Liebe Banken,...

Montag, 3. November 2008

... lieber Herr Ackermann,

verärgert muß ich mich nun in schriftlicher Form an Sie wenden, weil mir scheint, dass Sie sich des Ernstes unserer Lage gar nicht bewußt sind. Meine Regierung hat ein großzügiges Geldpaket zur Verfügung gestellt, mit der Absicht, Schaden von Ihrer Branche abzuwenden, und Ihre Zunft scheut sich nun, sich daran zu bedienen. Daher bitte ich Sie, nein vielmehr flehe ich Sie an, das Geld zu nehmen! Wir - die Regierung unter meiner Führung - haben unseren guten Willen bewiesen, nun beweisen Sie, dass auch Sie es gut mit unserem Land meinen.

Seit Jahrzehnten predigen Stimmen aus Ihrer Branche, dass der Staat sich aus der Privatwirtschaft herauszuhalten habe. Zudem hieß es immer wieder, dass Arbeitgeberanteile, als wesentlicher Bestandteil des sogenannten Solidarprinzips, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen beeinträchtige und eher einem sozialistischen Staat zur Ehre gereiche, als einer Demokratie des freien Marktes. Wir aus der Politik, haben das in den letzten Jahren parteiübergreifend verstanden und verinnerlicht, haben erste wichtige Reformen auf den Weg gebracht, diesen Sozialismus schrittweise abzubauen.

Aber nun sind Sie an der Reihe! Sie müssen das Geld annehmen, denn wie sonst können wir den Bürgern in einigen Jahren klarmachen, dass die Staatskassen vollkommen leer sind? Wie sonst sollen wir den Menschen erklären, dass kein Geld mehr für Luxuseinrichtungen wie Arbeitslosen- und Sozialgeld, Rentengelder, Krankengelder und - versorgung und dergleichen mehr vorhanden ist? Nur wenn Sie das Geld annehmen, können wir schnellen Schrittes einen Staat der Eigeninitiative umsetzen - aber nur dann! Gepredigt haben Sie ja lange davon, wie ein moderner Staat des 21. Jahrhunderts auszusehen habe - jetzt können Sie mitwirken, indem Sie sich der Milliarden annehmen. Wann hatte die Finanzwirtschaft schon einmal solche Gestaltungsmöglichkeiten?

Wir müssen das Beste aus der Finanzkrise machen. Und mir scheint, das Beste sei, wir nutzen sie dazu, unseren Staat von Grund auf zu reformieren. Uns - die Regierung - interessiert auch nicht wesentlich, ob das Annehmen des Geldes unbedingt notwendig ist oder nicht. Wichtig ist nur, dass es verwertet wird. Nehmen Sie es an, sanieren Sie sich damit, machen Sie Ihre Bank wieder leistungs- und wettbewerbsfähig für die Welt und wenn das Gröbste überstanden ist, werde ich die Richtlinienkompetenz dahingehend ausnutzen, den sozialistischen Schnickschnack abzuschaffen. Die Menschen werden vernünftig genug sein zu verstehen, dass das Geld nach der großen Krise einfach nicht mehr aufwendbar ist.

Liebe Finanzwirtschaft, lieber Herr Ackermann, ich appelliere an Sie alle, flehe Sie alle an: Nehmen Sie diese Großzügigkeit an - für unser Land. Seien Sie Patrioten. Wirken Sie mit an der Gestaltung eines zukünftigen Deutschlands, in dem wieder Leistungswille und Eigenantrieb zählen sollen, nicht überhöhte Erwartungshaltungen, die wir uns nicht mehr leisten wollen. Fragen Sie daher nicht weiter, was Sie für unser Land tun können, sondern was unser Land für Sie tun kann. Die Menschen dieses Landes werden es Ihnen danken - wenn nicht jetzt, dann in einigen Jahren. Die Geschichte wird uns ins rechte Licht rücken.

Mit vorzüglichen Grüßen,
Angela Merkel, Bundeskanzlerin

6 Kommentare:

Anonym 3. November 2008 um 10:42  

Hallo lieber Robert de Lapuente,

Über die IKB und die Hypo hat Ackermann doch längst Geld angenommen.

http://kritik-und-kunst.blog.de/2008/10/30/ackermanns-verachtung-4957611

Es gibt nichts verlogeneres als diesen typen...

mfg

Finkeldey

Parklife 3. November 2008 um 11:33  

Hoffentlich erhört Herr Ackermann das Flehen, damit es wieder aufwärts geht in unserem Land! ;-)

Gruß,
Peter
(http://konsumpf.de)

Anonym 3. November 2008 um 11:49  

Die grösste Geldwäsche des Jahrtausends. Aus reinen Zahlenkolonnen ohne realen Gegenwert, soll echtes Geld geschaffen werden. Ein Alchemistentraum wird wahr.

Anonym 3. November 2008 um 12:03  

"ins rechte Licht rücken" -

wenn das so weitergeht mit der menschenverachtenden Politik, die vor allem die Schwachen prügelt und die Starken schützt, könnte die Finanzkrise als das Ereignis in die Geschichte eingehen, wo es notwendig und höchst dringlich gewesen wäre umzusteuern. Da jedoch am neoliberalen Glaubensdogma festgehalten wird, sehe ich schwarz für diese Einsicht. Wollen wir hoffen, dass das Licht nicht allzu "rechts" scheinen wird.

Anonym 3. November 2008 um 12:34  

Ich hatte mich gewundert warum unsere Bundes Angela darum fleht, dass das Geld genommen wird. Aber es ist wirklich offensichtlich. Wird es von den Banken nicht verbrannt, wäre es für ein Konjunkturprogramm, Arbeitlosenhilfe, Gesundheit, Bildung, etc. da. Dort würde aber wahrscheinlich auffallen, dass es eine Luftnummer ist. Oder aber man würde wieder für das Volk regieren. So was darf nicht sein, also bitte nehmt das Geld liebe Banken. Die Commerzbank ist ja schon dabei.

Anonym 3. November 2008 um 18:36  

Lieber Roberto de Lapuente,

der Ackermann ist so ein typisch schweizerisches Schlitzohr - die Merkel becircen bis die für die Banken 500 Milliarden Euro locker macht. und nun sich weigern das Geld anzunehmen.

Der Schuß könnte auch nach hinten losgehen - frühestens seit diesem Punkt sollte auch dem allerletzten Menschen in Deutschland aufgehen, dass nicht Merkel Deutschland regiert sondern Ackermann, der Merkel/Münte & Co. als Marionetten des Finanzkapitals (Gab es nicht mal so einen Satz bei Karl Marx?) vorführt - spätestens seit dem wegmobben von Ypsilanti ist auch klar, dass unsere SPD-Rechte fremdgesteuert ist....Von Ackermann? Oder von wem sonst?

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

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