Eine kurze Geschichte der Arschlöcher

Freitag, 3. Mai 2013

oder Das System ist anusköpfig.

Gleich welches System, welche Ideologie. Am Kopf der Tafel sitzt immer das Arschloch in mehrfacher Ausführung. Im heutigen Kapitalismus ist es so - im Kommunismus war es so. Immer sind sie es, die oben landen. Woher nehmen die Arschlöcher ihren Auftrieb. Haben sie eine geringere Dichte? Ist es ein anatomisches Rätsel? Warum schwimmt nicht nur Scheiße, sondern auch ihre Pforte zur Welt obenauf?

Als Sloterdijk noch ein Philosoph war, nannte er den Arsch den "Clochard unter den Körperteilen", der "sein Dasein im Dunkeln zu fristen" hat. Außerdem befand er, sei der Arsch "der Plebejer, der Basisdemokrat und der Kosmopolit unter den Körperteilen". Denn "auf den Klos aller Herren Länder" sei er heimisch, was so was wie eine "Internationale der Ärsche" sei. "Spielend überwindet der Arsch alle Grenzen, im Unterschied zum Kopf, dem Grenzen und Besitztümer viel bedeuten". Der Arsch sei "eigentümlich zur Philosophie [prädisponiert]", glaubte Sloterdijk damals erkannt zu haben. Warum also eigentlich das Arschloch, diese elitäre Konstante jeglicher Systematik, nicht auch mal in eine kleinen Küchen- und Blog-Philosophie überführen?

Der Duden definiert das Loch als eine "entstandene offene Stelle, an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist". Das Arschloch ist insofern ein Kuriosium, denn obgleich Vertiefung und Einbuchtung, wirkt es als tragendes Stützelement. Es ist die substanzlose Säule jedes Systems, die sich ins Innere stülpende Vorrichtung zur Stütze des Gebälks. Das Arschloch ist als Architekturwunder historisch konstant. Zwar führen Architekturbücher als bekannteste Vertreter dorische, ionische und korinthische Säulenordnungen - das Arschloch war aber parallel Tragekonstruktion. Schon im antiken Griechenland baute die sich langsam formierende Ordnung des öffentlichen Lebens auf diesen Nabel des Gesäßes. So votierte zum Beispiel das Arschloch für Sokrates' Tod, um das System jener Stunde nicht ins Wanken zu bringen.

Fristet der Arsch für Sloterdijk sein Dasein im Dunkeln, so hat das Arschloch, als Zentrum dieses Körperteils, ein gut ausgeleuchtetes, im Spot stehendes, trotzdem aber oftmals unterbelichtetes Dasein. Als Auge des Gesäßes wacht es über allerlei Ärsche, in die es tritt. Im Spanischen nennt man es sogar ojo de culo, das Arschauge. Es ist freilich ein blindes Auge. Und eine Ansammlung von Arschlöchern potenziert diese Blindheit - das lehrt schon Gustave Le Bon.

Wie man mehrere Bäume einen Wald nennt, so heißen mehrere Arschlöcher zusammen Eliten. Elite ist der Sammelbegriff wahllos zusammengewürfelter Arschlöcher. Und die landen zwangsläufig immer am Kopf der Tafel, sie sind das Salz jeder systemischen Suppe, die sich der Mensch einbrockt. Sie steigen mit dem System auf und gehen mit ihm unter, um im Rechtsnachfolger abermals aufzublühen. Siehe die Arschlöcher vor 1945, die sich zwischen 1945 und 1949 konsolidierten, um dann ab 1949 wieder wie Scheiße oben zu schwimmen.

Das Arschloch ist ein moralisches Mangelwesen. Der Moralfortsatz fehlt ihm gänzlich. Seine Physiognomie kennt kein Areal, in dem ethisches Gefühl vorrätig wäre. Diese Beschränkung macht es systemrelevant. So kann es Pfeiler jeder Ordnung werden. Das Arschloch passt sich nicht nur an, es nimmt die Ideologie des Systems völlig ins sich auf und bläht es auf und aus und macht es zum alternativlosen Wind. Es ist so das systemische Sprachrohr, die Funktionselite des Betriebes, die "entstandene offene Stelle, an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist" - gemeint ist hier die Substanz des Anstandes, der Würde, der Rücksichtnahme und der Toleranz. Das Arschloch ist das schwarze Loch, das Substanzen aufsaugt, die das System behindern oder auch nur erschweren.

Die Berichte in den Zeitungen sprechen von Arschlöchern. Von Arschlöchern, die die Armut ausrotten wollen, indem sie zunächst mal die Armen bekämpfen. Von Arschlöchern, die keine Steuern bezahlen und den Sozialstaat als Luxus deklarieren. Von kriegslüsternen Arschlöchern und solchen, die mit allerlei Winden das System der Ausbeutung und Verblödung stützen. Jede Zeit hat ihre Zeitung, die von den Arschlöchern berichtet. Genau genommen bedeutet Zeitung immer nur: ein Blatt voller Arschloch-Geschichten. Systeme können in der besten Absicht begründet werden, früher oder später ist das Arschloch doch wieder oben, macht das System. Die Geschichte aller bisherigen Systeme ist die Geschichte von Arschlöchern. Eichmann und Tibbets, Mielke und McCarthy und die heutigen, die man aus Gründen der juristischen Unantastbarkeit nicht beim Namen nennt.

Das Arschloch ist nicht wie Sloterdijks Arsch Plebejer, Basisdemokrat und Kosmopolit. Es war stets Patrizier, Diktator und Nationalist. Wo oben ist, da ist das Arschloch.


28 Kommentare:

altautonomer 3. Mai 2013 um 06:58  

Und dann gibt es noch klene und große Ar...löcher, weil den kleinen selbst zum großen Ar...loch das Format fehlt. Deshalb beschränken sie sich darauf, in das große A... hineinzukriechen und sich derart zu verbeißen, dass es selbst mit Hilfe von drei Proktokologen nicht gelingen würde, sie da wieder herauszuziehen.

Frage an XY: "Was ist der Unterschied zwischen einem Vulkan und Dir?"
"Keine Ahnung!"
"Ein Vulkan ist ein Erdloch!"!!!!!!!!!

Anonym 3. Mai 2013 um 09:39  

Vielen Dank, ein sehr amüsanter Beitrag. Wenngleich es traurige Realität ist. Einziger Trost: Selbst für Arschlöcher gilt das Prinzip der Chancengleichheit längst nicht mehr. Die Arschlöcher der sich selbst reproduzierenden Elite werden dem gemeinen Arschloch, welches sich aus eigener Kraft hochkriechen und -treten muss, immer überlegen sein. Wie der vorherige Komentator feststellte: Das gemeine Arschloch muss sein Leben im Arsch des neofeudalen Erbadels verbringen. Was bleibt? Viele braune Köpfe :-)

der Herr Karl 3. Mai 2013 um 09:56  

"Am Kopf der Tafel sitzt immer das Arschloch in mehrfacher Ausführung. Im heutigen Kapitalismus ist es so - im Kommunismus war es so"

Leider wird es immer so bleiben, egal welches System gerade aktuell ist. Da würde auch eine Revolution nichts ändern: Es sässen einfach andere Arschlöcher oben.
Die Frage ist meines Erachtens nun nur noch die, welches System das kleinere Übel sei...

Anonym 3. Mai 2013 um 10:27  

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch aktuelle Forschungsergebnisse: z.B. von Piff et al: "Higher social class predicts increased
unethical behavior". Oder Ergebnisse aus der Psychologie zur "dunklen Triade der Persönlichkeit", demnach bringen Existenzgründer best. "negative" Eigenschaften mit wie Narzismuss und Macchiavellismus, die Grundvoraussetzungen sind, um erfolgreich zu sein

landbewohner 3. Mai 2013 um 11:31  

mal wieder brilliant beschrieben. trotzdem bleibt die lage aussichtslos.

Anonym 3. Mai 2013 um 11:59  

ANMERKER MEINT:

Ich weiß nicht, ob es eine Wissenschaft der Arschologie gibt. Möchte in dieser Hinsicht allerdings noch hinzufügen, dass es auch Oberarschlöcher gibt oder eben solche, die immer oben schwimmen. Wären das dann die Elitenarschlöcher, die sich quasi über Arschlochbeziehungen vernetzen und "fortpflanzen" - wahrscheinlich?! Ja und dann gibt es noch die rechten und die linken Arschlöcher, da muss man schon differenzieren, weil deren je unterschiedliche "Scheißeproduktion" auch unterschiedliche Wegmachtechniken mit sich bringt. In bezug auf die Basisarschlöcher wäre halt zu fragen, ob ein Rotationssytem evtl. helfen könnte das Beharrungsvermögen von Arschlöchern zu unterbinden oder zumindest zu begrenzen; aber diese Möglichkeit haben ja leider auch die grünen Arschlöcher wieder fallen gelassen, wie ein Stück Scheiße und in den linken Kreisen wird da auch nichts mehr diskutiert, soweit ich das sehen kann. Bleibt eigentlich nur die Institution des "Narrenarschlochs" der den jeweils herrrschenden Arschlöchern in regelmäßigen Abständen ins Ohr flüstert "Bedenke, dass Du ein Arschloch bist!"

MEINT ANMERKER

epikur 3. Mai 2013 um 12:20  

Hmm...der Text hat 707 Wörter und der Begriff "Arschloch" wurde 32 mal verwendet. Das geht noch besser ;-)

eb 3. Mai 2013 um 14:16  

@epikur
Zähl erst mal die in den Kommentaren. Wäre es ein Experiment, käme ich jetzt auf ganz krumme Gedanken. Ist es eins, - Chapeau. Aber mich foltert etwas anderes.

Die Frage ist meines Erachtens nun nur noch die, welches System das kleinere Übel sei...

Woran erinnert mich das? Auf die mögliche Erkenntnis, dass das Denken in Systemen, eigentlich aufgrund einer ziemlich profanen Logik seine humanen Mucken hat, wird jetzt hoffentlich nicht der Begriff Alternativlosigkeit folgen, - oder?

Anonym 3. Mai 2013 um 15:06  

Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es Psychopathen gibt.

Und die haben nun mal keinerlei Gewissen. Deshalb tendieren sie nach oben. Da kommt man ohne Gewissen leichter hin.

Der Spruch "Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut" ist wohl eine Propagandasache...
Vielmehr ist es doch so: Wer nicht korrupt ist, kommt nicht nach oben.

stefanbecker 3. Mai 2013 um 15:11  

wir wär es denn, wenn alle nicht Arschlöcher sich zusammen täten, um den aktuellen Arschlöchern in den Arsch zu treten? Dann hätten wir nicht immer die Gleichen Arschlöcher, die den Oberarschlöchern( in den Arsch kröchen,dann könnten mal andere ran. Zumindest alle 4-5 Jahre.
Voraussetzung wäre allerdings eine funktionierende Demokratur...

.... Sie ist tatsächlich hoffnungslos. Die Lage.

Gerd Hellmood 3. Mai 2013 um 19:53  

Wieder mal ein sehr schöner Text - Sprach-Akrobatik. Aber dieser ist auch nicht schlecht: http://www.youtube.com/watch?v=n4sZDa0XKl4

Anonym 3. Mai 2013 um 20:19  

Das beste was man gegen Arschlöcher - manche sind so groß, dass sogar ein Jumbojet drin wenden kann - ist wenn man ihnen ein PITA ist, ein pain in the ass. Und was alle Arschlöcher (Politiker, Manager, Millionäre usw.) fürchten wie der Teufel das Weihwasser: echte (direkte) Demokratie. Dafür lohnt es sich einzusetzen.

Anonym 3. Mai 2013 um 20:53  

@ Der Herr Karl, 3. Mai, 9.56

Die Antwort auf die Frage, welches denn das kleiner Übel sei, erwarte ich doch gerne.
Möcht mich auch weiterbilden!

Gruss Troptard

Anonym 3. Mai 2013 um 23:10  

Ich weiß nicht, wo ich den Vergleich gehört habe, aber ich finde ihn sehr passend: Schwarmfische sind sehr anpassungsfähig - bis auf die soziopathischen Mutationen und die bestimmen dann wo es lang geht, denn die können sich ja nicht anpassen.....

Eine besondere Beweislastumkehr gibt es in meinen Augen bei den Bundesverdienstkreuzen - je höher dekoriert, umso größere....

Würde ich einen Ertrinkenden aus dem See retten und man wollte mir das Bundesverdienstkreuz anheften, dann würde ich glatt ablehnen. Die dürften sich nicht mit mir schmücken - die nicht!

Die größten Arschlöcher sind meines Erachtens übrigens die ganz normalen Mitläufer, denn die lassen alles geschehen! Ohne Mitläufer kein Arschlochtum - so einfach....

klaus baum 4. Mai 2013 um 00:32  

Wo das Arschloch ist, da ist oben.

der Herr Karl 4. Mai 2013 um 10:00  

@Troptard

Die Antwort auf das kleinere Übel heisst "Demokratie".
Um diese zu erreichen wurden unzählige Revolutionen und Kriege mit Millionen von Toten geführt.

Ausserdem setzt auch eine Anarchie demokratische "Spielregeln" voraus...

altautonomer 4. Mai 2013 um 13:06  

Tropard: Nicht verwirren lassen. Demokratie ist eine Regierungsform, Republik eine Staats- und damit eine Herrschaftsform. Anarchie ist eine herrschaftsfreie Gesellschaft (keine Herrschaft über andere, auch nicht über die belebte und unbelebte Natur). Wenn 9 Wölfe und ein Schaf darüber abstimmen, was es zum Abendbrot gibt, ist das dann Demokratie?

Es gibt natürlich Ausformungen von direkter Demokratie, wie Basisdemokratie, Konsens- und Paritätsprinzip statt Mehrheitsprinzip. Aber auch diese, gern mit dem Etikett Demokratie versehenen Veranstaltungen sind mit einer bürgerlichen "Stellschraubendemokratie" nicht zu verwechseln weil mit letzterer nur einzelne Symptome, jedoch nicht das innere Wesen das Kapitalismus beseitigt werden.

Anonym 4. Mai 2013 um 16:56  

Demokratie sollte doch eigentlich die Veranstaltung sein, wo der Ausgleich der unterschiedlichen Interessen verwirklicht wird.

Diese Erleuchtung wurde dem Gutmeinenden solange angetragen, soweit dies ökonomisch noch zu vermitteln war, in den Zeiten wo die Wirtschaft noch brummte und sich alle einigermassen befriedigt fühlten.

Wenn es dort nicht mehr rund läuft, dann steht Demokratie auch schnell zur Disposition. Dann kommen Gedanken auf, ob mit einer "wohlwollenden Diktatur", was immer damit gemeint sein soll, die Interessen besser und schneller durchgesetzt werden können, ohne die unterschiedlichen Interessen noch berücksichtigen zu müssen und auf das zu konzentrieren worum es auch schon vorher ging, das Diktat der Wirtschaft über die Einzelinteressen.

Ein Herr Karl bleibt im Systemvergleich haften , obwohl ihm die Vergleichsbasis schon längst abhanden gekommen ist. Alles was nach Veränderung riecht, erscheint ihm weniger Wert, als das, was er in der Wirklichkeit vorfindet. Darum insistiert er auch ständig darauf, das ihm der kritische Geist auch gleich noch die Lösung für die Probleme liefern soll, die er selbst schon im Sumpf der Demokratie versenkt hat.

Gruss Troptard

altautonomer 5. Mai 2013 um 08:13  

Tropard: Solange Menschen nicht reif sind, emanzipatorisch und paritätisch und evt. auch altruistisch am Gemeinschaftsleben teilzuhaben, solange es immer noch der Typus ist, dem zum Hunde nur der Schweif zum Wedeln fehlt (Heine), solange besteht die Gefahr, dass die bürgerliche Stellschraubendemokratie schnell umkippt in den Ruf nach dem starken Mann/Führer.

PS: Stellschrauben können rosten!

Anonym 5. Mai 2013 um 14:44  

@Roberto J. De Lapuente

Waren sie eigentlich schon mal in einer Führungsposition?

Seit ich Abteilungsleiter bin weiß ich das man sich manchmal schlicht wie ein Arschloch benehmen muss.
Einige ehemalige Kollegen nahmen mich zunächst nicht ernst, kannten sie mich doch jahrelang als gleichgestellten und sahen nicht ein, warum ich ihnen jetzt was zusagen hätte. Einer dachte sogar er könnte jetzt ne ruhige Kugel schieben. Da musste ich dann mal autoritär werden, was dann dazu führte, dass einige mich für ein Arschloch hielten. Ein Kollege sagte mir in größerer Runde ganz offen, das ich mich angeblich in ein Arschloch verwandelt hätte, seit ich der Chef bin. So etwas konnte ich ihm natürlich nicht durchgehen lassen und verpasste ihm eine Abmahnung. Anschließend ließ er sich versetzen.
Hinzu kommt eine Charakterschwäche, die zuzunehmen scheint, je jünger neue Mitarbeiter werden, mangelnde Kritikfähigkeit und das Bedürfnis alle wie Kumpel zu behandeln. Auch da muss man sie immer wieder auf den Boden der Realität zurückholen.
Ich habe mich schon gefragt, ob es an mir liegt und ich einfach keine Autorität ausstrahle, aber von anderen Abteilungsleitern kenne ich ähnliches.
Manchmal muss man sich einfach wie ein Arschloch aufführen, weil einem die anderen sonst auf der Nase herumtanzen.

Es stimmt nämlich nicht, dass auf höherer Ebene mehr Arschlöcher zu finden sind, weiter unten gibt es prozentual genau so viele. Aber die können es sich in ihrer Position einfach nicht erlauben sich so zu benehmen!

ad sinistram 5. Mai 2013 um 14:58  

Fühlt sich da jetzt jemand angesprochen, oder wie? Ich würde meine Arschlochiade aber auch nicht auf Führungspositionen alleine münzen.

maguscarolus 5. Mai 2013 um 18:31  

Freilich gibt es Arschlöcher auf allen Ebenen der Gesellschaft, nur dass die führenden Arschlöcher leider ein starker Attractor für nachgeordnete Arschlöcher, und deshalb von besonders verhängnisvoller Wirkung sind.

Einige Studien belegen die frappierende Ähnlichkeit der psychischen Merkmale zwischen psychopathischen Schwerstkriminellen und Führungspersönlichkeiten. Schon das Anforderungsprofil bei der Bewerbung für solche Stellen legt nahe, dass eine "bösartige Form" von Narzissmus und die nahezu vollständige Unfähigkeit zu Empathie geradezu erwartet werden – wen wundert's auch, dass für quasi kriminelle Machenschaften in der Wirtschaft auch eine kriminelle Person am besten taugt.

Anonym 5. Mai 2013 um 18:47  

@Roberto De Lapuente

Wenn sie sich auf meinen Kommentar beziehen (5.Mai 2013 14:44) dann ja, ich fühle mich angesprochen, na und? Wertet das meinen Kommentar irgendwie ab?
Entweder man setzt sich mit Argumenten sachlich auseinander (was sie nicht getan haben) oder man bedient sich eristischer Dialektik.

Ich fühlte mich von stark vereinfachten Sätzen angesprochen auch mal die andere Seite zu erwähnen.
Sätze wie:
„Am Kopf der Tafel sitzt immer das Arschloch in mehrfacher Ausführung.“
„Wie man mehrere Bäume einen Wald nennt, so heißen mehrere Arschlöcher zusammen Eliten.“

Mir ist ihr Text einfach zu undifferenziert.
Ich halte ihn für gefährliches Halbwissen, nach dem Motte: Ist ja eh egal was wir machen, am Ende sind es wieder die Arschlöcher, die das Sagen haben. Ein solches Denken führt zu Stillstand und eignet sich höchsten für die Rechtfertigung, warum man selbst seinen Arsch nicht hochkriegt. Am Ende kann man sich dann wunderbar einreden, dass die eigene Zugehörigkeit zu den unteren Klassen der eigenen moralischen Überlegenheit geschuldet ist, aber das bringt einen auch nicht weiter.
Hilft aber alles wunderbar den Arschlöchern, ihre Position zu festigen.

ad sinistram 5. Mai 2013 um 19:51  

Gefährliches Halbwissen? Lach! Der Text ist ja nicht als wissenschaftliche Analyse gedacht.

Anonym 5. Mai 2013 um 21:25  

@ Anonym, 5. Mai, 14.58 Uhr

"Seit ich Abteilungsleiter bin, weiss ich , dass man sich manchmal schlicht wie ein Arschloch benehmen muss."

Das muss nicht zwingend sein, wenn der, der da leitet sich darüber im Klaren ist, welche Position er jetzt einnimmt.

Er übernimmt eine unternehmerische Kontrollfunktion des Arbeitsprozesses und als solche wird sie auch von den Mitarbeitern wahrgenommen und diese um so mehr, wenn er vorher selbst zu den Kontrollierten gehört hat.

Normalerweise wird diese Funktion auch höher dotiert, um damit erkennbar zu machen, dass Derjenige jetzt auf der anderen Seite positioniert ist.

Unternehmerisch ungeschickt ist es aus meiner Sicht, dafür jemanden aus dem Kreis der ehemals Kontrollierten auszuwählen.

Bei mir ist das etwas anders verlaufen, weil die Mitarbeiter mich als ihren "Vorgesetzten" haben wollten und das Unternehmen das auch als Chance gesehen hat.

Die Prügel habe ich eingesteckt und das jeden Morgen. Ich habe auch das überlebt!

Ohne Reibereien lief es auch nicht. Aber ein Arschloch musste ich nie sein. Ich weiss, dass das unter den gegebenen Verhältnissen schwierig ist, aber nicht zwingend, wenn man begreift, wo man steht und wie man gewillt ist, damit umzugehen.

Gruss Troptard





Anonym 6. Mai 2013 um 12:40  

ein herrlicher Text (ebenso wie der kürzliche Beitrag zum "Okaayyy ?!?"). Sehr relevant und direkt aus dem Leben gegriffen.

@Anonym 5. Mai 2013 18:47

1. sollten Sie es nicht bemerkt haben: der Text stellt eine kabarettistische Übertreibung dar ...

2. Mir ist es in meiner 30-jährigen "Karriere" schon mehrfach widerfahren, in "potentieller Arschloch-Position" zu enden, sprich mit Personalverantwortung auf verschiedenen Ebenen. Ich denke, ich habe es geschafft, mir treu zu bleiben, d.h. fair, offen, ethisch und ohne Starallüren handelnd; zumindest haben mir meine Mitarbeiter das bestätigt; im Umkehrschluß wurde mir dieses Verhalten und Verhältnis von der im Artikel definierten "Elite" gerade nicht honoriert - sic!

In eben dieser "Karriere" habe ich immer wieder den Geist dieser "Geschichte der Arschlöcher" feststellen müssen, lange bevor diese geschrieben wurde. Ich habe mich immer nur gefragt, ob die A-L-Eigenschaft notwendige Voraussetzung oder zwingendes Ergebnis gesellschaftlicher Position ist.

Inzwischen tendiere ich zu der Auffassung: beides ist der Fall. Diejenigen, die mit A-L-Eigenschaft ausgestattet daher kommen, kommen schneller an diese Positionen; und die, deren lautere Geisteshaltung eine Beförderung nicht verhindern konnte, werden von der A-L-Gesellschaft in kürzester Zeit infiziert und assimiliert.

Carlos

kevin_sondermueller 6. Mai 2013 um 14:24  

@ anonym 5. Mai 2013 18:47.

Ihre Textbeiträge wirken
>beeindruckend< selbstreferentiell …

DRESDNER FAMA NEWS 6. Mai 2013 um 22:42  

...
Wenn das eigene Sein vom Wohlverhalten oder Feindschaft der gesellschaftlichen Kräfte im Kleinen wie im Großen abhängig ist und sich scheidet zwischen bedingungsloser Anpassung, schweigendem Wegducken (in irrender Hoffnung selbst und die einem am Nächsten vom Unbill der Zeit verschont zu bleiben) oder in einer verschwörischen Anpassung, einer Kultur der denunziatorischen Mittäterschaft oder aktiven Positionieren auf der vermeintlichen Seite der Gewinner endet - ist es nicht leicht, für sich selbst, die eigene Wahrheit zu finden.
...

Vielleicht sollten wir, politisch korrekt, zukünftig: "Liebe Arschlöcher und ArschlöcherInnen"
sagen...

PS: Wer dem ganzen Text lesen will, sollte mal zur DRESDNERFAMANEWS klicken.

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