Nomen non est omen

Mittwoch, 17. März 2010

Heute: "Innovative Verhörmethoden"
"CIA-Chef Porter Goss erklärt, die CIA habe einzigartige und innovative Techniken entwickelt, aber diese seien keine Folter und völlig legal."
- Telepolis am 22. November 2005 -
Gibt man bei der Suchmaschine Google den Begriff "Verhörmethode" ein, kommt als erster Eintrag die sogenannte "Waterboarding"-Folter auf Wikipedia. Umstrittene und grausame Verhörmethoden sind die weiteren Einträge. Dies zeigt sofort auf, dass selbst Google, den Terminus Verhörmethode als einen Euphemismus für Folter definiert. Das Adjektiv innovativ verhält sich ähnlich wie das Plastikwort "modern" – es wird als positive Aufladung für das darauf folgende Nomen verwendet. Innovativ soll neu, kreativ, modern und dem Zeitgeist entsprechend bedeuten. Ob und inwiefern eine Sache wirklich innovativ dann ist, steht auf einem anderen Blatt.

Eine "innovative Verhörmethode" ist insofern ein Euphemismus für eine besonders kreative Folter. Dazu zählen das simulierte Ertrinken (Waterboarding), stundenlanges Verharren in der halben Hocke, einen Gefangenen extremer Hitze, Kälte oder permanentem gleißenden Licht auszusetzen, Dunkelheit oder extremem Lärm auszuliefern, Elektroschocks, Isolationshaft und ständiges Wecken des Gefangenen.

Am 26. Juni 1987 trat die Anti-Folter-Konvention der Vereinten Nationen in Kraft. Mittlerweile sind 146 Staaten diesem Vertrag beigetreten, auch die USA haben ihn mit ratifiziert. Als die UN im Jahre 2002 jedoch ein Zusatzprotokoll verabschieden wollten, das festlegen sollte, dass nationale und internationale Organisationen das Anti-Folter Verbot mit überwachen durften, versuchten die USA dieses zum Scheitern zu bringen. Dabei befanden sie sich in Gesellschaft von z.B. China, Kuba und Lybien.

Die UN definiert Folter wie folgt:
"Im Sinne dieses Übereinkommens bezeichnet der Ausdruck "Folter" jede Handlung, durch die einer Person vorsätzlich große körperliche oder seelische Schmerzen oder Leiden zugefügt werden, zum Beispiel um von ihr oder einem Dritten eine Aussage oder ein Geständnis zu erlangen."
- Artikel 1, Absatz 1 der Anti-Folter Konvention der UN
Die USA beharren nun darauf, dass sie in ihren weltweiten CIA-Gefängnissen, in Abu Ghraib oder Guantanamo Bay nicht gefoltert hätten. In einem Interview mit USA-Today vom 20. November 2005 sagte CIA-Chef Goss sinngemäß:
"Der Geheimdienst foltert nicht. Folter funktioniert nicht. Wir verwenden gesetzeskonforme Mittel, um Informationen zu sammeln, und das machen wir in einer Vielzahl von einzigartigen und innovativen Weisen, die alle legal sind und von denen keine Folter ist."
Die USA foltern nicht, sie verhören. Wieder ein Beispiel dafür, wie versucht wird, ein Phänomen einfach weg zu retuschieren, indem man es verbal umdefiniert, verherrlicht und verschweigt.

Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.

3 Kommentare:

Anonym 17. März 2010 um 12:24  

unbequemer:

Wenn Herr Goss meint, das sei keine Folter, wird er sicher nichts dagegen haben, nun die Mitarbeiter der Geheimdienste auf die gleiche Art und Weise zu befragen, um Aussagen zum 11.9. zu erhalten. Es dient dann ja nur der Wahrheitsfindung.

gerhard 17. März 2010 um 15:54  

Folter ist aber auch ein relativer Begriff. Bei mir würde allein die Zwangsbeschallung mit 3 Songs von Michael Wendler ausreichen und ich würde all meine kleinen Steuertricks gestehen. Aber Scherz beiseite:

Amnesty International hat bereits Mitte der 70er Jahre festgestellt, dass die in Deutschland an Mitgliedern der RAF und der Bewegung 2. Juni praktizierte Isohaft die Kriterien der Folter erfüllt.

So ist die BRD auch heute noch -unabhängig, welche Parteien die Regierung stellen- ohne Unterbrechung als befreundete Nation an der Seite der folternden USA zu finden, obwohl von der politischen Elite immer behauptet wird, Menschenrechte seien unteilbar.

Die Katze aus dem Sack 17. März 2010 um 20:15  

Es interessiert mich, was die Peiniger von ihren Opfern erwarten, nachdem sie mit ihren innovativen zwischenmenschlichen Interaktionsmethoden fertig sind. Ob die Gefolterten ihre Folterknechte als neue Freunde in ihr Herz schliessen? Sich die Verhörten trollen, und sich unbeschwert wieder ihrem normalen Leben widmen?

Ich hoffe doch sehr, dass sich niemand wundert, wenn der Anteil an Psychopathen angesichts derartiger Umstände stetig steigt. Wer Menschen quält und foltert, egal ob aus privatem Vergnügen oder fremdbestimmter Auftragserteilung, handelt aus Sicht des Opfers jeweils gleich, unabhängig des Motivs.

Und irgendwann einmal, werden sie mit ihrer Folter sicherlich an die falschen Leute geraten, die dann ihre bittere Revanche einfordern. Will jemand darauf warten, bis es soweit ist, und diesen Perversen solange das Feld überlassen?

Wie lächerlich das doch alles ist. Und dann noch diese ablenkenden Bezeichnungen von Herrn Porter Goss, für das schändliche Treiben, das er mit befehligt. Der muss doch wohl im Hinblick auf seine Äusserungen annehmen, dass er es mit kompletten Idioten zu tun hat. Wo bin ich hier nur hingeraten?

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