Infantile Feierlichkeiten

Dienstag, 4. Januar 2011

oder: in eigener Sache

Drei Jahre ist es nunmehr her, dass ich mich erstmals anschickte, an dieser Stelle meine bescheidenen Zeilen zu publizieren. Drei Jahre, in denen viel geschehen ist: sowohl schreiberisch als auch privat - nur der ewigliche Mist, über den hier geschrieben wird, er ist die Konstante jener drei Jahre. Drei Jahre ad sinistram heißt auch, den Dank an jene zu richten, die mir täglich Futter vor die Füße kippen: an die Diekmanns und Hahnes, an halbseidene Gestalten wie Wagner und Müller-Vogg, an die Merkels und Westerwelles, Steinmeiers und Wulffs dieser Republik - ein Dank an diese ganze Bagage: ohne euch wäre ich eine ganz arme Sau!

Nach Ablauf des ersten Jahres von ad sinistram fanden sich 150.000 Besucher ein, was mir damals schon horrend erschien. Jahr zwei spülte weitere 470.000 Besucher heran - nach dem dritten Jahr sind es weitere 630.000 Besucher, die sich hierher verirrten, sodass es letztlich bislang mehr als 1,2 Millionen Besucher waren, die mir die Ehre erwiesen. Ob das ausbaufähig ist? Nichts Genaues weiß man nicht...

Viele Besucher also! Nicht nur Freunde - je höher die Besucherzahlen lagen, desto mehr unliebsame Gäste fanden sich ein. Neoliberale wie Sarrazinisten, Freunde der gepflegten Engstirnigkeit wie plumpe Dummköpfe, aber auch solche, die sich einen Sport daraus gemacht haben, die delapuentinische Eitelkeit tagtäglich aufs Tapet zu bringen. Eitel sei ich, selbstverliebt geradezu - und das wiederholen sie im trauten Turnus, schließlich soll ich nicht vergessen, was und wie ich eigentlich bin. Laßt es euch gesagt sein, ihr Mementos auf zwei Beinen: ich weiß wie ich bin! Sicher, ich bin eitel! Jeder der seine Texte feilbietet badet in Eitelkeit - wer dies verneint, der heuchelt. Selbstverliebt? Nun ja, ich bin mir selbst lieber als es mir andere sind, solche nämlich, die meinen, sie müssten mir regelmäßig ihre geringqualifizierten Einsichten über mich und meine Texte unterbreiten, solche, die mich persönlich angiften und ihre schlechte Laune, ihren Dünkel oder ihre flaue Libido an mir abstrampeln wollen.

Drei Jahre ad sinistram und ich ergötze mich am Auswurf meines Wachstums - statt sich der hohen Leserzahlen zu erfreuen, ärgere ich mich über etwaige Windbeutel, die sich hier leerfurzen. Sicherlich, dergleichen tut man nicht am Festtage; an solchen Tagen bleibt man diplomatisch, lächelt man auch seinen Kritikern zu, winkt sie heran und reicht ihnen ein Glas Sekt, das dann gerne vergiftet sein darf - Hauptsache ist, es sieht nach Freundlichkeit aus. Und was geschieht hier? Hier versaut man sich den Geburtstag mit einer Philippika auf irgendwelche Langweiler. Doch man vergesse nicht, ad sinistram ist erst dreijährig, noch ein Kleinkind - man erlaube mir daher diese altersgemäße Unreife, diese dem Alter geschuldete Infantilität.



23 Kommentare:

Anonym 4. Januar 2011 um 09:46  

Lieber Roberto J. De Lapuente,

Dir und "ad-sinistram" einen herzlichen Glückwunsch zum 3. Geburtstag. Allen Kritikern und Zulernabstinenzlern zum trotz, zeigen doch die steigenden Besucherzahlen, das solch wort-/gewaltigen/- geflügelten Artikel, die auch ich regelmäßig geniessen darf, ihren Zuspruch finden. Bitte lass´das "Kind" weiter wachsen, auf das sich die Leserschaft weiterhin daran erfreuen und/oder auch aufreiben kann. Denn nur, wenn man sich auf "ad-sinistram" einlässt, kann man auch dessen Wert erkennen.

Yusuf Zenj 4. Januar 2011 um 10:23  

Lieber Roberto
du schreibst halt gegen den Wind an.
Dem ewigen Gefurze die Stirn zu bieten und damit auch deine Nase in den Gestank zu halten, dafür danke ich dir, wünsche 'ad sinistram' einen schonen Geburtstag und dir, dass du dich auch 2011 vor NICHTS zu fürchten brauchst.
Yusuf Zenj

Margareth Gorges 4. Januar 2011 um 10:37  

Lieber Roberto,

ich rolle Dir mal für Deine " Eitelkeit" den roten Teppich aus. Ja ich weiß, Du würdest nicht drüber laufen, weil du zu "gschamig" bist, aber glaub mir -Ich / wir Deine Leser/innen applaudieren Dir auch so Tag für Tag.

Wenn man in so einem " unreifen Alter " schon so große Literatur verfasst, dann freue ich mich was erst dabei rauskommt wenn Du " erwachsen" bist.,
Ich denke ich werde mir jetzt schon jetzt eine Karte reservieren für die Verleihung des Literatur Nobelpreises für Roberto J. De Lapuente .

DANKE ROBERTO LASS DICH FEIERN !

epikur 4. Januar 2011 um 12:00  

Herzlichen Glückwunsch!

Viel Ehr, viel Feind...oder so ähnlich ;-))

Markus 4. Januar 2011 um 13:25  

Auch dieser Beitrag zeigt wieder eines von dem, was ich seit langem an ad sinistram schätze: eine große Ehrlichkeit.
Viel Erfolg weiterhin!

carlo 4. Januar 2011 um 16:41  

Chapeau, continuez, Monsieur!
sagt
carlo

Tommy 4. Januar 2011 um 17:16  

Ich lese deinen Blog zwar noch nicht sonderlich lang, vtl. 5 Monate, dafür bist du aber bei meiner täglichen Bloglektüre auf Nr.1 geruscht. Die besten Grüße von mir ... ich hoffe du und "ad-sinistram" wird noch viele Geburtstage feiern (schleim, schleim)

antiferengi 4. Januar 2011 um 17:23  

Eitelkeit ist eine Zier,
weiter komm ich ohne ihr.

Lange Haare, krauser Sinn,
im Zottelkopf ist nicht viel drin.

Einen lieben Gruß, und herzlichen Glückwunsch, von der zweiten an die erste Strophe ;-)

Manul 4. Januar 2011 um 17:34  

Na dann, weitermachen :D
Gut 2,5 Jahre lese ich nun mit und erfreue mich immer wieder deiner Texte, von denen so manch einer mir einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hat. Mehr davon! Genug Themen dafür wird es wohl auch dieses Jahr zu genüge geben...

Robert Reich 4. Januar 2011 um 17:48  

Herzlichen Glückwunsch zum 3.Geburtstag von ad-sinistram und alles Gute im neuen Jahr und vor allem weiterhin so tolle Artikel und Essays wünscht Ihnen Robert Reich.

klaus baum 4. Januar 2011 um 18:05  

Hallo Baby,

drei Jahre gegen die immer gleichen Bosheiten anzuschreiben, bedarf schon der Kraft und der Ausdauer.
Glückwunsch, dass du auch die leern Winde der Beutel erträgst. :-)

Anonym 4. Januar 2011 um 18:18  

Lieber Roberto J. de Lapuente,

erst einmal kann ich "epikur" nur zustimmen, und wünsche Dir neben einem gesunden neuen Jahr auch das notwendige Durchstehvermögen mit diesen Hanswursten, die meinen deine Texte schlecht zu machen.

Ich geb's zu "Ad Sinistram" ist - im positiven Sinne - eine "Droge".

Einmal angefangen zu lesen kommt man nicht mehr davon los, und ich hoffe, dass Du weiter schreibst, denn Stimmen wie deine sind rar im Lande.

Gruß und weiter so
Bernie

Anonym 4. Januar 2011 um 18:24  

Einen Tipp noch als Ergänzung:

Schreib doch einmal was über die Wendehälse in der SPD und bei den GRÜNEN.

Eine Planung in diese Richtung ist, weil die GRÜNEN 30 Jahre alt werden - dieses Jahr - in Bearbeitung -

Die Ex-Grüne und Gründungsmitgliederin Jutta Ditfurth rechnet mit den GRÜNEN ab (in geplanter Buchform).

Vielleicht wäre so eine Abrechnung an alle Marktradikalen, die einst wohlfahrtsstaatsbejahend predigten, generell angesagt, um etwaigen Kurswechseln von GRÜNEN und SPD gleich vorzubeugen - oder auch nur der Linkspartei (in Berliner Stadtparlament leider schon eine neoliberale Linke), oder anderen Institutionen (z.B. die Kirchen - siehe heute Nachdenkseiten)?

Überleg dir mal einen tollen Text zu dem Thema ;-)

Gruß
Bernie

Anonym 4. Januar 2011 um 19:01  

Was kümmert es die stolze Eiche, wenn eine Wildsau sich an ihrer Borke das Fell wetzt.
Ich freue mich jedesmal auf diese gut geschriebenen Texte.

Restez sur cette voie mon cher!

l'adepte du 04.08.1789

Andreas 4. Januar 2011 um 20:32  

Soll es wirklich Zufall sein, dass ich gerade zu diesem Anlass die Verknüpfung wieder drückte, die nun schon seit Jahren - wenn auch viel zu lange ungenutzt und angestaubt - in der Lesezeichenleiste meines Feuerfuchses stets am ersten Platz stand? Wie auch immer ...

Lieber Roberto,
ich gratuliere Dir zu Deinem ständig wachsenden Leserkreis und freue mich von Herzen, dass es Dir gelungen ist, Deinen Traum von einst in solch einer Form zu verwirklichen.

Mit besten Grüßen aus der Vergangenheit, werter Herr.

Andreas

Tim 5. Januar 2011 um 00:58  

Ich will deine Euphorie nicht bremsen, aber gute 1000 Aufrufe kommen allein von mir. ;-)

Diabolus 5. Januar 2011 um 01:13  

Herzlichen Glückwunsch zu drei Jahren Kampf gegen Neoliberale Demagogen, engstirnige Konservative und den Rest der sog. Deutschen Elite.

Aber eigentlich lieber Roberto würde ich mir wünschen, daß Du den Blog in einem Jahr dicht machen müsstest, weil Dir die Themen ausgehen... Da dies jedoch nicht passieren wird (und wie ich befürchte auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht) erfreue ich mich weiterhin tagtäglich an Deinem wunderbaren Stil und deinen (manchmal schmerzhaft) treffenden Kommentaren!

Unknown 5. Januar 2011 um 01:36  

Hau rein, Junge!

Inglorious Basterd 5. Januar 2011 um 09:16  

Bernie Du Petze: Soweit ich von Jutta (Ditfurth) weiss, soll die Öffentlichkeit vor dem Erscheinen des Buches im März 2011 noch nichts von dem Projekt erfahren.

Gilt dies jetzt nach Abgabe des Skripts nicht mehr?

Roberto: Vorsicht! Eitelkeit korrumpiert. Wenn auch nur die Hälfte Deiner 1,2 Mio Besucher bei der nächsten Demo auflaufen würde, wäre dies ein echter Fortschritt jenseits der teilweise verbalradikalen und vulgärmarxistischen Kommentare.
Ein Traum.

Anonym 5. Januar 2011 um 10:47  

Herzlichen Glückwunsch,

das Blog sehr gelungen und regt zum Nachdenken an.

Diejenigen, die in die Kommentarspalten furzen sollten sich einmal überlegen, ob sie ihre Skepsis nicht sachlich vortragen wollen.

Anonym 5. Januar 2011 um 12:17  

Inglorious Basterd, ähm, es sind keine 1,2 Millionen Besucher, sondern 1,2 Millionen Seitenaufrufe. Das hat Roberto auch verwechselt. Auch von mir kommen da locker 2000.

Kaiserbubu 5. Januar 2011 um 16:21  

"Drei Jahre ad sinistram heißt auch, den Dank an jene zu richten, die mir täglich Futter vor die Füße kippen: an die Diekmanns und Hahnes, an halbseidene Gestalten wie Wagner und Müller-Vogg, an die Merkels und Westerwelles, Steinmeiers und Wulffs dieser Republik - ein Dank an diese ganze Bagage: ohne euch wäre ich eine ganz arme Sau!"

Mit diesen Figuren leider aber auch!(Kohlemäßig)

Lieber Roberto
Dank an Dich und weiterhin die Kraft durchzuhalten. Ich freue mich Dich auf dem Kongress in Köln Live zu sehen und zu hören.

Beste Grüße

Jürgen

Anonym 6. Januar 2011 um 15:31  

blog-schreiben heißt andere die drecksarbeit machen lassen.
dass die dinge im argen liegen, muss niemandem mehr gesagt werden. gefragt ist aktionismus, und nicht sich hinter dem monitor verschanzen. das bloggen ist eine feige ausrede angesichts der seit den 90ern längst erfolgten vertausendfachung des aufklärungsmaterials, in dem bereits alles wesentliche gesagt wurde.
auch die bequemlichkeit des blog-schreibens ist durch den kapitalismus ermöglicht und sollte dringend als das erkannt werden (bequemlichkeit).

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