Rupft die Reichen!

Montag, 24. Mai 2010

Alle müssen solidarisch zur Sanierung der Staatsfinanzen beitragen! Und gerade die Begüterten, die das meiste Geld in dieser Gesellschaft haben, sollen auch bluten müssen. Das ist doch Ehrensache! Wo sonst, wenn nicht an den Wohlhabenden, soll man sich gesundsparen? Dort, bei den Kapitalkräftigen, muß man den Riemen festzurren - dort, im Ressort Arbeit und Soziales, döst Sparpotenzial, dort tummeln sich die wirklichen Reichen, die versteckten und unterschätzten, die verheimlichten Finanzstarken.

Arbeit und Soziales - mit 143,2 Milliarden Euro ist es das größte, kostenintensivste Ressort; fast mit absoluter Mehrheit dominiert man den Staatshaushalt. Die Reichtümer einer ganzen Gesellschaft stecken da drin. Und bei den Reichen muß man sparen, bei denen gibt es etwas zu holen. Man muß nur beherzt genug sein, den wirklichen Reichen die Maske vermeintlicher Armut vom Gesicht zu reißen. 143 Milliarden! Hat etwa ein Karl Albrecht (23,5 Milliarden) so viel Geld auf seinem Konto? Nicht mal mit seinem Bruder Theo (16,7 Milliarden) zusammen erreicht er diese Summe! Susanne Klatten (11,1 Milliarden) und Stefan Quandt (5,7 Milliarden) sind geradezu Hungerleider im Vergleich zu denen, die sich mit 143 Milliarden an dieser Gesellschaft schadlos halten.

Das hat einfach aufzuhören, diese soziale Ungerechtigkeit kann sich kein Gemeinweisen auf Dauer leisten! Jetzt stehen wir vor der heiklen Aufgabe, von Arbeitslosen und Rentnern, vor diesen milliardenschweren Krösussen, eine Solidarität einzufordern, von der sie jahrelang nichts wissen wollten. Man hätte es nie so weit kommen lassen dürfen! Man hätte die soziale Schere nicht so bedenklich auseinanderklaffen lassen dürfen! Nehmen wir doch Quandt: der tut und macht, unternimmt und handelt - und am Ende hat er weniger in seiner Schatulle als jene, die sich einen faulen Lenz machen. Wenn es doch nur weniger wäre! Aber fünfundzwanzig Mal weniger! Da läuft doch was falsch, da wird eine ungesunde Ungleichheit betrieben, die nun aus Spargründen aufgegeben werden muß.

Eine Reichensteuer muß her! Eine, die den Reichtum von 143,2 Milliarden abschöpft, die denen an die Geldbörse geht, die von diesem Geldgebirge leben. Und entlastet die Hungerleider! Es muß sich für Klatten und Quandt wieder lohnen. Das wäre gelebte Solidarität - man holt es sich von den Reichen und verteilt es an die Armen. Rein ins Bundesministerium für Arbeit und Soziales, ran an die Betuchten und Potenten, ran an deren Speck! Für eine Verteilungsgerechtigkeit, die diesen Namen verdient! Wen sonst rupfen, wenn nicht die reichste Klientel Deutschlands, wenn nicht Arbeitslose und Rentner?

17 Kommentare:

Heiko 24. Mai 2010 um 12:24  

Ich spende mein ALG2 freiwillig. Mein Sohn braucht zur Zeit eh nur Muttermilch da brauch ich auch nicht das Geld für Lebensmittel. Also wohin damit?

Bei uns in der Gegend kann man übrigens ein Schlagloch für 50,- Euro kaufen. Wenn man das an die Banken übertragen würde, wünschte ich mir da ...

Ach egal, lasst die Welt so wie wir sie kennen untergehen, denn die Herrschaft der Dummen ist unumgänglich (was die Wahlen immer wieder beweisen).

lowestfrequency 24. Mai 2010 um 13:19  

Mit einem Wort: Wunderbar.

Wer hätte sonst die Reichtum- und Neid-Debatte so auf einen Punkt bringen können?

Herrlich...

Anonym 24. Mai 2010 um 17:44  

In unserer Stadt haben die Hartz-IV-EmpfängerInnen, in den letzten Monaten stark zugenommen - so meine Anschauung, aber auch die Aussage mehrerer Amtsmitarbeiter. Und das bei offiziell sinkenden ALG-I-Empfänger-Zahlen.
Immer mehr kommen auch Frauen jeden Alters, die deutlich besser gekleidet und gepflegter sind als die sog. "Klischee-Arbeitslosen". Manche scheinen "sogar" studiert zu haben bzw. ehemals höheren Unternehmens-Positionen zu entstammen. Andere "gut betucht" Wirkende begleiten schon mal ihren ebenfalls nicht verwahrlosten und durchaus intelligent wirkenden Nachwuchs zum Amt, der wohl keine (Lehr)Stelle findet.
Ich glaube nicht mehr an den sog. Fachkräftemangel. Der ist -wie wohl vieles andere- herbeigeredet. Und sollte er doch wirklich eintreten, ist er selbst verursacht. Das Geld, das in Schulen z. B. bei zu großen Klassen eingespart wurde, muss heute eben draufgezahlt werden. Aber vielleicht ist das auch gut so, dass es weniger Menschen mit Schulabschluss gibt, denn wenn sie genauso aufstiegen wie unsere sog. ‚Eliten qua definitionem‘, dann hätten wir noch mehr von der Sorte, die unser Land ruinieren (s.u.). Nicht arrogant gemeint.

Beim Amt selber wurden in den letzten Monaten mehrere Sachbearbeiter (vermutlich) befristet eingestellt: Alles durchweg junge Menschen, vermutlich weil sie noch unverbraucht und billig sind. Denen muss man auch keine Supervision o.ä. bezahlen. Ältere, z. B. AkademikerInnen mit durchaus ansehnlicher Berufserfahrung und Weiterbildungen, die zudem beruflich flexibel sind, werden nicht eingestellt, weil überqualifziert oder mittelfristig als eine fachliche Bedrohung für die Chefs angesehen.

Anonym 24. Mai 2010 um 17:44  

Fortsetzung:

Jetzt geht bei den Einsparungsvorschlägen das Gerede los, im Ressort 'Arbeit und Soziales' zu sparen, während der Wirtschaft und speziell den Banken und deren Aktienbesitzern der Puderzucker in den Popo als einem Fass ohne Boden geblasen wird, und das obwohl sie aus Gier und Dummheit so viel verbockt haben - mit aktiver Unterstützung der genauso intelligenten Politik(erInnen), die fast durchweg jobgeil waren und sind und auf Grund ihres Intelligenzquotienten das Geschehene mal wieder nicht voraussehen konnten.
Eine solche Geistesgröße hatte die Tage in einer Zeitung die Idee, den alleinstehenden Erwerbsarbeitslosen in Hartz-IV den zugestatteten Wohnraum von 50 qm auf 25 qm zu kürzen. Gesagt wurde aber nicht, wo der Wohnraum herkommen soll - zumal der Bund in den letzten Jahren einen großen Teil seines sozialen Wohnungsbaus als Tafelsilber kurzfristig denkend zwecks Haushalts-Sanierung an US-Investoren verscherbelt hat.
Von 50 auf 25: Früher dachte ich immer, die Verantwortlichen hätten kein Hirn im Schädel. Das kann aber nicht sein, denn viele von ihnen haben sogar einen Doktor-Titel, erhalten Preise, werden Berater, sind käufliche WissenschaftlerInnen, werden z. B. als studierte Juristen als Wirtschaftsexperten idealisiert und verkannt. Nein, sie haben ein Gehirn - aber ihr Herz pumpt kein Blut, sondern stattdessen schlicht und einfach nur Scheiße durch den Körper, die dann natürlich auch im Schädel sowie auf den Stimmbändern und der Zunge landet.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass immer mehr die Dummen/ Naiven in Erwerbsarbeit und in die Politik gelangen, sogar immer mehr in entscheidende Positionen gelangen, während die wirklich kompetenten FacharbeiterInnen, gelernte Kaufleute und AkademikerInnen mehr oder weniger, aber caritativ verbrämt, in der Gosse landen. Früher landeten die Dummlinge bei der Bahn, der Post, im Fernsehen – so der schon damals vorurteilsbehaftete Volksmund. Heute verbreiten sie sich wie die Heuschrecken und landen überall, und kaum einer merkt’s. Aber vielleicht war das schon immer so, und meine Elterngeneration und ich haben uns nur der fremd- und autosuggerierten Illusion hingegeben, durch Leistung etwas (Ausreichendes) erreichen zu können.

Ich weiß gar nicht wohin mit meinem Zorn und begreife immer besser, warum sog. Klischee-Arbeitslose ihre Wohnungen und Hausflure verrotten lassen, ihren Müll auf die Gehwege werfen und mit Trotz reagieren: Die geben damit die Verachtung und den Schmutz zurück, der zuvor ungerechtfertigterweise über sie drübergekübelt worden ist.

PS: @ Heiko: Ist Muttermilch nicht Einkommen, das dem in der Bedarfsgemeinschaft lebenden Kind zufließt? Müsste da nicht der Regelsatz des Kindes leicht gekürzt werden?

Anonym 24. Mai 2010 um 17:59  

Wie durfte ich in der "Gazette" lesen?

"Natürlich ist die Spanne zwischen denen, die bei uns nicht ruhig schlafen können, weil sie für ihr ererbtes Millionenvermögen Steuern zahlen müssen, und denen, die mit Hartz IV auskommen sollen, gewaltig. Aber wenn wir uns anschauen, wie die Lebenschancen für Chinesen, für Inder oder für Südamerikaner sind, relativiert sich das.
(Wolfgang Schäuble, Innenminister, 2008)

Alles ist relativ. Also wird der Deutsche Michel auch diese Attacke als notwendig, wenn auch nicht so gerecht empfinden. Schließlich geht es hier ja um das Große und Ganze.
Und für unsere armen Reichen tun wir alles. Wenn auch passiv, durch ertragen.

Anonym 24. Mai 2010 um 19:53  

Es war so vorhersehbar, man muß heutzutage kein Prophet oder Experte sein, um die Entwicklung zu extrapolieren. Vor der NRW Wahl sagten viele im Netz vorraus, daß der weitere Sozialabbau nach der Wahl losgetreten wird. Koch machte wiedermal den Anfang, im Gefolge der ganze Rattenschwanz. Arbeitslager und Vernichtung des Rest menschlicher Würde in einem neuen Feudalismus als Endlösung.
mfg stefan

Daniel Limberger 24. Mai 2010 um 20:02  

Lieber Robert,
der Text gefällt mir wieder besser - der Sarkasmus bringt es eher auf den Punkt als der letzte Text über die Besteuerung.

Allerdings bitte ich Dich, doch einmal zu überlegen, ob nicht die kapitalistische Reichtumsdefinition an sich nicht dafür taugt, Wohlstand für alle zu schaffen. Schließlich reicht das Geld nie, an allen Ecken und Enden fehlt es, selbst wenn man den Milliardären alles wegnimmt. Du weißt hoffentlich, dass in unserem Geldsystem jegliches Geld nur als Schulden in die Welt kommt (entweder durch die Zentralbanken oder noch viel schlimmer durch die Geschäftsbanken als Giralgeld). Daher muss es immer an Geld fehlen - allein aus diesem Grund sidn Überschuldung, Unternehmensbankrotte und sogar Staatabankrotte eine unumgängliche logische Folge, die stets aufs Neue eintreten muss.

Überhaupt ist der kapitalistische Reichtum nach Marxens Arbeitswertlehre durch nicht anderes definiert, als die dafür aufgewendete gesellschaftliche ARBEIT. DIe alten Kommunisten missverstanden Marx dabei so, dass sie einfach annahmen, das sei in Ordnung, müsse aber dann dazu führen, dass die Arbeiter den so erarbeiteten Reichtum erhalten müsstn, und zwar möglichst leistungsgerecht. Das war ein FATALER IRRTUM. Marx hatte eigentlich KRITISIEREN WOLLEN, dass Reichtum durch die dafür aufgewandte Arbeit definiert wird - er wollte dafür, dass Reichtum sich am GEBRAUCHSWERT der erschafften Güter orientieren sollte! Dan würden wir heute im Reichtum ersticken - man denke nur an die Produktivität, die Technologien usw. von heute: ein komfortables Leben FÜR ALLE MENSCHEN wäre technisch möglich, das wäre REICHTUM FÜR ALLE! Aber da wir weiterhin mit Geld rechnen, wie übrigens die Realsozialisten es auch gemacht hatten, wird Reichtum immer und ausschließlich auf eine kleine Schicht begrenzt sein, weil das in der Definition des kapitalistisch Reichtums nun einmal so festgelegt ist.
Wenn wir also wirklich etwas für uns, das Proletariat, verbessern wollen, müssen wir aufhören, ans Geld zu denken - machen wir doch einen Generalstreik, bei dem alle ARBEIT so lange ruht, bis die wundersame Geldvermehrung stockt und zusammenbricht (was Herbst 2008 ja eigentlich schon von alein eingetreten war un nur durch Billionen an Rettungspaketen weltweit in die Zukunft aufgeschoben wurde) - wir müssen einfach die Parole skandieren: "Steckt Euch Euer Geld sonstwohin, Ihr reichen Leute!" Dann werden sie nämlich den schönen Ökopaxe-Spruch wahrlich verstehen: "Erst wen der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch vergiftet usw., werdet Ihr erkennen, dass man Geld nicht essen kann!"

Bitte, gib mir doch einmal ein Feedback auf diesen Kommentar, lieber Roberto :)

Ach ja, zum angesprochenen Thema mehr weiß der GegenStandpunkt:
- "Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Was denn sonst? So funktioniert Kapitalismus!" (12. Mai 2005, Dr. Peter Decker) (HIER: http://doku.argudiss.de/?Kategorie=all / alternativ hier: Teil der CD "GegenStandpunkt 2005 I" - die Playlist heißt "kapital_nbg_0505.m3u" und besteht aus 7 Einzel-MP3s, *.iso-Datei unter: http://doku.argudiss.de/data/isos/v2005_1.iso)

- „Was von Marx zu lernen wäre: Alles Nötige über Arbeit und Reichtum im Kapitalismus“
(Mi., 16. Juli 2008, Regensburg, Dr. Rolf Röhrig, HIER: http://doku.argudiss.de/?Kategorie=all)

- NOCHMAL „Was von Marx zu lernen wäre: Alles Nötige über Arbeit und Reichtum im Kapitalismus“( Donnerstag, 8. November 07, Nürnberg, Dr. Peter Decker, HIER: http://doku.argudiss.de/?Kategorie=all)

- „Arbeit und Reichtum“ (7. Dezember 2004, Berlin, Dr. Freerk Huisken, HIER: http://doku.argudiss.de/?Kategorie=all)
Und viele, viele andere Vorträge und Veranstaltungen mehr gibt es zum Thema Arbeit, Reichtum usw. auf den GegenStandpunktseiten (auch unter http://www.farberot.de/index_archiv.html)

Robert Reich 24. Mai 2010 um 21:23  

Das ausgerechnet BDI-Keitel und Schäuble wieder Rentner und Sozialhilfeempfänger zur Kasse 'bitten' wollen - 'wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt'- zeigt letztendlich nur die Verkommenheit dieses Regimes.

Anonym 25. Mai 2010 um 01:06  

Blogger Robert Reich hat gesagt..."...zeigt letztendlich nur die Verkommenheit dieses Regimes."

Diese moralisierende "Verkommenheit" würde ich lieber stecken lassen und eher von einem "Hyper"- Machtrausch unserer ökonomischen und politischen Eliten sprechen.
Fast schon 25% Niedriglöhner, 8-10 Millionen tatsächliche Arbeitslose, Arbeitssuchende und Unterbeschäftigte, und ein DGB mit einem Herrn Sommer mit 94% Stimmenanteil als Hartz 4-Befürworter, totale Friedhofsruhe und Unterwürfigkeit wohin das Auge blickt, wieso sollten solche Zustände nicht bei unseren Eliten den Appettit noch noch viel "mehr" anstacheln?
Und wenn wir schon moralisieren wollen(was übrigens immer ein Fehler ist!), dann muss doch die Frage gestattet sein, ob diese "Verkommenheit" N U R bei den Herren Keitel und Schäuble anzutreffen ist!

Ganz und gar unverkommene Grüße von
Bakunin

simpel 25. Mai 2010 um 03:11  

Otto Beisheim (Metro) & die Familie Mohn (Bertelsmann) nicht zu vergessen..

Anonym 25. Mai 2010 um 11:51  

@ Anonym, 24.5., 17:59:

zu:"Natürlich ist die Spanne zwischen denen, die bei uns nicht ruhig schlafen können, weil sie für ihr ererbtes Millionenvermögen Steuern zahlen müssen, und denen, die mit Hartz IV auskommen sollen, gewaltig. Aber wenn wir uns anschauen, wie die Lebenschancen für Chinesen, für Inder oder für Südamerikaner sind, relativiert sich das.
(Wolfgang Schäuble, Innenminister, 2008)
""

Es stimmt, in China, Indien und Südamerika mögen die Lebenschancen für viele schlechter sein.
Jedoch verdienen dort die Wirtschaftsbosse, Berater, WissenschaftlerInnen und PolitikerInnen ebenfalls deutlich weniger als bei uns.

Wenn die Schäubles dieser Welt in ihrer christlichen Denke relativierende Vergleiche anstellen, dann aber vollständig! Oder?

Christian Klotz 25. Mai 2010 um 14:28  

Lieber Daniel Limberger,

theoretisch hast du ja schon wieder so was von recht und richtig und alles.

Die hier aber ist ein blog.
Und das ist allemal eine praktische Angelegenheit mit den üblichen Funktionsvalenzen des Meinens, daß es nur so plätschert.

Und so gut und verdammt lustig und lesenswert er ist, Du wirst ihn nicht umfunktionieren können zu einer wissenschaftlichen Diskussion über etwas, das alle wissen, aber keiner sich ernsthaft eingestehen will.

Es freut mich aber, daß es Dich gibt.

Christian Klotz 25. Mai 2010 um 16:49  

Lieber Daniel Limberger,

Du hast schon wieder so was von theoretisch recht und auch richtig aufgeschrieben und alles.

Aber Du vertust Dich in der praktischen Einschätzung des Mediums blog.

Da geht es um Bedürftigkeiten der divergierendsten Art, die mit einer theoretischen Diskussion über fällige Klarstellungen nichts zu tun haben.

Es freut mich aber doch sehr, daß es Dich gibt.

Daniel Limberger 25. Mai 2010 um 19:34  

Lieber Christian Klotz,

Du magst ja recht haben, dass hier in den blogs nur GEMEINT wird, denn nix genaues weiß man nicht. Aber, was schadet es eigentlich, hin und wieder statt Meinungspolemik auch einmal etwas RICHTIGES zu sagen, und sei es sogar so etwas wie Wahrheit? Den anders als Du schreibtst, bin ich überzeugt, dass nur die wenigsten Menschen das wissen, was ich da geschrieben habe. Den meisten kleben Tomaten vor den Augen - und dann meckern sie, empören sich moralisch, möchten Ackermann und Merkel vielleicht sogar an die Laterne hängen, ohne die URSACHEN der Übel und der ihnen zugefügten Schäden begriffen zu haben. Eine solche moralische oder halbwissende Meckerei führt irgendwann zum Ruf nach dem starken Führer, der mit harter Hand für Ordnung sorgen soll. Und selbst wenn nicht, wenn das System einen totalen Crash von ganz alleine aus der eignene ökonomischen Dynamik heraus hinlegt - ohne die richtigen Argumente fängst selbst dann der ganze kapitalistische Wahnsinn wieder von vorne an. Dem kann nur durch AUFKLÄRUNG Abhilfe verschafft werden. Und da sollten doch möglichst viele Menschen erreicht werden, z. B. auch die Leser solcher Blogs, die aus der moralischen und bauchgefühlsmäßig linken Ecke kommen und wenig über die Zusammenhänge Bescheid wissen und sich pseudolinke Kritik am Kapitalismus bisher gefalen lassen.

Meines Erachtens kommt die durchaus zutreffende Beschreibung, dass Menschen häufig in ihren jungen Jahren radikal links stehen und später auf konservative Positionen abdriften, eben daher, dass sie von Anfang an nie theoretisch druchgestiegen sind und die ganze bürgerliche Gesellschaft vom moralischen Standpunkt der bürgerlichen Ideale Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit gemessen haben. Diese Werte, deren Implementation immer wieder scheitert und scheitert sid der falsche Maßstab. Und auf ihrem Lebensweg sehen sie das immer wieder - und übrig bleibt ein reaktionäres oder konservatives Weltbild.
Wer einmal wirklich durchgestiegen ist, und das sind die Leute vom GegenStandpunkt eben auf unschlagbare Weise, der hat etwas verstanden und kann nicht durch ein Scheitern an falschen Maßstäben zum Rechten werden.

Übrigens, wir brauchen keine Maßstäbe wie Werte, Religion usw. - das alls führt nur vom Menschen und seinen Lebensinteressen weg. Der Maßstab liegt in uns, in unseren Interessen (und dem dazugehörigen natürlichen Gewissen).

Grüßle

Daniel

Anonym 25. Mai 2010 um 23:19  

Anonym Daniel Limberger hat gesagt...

Lieber Christian Klotz,

"Du magst ja recht haben, dass hier in den blogs nur GEMEINT wird, denn nix genaues weiß man nicht."

Hi Daniel, diesen deinen Eindruck über die vielen Beiträge zum heutigen Weltgeschehen in den verschiedenen Blogs teile ich weitgehend.
Es wird in der Tat viel gemeint, meist dicke moralisierend, ohne wirkliches Wissen, ohne wirkliches Verständnis für den Kapitalismus, sein Funktionieren.
Nur ein paar Beispiele: Josef Ackermann und die "Bankster"... und alle übrigen "gierigen Manager", alle diese fürchterlichen "Gierschlünde", die fast noch fürchterlicheren angelsächsischen "Heuschrecken" welche unser Land "plündern"....., "raffgieriges" contre "anständiges" Kapital bzw. "ehrliches" contre "schaffendes" Kapital...., der liebe gute ehrwürdige "Mittelstand" contre "Multis" und sonstige "Abzocker"....
kurzum: Die Moral trieft oft ohne jegliches Verständnis literweise...
Man träumt von einem Kapitalismus, wo liebe gute - "mittelständische" Onkels in Gestalt von von "tüchtigen Unternehmern" Tag und Nacht darüber brüten und kämpfen, ihren Arbeitnehmern das Himmelreich auf Erden zu errichten..., gäbe es da nicht diese "gierigen" Typen(Ackermänner, Gierschlünde, Heuschrecken..) und manche "böse" Politiker, die diese edlen Ambitionen partout zunichte machen würden...
Dass bei diesen oftmals höchst moralisierenden Betrachtungen die zahllosen kleinen Mitmacher und PROFITEURE bzw. "Hamsterrad-Treter" aus der Riesenarmee der Lohnabhängigen, unsere famosen DGB- "Gwerkschaften", all deren Mitmachen und Abstrampeln im Dienste der Profit-Logik des Kapitals kaum beachtet und KRITISIERT werden, rundet das Bild nur ab: letzlich eben häufig doch nur ödestes MEINEN, ein nur MEINEN, vor dem es bereits dem alten Plato grauste!
Aber sieht man es mal aus der Sicht der vielen kleinen Zu-Kurz Gekommenen, "Normalos", gewöhnlichen Lohnabhängigen, Kritiker, Moral-Apostel aller Art, was sollen sie auch meinen, sagen, so lange keine GLAUBWÜRDIGEN gesellschaftlichen ALTERNAIVEN aufgezeigt werden?
Die "Wahrheiten" über den Kapitalismus, seine Ausbeuterei, seinen Betrug an der Masse der normalen arbeitenden Menschen kann man millionenfach verbreiten, vieles findet auch Zustimmung, nur, so fragen die Leute: WO IST DER NOTAUSGANG?
Was kann mit guter Überzeugung an seine Stelle gesetzt werden?
So lange diese Fragen nioht einigermaßen überzeugend beantwortet sind, wird sich die große Masse der "Hamster" auch weiterhin in diesem kapitalistischen "Hamsterrad" redlich abmühen, sehen, irgendwie duchzukommen.
Und so lange werden - zum Beispiel! - die zwei wichtigsten "HAUPTFORDERUNGEN" unserer heutigen DGB-Gewerkschaften - auch im Sinne vieler "Stammarbeiter" - noch lange Zeit lauten: "Keine betriebsbedingten Kündigungen, keine Standortschließungen - über ALLES ANDERE sind wir bereit "zu reden!"
Die "Wahrheit" ist eben nicht nur eine "theoretische" Angelegenheit, sie hat immer auch vorhersehbaren Nutzen zu zeitigen - wenn nicht, wird sie eben verschmäht!
Aber um es klar aus meiner Sicht zu sagen: Die Arbeit und Aufklärung der einstigen MG, späteren MSZ und dem heutigen GegenStandpunkt halte ich seit nun schon über 30 Jahren als noch immer das Beste, was es bisher an gesellschaftlicher Aufklärung gab und gibt!
Mein einziger Kritikpunkt: Die Sprache!
Man sollte es lernen, sich manchmal etwas umgangssprachlicher, "volkstümlicher" auszudrücken!

In diesem Sinne brüderliche Grüße von

Bakunin

Anonym 26. Mai 2010 um 00:57  

@Daniel,

wenigen wissen es: Im Marxismus gibt es auch einen Freiheitsbegriff.

"Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden ... Aber es bleibt immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühen kann."

Christian Klotz 26. Mai 2010 um 09:27  

Das mit der Frage nach dem Notausgang ist eine kitzlige Sache mit mehreren Optionen:
1. Die scheinheilige Erkundung danach, wie es denn anders gehen sollte, schmettert schon im Vorfeld jedes näheren Eingehens aufs Kapierte oder auch nicht Geraffte weitere Beschäftigung damit ab.
2. "Du hast ja recht, aber..." kann auch heißen, daß da ganz andere Kapitalismuskritiken im Kopf herumgeistern als eine, die den Sachverhalt trifft. Auch die Geisslers und Lafontaines haben eine Kapitalismuskritik drauf, dass es der Sau graust.Da müsste man sich schon erst mal darüber verständigen, ob alle auch das selbe meinen, bevor man die Konsequenzen aus dem Erkannten zieht.
3."Ihr habt recht, und ich habe meine Ruhe..." Hier fängt die Wucht des Meinens an. Der meint tatsächlich, die unleugbare Freiheit zu jedem Unfug sei unkritikabel erhaben und in sich gerechtfertigt.
Seine Willkür führt dann zu der spassigen Konstellation, daß so einer sehr wohl den Wetterbericht zur Kenntnis genommen hat,aber nur um im Dorado der Freiheit "dancing in the rain" vorzuführen.
Usw.....
Soll mir deswegen nur recht sein, wenn neben so schlagkräftigen und treffgenauen Artikeln wie den meisten vom Roberto Anlass zu weiterer Klärung genommen würde.

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