Sit venia verbo

Mittwoch, 24. Oktober 2012

"Es ist verschlagwortete Sprache, mit der die intellektuelle Hölle bereitet, mit der jeder Anspruch auf präzisen, gewissenhaften und sachlich angemessenen Ausdruck verunmöglicht wird. Je genauer man sich ausdrückt, so unkte schon Adorno in seiner Minima Moralia, desto schwerer verständlich das Resultat; formuliert man jedoch lax, wird man mit Verständnis belohnt. Es ist ein Umherwerfen mit Wortfetzen, die keiner erst erfassen oder verstehen muss, weil es einem ohnedies schon schwante, was gemeint war. Die verstümmelte Aussage, sie ist die höchste Disziplin der Rhetorik. Eine Disziplin des Sprechens, ohne dabei etwas zu sagen, gleichwohl man seinen Zuhörern und Lesern Glauben macht, genau das gesagt zu haben, was ihnen schon immer unter den Nägeln brannte; eine Disziplin des sich Gemeinmachens mit denen, die einem an den Lippen kleben, des sich Anpassens an diejenigen, für die man schreibt oder spricht, was schon Karl Kraus zu dem Aphorismus veranlasste, dass es die Kunst des Agitators sei, sich so dumm zu machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie glauben, sie seien so gescheit wie er."
- Roberto J. De Lapuente, "Auf die faule Haut: Skizzen & Essays" -

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