Wie ein Baum auf kleine Pilze

Donnerstag, 23. Juli 2015

oder In eigener Sache.

Richtig urlauben werde ich nicht. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Aber einige Tage werde ich in meinem neuen Leben verbringen, weswegen ich in den nächsten zwei, drei Wochen nicht mehr ganz so regelmäßig meinen Senf auf die Würstchen schmieren werde. Ganz weg bin ich aber auch nicht.

Abhängen.
Als junger Mensch sah ich es nicht als bewiesen an, dass in Abwesenheit eines menschlichen Ohres der Umsturz eines Baumes im Wald Lärm verursache. Ja, vielleicht würde der Baum nicht mal im klassischen Sinne fallen, sondern erst dann so daliegen, wenn ein menschliches Auge es erfasst. Warum denn nicht? Konnte man es wissen? Gab es einen Beweis? Keiner war gültig, denn jeder Beweis setzte ja die Anwesenheit eines menschlichen Sinnesorganes voraus. Aber mittlerweile glaube ich, dass das Unsinn war, denn man kann es schon beweisen. Wenn ich mich jetzt phasenweise zurückziehe und nichts von dem Irrsinn konsumiere, der in der Welt geschieht, dann ist es ja auch nicht so, dass nichts passiert. Auch ohne meine Wahrnehmung geht es weiter, fällt allerlei um: Anstand, Moral, Solidarität, kontinentale Einheit und linke Regierungen. Ja, auch wenn ich der Merkel nicht zusehe, wie sie alles ruiniert, so ruiniert sie es trotzdem. Sie fällt laut und sichtbar wie ein Baum auf kleine Pilze und es ist so was von egal, ob ich zusehe oder zuhöre.

Und obgleich meiner temporären Ignoranz alles so geschieht, wie wenn ich aufmerksam wäre, glaube ich nun auch, dass Bäume geräuschvoll fallen, wenn keiner zugegen ist. Diese Frau ist der Beweis dafür.

Also, wenn ich nicht meinen Trott einhalte, dann nicht wundern. Ich mache Pause, Urlaub häppchenweise. Bin aber nie ganz weg, sondern melde mich zwischendurch zu Wort. Nutzlos wie immer. Aber was soll ich machen? Ich komme nicht aus meiner Haut. Aber hin und wieder braucht jeder das Biedermeier, also den Rückzug in die heimischen und befreundeten Kissen, die Abkehr vom Politischen, etwas Dumpfheit für das Gemüt, Unterhaltungsromane statt Bildungslektüre, seichte Runden bei Bier statt politischen Diskurs. Und all das genehmige ich mir. Vielleicht noch ein wenig mehr. Bis dahin, lauscht dem Rauschen fallender Bäume und trauert um die Pilze. Und wenn ihr ad sinistram doch noch unterstützen wollt - oder weiterhin, oder wieder mal, oder ausnahmsweise -, macht einfach.

6 Kommentare:

EuRo 23. Juli 2015 um 12:27  

Schönen Urlaub. Schau der Zeit beim Verstreichen zu. Mir hilft das meist.

Anonym 23. Juli 2015 um 13:37  

Es entsteht nur bewegte Luft, wenn ein Baum umfällt, und kein "Ohr" da ist, um diese bewegte Luft in ein Geräusch zu verwandeln.

Erst das Hörorgan eines Lebewesens lässt Geräusche entstehen, also im Zusammenspiel mit einem Gehirn.

Da es ja Google Earth gibt, kann man aber vermutlich das Umfallen eines Baumes dann auf alten Aufzeichnungen suchen ... und sich dann da dabei entstandene Geräusch vielleicht vorstellen ...

Anonym 23. Juli 2015 um 13:57  

Soviel kann zuvor gar nicht aufgebaut worden sein, wenn seit Kohl? Schröder? Merkel tagein tagaus abgebaut wird. Damit werden die Zeiten davor zu Unrecht glorifiziert, denn es müsste dann schier übermenschlich überirdisch viel Gutes aufgebaut worden sein in den besonders muffigen '50ern und '60ern, wenn der Abbau Jahrzehnte dauert - und damit mithin viel länger als der Aufbau.

Anonym 23. Juli 2015 um 22:17  

Auszeit von der elenden Wirklichkeit.
Mehr als verständlich.

Gute Erholung!
Redlich verdient.

redlope 24. Juli 2015 um 00:40  

Jeder braucht mal eine Pause ;)
Aber die Erfahrung sagt, dass einen die Dinge, die einen umtreiben, nie ganz loslassen.
Ich wünsche einen schönen Urlaub, wie und wo auch immer Du ihn verbringst.

Und Deine Arbeit ist gar nicht nutzlos! Sondern ein Funken mehr, der die Dunkelheit erhellen hilft!

Anonym 24. Juli 2015 um 01:11  

Erhol dich gut, Roberto!
Hier eine Nachricht zum Entspannen:
In einem Interview mit dem NDR sagte Schleswig-Holsteins SPD-Ministerpräsident Torsten Albig, Merkel erledige ihren Job "ganz ausgezeichnet." "Ich glaube, es ist schwer, gegen diese Kanzlerin eine Wahl zu gewinnen." Das müsse man zur Kenntnis nehmen und es mache auch keinen Sinn, "sich da jetzt jeden Tag ein Beißholz zu nehmen und da weinend reinzubeißen."

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/torsten-albig-spd-braucht-keinen-kanzlerkandidaten-a-1045090.html

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