De dicto

Donnerstag, 18. September 2008

"Ohnehin stellt Lafontaine gerne Behauptungen auf, die nachweisbar falsch sind. Die Mär vom Moskau-Studium der „Jungkommunistin“ Angela Merkel gehört dazu. Fakten lässt er nicht gelten. Im Gegenteil: Er vertritt dann das Falsche umso energischer. Kein Wunder, wenn man von der eigenen Unfehlbarkeit überzeugt ist."
- BILD-Zeitung, Hugo Müller-Vogg am 17. September 2008 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Es gibt ein bezeichnendes Bild ab, wenn man hier nachlesen muß, wie die BILD und deren Schreibschergen, sich mit Lafontaine auseinandersetzen. So kramt Müller-Vogg, um den man sich immer noch sorgen muß, die mittlerweile vergessene Geschichte von Angela Merkels Jungkommunisten-Status hervor, um zu beweisen, mit welch dreisten Verlogenheiten die LINKE kämpft. Dass Lafontaine seinerzeit behauptet hat, dass Merkel in Moskau studieren durfte, nicht aber, ob sie es wirklich getan hat, hat der Haus- und Hofschreiber des Konservatismus noch immer nicht begriffen. Und ausgerechnet dieses fadenscheinige Zitat soll bei Müller-Vogg herhalten, um Lafontaines Lügerei bloßzustellen. Dies sagt einiges, nein alles, über die Vorgehensweise der Massenmedien aus und legt dar, wie voll die Hosen der Müller-Voggs und Tichys wirklich zu sein scheinen.

Überhaupt darf nun jeder, der im Axel-Springer-Haus sitzt, oder für dieses Haus aus dem gemütlichen Wohnzimmer heraus schreibt, einmal auf Lafontaine einschlagen. Jedes Ressort, jeder noch so dämliche Journalist darf sein Können, welches sich vornehmlich in Nicht-Können ergießt, unter Beweis stellen; darf beweisen, dass aus ihm nie ein seriöser Journalist geworden wäre, schon alleine, weil jegliches Talent fehlt. Vielleicht ist gerade dies das Demokratieverständnis der BILD: Es darf jeder einmal, auch wenn man kaum das Zeug dazu hat, einen Journalisten abzugeben; auch wenn man gar nicht schreiben kann; auch wenn man politisch vorgeprägt und gekauft ist.

Nachdem Müller-Vogg dargelegt hat, dass ihm die Aussagen Lafontaines nicht gefallen haben, wonach dieser angeblich eine Milliardärsfamilie enteignet wissen möchte, hätte er nicht mehr erklären müssen, dass er meist FDP wählt - das eine schließt das andere sicherlich mit ein. Dass Lafontaine übrigens nicht von Enteignung sprach, sondern von einer Anteilseignerschaft der Arbeitnehmer, hat der Mann, der vom verlogenen LINKEN-Papst spricht, einfach vergessen - man könnte auch sagen: er hat selbst gelogen. Lüge zur Entlarvung der Lüge - sehr konsequent! Enteignung kam in Lafontaines Ausspruch nur einmal zur Sprache, und dann auch nur, nachdem der danebensitzende Journalist dieses Wort aufgriff. Und dann sprach Lafontaine auch lediglich von der Aufhebung der Enteignung, die jene Milliardärsfamilie an Tausenden Arbeitnehmern seit Jahrzehnten vorgenommen hat - exemplarisch für viele solcher Milliardäre, versteht sich. Das klingt freilich anders, und aus der Sicht der konservativen Ewiggestrigen, klingt dies noch viel schlimmer als eben jenes, was sie ihm derzeit unterstellen. Denn wer die Grundlagen dieser Gesellschaft so in Frage stellt, wer das Ausbeutungsverhältnis als Irrtum der Geschichte und Gegenwart darstellt, der entzieht diesen Gestalten, die nun mit voller Hose Amok laufen, die Grundlage ihrer jetzigen, fadenscheinigen, menschenverachtenden, egoistischen Existenz.

9 Kommentare:

Anonym 18. September 2008 um 12:17  

Genau diese Aussagen fuchsen mich schon die ganze Zeit und egal in welchen Kommentarbereichen der etablierten Zeitungen man versucht aufzuklären, ist es, als renne man gegen eine Wand. Ich kann es einfach nicht verstehen wie Zeitungen ungestraft so einen Blödsinn schreiben können. Es ist ja nicht so als würde nur in BILD von der Enteignung der Familienunternehmen gesprochen. Im Stern, Focus und Welt steht das ja auch. Irgendwo hab ich gestern sogar gelesen, ich glaube es war im Tagesspiegel, wie sich der ALBA-Chef(Familienunternehmen) über das enteignen auslässt. Wo bleibt denn die Unabhängigkeit, Überparteilichkeit und Objektivität der deutschen Presse. In der Zeit ist es geringfügig besser, die klären zwar nicht auf aber wenigstens haben sie gestern nicht die "Enteignungs-Mär" verbreitet. Im Leserbereich fliegt zwar einiges dazu durchs netz aber fast die Hälfte, ist eine Menge wenn man das im Vergleich zu anderen Gemeinschaften sieht, schnallt das da einfach nur die nächste Sau durchs dorf getrieben wird.
Das soll jetzt nicht heissen das die Zeit so dolle ist. Gibt genug Blödsinn den die propagieren.

Anonym 18. September 2008 um 13:40  

Nachdenkseiten-Leser:

Danke für den Kommentar, der mir aus der Seele spricht. Übrigens was Enteignung der Arbeitnehmer angeht, die heißt doch eigentlich HartzIV. Oder?

Man stelle sich vor, dass jemand ein Leben lang - um für den Notfall der Arbeitslosigkeit vorzusorgen - in eine Arbeitslosenversicherung einzahlt und nun nach 1 Jahr zwangsenteignet wird, d.h. sein komplettes Vermögen aufgeben muss und seine Ansprüche auf die Restversicherungssumme aus der Arbeitslosenversicherung. Ich bin sicher, die FDP-Heinis stellen das auch anders dar, aber das ist Fakt - über die Massenenteignung für Normalarbeitnehmer/-innen wird derzeit ebenso geschwiegen wie über andere Ungerechtigkeiten der "Neoliberalen Einheitspartei Deutschlands" von Angela Merkel und Münte bzw. Steinmeier. Noch was heute erhielt ich die Steuer-ID, die ein Leben lang gelten soll - mir fehlt das Geld um vor dem Bundesverfassungsgericht gegen diese Massenspeicherung persönlicher Daten zu klagen. Stasi 2.0 eben - und die erzählen mir noch was von der DDR. Die sind doch auch nicht besser als Honecker & Co - Nein, ich meine nicht die Linkspartei sondern die CDU/CSU/FDP/SPD/GRÜNEN-Einheitsparteien im Bundestag, die mit diesen Stasi-Methoden jeden Steuerzahler wie in einem totalitären System abspeichern wollen - vom kleinsten Kind bis zum ältesten Greis, wie die neue Steuer-ID sogar entschuldigend angibt. Übrigens was Merkel angeht, dass was Oskar Lafontaine gesagt haben soll seht in jeder Biografie - sogar von CDU-nahen Historikern (Gerd Langguth z.B.) nachzulesen - bisher noch. Mal sehen wie lange bis dies von den Hofschreibern der lieben "FDJ Sektretärin für Agitation und Propaganda" (Zitat: Gerd Langguth in der Biografie über Angela Merkel) zensiert wird.

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Kurt aka Roger Beathacker 18. September 2008 um 14:33  

nebenbei bemerkt ...

Enteignung ist kein Verbrechen sondern ein verfassungsgemaesses gesetzliches Instrument. Es soll dort Anwendung finden, wo (privates) Eigentum dem Allgemeinwohl im Wege steht.

Leider wird es aber meist nur ausgepackt um die Kleingaerten und Eigenheime widerspenstiger Mitbuerger aus dem Weg zu raeumen, wenn sie "sozialen" Projekten, wie etwa Autobahnen, Flughaefen oder dem Braunkohlentagebau im Wege stehen und die Eigentuemer partout nicht einsehen wollen, dass sie im Interesse der "Allgemeinheit" gefaelligst das Feld zu raeumen haben.

Anonym 18. September 2008 um 14:46  

"Übrigens was Enteignung der Arbeitnehmer angeht, die heißt doch eigentlich HartzIV. Oder?"

Das ist 'nur' die zweite Enteignung. Und ich muss zugeben, Lafontaine überrascht mich positiv. Den grundlegenden Sachverhalt der Ausbeutung zu einem Zeitpunkt mal wieder in's Gespräch zu bringen, wo die 'Krise' tatsächlich unübersehbar geworden ist - das könnte vielleicht sogar ein bisschen was werden und bewirken. Sogar im Forum der Tagesmärchen sind 'Grundsatzdiskussionen' nicht mehr ganz zu unterbinden, siehe auch:

http://forum.tagesschau.de/showthread.php?t=36591

Natürlich werden die 'bürgerlichen Medien' Amok laufen bzw tun es ja eh schon, aber vielleicht kann man ja trotzdem eine Debatte dazu lostreten und wenigstens ein paar Leuten die Augen öffnen bzw etwas anscheinend schon Vergessenes wieder in Erinnerung rufen. ;)

Anonym 18. September 2008 um 15:11  

Ja, die Enteignung der Arbeitnehmer erleben mein Mann und ich auch gerade. Endlich hatte es bei meinem Mann geklappt mit einem Job, der ungefähr für eine Person - also ihn, wenn er Single wäre - gut reichen würde, in der Entlohnung.
Einen Monat hat er gearbeitet in der neuen Stelle - EDV-Fehler, zuviel gerechnet, also Abzüge. Das Geld war am 28. überwiesen worden - also Zufluss, also will die Arbeitsagentur das Geld zurück, das sie noch für diesen Monat gezahlt hatte - obwohl das überwiesene Geld ja nun für September sein sollte. Zuerst muss man ja arbeiten für das Geld. Denn, im Voraus bekommt man nichts.
Fazit: Nichts als Probleme.
Es wird herumgeschoben, zurechtgerechnet, herausdividiert wo es nur immer irgendwie möglich ist. Eigentlich grenzt es für meine Begriffe oft an Betrug, was da abgeht.
Darüber schreiben die einschlägigen Medien in Deutschland nichts. Nur, wenn Lafontaine dann etwas zu deutlich wird für deren Geschmack, wird zugeschlagen. Mit welcher
Vergangenheit ich das vergleiche, verkneife ich mir hier mal.

Stefan Sasse 18. September 2008 um 17:51  

Lafontaine hat in "Hart aber fair" allerdings auf der Studiums-These bestanden und seinen Fehler auch partout nicht einsehen wollen. Er hat ihn sogar mit Wikipedia (!) belegen wollen. Das war sehr kontraproduktiv und arrogant.

Kurt aka Roger Beathacker 18. September 2008 um 19:03  

Selbst schuld der Oskar, wenn er nicht merkt, wie clever er war, als er seine Behauptung aufgestellt hat. Irgendwie finde ich das fast schon beruhigend.

In Hart aber fair hat er allerdings gesagt, sie sei fuer ein Semester als Ausstauschstudentin in Moskau gewesen, ohne dort "regulaer" studiert zu haben.

Im Grunde ist es eh wurst. Man kapriziert sich auf diese eine wacklige Behauptung, weil man vom Kern der Sache ablenken moechte und der ist, dass Angela Merkel im DDR System "linientreu" mitgelaufen ist so lange es opportun schien. Und eine Opportunistin ist sie bis auf den heutigen Tag geblieben.

Anonym 18. September 2008 um 19:14  

Lieber Oeffinger Freidenker,

zu "Hart-Aber-Fair" hier etwas aus Nachdenkseiten:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=3451#more-3451

und einen Tag später als Nachtrag:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=3454#more-3454

Übrigens, lies mal eine Biografie eines Hofschreibers von Angela Merkel - insofern die nicht der Zensur zum Opfer gefallen ist, was ich bald befürchte - dort steht bis dato Lafontaines Behauptung als historische Tatsache.

Frau Merkel ist so etwas was man als "Wendehals" bezeichnet, und übrigens die Wendehälse, d.h. einstige Maoisten und Kommunisten sind schon immer die lügenhaftesten Kritiker der ehemals glaubenshaft vertretenen Thesen gewesen - Beispiele gibt es zuhauf

D.h. Angela Thatcher oder Angela Merkel ist da nur eine von tausenden weltweit und davon auch nicht gerade die Hellste - Gibt größere Wendehälse als sie z.B. die Autoren des "Schwarzbuches Kommunismus".

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

Dominik Hennig 20. September 2008 um 21:19  

Das tiefschwarze Kanzlerinnenzäpfchen HMV wählt FDP? Was bin ich froh, daß ich da raus bin!

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