Jung und feige

Mittwoch, 8. Juli 2009

Die Tapferkeit, gerade jene vor dem Feinde, ist wieder salonfähig geworden in dieser Gesellschaft. Zumindest arbeitet man darauf hin, sie wieder zum Diskussionsstoff auf rauschenden Festen und Bällen unserer Eliten zu erheben. Es ist Ihr Verdienst, ungeliebter Herr Jung, wenn Herrschaften von Rang und Namen - sie im Abendkleid, er im Smoking - mit militärischen Vertretern parlieren, dabei den heldenhaften Mut „unserer Jungs“ loben und voller Ehrfurcht der blutigen Geschichten lauschen, die man sich dann an solchen Abenden, die übrigens dann auch mit Uniformen und allerlei Orden durchzogen sein werden, über sich ergehen lassen muß. Ja, Sie sind der Verwirklicher und Visionist der uniformierten Gesellschaft, einer Militärgesellschaft, in der wieder Märsche gespielt und Orden poliert werden dürfen. Ein billiger Visionist freilich, weil Sie ja eigentlich keine Visionen haben, sondern nur ordinär im preußischen Geschichtsbuch herumblätterten, um historische Leichname wiederzubeleben – aber zu mehr reicht es scheinbar in jenen gesellschaftlichen Regionen, in denen Sie, Herr Jung, paradieren, ohnehin nicht mehr.

Sie lassen also Orden verteilen, mit denen die soldatische Tapferkeit hervorgehoben werden soll. Was zudem auffällt ist, dass Soldaten nicht mehr getötet werden, nein, heute fallen sie wieder – und es ist eine Frage der Zeit, wann man sie erneut blumig im Felde zurückläßt. Stellen Sie sich nur vor, Herr Jung, das Publikum würde begreifen, dass Tapferkeitsorden direkt mit dem Tode verbunden sind. Das wäre für Sie eine Katastrophe! Denn vom gestanzten Blech tropft das Blut nur so herunter. Afghanisches Blut ebenso wie deutsches, menschliches wie tierisches, Greisenblut wie Kinderblut, weibliches und männliches – die Tapferkeit des Soldaten, die Erbarmungslosigkeit des Krieges, kennt keinen Unterschied. Die von Ihnen postulierte Tapferkeit ist die große Gleichmacherei des Schlächterhandwerks - Gleichmacherei im Namen der westlichen Gesellschaft, der Gesellschaft des gelebten Individualismus. Und weil dem so ist, weil der rote Lebenssaft nur so rinnt, sterben eben keine Soldaten mehr, sie werden nicht einmal getötet oder gar zerrissen oder enthauptet, nein, sie fallen, sie fallen einfach um. Das wirkt unblutig, wenn gefallen wird, als habe einfach das Herz zu schlagen aufgehört. Dies ist die Tapferkeit deutscher Soldaten, sie fallen unspektakulär – paßt irgendwie nicht zusammen, es ist schwer, einem (hin-)fallenden Soldaten Tapferkeit attestieren zu wollen. Aber Sie werden schon nicht wissen, was Sie da tun.

Nun häufen sich ja die Berichte, wonach sich die Bundesregierung, deren Bestandteil Sie ja auch sein sollen, verstärkt auf soziale Unruhen einstellt. Nebenher fordern Leute aus Ihren Reihen, die Bundeswehr, dieses Heer tapferer Krieger, verstärkt ins Inland zu holen. Was darf man sich denn erhoffen, Herr Jung? Wie läuft das dann? Wenn meinesgleichen auf die Straße tritt, verärgert und im Gefühl des Verarschtwerdens und -seins, vielleicht sogar mit knurrendem Magen, wenn dann Soldaten auflaufen, Gewehr im Anschlag, mutig auf Köpfe, heldenhaft auf Bäuche, tapfer auf Aorten zielend - werden Sie dann auch Medaillen verleihen? Wie ist das, Herr Jung, wenn ein pflichtbewusster Soldat mir, dem protestierenden Teilnehmer eines Massenmarsches, todesmutig auf meinen Oberschenkel zielt, dabei versehentlich meine Schädeldecke durchlöchert? Bekommt ein solcher Kerl die Tapferkeitsmedaille? Weil er meine Person, Vater zweier Kinder, aus der Welt geschossen hat? Gilt dies auch noch, wenn herauskommt, dass er eigentlich nicht tapfer meinen Kopf durchschießen wollte? Und habe ich, das heißt meine Erben, Anteil an der Bonusprämie? Ohne mich hätte es ja dann diese Tapferkeit gar nicht gegeben...

Also, wie ist es nun, Herr Jung? Wenn Sie es für notwendig erachten, deutschen Soldaten fern der Heimat, im Kampf gegen eine schlecht ausgerüstete Miliz, eine Handvoll Streithammeln, zu ehren, dann müßte doch der deutsche Soldat an der Heimatfront, Auge in Auge mit Hunderttausenden oder Millionen von Demonstranten, mit dieser Übermacht des Feindes, erst recht honoriert werden. Und natürlich darf geschossen werden! Tapferkeit setzt das voraus. Und wie ist das dann eigentlich, wenn ein Taliban in Afghanistan einen deutschen Soldaten meuchelt? Wie ist das eigentlich, wenn man einen Tapferen ermordet? Ist man dann nicht tapferer als der Tapfere? Gilt dies dann auch für Demonstranten sozialer Unruhen? Oder nennen Sie das dann Heimtücke, Herr Jung? Und überhaupt: Ist nicht der Wüstentaliban ein artverwandter Typus des deutschen Straßentaliban, der demonstrierend an der Obrigkeit rüttelt?

Ich kann mir jedenfalls nicht helfen, für mich sind beide, meuchelnder Taliban oder tapferer Soldat, mörderische Bestien. Und dann diese Uniformen! Mich erinnert das alles an Zeiten, die ich nur von Bildern her kenne. Es ist sicher unfair, einem jungen Kerl in Uniform die deutsche Geschichte unter die Nase zu reiben. Er ist viel zu jung und zu naiv – Sie nennen das freilich tapfer, was ich naiv nenne – um zu begreifen, dass er im Bunde steht mit uniformierteren deutschen Zeiten. Nein, das wäre unfair. Aber unfair ist es auch, dass ich mich in der Nähe solcher Uniformen krank fühle, am liebsten flüchten möchte, Angst bekomme. Wenn ich eines Tages, wenn das Pulverfass Deutschland doch innerlich scheppert, auf die Straße gehe, mich einreihend in eine soziale Unruhe, mich einer Legion von Uniformen entgegenwerfe – Herr Jung, bin ich dann nicht tapfer, weil ich meine Angst, meine Uniformen-Phobie, überwunden habe? Bekomme ich dann aus Ihrer Hand einen Orden?

Sie indes bekommen keinen Orden, denn Sie sind ein Angsthase. Bei Ihnen wird nicht mehr gestorben, bei Ihnen wird gefallen. Sie haben keinen Mut zur Wahrheit, keinen Mut, die Dinge beim Namen zu nennen. Ein solcher Schisser bekommt keine Orden. Sie sind, wenn man es recht bedenkt, der falsche Charakter, um Tapferkeiten zu ehren. Sie sprechen auch nicht von den vielen zivilen Opfern solcher Einsätze. Sie schweigen, haben den Schneid nicht, das afghanische Blut in aller Öffentlichkeit aufzuwischen. Stattdessen tun Sie so, als gäbe es eine solche Blutlache gar nicht. Und dann nennen Sie diesen Einsatz eine Friedensmission – glauben Sie ernsthaft, es macht die Frauen, Kinder und Männer glücklicher, wenn sie wissen, dass sie eine verirrte (oder zielgerichtete?) Kugel im Namen des Friedens getroffen hat? Nein, jemand wie Sie erhält keine Orden, keine Tapferkeitsauszeichnungen. So wie einst Tapferkeit ausgezeichnet wurde, so wurde Feigheit bestraft. Bestrafen Sie sich selbst, Sie armseliger Feigling, treten Sie zurück! Und zuvor überreichen Sie dem afghanischen Volk die Tapferkeitsmedaille - und zwar dafür, dass es seit Jahren zu ertragen hat, von der westlichen Welt tyrannisiert zu werden; dafür, dass die Weltöffentlichkeit das Sterben unschuldiger Afghanen als Kollateralschäden abtut; dafür, dass kleinmütige Schreibtischfeldherrn wie Sie, von Friedenseinsätzen sprechen, während das Blut des Krieges die staubigen Straßen Afghanistans rötet.

Feigheit wurde in Kriegszeiten - und im Krieg sind wir - drakonisch bestraft. Das würde ich nie fordern, denn auch Sie, als personifizierte Furchtsamkeit vor dem Herrn, dürfen in den Genuss der Menschlichkeit kommen. Hasenfüße sind mir als Menschen oftmals sogar viel lieber, nur dürfen sie dann nicht auf solchen Positionen nisten, wo sie sich mit gespieltem Draufgängertum selbst verleugnen müssen. Also, Herr Jung, Ihre Konsequenz? Achso... Sie bleiben feige auf Ihrem Sessel kleben – das war zu erwarten, Sie Held!

18 Kommentare:

Anonym 8. Juli 2009 um 11:43  

Müsste Herr Jung sich selbst nur für einen Tag in die Gefahr begeben, wie sie die Soldaten ertragen müssen, die Bundeswehr würde am nächsten Tag aus Afghanistan abgezogen. Keine Frage: diese Soldaten haben jede Medaille zehnmal mehr verdient als die Bundeskanzlerin ihre sämtlichen Auszeichnungen wie den Karlspreis und irgendwelche Honorarprofessuren usw.

Tapferkeitsmedaillen stellen die Soldaten jedoch nur noch mehr in den Dienst der militärischen Tötungsmaschinerie. Anstatt die gesunde Skepsis gegenüber der Staatsgewalt zu fördern, wird die irrationale Aufopferung für das eigene Volk belohnt. Das hat etwas von den islamistischen Selbstmordattentätern und den japanischen Kamikaze-Fliegern.

Christophe 8. Juli 2009 um 12:20  

Man sollte genau auf die Sprache in diesem unserem Zeitalter der "extensiven Rohstoffsicherung" achten: Der Gegner im fernen Afganistan ist feige und hinterhältig. Man erinnert sich unwillkürlich an den Dictus der Goebbels-Propaganda: Dort waren die 'angloamerikanischen Terrorangriffe' genauso benannt worden.
Wir und unsere alliierten Verbündeten nehmen den Gegner ganz legal fest, ganz so, wie das eben auch bei uns mit Kriminellen passiert, während die Terroristen Soldaten entführen, was bekanntlich eine Straftat ist. Solche Art Sprache hilft, etwaige Unsicherheiten bezüglich der Legitimität von Auslandseinsätzen auszuräumen. Und wo wir gerade bei dem Gegensatz tapfer-feige sind: Es ist vielleicht nicht sinnvoll, in ein mit Sprengstoff gefülltes Auto zu steigen und sich neben einen gegnerischen Militärfahrzeug in die Luft zu sprengen, aber feige ist es gewiss nicht!

Lesefuchs 8. Juli 2009 um 13:52  

Sollte die Bundeswehr im Inland, bewaffnet und mit scharfer Munition eingesetzt werden, kann ich keinen Unterschied mehr zu den "bösen" Grenzsoldaten der DDR erkennen. Dann schießen wieder Deutsche auf Deutsche!!! Dann kann es, wie früher, wieder vorkommen das der Sohn seinen Vater, der Bruder seinen Bruder oder Nachbar seinen Nachbar erschießt. Darüber sollten sich die Bundes(wehr)bürger im Klaren sein!
Mal sehen ob das den "oberen Herren" bewußt ist.

epikur 8. Juli 2009 um 13:54  

Michael Moore hat in seinem Film "Fahrenheit 9/11" schon betont, dass es sehr viel feiger ist, aus sicherer Entfernung - und ohne das eigene Leben dabei zu verlieren - mit einem Kampfflugzeug Bomben abzuwerfen, als sich mit einem Flugzeug selbst in die Luft zu jagen.

Feige/tapfer sowie Terrorist/Widerstandskämpfer sind typische propagandistische Vokabeln, die nur dem Versuch dienen die eigenen Handlungen zu legitimieren.

Rainer 8. Juli 2009 um 13:59  

Jung hat in diesem Krieg einen treuen Vasallen: Struck. Der möchte den abgehalfterten Hamid Karzai zur Rechtfertigung des Blutvergießens vor den Deutschen Bundestag laden: welch ein Trauerspiel.

landbewohner 8. Juli 2009 um 14:34  

nein herr anonym, ich denke, wer sich um des schnöden mammons oder aus purer unwissenheit in ein fremdes land schicken lässt - mit waffen!!! - eine einladung lag nicht vor, um dort zivilisten zu töten - wenn auch nur so nebenbei- und die interessen des nationalen und internationalen großkapitals zu lasten der einheimischen bevölkerung zu vertreten bzw. durchzusetzen, der hat weder orden noch medaille verdient. und nicht zu vergessen: die überwiegende mehrheit der bevölkerung möchte nicht! am hindukusch krieg führen lassen. und wer hätte eigentlich als einziger das recht, darüber zu entscheiden ob , wann und wo deutsche soldaten eingesetzt werden dürfen???
wers noch etwas makabrer mag, dem empfehle ich die artikel verdienstorden und heldenkinder in meinem blog.

romano 8. Juli 2009 um 14:55  

Nun haben die Grünen wieder ein Telos in ihrem Dasein. Eine Tapferkeitsmedaille für den Privatzoo erreicht im Kampf für die bessere Welt.
Die Jahre der Gewaltaskese sind vorbei, Kamerad Joseph hat die Kräfte befreit und Klarheit in das grüne Dasein gebracht: hier die Ziele, da die Mittel und dort die Hindernisse der Ziele.

Bei Jung wundert mich das ganze Procedere weniger. Zum harmonisiert er ideologisch mit der expansiven Rohstoffsicherung sehr gut, zum anderen führt er nur fort, was Joseph Fischer und Gerhard Schröder angefangen haben. Es ist freilich schade, dass die spezifisch deutsche Kriegsenhaltung der letzten Jahre nun immer mehr über Bord geworfen wird und der erhitzte und nervöse Nisus deutscher Industriekapitäne die geeignete ideologische Enge gefunden hat, um offensiv zu werden. Man hat offensichtlich das Warten satt, man ist der Enthaltung und der schönen Worte überdrüssig, man erträgt die hochgehaltene Moral nicht mehr, während die anderen hämisch den Planet nach Lust und Laune in gewinnbringende Akkumulationsdynamiken integrieren. Man will wohl endlich auch im Geld baden, man will das Rohstoffgold in deutsche Territorien geleitet sehen, man will Hafen in fernen Ländern für die Industriekapitäne haben, überhaupt fühlt man sich wie in einem engen Korsett, aus dem man nun schreiend ausbricht und endlich spürt man die Genugtuung, wenn die eigenen Handlungen Konsequenzen am anderen Ende der Welt zeitigen. In Zukunft versäumt man nichts mehr. Damit das klar ist. Auf keinem Meeting wird ein deutscher Kapitän Zurückhaltung üben müssen, keiner wird mehr zahlen müssen, weil die anderen die Dreckarbeit machen und jeder wird mit anstoßen können auf die gemeinsamen Erfolge.

Und die Jungen, die das nicht wollen, werden zu Feiglingen. Es ist hier nicht anders, als in manchen Feldern des Alltags. In den öffentlichen Narrativen gibt es den feigen Mensch, der nicht im Stande ist seine Ziele im Dickicht des Miteinander oben auf zu positionieren. Heute bestraft nicht das Schicksal des Lebens jene, die zu spät kommen. Das Sprichwort ist zu einem Imperativ aufgerückt: wer zu spät kommt, soll bestraft werden. Sei es ein Mensch oder ein Land. Das ist das brennende Feuer unter dem Anus der Menschen. Aber das sind nur Narrative, die wie Leuchttürme nur die stürmischen Brandungen der See des Lebens mit ihren grellen Lichtern beleuchten und seine ruhige und lebensfreundliche Weite in dunkles schwarz hüllt und sie den Reisenden so ins Ungewisse entrückt. An den Sinn der Lebensfreundlichkeit kann man nicht mehr glauben. Lebensfreundlich ist, wer feige ist. Lebensfreundlich ist, wer sich am freien Spiel der egoalen Kräfte nicht aktiv zu beteiligen weiß, wer sich nicht zu integrieren weiß in die Biologie des Lebens. Aber er wird schon hereingeholt. Er braucht es nicht zu verstehen.
Aber irgendwann muss man damit aufhören, immerzu an die Stelle der Peiniger zu denken, immerzu ihre Denkweisen zu explizieren, immerzu auf den dialektischen Sprung der Aufklärung zu hoffen. Irgendwann muss man wieder auf den Boden zurück und gehen. Und zwar auf die Straße und reden und Abmachungen treffen für das zukünftige Leben.

Franktireur 8. Juli 2009 um 15:07  

Je nun, Guerillas bleibt eben nix anderes übrig, als so zu handeln, wie sie handeln, da sie ja militärisch, finanziell, waffentechnisch usw. unterlegen sind. Mich erinnert Afghanistan immer an Vietnam.
Und was die Tapferkeitsmedaille betrifft: Deutschland mit seiner jüngeren Vergangenheit sollte sich schämen, derartiges wieder eingeführt zu haben. Das ist geschmacklos. Wenn den Soldaten etwas verliehen werden soll wegen ihrer Hilfstat, warum dann nicht einen Orden, den das Land bereits seit Jahrzehnten hat? Das Bundesverdienstkreuz. Dann würden sie wie zivile Bürger ausgezeichnet, reicht doch.

lupo cattivo 8. Juli 2009 um 19:17  

Wir leben seit 100 Jahren in einem von Rothschild via FED erdachten SYSTEM zur Beherrschung und Ausbeutung der Erde. Krieg war schon immer die beste Profitmoeglichkeit fuer das Rothschild-Imperium. Zudem bieten Krisen&Kriege erhoehte Moeglichkeiten zur Desinformation der Weltbevoelkerung.
Warum sollte man sich also darueber wundern, dass Soldaten & Krieg verherrlicht wurden und werden ?

Das System als ganzes muss endlich angegriffen werden.

Anonym 8. Juli 2009 um 22:22  

Die Begründung für den Afghanistaneinsatz kommt zweigleisig daher:
um überhaupt eine Veranlassung für den Einsatz zu haben, mußte der Kampf gegen den "internationalen Terrorismus" herhalten. Kaum war man dann mit den Truppen vor Ort, wurde von Aufbaumaßnahmen und friedenssichernden Maßnahmen gesprochen. Das verkauft sich daheim auf Dauer besser. Das muß man sich mal auf der Geistigen Zunge zergehen lassen. Aufbaumaßnahmen und friedenssichernde Einsätze, die ohne die Invasion gar nicht notwendig geworden wären. Und noch ein Punkt springt einem förmlich ins Auge, der die Verlogenheit der politischen Sprache und darüberhinaus die Verlogenheit der Intensionen vermittelt: in keinem Krieg würde man wohl behaupten wollen, daß die logistischen Einheiten nicht am Krieg beteiligt sind. Genau das macht man der deutschen Öffentlichkeit weiß. Meiner Ansicht nach erfüllen die deutschen Truppen den Zweck, Rückzugsräume für die Taliban abzuriegeln. Mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr soll die Bevölkerung schleichend an die "Normalisierung" des Einsatzspektrums der Streitkräfte gewöhnt werden. Den Konflikt mit der Verfassung sollen Sprachregelungen entschärfen. Die gleiche Vorgehensweise legen alle deutschen Parteien im Zusammenhang mit den europäischen Integrationsprozessen an den Tag. Zuerst nannte man es "Verfassung von Lissabon", später wurde es in "Verträge von Lissabon" umgetauft. Diese Politiker bedienen sich der Sprache, um die Wirklichkeit zu vernebeln. Von cdU, csU hätte man wohl nie etwas anderes erwartet, aber, daß sogar die Grünen, die niemals müde geworden sind, Transparenz einzufordern, dieses Spiel mitspielen, ist besonders ernüchternd und enttäuschend.

Eurohasenbär, SZ-Leserforum

Lada 9. Juli 2009 um 08:33  

@ anonym: "Mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr soll die Bevölkerung schleichend an die "Normalisierung" des Einsatzspektrums der Streitkräfte gewöhnt werden."

Das einzige Problem dabei ist, dass die Bundeswehr durch die Auslandseinsätze (Afghanistan, Kosovo, Somalia, ...) selbst schon an ihre Grenzen stößt.
Ich persönlich bin nämlich nicht der Meinung, dass Bundeswehr und Politik hand in hand arbeiten (wie ja viele meinen), sondern die Politik auch ohne Rücksicht auf "Kapazitäten" etc der Bundeswehr hier und dort Auslandseinsätze beschließt.
Um also der Bundeswehr weitere Einsätze/Kriege im "Kampf gegen den Terrorismus" zu ermöglichen wird dann eher ein größerer Rüstungsetat von Nöten sein, als irgendwelche Tapferkeitsmedaillien.

es 9. Juli 2009 um 11:27  

...als jemand der vor ort war,als soldat und mensch eins vor weg, die bundeswehr(bw) schützt in diesem land niemanden, wenn dann bisher nur in abstrakter form, weil sie im land sind,von einem aufbau ganz zu schweigen, mal ehrlich, unsere gesellschaftsform wie sie die letzten jahrzehnte existiert hat,hat es geschafft, dass die bw sich nicht mal richtig selbst beschützenkann(wer im krieg wölfe will darf im frieden keine schafe züchten)ohne jegliche verherrlichung!... und jetzt kommt nicht der afghane der bisher den deutschen wohl gesonnen war,...nein fremde, mit masse fremde mächte(taliban/alkaida)
sind im land,um unter dem im koran gepriesenen >jihad<,alles zu rechtfertigen,einen umbruch der verhältnisse zum schlechteren dieser gesellschaft zu schaffen, sie nicht nur nach dem kalender im mittelalter zu belassen sondern auch real!!....schlecht,... schlecht bewaffnet???, kleine gruppen???..seit ende 2005 ist es vorbei mit den "kleinen" anschlägen,it means...auskratzen von minen und mörsern um mit dem gewonnenen sprengstoff den feind mit ein bis drei mann zu töten, plastik ist common...teures plastiksprengstoff, angriffe in kompanie bis bataillonsstärke...organisiert?
besser, eindeutig besser organisiert als unsere eigenen kräfte, wir, die bw ist über die letzten jahre absolut, professionell und ausführlichst aufgeklärt worden, bedingt durch unsere nicht fertige und zum kämpfen nicht bereite truppe die durch die politik und aufgrund unseres geopolitischen hintergrunds,über jahrzehnte lang gehindert wurde ihre eigentliche und ureigenste aufgabe sinnvoll zu praktizieren, ....und jetzt???....diese vereinigung von personen in gleichen gewändern, ich vermeide den begriff armee, zumindest für mehr als 90% dieses personenkreises, wofür diese wiederum nicht verantwortlich sind... überholt sich die bw gerade, während ihres eigentlichen überholvorgangs...und mit jedem überholvorgang kann sie sich nicht der geschwindigkeit der ralität anpassen..wie komisch muss das erst von aussen aussehen....und da ist das geplänkel am rande, wie die vergabe von orden, bau einer gedänkstätte oder ein streit um die begrifflichkeit nur ein weiteres oberflächliches auseinandersetzen unserer doch so hochintellektuellen gesellschaft mit diesem instrument(Bundeswehr)unseres eigentlich ja soodemokratischen rechtstaates..??!!?? mitbürger, wer sind wir?..was wollen wir???...wie wollen wir in unserem land leben??...denkt mal darüber nach.....

Wolfgang Buck 9. Juli 2009 um 12:26  

Unser geliebter Verteidigungsminister Franz Josef Jung ein Feigling? KEINESWEGS!

-Er besteht immer noch darauf "im Falle eines Falles" auch einen Jumbojet mit hunderten von Menschen abschießen zu lassen "wenn Gefahr im Verzug" ist. Ganz gleich was diese Weichspüler von Verfassungsrichtern dazu sagen. Notfalls, so lässt er verlauten, würde er auch die Verantwortung dafür tragen. (Was passiert eigentlich wenn Jungs Flieger von Terroristen gekapert wird?)

-Er hat eine Richtlinie erlassen nachder es deutschen reisenden Soldaten nicht zuzumuten ist, in der Nähe von Lokalen einzukehren, die von Schwulen frequentiert werden. Wenn das nicht tapfer der Gleichmacherei von Medien und Politikern widerstanden ist! (O.K. die Bundeswehr wird intern von Wehrpflichtigen auch gern mal der größte Schwuenverein Deutschlands genannt, also bloß keine Konkurenz)

Hat unser geliebter Kriegsminister noch keinen Orden? Noch nicht mal Das Bumsverdienstkreuz? Na dann wirds Zeit! Solche Leuchten brauchen Orden an ihrer Brust!

PS: Ihr wie immer gut gelungener Kommentar erinnert mich an etwas: http://www.youtube.com/watch?v=fkaYbUcqFU8

Peinhard 9. Juli 2009 um 16:01  

Unser Platz an der Sonne! Und schon wieder spät dran!

Anonym 9. Juli 2009 um 20:25  

Yep, ist eine Sauerei, dass Deutschland wieder militarisiert wird.

Wieso unsere Ressourcen nicht in Bildung und Forschung und Entwicklung investieren, anstatt Geld auszugeben, um die Ressourcen anderer Länder ausplündern zu dürfen.
DAS hat doch nun die beiden letzten Male überhauptnicht funktioniert. Und bei den USA funktioniert das ja auch nicht, denn die haben mittlerweile ja nur noch Schulden, kaum international konkurrenzfähige Industrieprodukte (selbst deren Waffen... Russland, Deutschland und China können das auch...) und sind in der ganzen Welt verhasst.

Bismarck: "Afrika ist nicht ein einziges preußisches Soldatenleben wert" (oder so ähnlich).

Recht hatte der Mann.

Man muss sich nur mal überlegen, wieviele Millionen Konsumenten man in Afrika erzeugen könnte, würden die Gewinne aus afrikanischem Solarstrom auch an die Afrikaner verteilt werden. Und wieviele klimatisierte Autos, Handys, Laptops usw. die kaufen würden!!!!

Aber wie Georg Schramm aka Oberstleutnant Sanftleben (auf youtube) schon sagte: irgendwo muss man die Unterschicht ja unterbringen... der Hauptschüler mit Nahkampferfahrung, weil kleines Klappmesser auf dem Schulhof... so ein kleiner computerspielender Fettsack, der zwar bei G6 im Kampfflugzeug keine Leistung bringen kann, dafür aber das Ding in Echtzeitsimulation vom Computer simultan fliegen kann...

Immer wieder sehenswert.

Peinhard 10. Juli 2009 um 11:53  

"Man muss sich nur mal überlegen, wieviele Millionen Konsumenten man in Afrika erzeugen könnte, würden die Gewinne aus afrikanischem Solarstrom auch an die Afrikaner verteilt werden. Und wieviele klimatisierte Autos, Handys, Laptops usw. die kaufen würden!!!!"

Diese Überlegung läuft aber tutto completto in's Leere - genau das kann dieses System nämlich nicht. Und um das festzustellen, muss man noch nicht einmal den Blick nach Afrika schweifen lassen, das kann man schon hier vor der Haustür anhand des Umgangs mit 'unseren Überflüssigen' en detail studieren. Man soll doch bitte nicht so tun, als sei die Verteilung in irgendeiner Weise fakultativ und von von humanen oder meinetwegen auch 'politischen' Erwägungen grundsätzlich zu beeinflussen. Das geht allenfalls in den immer enger werdenden Spielräumen, die die Zwänge der Konkurrenz gerade noch zulassen. Nur wenn wir auch diese überwinden, könnte so ein Szenario in den Bereich des Möglichen rücken - aber dann würden wir uns eben auch keine Gedanken mehr über 'Konsumenten', 'Verkaufen' oder 'Absatzschwierigkeiten' mehr machen (müssen).

Unknown 11. Juli 2009 um 14:08  

@ Artikel
Wie (fast) immer gelungen, nur dass man sich mit einem Subjekt wie Herrn Jung eigentlich nicht einmal über soviele Zeilen befassen sollte, das tut dem Mann schon beinahe zuviel Ehre an.

@ Lupo

Sind Sie sicher, dass es bei Ihnen nicht inzwischen manische Züge angenommen hat, in jedem Beitrag irgendwie das Wort Rothschild unterzubringen, sei es auch noch so fernab des Themas?

Patte 11. Juli 2009 um 15:40  

Man müsste den ganzen Jungs und Strucks und wie sie alle heißen (es haben ja Hunderte von Abgeordnete für diesen Krieg gestimmt und tun es immer noch) immer wieder dieselbe Frage unter die Nase reiben: "Wenn sie für diesen Krieg sind, warum schicken Sie dann nicht zuallererst ihre eigenen Kinder hin als Zeichen der Verantwortung und Konsequenz?" Ob dann immer noch soviele Abgeordnete zustimmen, wenn sich herausstellt, dass viele immer den einfachen "Pöbel" zuerst aufs Schlachtfeld schicken?

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