kanälen, dem Radio, den Zeitungen und Zeitschriften seit Hartz IV ist mit ein Grund für die Resignation die du sehen willst.

Teil der Agenda 2010, was wohl auch in Vergessenheit geraten ist, nach fünf Jahren, war die Unterstützung durch "Profis der Nation" bei der Durchsetzung der "Reformen".

Vielleicht findet man ja noch was im Netz dazu, denn die selbsternannten "Profis der Nation" werden dort wortwörtlich von Dr. Peter Hartz aufgezählt.

Hier mal was ich dazu gefunden habe - Andere finden sicher noch interessante Quellen zur Thematik wie man ein ganzes Volk verarscht:

http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/76989.html

Mir geht es jetzt rein um Punkt 13 der Agenda 2010, der meines Erachtens in der Öffentlichkeit viel zu wenig diskutiert wird

"[...]Modul Nr. 13: Profis der Nation 24[...]"

Seit einem halben Jahrzehnt läuft die Meinungsmache schon so ab, wie in der Agenda 2010 für ALLE Bereich, nicht allein für Hartz IV, beschrieben.

Wer eine Revolution will, der muss erst die Meinungsmache umdrehen, da bin ich mir fast sicher.

Es gibt übrigens noch ein Volk, dass, trotz Barack Obama, revoltieren würde, wenn es nicht auf Linie gebrachte Medien hätte - Die US-Bevölkerung.

Die US-Regierungen sind die eigentlichen Erfinder der Formen der Meinungsmache gegen Revolutionen, und ich denke genau hier liegt der Hase im Pfeffer begraben - Die Deutschen sind nicht revolutionsmüde sondern werden so lange via PR beackert bis die selbst die Lügen glauben, die uns alle Medien tagtäglich für Wahrheit auftischen.

Man sollte einmal Edward Bernays "Propaganda" lesen - Ein Werk, dass ursprünglich für die US-PR-Industrie geschrieben wurde, und nun einen weltweiten Siegeszug gegen kritisches Denken, und revolutionäre Gedanken, angetreten hat.

Wir müssen uns eigentlich nur daran erinnern, dass wir eine zweite Aufklärung benötigen, gegen die Marktreligion des Neoliberlalismus, die unseren Alltag durchseucht, und schon wird es was mit einer Revolution - Ich bin mir aber fast sicher, dass der Weg nicht von heute auf morgen beschritten werden kann sondern lange ist, und wir am Ende, ebensosicher siegen werden, wenn wir das selber Denken nicht verlernt haben - bis dahin.

Anonym 11. Januar 2010 um 21:56  

Ein Gedanke noch zu Hartz IV-EmpfängerInnen, die sich in solchen Sendungen vorführen lassen. Sind die gecastet? Ich weiß nicht, aber mir fallen auf Anhieb einige ein, die bei "Anne Will" nicht so brav alles abgenickt hätten, wie das angeblich langzeitarbeitslose Pärchen.

Es würde mich nicht wundern, wenn die in anderen Sendungen in anderen Rollen auftreten würden bzw. für diesen Auftritt von "Anne Will" dafür Geld erhalten hätten.

Umsonst lassen die sich doch nicht so vorführen? Oder?

PS: Ich hab da immer so eine Horrorvorstellung Hitler/Stalin & Co. hätten die heutigen Möglichkeiten des TV. Wie würde "Anne Will" wohl da ausgesehen haben? Goebbels als Vertreter der NS-Regierung, Anne Will als Moderatorin, Hjalmar Schacht als "Wirtschaftweiser" und zwei Juden, die sich über die Maßnahmen der NS-Regierung zur Unterdrückung, Ausbeutung und Vernichtung des eigenen Volkes auf noch freuen, und alles abnicken? Selbes Beispiel gilt übrigens - mit anderen Statisten - auch für Stalin.

Bei den heutigen TV-Verantwortlichen wären Hitler/Stalin wohl immer noch an der Macht, da die dies technisch so unterstützen würden, wie dies ihnen möglich wäre.

Eine gruselige Vorstellung, ich weiß, aber man vielleicht schreibt Roberto J. De Lapuente mal eine Satire - bei freier Auswahl der totalitären Herrscher - über TV-Talkrunden, und deren Unterstützung mächtiger Politiker, Wirtschaftsvertreter und Interessengruppen - bei gleichzeitiger Vorzeigung von Betroffenen, die sich über die Zwangskollektivierung bzw. Reichskristallnacht noch freuen.

Anonym 11. Januar 2010 um 22:31  

Liebe Leute,

es ist ja alles richtig. Wirklich!!

Aber wo sind die verelendeten Massen (bei ca. 20 Mio. off. bzw. latent Arme), die die Starßen bevölkern und sich gegen Ihre Verhöhnung durch die Reichen wehren?
Könnt Ihr mir aus meiner Hilflosigkeit helfen?
Bitte!!!!!!!!!!!

"Anonym" sieht das wohl auch so?

Anonym 11. Januar 2010 um 23:25  

Hier noch was zu Modul 13, der Agenda 2010 (incl. Hartz IV-"Reformen") gefunden:

http://www.arbeitnehmerkammer.de/sozialpolitik/doku/02_politik/hartz_kommission/berichte/2002_08_16_modul13.pdf

Die Grafik bringt mehr auf den Punkt was ich denke, und warum die Revolution nicht kommt.

6,1 Millionen "Profis der Nation" sollen lt. Dr. Hartz für die Umsetzung der "Reformen", und deren Vermittlung an die Bevölkerung sorgen.

Tja, und wo bleiben die Millionen "Profis der Nation" aus der nicht-neoliberalen Ecke, die denen paroli bieten - seit fünf Jahren?

Die Zahl ist, auch wegen finanzieller Engpässe, viel geringer als bei INSM, IZA & Co.

Soviel dazu.

carlo 12. Januar 2010 um 00:30  

Hallo Bakunin!
Zitat"Es ist einfach sinnlos, sich über derartiges Schmierentheater in diesen TV Sendern noch zu erregen."

Schöner Spruch, leider aber an der Lebenswirklichkeit vorbei. Wenn ich meinen Nachbarn versuche, und das ohne Arroganz, Vernunft beizubringen, muß ich doch wohl wissen, woher sich ihr Stupor speist und auch direkt dagegen angehen? Oder?
Auf 'UNS' kommt sehr viel Arbeit und Belastung zu.'Wir' müssen das Klassenbewußtsein (fast) neu erfinden. So siehts wohl aus, ohne Frust, weiter so.......

Kassandra 12. Januar 2010 um 11:38  

@ Bakunin (und Carlo):

zu: "Ich schaue mir daher diese widerlichen Schein-Diskussionen schon lange nicht mehr an. Denn die Absicht in diesen Veranstaltungen sind weder ehrliche Diskussionen zwischen Opfern und Anstiftern sowie Nutznießern der heutigen Zustände sondern Demagogie und Verdummung des TV-Publikums, Meinungsmache.
Es ist einfach sinnlos, sich über derartiges Schmierentheater in diesen TV Sendern noch zu erregen.
Was sonst sollte von denen denn kommen?"


Ich habe vor ca. 2-3 Jahren eine Sendung 'Höchstpersönlich' über Sabine Christiansen gesehen. Darin erzählte sie im Interview, dass ihre Talk-Gäste NACH der Sendung samt und sonders beim gemeinsamen spätabendlichen Nachtrunk zur Sendung regelmäßig anders sprächen als in der Sendung selber.

River Tam 12. Januar 2010 um 12:08  

@Anonym (11.01. 21.10 Uhr)
„Die Deutschen sind nicht revolutionsmüde...“ -
sondern sind nicht unbedingt ein Volk von Revolutionären! Das Bonmont, nachdem die Deutschen, das Volk seien, dass sich auf dem Weg zur Revolution eine Fahrkarte kauft, gibt es schließlich nicht ganz ohne Grund!
Was Deinen Standpunkt zum Thema Meinungsmanipulation betrifft, kann ich nur bedingt zustimmen. Meine Erfahrung ist eben eher, dass die Menschen um mich herum Politik, Wirtschaft und die damit verbundenen medialen Exsudationen (soweit sie nicht unmittelbar selbst betroffen sind) so gut es geht ignorieren – womit sie weniger anfällig für Manipulation sind.
Die meisten, die ich kenne, haben einen relativ klaren Blick dafür, was geschieht, leiten aus ihrer Erkenntnis aber keine Handlungsprämisse ab, eben weil sie das Gefühl haben, dass sie damit nichts verändern können.

Kassandra 12. Januar 2010 um 13:12  

@ River Tham:

Die Leute stehen doch meist alleine da.

Im Betrieb wird weggesehen, wenn jemand gemobbt oder gebosst wird, oder es wird gar noch mitgemacht.
Schon bei fachlich-konstruktiven Vorschlägen wird von Kollegen weggesehen und dem Herdendenken gefrönt, wenn Boss die Vorschläge als Kritik missversteht, weil schwaches Selbstvertrauen trotz Anzug und Status.

Wer geht nicht alles wo einkaufen und freut sich über Schnäppchen (und muss es auch, weil kleines Budget). Und ausbaden dürfen es die VerkäuferInnen, unter denen ebenfalls keine Solidarität herrscht bzw. "von oben" im Keim erstickt wird.

Leiharbeit(er) werden von den (noch) Festangestellten und den Gewerkschaften toleriert, wenn nicht sogar als temporäre Schutzschilde genutzt.

Gewerkschaften und Kirchen kümmern sich um ihre Mitglieder und sehen Nichtmitglieder eher nur als 'Futter' bzw. Kundschaft an.

Erwerbsarbeitslose werden als unterstes Glied in der Hierarchie angesehen. Man sieht oft auf sie herab, wie gestern jemand in diesem Forum feststellte ... bis man dann selber dran ist und die Wirklichkeit erfährt und erst mal "dumm dreinschaut".

Schon in der Schule geht das los (anerzogenes Konkurrenzdenken, Brandmarkung von Anders- bzw. Eigen-Artigkeit, sog. Strebertum, usw.) und in den Vereinen geht es weiter.

Lernen und Veränderung ist gar nicht gewünscht, weil man sich dann erst einmal eingestehen müsste, dass evtl. Lösungen aus der Vergangenheit heute nicht mehr tragen, vielleicht sogar schon in der Vergangenheit ungeeignet waren. Dies einzusehen würde Scham(ängste)offenlegen. Sich Neuem stellen, würde zunächst mal Verunsicherung und evtl. Versagensängste (re)aktivieren. Nee, die will kaum eineR aushalten. Lieber Augen zu und durch. Lieber hoffen, wenn ein Totengräber ein Grab schaufelt, dass ein andereR zugebuddelt wird.

Lutz Hausstein 12. Januar 2010 um 13:45  

@ Anonym 11.01.10 21:56:

Einerseits muss man einmal in Betracht ziehen, dass da plötzlich absolute Medienlaien vor Publikum und Kameras in dem Wissen sitzen, dass ihnen vor den Fernsehern Millionen zuschauen. So etwas kann jemanden schon beeindrucken und zurückhaltend machen.

Zum Zweiten bekommen solche "Teilnehmer" meines Wissens nach dafür Geld. Wer am Ende des Monats die Tage zählt, um zu wissen, wielange er/sie noch mit Nichts auskommen muss, freut sich nicht darüber, einen zusätzlichen Betrag X zu bekommen und damit seine nächsten Probleme lösen zu können? Da erzählt man dann notfalls auch mal etwas, was nicht stimmt oder hält bei Lügen die Klappe. Hauptsache, man hat am Monatsende auch noch was zu Fr..., T´schuldigung, zu Essen. Verwerflich, aber nachvollziehbar.

Lutz Hausstein 12. Januar 2010 um 14:00  

@ Anonym 11.01.10 22:31:

Wer nicht mehr weiß, wovon er leben soll, geht kaum zu Demonstrationen. Erst recht nicht, wenn er z.B. 2004 ein halbes Jahr lang jede Woche gegangen ist und trotzdem hat sich nichts geändert. Er hat sein ganzes Geld zusammengekratzt, um mit Auto (sofern noch vorhanden) oder "Öffentlichen" hinzufahren, hat sich mit Tausenden Anderen getroffen und dennoch haben die Politiker und auch die Medien so getan, als ob gar nichts gewesen sei.

Er hat resigniert, ist ausgepowert, desillusioniert. Das System hat ihn zermürbt. Das System, welches großmundig "Demokratie" draufstehen hat, nämlich Herrschaft des Volkes, wo aber keine Demokratie drin ist.

Diejenigen, welche immer noch die Kraft haben, weiter dagegen zu kämpfen oder erst später hinzugestoßen und noch nicht "ausgebrannt" sind, müssen seinen Platz mit einnehmen. Denn er wird vermutlich keine Kraft und auch kein Vertrauen mehr besitzen, dies ein weiteres Mal in Angriff zu nehmen.

Nicht "ihm geht es noch zu gut", er kann einfach nicht mehr. Er hat sich zurückgezogen in seine letzte Bastion, seine 4 Wände, weil er sich keinen neuerlichen Stigmatisierungen mehr aussetzen möchte und weil er es sich schlichtweg nicht mehr leisten kann, diese zu verlassen.

Anonym 12. Januar 2010 um 14:47  

Ich möchte eine kurze Fragen an den Autor stellen: wie gesichert ist die Aussage, daß Uschi Kindergeld in der genannten Höhe kassiert?? ISt das ein theoretischer Anspruch oder kassiert sie tatsächlich?? Quelle??

Hermann

River Tam 12. Januar 2010 um 18:55  

@ Kassandra:

Dass Solidarität in Zeiten der Angst nachlässt bzw. sich auf nahe Angehörige und Freunde beschränkt, oder - das Gewissen beruhigend - bestenfalls als Spende für anonyme Opfer einer Naturkatastrophe daherkommt, ist doch erstmal normal – und schließlich der Grund dafür, dass etwa mit der Agenda 2010 und dem ständigen „Hartzie-Bashing“ genau diese von Angst durchtränkte Atmosphäre geschaffen wurde.
Sicherlich liegt ein Grund dafür, dass es keinen „wirklichen“ Aufstand gegeben hat, darin, dass der Druck des Schraubstocks zwar stetig gesteigert wird, aber zunächst (zumindest) für den Großteil der Bevölkerung in einem relativ geringem Tempo. Das gab Zeit, sich an den Schmerz zu gewöhnen und sich darüber hinaus der Illusion hinzugeben, dass der Abbau von sozialstaatlichen Errungenschaften doch sooooooooooo schlimm gar nicht sei. Wer von Anfang an härter betroffen war und schon 2004 auf die Straße ging konnte so vom Einzelnen als „Weichei“ wahrgenommen werden, dass sich der „nötigen Veränderung“ um jeden Preis entziehen wollte bzw. „nicht lernfähig“ sei.
Und genau hier muss ich Kritik üben.
Du schreibst: “Lernen und Veränderung ist gar nicht gewünscht, weil man sich dann erst einmal eingestehen müsste, dass evtl. Lösungen aus der Vergangenheit heute nicht mehr tragen, vielleicht sogar schon in der Vergangenheit ungeeignet waren. Dies einzusehen würde Scham(ängste)offenlegen. Sich Neuem stellen, würde zunächst mal Verunsicherung und evtl. Versagensängste (re)aktivieren. Nee, die will kaum eineR aushalten.“
Neues zu lernen erfordert wenigstens einen Punkt im Leben, der eine gewisse Stabilität mit sich bringt; an dem man Ruhe und Kraft finden kann, das Gelernte zu verdauen, es auf seinen Wahrheitsgehalt oder meinetwegen auch seine Nützlichkeit hin zu überprüfen und ins eigene Weltbild einfließen zu lassen (oder auch nicht). Genau dieser Pol fehlt heute. Die vollständigen und immer schnelleren Veränderungen, die in der Arbeitswelt bzw. der Gesellschaft mitgegangen werden müssen, erzeugen schon soviel Verunsicherung und Versagensängste, dass noch mehr Lernen gar nicht möglich ist und das in Frage stellen der eigenen Verhaltensmuster noch bedrohlicher wirkt, als es sowieso schon wäre. Die Leute sind einfach überfordert.

Anonym 12. Januar 2010 um 20:08  

Hallo carlo, mit nicht aufregen meinte ich lediglich, s e l b s t ruhig und gelassen zu bleiben auf Grund unseres sicheren Wissens, dass in diesen ekeligen verlogenen Pseudo-Diskussionsrunden eben nur verbale Schei.. abgesondert wird, die menschliche Vernunft und Erkenntnisfähigkeit permanent vergewaltigt...
Die dort vorgetragenen "Argumente" sind seit über 20 Jahren immer die gleichen, verlogen, heuchlerisch, häufig auch gar nicht so ernst gemeint...(siehe kassandras Beitrag!)lediglich immer wieder mal neu bebildert mit den neuesten BEREINIGTEN Statistik-Lügen über "Erfolge am Arbeitsmarkt", "robusten Arbeitsmarkt", "sinkenden Arbeitslosenzahlen"...., "Aufschwüngen" aller Art...
Daher muss man sich diese Laberrunden auch nicht mehr antun, ist es sinnvoller, sich z.B. das gesamte Zahlenmaterial der BA anzuschauen.
Dieses sagt über die wahren Zustände auf dem Arbeitsmarkt eine Menge aus.
Also nicht künstlich aufregen, vor allem nicht moraltriefend herumpoltern, sondern den Menschen ruhig und sachlich Fakten präsentieren und Hintergründe begreiflich machen, ganz ohne jede Bessserwisserei oder pseudo-akademischen Jargon.
In diesem Sinn kann man sehr häufig die Leute gut erreichen, sie animieren, wieder selbst zu denken, wieder den eigenen Kopf zu benutzen.
Zugegeben, etwas mühselig, aber längerfristig könnte es eines Tages nutzen, spätestens, wenn das Faß doch mal zum Überlaufen kommt!

Gruß Bakunin

Anonym 13. Januar 2010 um 11:50  

Es gäbe ja Alternativen zur momentanen Situation, z. Bsp. das BGE ( http://www.kultkino.ch/kultkino/besonderes/grundeinkommen ).

Warum das in den Medien keinen/kaum
Beachtung findet, kann ich mir nicht erklären. Unabhängige Medien in denen Werbung feilgeboten wird, sind vielleicht nicht so unabhängig, wie sie sich nennen.

Also alle die sich für gesellschaftliche Alternativen interessieren, sei das o.g. Film-Essay von Daniel Häni und Enno Schmidt empfohlen.

BGE für alle!

Kassandra 13. Januar 2010 um 14:03  

@ River Tam:

zu: "Die Leute sind einfach überfordert."

Hm, stimmt. Und nun?



Nachtrag zu meinem vorherigen Kommentar: Ich wollte keinem 'Aufstand' das Wort reden.

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