De dicto

Donnerstag, 27. August 2009

"Angela Merkel hatte entschieden, einen führenden Bankier unseres Landes ins Kanzleramt einzuladen...
[...]
Ein Blick über die Grenze zeigt: Eine solche Diskussion wie in diesen Tagen in Deutschland wäre in keinem anderen demokratischen Nachbarland vorstellbar."
- BILD-Zeitung, Béla Anda am 27. August 2009 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Da könnte Anda recht haben, es könnte zutreffen, dass in Nachbarstaaten nicht diskutiert, sondern gleich randaliert, gleich gegen die Staatsmacht vorgegangen würde. Man beachte hierbei Andas Wink mit dem Zaunpfahl: unsere demokratischen Nachbarländer. Demokratisch! Als wäre die Diskussion um das große Fressen dieser illustren Runde eine undemokratische, als wäre es der Demokratie schädlich, wenn man sich fragt, warum ein Bankier eine Geburtstagsparty auf Staatskosten erhalten muß. Als dürfe man davon nicht sprechen, wer alles geladen war; als dürfe man also nicht darüber sprechen, wie Politik, Wirtschaft, Medien und "Kulturbetrieb" (der Patron der Altherrenwitzigkeit Frank Elstner war auch zugegen) verschmolzen sind; als dürfe man vorallem nicht davon sprechen, dass Springer auch vertreten war - sogar doppelköpfig wie man hört (Friede Springer und Mathias Döpfner).

Wer sowas anspricht, wer sich sogar darüber aufregt, den macht Anda quasi spielend und nebenher zum Antidemokraten. Denn im demokratischen Ausland wäre es undenkbar, dass Menschen sich so entrüsten würden. Wer dagegenspricht, der ist nicht demokratisch. Demokratie ist, wenn alle die Schnauze halten! Und das tun die Menschen in den Nachbarländern sicherlich weniger als hier. Frankreich taugt sicherlich nicht dazu, als Hort von Andas Demokratieverständnis' durchzugehen. Und auch die immer noch liberalere Niederlande ist hundertprozentig nicht nach Andas Geschmack. Demokratisch zu sein bedeutet seit geraumer Zeit in diesem Lande, immer schön zu schweigen, wenn die großen Demokraten aus Politik und Wirtschaft ganz demokratisch die Demokratie mit Füßen treten. Schweigen ist Demokratie!

Es geht ihm und den Seinen auch nicht darum, Abendessen solcher Art zu demokratisieren. Sie sind eben nicht demokratisch, schon gar nicht in einer Zeit, in der bei Arbeitslosen, Rentnern, Kindern, Kranken und Hungerlohnangestellten jeder Cent achtmal umgedreht wird. Nach der Bundestagswahl läuft das Stillhalteabkommen zwischen Regierung und Wirtschaft aus - ebenso eine besonders demokratische Einrichtung, vielleicht beim Abendessen ersonnen, womöglich zwischen Kürbisquiche und gedämpftem Rinderfilet; eine Einrichtung, die die Regierung beschützen soll, Veränderungen in der politischen Landschaft verhindern. Nach der Wahl wird dann demokratisch entlassen, die öffentlichen Kassen werden bluten, was soviel heißt wie: jeder der auf öffentliche Kassen angewiesen ist, wird bluten. Jeder, das sind auch Arbeitnehmer, die zwar direkt erstmal nicht aus der Kasse erhalten, die aber trotzdem irgendwann auf öffentliche Kassen angewiesen sein könnten. Hochsensibel wirft man dann das Geld für Abendessen aus dem Fenster, mokiert sich noch darüber, dass der Pöbel sich darüber aufregt: wo ist denn da der Respekt der Menschen vor unseren Eliten und Leistungsträgern? Gönnt man uns denn nicht mal mehr ein Bankett? Sind die jetzt alle rot verseucht, sozialistisch angehaucht? Das treiben wir ihnen nach der Wahl schon aus!

Und Anda verrät uns mehr. Er ärgert sich nicht nur über die selbstauferlegten Sorgen der Menschen, wenn diese verärgert auf das Kanzleramt blicken und darin einen Korruptionstempel wittern, er ärgert sich vorallem darüber, weil er selbst schon oft geladen war zu solch geselligen Runden. Anders gesagt: Vielleicht hat er Angst, dass es bald keinen Kapaun mehr für ihn gibt. Anda weiß nämlich aus eigener Erfahrung zu berichten, behauptet er zumindest selbst. Er kenne solche Abendessen und wisse, dass die Beschlüsse beim ungezwungenen Essen auf Regelsatzniveau - jeder aufgetragene Teller kostet einen ALG II-Regelsatz - wirkungsvoller seien, als solche die offiziell gefasst würden. Das Stillhalteabkommen, sofern zwischen Fressen und Saufen erdacht, kann wahrscheinlich als Paradebeispiel herhalten. Was zu Tisch liegend beschlossen wird, das hält mindestens einen Verdauungsvorgang lang. Am Montag, den 28. September 2009, hat dieses Land ausverdaut...

30 Kommentare:

Anonym 27. August 2009 um 09:27  

Am Montag, den 28. September 2009, hat dieses Land ausverdaut...

.....dann wird zurückgeschissen!

Frank W. 27. August 2009 um 09:28  

Danke!
Ich weiß nicht ob es an meiner altertümlichen Vorstellung von Unrecht liegt, aber bei der Nachricht von der Geburtstagsfeier im Kanzleramt habe ich mich doch etwas hektisch umgesehen wo denn der wütende Mob ist der das keinesfalls einfach hinnehmen kann. Nur, da war niemand. Selbst hier im hessischen Radio wurde das Thema kurz angesprochen, dann vergessen. Ich kann mir auch vorstellen was für Themen dort "beratschlagt" werden, zwischen feinem Essen und erlesenen Gästen. Sicherlich berät man wie man die nahenden sozialen Unruhen abwenden kann - mit Waffengewalt eben. Es ist viel zu natürlich in diesem Land geworden daß die "Elite" noch auf Kosten der Steuerzahler feiern darf, nein, MUSS.

Anonym 27. August 2009 um 10:08  

Hut ab,

ich kann mich noch an jenes fiktive Dinnergespräch zwischen dem Gewerkschaftsheini und dem Arbeitgebervertreter erinnern. Und jetzt kommt doch tatsächlich diese "Ein Abend mit der Kanzlerin" Geschichte. Deine Beiträge waren ja schon immer scharfsinnig und mit der gehörigen Portion Esprit, aber langsam nehmen sie schon fast prophetische Ausmaße an.

Ja Roberto, du machst mir Angst
Vieleicht sollte eine Auszeit von ad sinistram nehmen.:-)

otti 27. August 2009 um 10:08  

Demokratie heißt offenbar Schweigen der Verantwortlichen

Aus einem Schreiben an den baden-württembergischen Justizminister:

„Was nun Sie selbst betrifft, so können wir Ihr Verhalten bzw. das der Ihnen untergeordneten Beamten mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung nicht in Einklang bringen. Einge Gesichtspunkte wollen wir
Ihnen in Stichworten aufzeigen:
• Demokratie ist Rede und Gegenrede. Nicht zu antworten ist unzweideutig undemokratisch.
• Demokratie und Rechtsstaat bedarf der Transparenz. Aufgeworfene Fragen oder Probleme sind durch eine sachgerechte Auseinandersetzung im Sinne einer Kultur des engagierten, informierten und informierenden sowie ehrlichen, das heißt, redlichen Dikurses zu lösen. Von Ihnen, als Politiker, kann der sich an Sie wendende Bürger erwarten und muss es auch einfordern, dass die bei ihm durch
den Staat verursachten Probleme sach- und fachgerecht gelöst werden.
• Eine Kultur der Sprachlosigkeit, eine Unkultur des Schweigens und des Wegsehens, wie in Ihrem
gesamten Apparat praktiziert (von der Zweigstelle bis zur Generalstaatsanwaltschaft und der
Ministerialbürokratie), erschüttert die Grundfesten unserer gemeinsamen freiheitlich demokratischen
Ordnung. Das Vertrauen des Staabürgers geht verloren. Der Staat verliert seine Legitimität. Der Rechtsstaat wird zum kriminellen Rechtsstaat, verkommt zum Unrechtsstaat.
• „Glaubwürdigkeit entsteht durch Wahrhaftigkeit, durch Übereinstimmung von Wort und Tat und durch Sachkompetenz.“ Vertrauen entsteht dann, wenn die Großen genauso – im übertragenen Sinne – gehängt werden, wie es bei den Kleinen in diesem sogenannten Rechtsstaat seit jeher praktiziert
wird.
Der in Anführungszeichen gesetzte Satz und einige weitere Gedanken wurde übrigens einem Büchlein
Roman Herzogs entnommen (Freiheit des Geistes, Reden zur Kultur; Hrsg. Manfred Bissinger).“

http://www.souebbes.de/muGoll2006.pdf


Zur Erklärung für die, die das Pdf-Dokument herunterladen: In Creglingen nahm der Holocaust seinen Anfang. Dort wurden Juden zu Tode geprügelt – im Rathaus! Natürlich folgenlos für die Mörder – rechtsstaatlich gesehen.

Anonym 27. August 2009 um 10:18  

tja, die damen und herren springer haben halt eine andere, bessere vorstellung von demokratie. demokratie next level, 2.0. das kann doch der kleine pöbel gar nicht erfassen, da ist er gar nicht imstande zu!

nein nein, das BILD, das springer von der demokratie hat, ist fabelhaft und richtig.

puh jetzt muss ich mir aber den mund auswaschen.

persiana 27. August 2009 um 10:19  

Ich warte ja immer noch auf das Protestgeschrei wegen der 480 Milliarden, die den Banken nachgeworfen wurden, und von denen man zum großen Teil noch nicht einmal weiß, wohin das Geld überhaupt gegangen ist, weil nur das Geld, das an börsennotierte Banken gegangen ist, veröffentlicht werden durfte. Soweit ich weiß, ist das nicht einmal die Hälfte. Wo die anderen 200 Milliarden gegangen sind weiß man nicht.

Bis jetzt habe ich aber noch keinen Protest gehört. Dabei lief doch die Sendung im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Millionen Menschen müssen das gesehen haben. Und nichts passiert...

Anonym 27. August 2009 um 10:20  

Springers waren zu dritt. Kai Diekmann war auch dabei.

romano 27. August 2009 um 10:20  

die Menschen wählen ihre Wünsche. Was wünschen sich viele mehr als so ein Vornehmes Dinner?
Der September wird aus meiner Sicht nichts besonderes werden. Weder Schwarz-Gelb noch Rot werden besonders hervorstechen. Es bleibt beim Alten. Für die Konservativen wird die SPD als Steigbügelhalter benötigt. Sie hält die Massen ruhig. Und Steinmeier gefällt sich als Außenminister. Da kann er herumgrübeln und auf intelligent und staatsmännisch tun. Er hat sich ja auch ein junges Team aus Karrieristen zusammengestellt, die zu Dank verpflichtet sind gegenüber dem großzügigen Staatsmann. Nur typisch, on the fly werden sozialdemokratisch gewachsene Strukturen von einer neuen Mentalität der individuellen Erfolgsbilanz ausgehöhlt und abgelöst. Man nutzt die ideologisch leer gewordenen Parteistrukturen für die Karriere. Und sie eignen sich wunderbar, lauter vorgefertigte Aufstiegsleitern.

Unterdosis 27. August 2009 um 10:21  

Mal andersrum gedacht - haette Béla Anda Recht, und waere diese Diskussion wirklich in keinem demokratischen Land moeglich, folgert daraus logischerweise - dass unser Land nicht (mehr?) demokratisch ist. Oder?

potemkin 27. August 2009 um 10:34  

Das 'Abendessen' war wohl eher eine Kabinettsitzung der eigentlichen Regierung, abhörsicher und ohne die störende Anwesenheit jener Ministerriege, die für die Menschen 'draußen im Land' mehr oder weniger gekonnt "Regierung" spielen.

Anonym 27. August 2009 um 11:00  

[...] Demokratie ist, wenn alle die Schnauze halten! [...]

Demokratie ist die Diktatur der (medial erzeugten) Mehrheit. – Es reicht also, wenn die Minderheit die Schnauze hält!

MfG
Maverick

Peinhard 27. August 2009 um 11:02  

"Es war überhaupt keine Privatparty für Herrn Ackermann. Es war eher eine Informationsveran­staltung für Frau Merkel."

Wolfgang Nowak, Leiter der Alfred Herrhausen Gesellschaft der Deutschen Bank im ZDF-»heute journal«

Anonym 27. August 2009 um 11:05  

Auch Kai Diekmann war wohl anwesend, Springer war damit gleich dreifach vertreten.
Damit erklärt sihc natürlich die Berichterstattung in 'Bild'

Wolfgang Buck 27. August 2009 um 11:11  

Was mir an dieser “Geburtstagsfeier” ganz besonders aufstößt wird seltsamer Weise nirgends Thematisiert:

Frau Merkel ist die Parteivorsitzende der CDU und hat in dieser Funktion von der Deutschen Bank allein im ersten Halbjahr diesen Jahres 1,3 Millionen Euro Parteispenden erhalten. Die Zahlen des letzten Jahres waren siche nicht geringer.

Herr Ackermann wiederrum hat im ZDF Interview selbst davon geredet das Essen sei “ein kleines Dankeschön” der Kanzlerin an ihn gewesen. Ein kleiner Dank zwischen “Amigos” den wir Steuerzahler finanzieren durften.

Das ganze hat für mich ein sehr unschönes G`schmäckle. Haben denn alle Medien angst, sie könnten in die kommunistische Schmuddelecke gestellt werden, wenn sie auf solche Zusammenhäge hinweisen oder gibt es eine stillschweigende Vereinbarung, unserer Hoheit, der Kanzlerin nicht ans Bein zu pinkeln?

ad sinistram 27. August 2009 um 11:27  

Ach, Diekmann war auch da? Dachte, das wäre der Dackel von Friede gewesen...

Peinhard 27. August 2009 um 11:45  

Während die 'Nation' mit Skandälchen unterhalten wird (die nur illustrieren, was jedem eigentlich längst klar sein sollte), passiert so nebenbei folgendes:

"Nach der gestrigen Sommerpausen-Sondersitzung sollen die vier von SPD, Union, FDP und Grünen befürworteten neuen Begleitgesetzentwürfe zum Lissabon-Vertrag am 8. September vom Bundestag beschlossen und am 18. vom Bundesrat durchgewunken werden, so dass sie am 1. Oktober in Kraft treten."
Telepolis

Was eigentlich nichts anderes heisst als dass der Haufen, den wir da gerade erneut zusammenwählen sollen, wirklich nichts mehr weiter als einen Kanzler(innen)wahlverein darstellt. Die verbliebene 'Gesetzgebungskompetenz' wird sich also noch mehr als bisher auf Rauchverbote udgl beschränken... BVerfG? Wenn keiner mehr klagt...

Anonym 27. August 2009 um 11:59  

Naja Friede, Döpfner und das kleine Ekel mit den gegelten Haaren und der Brille haben sich doch köstlich amüsiert und jetzt wird ihnen das madig geredet.

Da muss man den dummen Pöbel natürlich erstmal dazu erziehen dass sowas in Ordnung geht (Ullas Dienstwagen aber natürlich nicht). Und irgendwann regt sich keiner mehr auf und findet auch dass sich unsere hart arbeitenden "Leistungsträger" mal eine fette Party auf Steuerzahlers Kosten gönnen können.

Nach 480 Millarden für die Banken kommt es ja auf die paar Kröten auch nicht mehr an oder?

klaus baum 27. August 2009 um 12:04  

ich habe jetzt den kompletten text noch nicht gelesen, auch nicht die "leserbriefe", aber springer war als trias zugegen. kai diekmann war auch dabei.
heute morgen in der presseschau des deutschlandfunks gab es eine witzige rechtfertigung dieser party durch die welt. die kanzlerin habe mit dieser einladung bewiesen, dass sie kontakt zur wirklichkeit hält. wenn also jemand die wirklichkeit der welt repräsentiert, dann sind es die eingeladenen führungskräfte der republik. hahahahahaha

Manul 27. August 2009 um 12:25  

Vor paar Tagen stand hier auch ein schöner Artikel, der auch gut zu dem hier passen würde. Darin ging es um die andere Perspektive eines jeden einzelnen und was dann als Zumutung empfunden werden darf und was nicht. Im Grunde genommen fürchten sich die Eliten schon länger, schon vor paar Jahren habe ich mal einen Artikel über eine Umfrage unter den Führungskräften in der FTD gelesen, wonach sich die Mehrheit unter ihnen am meisten vor sozialen Unruhen fürchtete. Da haben die meisten von der Immobilienblase noch gar nichts gehört (die aber schon langsam am schwellen war), aber schon war wohl einigen bewusst, dass das, was da jahrelang getrieben wurde, irgendwann den Unmut der Allgemeinheit trifft.

Jetzt sitzt das Establishment zusammen und fürchtet sich noch mehr und deshalb stilisieren ihre Hofblätter jeden Widerstand als antidemokratisch, kriminell und was weiss ich nicht alles, wohlwissend aber, dass wir normale Bürger zur Zeit alle guten Gründe haben, um gegen diese Politik zu protestieren - ja, sogar die besten seit Jahrzehnten. Genau das sucht man zu verhindern, genau wie eine (noch) mögliche Politikänderung, indem man einfach die Gegenseite - egal, wer es ist - mit Schmutz vermischt und als Schmuddelkinder darstellt. So gestaltet sich auch der Wahlkampf, in dem die Hofpresse, wie die Bild, im Prinzip nur verhindert, dass ein wirklicher Wahlkampf um Ideen für unsere Zukunft geführt wird. Das ist die vielzitierte Berlusconisierung der Presse, die nur noch über Skandale der Regierenden schreibt, aber nichts über die Politik.

Demokratie ist eben nicht mehr Demokratie und heute reden viele über Demokratie, meinen aber eine autokratische Oligarchie, wie sie durch solche Dinner manchmal fürs Pöbel unübersehbar wird. Sie ist zwar auch schon Jahrzehnte alt, aber dadurch, dass korrupte Politiker die Schranken aufgehoben haben, ist sie nun dabei das gesamte Wirtschaftssystem nachhaltig zu zerstören und zieht dabei ganze Staaten mit. Das stellt die Fronten sich unversöhnlich gegenüber, eine friedliche Einignung kann so auch nicht mehr erreicht werden. Künftig geht es auch in der erster Linie darum dem Wort Demokratie eine neue Bedeutung zu geben und Ruhe ist das Letzte, was man brauchen kann in einer Welt, die immer mehr in Richtung Faschismus abgleitet und in der sich hauptsächlich Ideenarmut und Dummheit breit macht.

Frank W. 27. August 2009 um 12:39  

Dann soll sie sich doch mal meinen arbeitslosen Nachbarn einladen. Manchmal höre ich abends recht laut was der von der Merkel hält. Für diese Art Wirklichkeit bräuchte sie dann aber einen Geleitschutz und mehr Aussagekraft als ein prunkvolles Essen.
Jedoch, die Wahrheit ist es doch. Diese Personen bestimmen die Wirklichkeit. Der eine berät während der Finanzkrise wohin man möglichst schnell Geld hinschiebt damit die Banker die nächste Party im Club nicht verpassen, die anderen machen der Mehrheit durch dumpfe Widerholung immer wieder wie wichtig sowas ist. Das erst was mir mein Lehrer damals beibrachte ist, das durch ständige Widerholung das Widerholte irgendwann fest sitzt... Da kann man noch so sehr wissen daß die BILD ein Lügenblatt ist. Wirken tut es dennoch.

pillo 27. August 2009 um 15:00  

@Peinhard
"Es war überhaupt keine Privatparty für Herrn Ackermann. Es war eher eine Informationsveran­staltung für Frau Merkel."

An dem Terminus der Informationsveranstaltung könnte sogar was Wahres dran sein. Die Herren Wirtschaftsbonzen werden die Gelegenheit schon genutzt haben, der Kanzlerette einmal mehr "die Spur einzustellen".

Die Feier fand ja bereits im April 2008 statt. Wenige Monate später war es genau jener Josef Ackermann, der maßgeblich daran beteilgt war, dem Hosenanzug im Kanzleramt die HRE als systemrelevant und den Bankenrettungsschirm als unausweichlich zu verkaufen.

Diese Feier, wie auch Ackermanns freimütige Auskunft darüber, beweisen einmal mehr, wie entrückt die selbsternannten Eliten mittlerweile schon sind und vor allem, wie sicher sie sich fühlen. Man darf getrost davon ausgehen, daß die Ackermann-Fete im Kanzleramt nicht die Erste und mit Sicherheit nicht die Letzte ihrer Art war.

Das dem so ist, liegt aber auch ein Stück weit an uns. Wir lassen dieses Gesindel doch in allem was es tut gewähren. Außer ein wenig Murren und Maulen passiert nichts. Müssen sie uns fürchten? Müssen die selbsternannten Eliten Angst vor Demonstrationen, Unruhen oder gar Rebellionen haben? NEIN! Die große Mehrheit der Michel wird die politisch Verantwortlichen demnächst sogar noch in ihren Ämtern bestätigen.

Übrigens, neben den drei Vertretern von Springer war auch noch Frank Schirrmacher anwesend, Herausgeber der Bild für etwas Intelligentere (FAZ) sowie diverser pseudowissenschaftlicher Bücher.

Peinhard 27. August 2009 um 15:40  

@pillo

"An dem Terminus der Informationsveranstaltung könnte sogar was Wahres dran sein."

Keine Frage. Und eigentlich hätte genau diese freimütige Aussage des Herrn Nowak das Zeug gehabt, aus dem Skandälchen (Topfschlagen im Kanzleramt, na und?) einen Skandal zu machen oder zu ein paar grundlegenden Betrachtungen zu kommen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall und die Äusserung wird noch als 'Entschuldigung' bzw als Korrektur zum 'ganz Normalen' hin akzeptiert... Nein, hier gibt es wirklich nichts zu fürchten, jedenfalls nichts Zielgerichtetes geschweige denn Zielführendes.

hedera 27. August 2009 um 17:33  

Da kann sich dieser kleine gediegene Zirkel hier auf den Kopf stellen, am 27. Sept. wird die nach Marx "revolutionärste Klasse", nämlich die Arbeiterklasse, wieder CDU wählen oder was genau so schlimm ist, gar nicht zur Wahl gehen. Und nach der Wahl werden sie ihre Arbeitgeber darum bitten, für etwas weniger Geld arbeiten zu dürfen, damit es dem Chef nicht zu schlecht geht. Das bekommen Ackermann und das Merkel schon hin.
Der Anfang ist ja schon gemacht.

pillo 27. August 2009 um 18:11  

@Peinhard
"Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall und die Äusserung wird noch als 'Entschuldigung' bzw als Korrektur zum 'ganz Normalen' hin akzeptiert..."

Diese offensichtliche Kungelei zwischen Wirtschaft und Politik scheint tatsächlich schon kaum noch jemanden zu stören. Gleiches gilt übrigens für die Kungelrunden zwischen Politik und Medien, auch Hintergrund- bzw. Hinterzimmergespräche genannt.

Ist dieses Volk wirklich schon so abgestumpft und lethargisch? Ist der gesellschaftliche Rollback schon so weit vorangeschritten? Sind das die Auswirkungen einer jahrelangen Beschallung mit neoliberaler/neokonservativer Propaganda oder zeigt der schlafmützige Deutsche Michel nur sein wahres Gesicht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß es mich unendlich traurig und wütend zugleich macht.


nachdenkliche bis verzweifelte Grüße

pillo

Robert Reich 27. August 2009 um 18:18  

Früher war alles ganz anders! Da trafen sich angehende Kanzler im Hause des Bankers, z.B. bei Freiherr von Schröder.

Siegfried 27. August 2009 um 18:44  

Manueller Pingback (von meinem Artikel von gestern): http://www.rorkvell.de/news/2009/Das_grosse_Fressen.html.de

Frank F. 27. August 2009 um 19:55  

!!! Ich warte ja immer noch auf das Protestgeschrei wegen der 480 Milliarden, die den Banken nachgeworfen wurden, und von denen man zum großen Teil noch nicht einmal weiß, wohin das Geld überhaupt gegangen ist, weil nur das Geld, das an börsennotierte Banken gegangen ist, veröffentlicht werden durfte. Soweit ich weiß, ist das nicht einmal die Hälfte. Wo die anderen 200 Milliarden gegangen sind weiß man nicht.

Bis jetzt habe ich aber noch keinen Protest gehört. Dabei lief doch die Sendung im öffentlich rechtlichen Fernsehen. Millionen Menschen müssen das gesehen haben. Und nichts passiert... !!!


Recht hast Du, persiana!!

Vielleicht liege ich ja falsch, aber ich werte die neue "Ackermann-Show" z.T. auch als Ablenkungsmanöver, u.a. um Frust und Wut in der Bevölkerung zu kanalisieren und um von den wirklich großen Brocken abzulenken.

Merkwürdige Dinge geschehen in diesem Land. Während Leute Kraft und Energie verschwenden, sich in demokratischer Manier über Begebenheiten zerreißen, die längst alltäglich geworden sind, werden selbige - in höchst undemokratischer Manier - Stück um Stück weiter enteignet...

Es sind die merkwürdigen Dinge selbst, der wir unser Hauptaugenmerk schenken sollten. Auch wenn diese natürlich aus den längst alltäglichen Begebenheiten resultieren.

Gerade wegen der berechtigten Kritik und Wut über die Verflechtungen der Mächtigen und um die Relation und Größenordnung zu wahren: Müßte nicht angesichts der unvorstellbaren Milliardensummen eigentlich ein kollektiver Protest und Aufschrei vom Ausmaß eines gewaltigen Gewitters über dieses Land niedergehen??

Wäre nicht eine riesige Streikwelle - quer durch alle Schichten der Bevölkerung - das Gebot der Stunde??

on the roof 28. August 2009 um 02:20  

wie es in einer bekannten Wochenzeitung steht: Sorgen sollte uns vielmehr die Tatsache bereiten, dass die Herrschenden nicht mehr zu Feiern verstehen. Denn eine herrschende Klasse, die sich zu amüsieren versteht, ist weit eher bereit, auch dem Pöbel etwas Amüsement zuzugestehen, wenn sie sich denn überhaupt für dessen Treiben interessiert. Die gehässige und bürokratische Pedanterie, mit der Hartz-IV-Empfänger schikaniert werden, ist ein Ausdruck der gleichen Haltung, mit der SPD und „Die Linke“ nun über Ackermanns Schnitzel quengeln. Es ist wie bei den US-Evangelikalen, die besessen sind von dem Gedanken, jemand anders könnte gerade den Sex haben, den sie selbst sich verbieten. Weil sie selbst sich nicht amüsieren können, ertragen sie nicht, wenn jemand anders es ihrer Ansicht nach tut. Noch dazu ohne sie.
Quelle:http://jungle-world.com/heuteblog/553/
dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen

Geheimrätin 28. August 2009 um 10:41  

so ein bullshit!

jetzt werden LINKE schon mit Evangelikalen gleichgesetzt.

Knut Aktuell 29. August 2009 um 14:00  

Gegen die Mafia kann man sich wehren. Was aber, wenn der Staat die Mafia ist?

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