Er war mir Lehrer

Dienstag, 1. September 2009

Menschen bauen sich ihre Vorstellungswelten nicht aus dem Nichts auf. Sie bauen auf Denkende, die vor ihnen lebten, jedenfalls vor ihnen dachten, greifen sie auf, schleifen sie sich zurecht, überdenken deren bereits gedachten und niedergeschriebenen Gedanken. Manchmal entfernt man sich von seinem geistigen Ahnherrn, manchmal bleibt man in seiner Ideenwelt gefangen. Menschen denken nicht aus dem Nichts, sie stehen auf den Schultern vorheriger Denker, die abermals auf Schultern stehen, die erneut Schultern beschweren.

Ich bin ein Mensch, ich stehe auf Schultern. Viele haben mich geprägt. Manche in ganz nonchalanter Direktheit, andere tropfenweise den Stein meiner Begriffsstutzigkeit höhlend. Da ist Marcuse, der hier gerne und immer wieder zitiert wird; Kafka und Hesse natürlich; Houellebecqs Klarheit schätze ich; manchmal schlägt auch Camus durch; selbstverständlich Feuerbach, dessen Wesensstudie der Religion mich beeindruckt hat, mich sehend machte. Und dann ist da noch Horst Stowasser, anarchistischer Autor und Aushängeschild des Anarchismus in Deutschland.

Ob ich Anarchist bin, weiß ich nicht. Diese Unwissenheit, so schrieb Stowasser in diversen Büchern (vorallem im ersten Kapitel seiner Schrift "Anarchie!"), geleite mich auf einen guten Weg. Der Anarchist ist nicht fixierbar, nicht benennbar, er kann sich keiner anarchistischen Gebete bedienen, kann keine Dogmen predigen, weil der Anarchismus keine ideologische Bewegung ist. Anarchisten haben viele ähnliche Ansatzpunkte, haben gemeinsame Nenner, müssen aber nicht stramm und haargleich nebeneinanderstehen, Blick geradeaus, schwarze Bibel unter dem Arm. Es geht nicht darum, seinem Nächsten unter die Nase reiben zu können, ein Anarchist zu sein, einer mit Vereinsschleifchen am Revers, Kropotkin-Konterfei auf der Brust und Schriften Emma Goldmans unterm Arm. Nein, darum geht es nicht, es geht vielmehr um Freiheit - nicht um Selbstinszenierung, die jeder Ideologie innewohnt. Wie sie erreichbar wird - die Freiheit -, ist nicht Folge eines verabreichten Patentrezeptes. Was aber wesentlich ist, ist die Tatsache, dass Anarchisten generell nicht der Ansicht sind, dass der Zweck alle Mittel heiligt. (Lassen wir die gewalttätige "Propaganda der Tat" beiseite, die nur eine relativ kurze Ära des Anarchismus ausmachte.) Wer also verkündet, dass erst gebombt werden muß, um Frieden zu erreichen, der betreibt Augenwischerei. Stowasser lehrt den Unkundigen, dass Anarchisten verurteilen, wenn jemand gewaltsam Gewaltfreiheit umsetzen will; die Zukunftspläne aller Ideologien, auch und vorallem des Sozialismus aus Sowjetzeiten, der Gewalt in unbeschreiblicher Form anwandte, mit dem Versprechen somit eine fröhliche Zukunft zu sichern, wird von Anarchisten als unverzeihliches Verbrechen bewertet. Schon deshalb wurden Anarchisten seinerzeit verfolgt und ermordet. Die traurige Ehre, von Nationalsozialisten, Kommunisten und Kapitalisten gejagt worden zu sein, steht nur dem Anarchisten zu. Wer den Staat dringend braucht, um sich Legitimität zu geben, kann Menschen ohne Staatssinn nicht dulden.

Dieser Lehrer, dieser Horst Stowasser ist tot. Er starb am 30. August 2009. Wurde nur 58 Jahre alt.

Lange Zeit glaubte ich mich missraten. Als Kind schon fragte ich meinen Vater, warum es sowas wie einen Staat geben muß. Wer hat ihn erfunden? Wer gibt dem Staat das Recht, relativ frei über seine Menschen zu verfügen? Und warum sind es "seine Menschen"? Später las ich Locke und Rousseau, Gesellschaftsvertrag und dergleichen Theorien. Befriedigt hat mich diese nie. Mich hat nie jemand um eine Unterschrift gebeten. Und nur weil ich in ein System hineingeboren bin, muß ich damit doch nicht einverstanden sein - ich wurde ja nicht einmal gefragt, ob ich zur Welt kommen möchte. Bis heute beschäftigt mich das. Lange fühlte ich mich zurückgeblieben, nicht reif genug, weil ich mir dort Gedanken machte, wo die Mehrzahl der Menschen sich offensichtlich fügte. Wenn schon Staat, so erkläre ich mir heute meine Position, dann muß er sittlich handeln. Er muß Teilhabe sichern, Freiheiten belassen, darf keinen Zwang und keine Gewalt ausüben, darf kein Ritual sein, sondern gelebtes In-die-Hand-nehmen öffentlicher Belange. Dann kann man mit ihm leben, zähneknirschend, aber in Vernunft - wenn er aber so nicht ist, dann will ich ihn nicht haben.

Horst Stowasser hat mir geholfen, meine Gedanken zu ordnen. Endlich begriff ich, dass ich nicht missraten oder fehlgesteuert war. Nur weil ich nicht alleine das Wie des Staates in Frage stellte, sondern das Staatswesen an sich, jedes Staatswesen, nicht nur das deutsche, deswegen muß ich doch nicht entartet sein. Es sind vielmehr Gedanken, die große Denker sich vor meiner bescheidenen Daseinserscheinung gestellt hatten. Wie gesagt, ich weiß nicht, was ich bin. Und wie Stowasser zweifele ich daran, ob in einer Gesellschaft von Kooperationen der Sonnenschein einzöge, ob nicht dennoch manchmal "polizeilich" vorgegangen werden müßte. Viele Anarchisten tun das ja, sie erklären, dass in einem System - und schon hier irren sie, denn ein System ist der Anarchismus gerade eben nicht -, in dem jedem Teilhabe gesichert wäre, keine Gewalt mehr notwendig sei. Aber Gewalt geschieht heute eben nicht nur aus Bedrängnis heraus. Auch in teilhaftigen, also reichen Familien, gibt es Gewalt. Zudem wird oft aufgrund Eifersucht und Liebesdingen, die mit finanziellen Aspekten meist sehr wenig zu tun haben, Gewalt ausgeteilt. Da mache ich mir nichts vor. Solange es Menschen gibt, muß das Gewaltpotenzial, der Hang zur Ausbeutung und Unterdrückung gebändigt werden. Vielleicht gelingt das aber in einer Gesellschaft ohne Leviathan leichter, weil den Menschen ausreichend Möglichkeiten geboten würden, sich aktiv und mit Nachdruck gegen Unrecht zur Wehr zu setzen.

Stowassers Tod wird in den öffentlichen Medien kaum behandelt werden. Der breiten Öffentlichkeit war er unbekannt. Das liegt auf der Hand. Jemand, der den Staat antastet, der kann auch nicht Sujet des Staates sein, der Öffentlichkeit innerhalb des Staates, um es genauer zu sagen. Er leitete mehrmals anarchistische Projekte, war dabei durchaus erfolgreich. 1971 gründete er das Dokumentationszentrum AnArchiv. Die Öffentlichkeit wird, wie gesagt, kaum Anteil nehmen, die anarcho-syndikalistische Gewerkschaftsföderation hingegen trauert vorallem auch deshalb, weil viele ihrer Mitglieder durch Horst Stowasser zum Anarchismus kamen. Für den Anarchismus in Deutschland (nicht den deutschen Anarchismus, denn es ist anarchistisch, keine Staatsangehörigkeiten zu benutzen) ist Stowassers Ableben ein herber Verlust.

Schon lange wollte ich Stowasser thematisch aufgreifen. Es betrübt mich, dass es in diesem Rahmen sein muß. Ins Nichts einen Dank hinauszuschreien, liegt mir nicht, wäre mir zu theatralisch, zu verkitscht. Aber wäre er noch hier, ich würde ihm direkt danken wollen...

19 Kommentare:

Frank Benedikt 1. September 2009 um 03:17  

Donnerwetter, Roberto!

Ich mag Deine Texte ja eh meist, aber dieser reißt eine Wunde in meinem Herzen auf.

Stowasser kannte ich - zu meiner Schande - nicht, ich bin eher an den "Klassikern" orientiert und lebe längst "mein Leben" und denke "meine Gedanken" (im Sinne von Stirner und Most zunächst, Rousseau ist auch dabei). Wenn Du allerdings von einem "Aushängeschild" des deutschen A. sprichst, muß ich Dir imho leider widersprechen: wenn es derlei überhaupt geben kann, sind es Landauer, Mühsam und Rocker. Zwei davon sind für die libertäre Sache, die Freiheit von Hierarchien und Herrschaft gemordet worden und auch Rocker hat Zeit seines Lebens hart dafür gekämpft.
Und nicht nur Kropotkin und Goldmannn, auch eben Stirner und Most, Proudhon und Bakunin und Reclus stellten wichtige Meilensteine in der Entwicklung anarchistischer Theorie dar. Und dann denke ich noch mit Freuden an Durruti und seine Freunde - keine "Theoretiker", aber "Männer der Tat".

Liebe Grüße
Fr@nk

P.s.: Ich sitze gerade an einer "Miniatur" zu Mühsam. Mehr gibt dieses Format (Blog) imo eh nicht her und ich will die Leute ja auch immer nur kurz anstupsen, selbst neugierig zu werden ;-)

Margitta Lamers 1. September 2009 um 07:02  

DANKE

Geheimrätin 1. September 2009 um 09:33  

Über das Thema Anarchie denke ich auch schon seit meiner Kinderheit nach. Ich konnte z.B auch nie verstehen warum Menschen diesem oder jenem Staat angehören sollen, warum nicht jeder dort leben kann wo und wie er will. (Meine besten Kindheits-Freunde kamen aus Südafrika und leben einige Jahre bei uns bevor sie dann wieder nach Soweto zurückgingen, um den Burenstaat endlich abzuschaffen!) In der Schule habe ich dann eine 6 für einen Aufsatz zum Thema bekommen, was ich als sehr ungerecht empfand. Der Aufsatz war sicherlich nicht besonders gelungen, aber entsprach eben meinem damaligen Verständnis von Anarchie und eine 6 war einfach ein Schlag ins Gesicht. Später wollte mich gar keine Schule mehr aufnemen und ich konnte zusehen wo ich noch irgendeien Abschluss her bekam.

Naja, heute weiss ich eigentlich auch immer noch nicht genau was Anarchie ist. Ich weiss nur dass es Menschen gibt mit unterschiedlichen "Reifegraden" also auch geistigen. Die dann auch ganz unterschiedlichen Aufgaben in einer Gesellschaft zu erfüllen haben. Ist man sich darüber bewusst, resultiert daraus ein ganz natürlicher Respekt vor den unterschiedlichen Menschen und ihren Aufgaben. Darüber habe ich viel gelernt, in einer ganz speziellen Dorfgemeinschaft in Bali.

Letztlich denke ich, die Freiheit, authentisch und selbstbestimmt leben zu können, das was wir hier Anarchie nenne, ist ein Zustand der einen sehr hohen "Reifegrad" des Menschseins vorraussetzt, der erstmal erreicht sein muss. Es ist also eine Entwicklung, ein Prozess. Zuerst müssen die Zustände soweit stabilisiert sein, dass jeder Mensch ein würdiges Leben führen kann, es muss also zuerst für jeden gesorgt sein, die kriegerische, ausbeuterische Potlitik muss zugungsten einer sozialen, solidarischen überwunden sein. Erst dann, weil wir ja alle miteinander vernetzt sind, können auf ganz natürliche Weise anarchistische Gesellschaftsformen entstehen. So denke ich, unbelesen und frei raus :-)

romano 1. September 2009 um 09:42  

Danke für diese Information, wenngleich traurige Information. Ich bin ganz überrascht. Dem Anarchismus Verbundene werden ihn vermissen.

ad sinistram 1. September 2009 um 11:59  

Folgende Lesung von Stowasser ist zu empfehlen. Eine Passage daraus, die vielleicht ein gewisser Weise meine Behauptung unterstreicht, dass ich eigentlich unpolitisch bin. Stowasser sagt: "Ich würde Anarchie auch überhaupt nicht als eine politische Überzeugung definieren. Anarchie ist für mich eine andere Grammatik des Lebens, eine andere Struktur. Und ganz entscheidend ist, dass eine anarchische Gesellschaft nicht etwa dann funktioniert, wenn alle Menschen zu Anarchisten geworden wären. Nein, wenn Menshen sagen, in dieser Struktur möchte ih bequem und gut leben."

andreas 1. September 2009 um 12:14  

Tatsächlich eine traurige nachricht! Kleiner trost, stowassers buch „anarchie!“ war tatsächlich „sachbuch des monats juni 2007“ (siehe telepolis, sz,...) und gibt’s im net zum runterladen (siehe wikipedia).
Grüße
rennerfreud@yahoo.de

Geheimrätin 1. September 2009 um 12:32  

Danke für den Link Roberto, sehr interessant. Natürlich geht es um Sturkturveränderung, und um die willentliche Entscheidung, diese zu bewerkstelligen. Ich poste hier mal einen Textauszug von Patricia Pitchon, die bolivarische Revolution in Venezuela betreffend, um meine Gedanken betreffend einer Weichenstellung, die diese Strukturveränderung erst möglich macht, ein wenig zu konkretisieren:

Da Chavez ungeduldig war und die Bürokratie umging, entstanden im Jahr 2004 mehr als 40 000 Genossenschaften und 2005 weitere 30 000. Von Dezember 2004 bis Mai 2005 absolvierten über 250 000 Studenten Schnellkurse in Geschichte, Technik und Management, in denen auch staatsbürgerliche und genossenschaftliche Werte vermittelt wurden. Anschließend gründeten rund 195 000 Studenten zirka 7500 neue Genossenschaften. Angesichts der Unerfahrenheit vieler dieser Studenten werden einige misslingen, andere erfolgreich sein. Doch als großes soziales Experiment zur Förderung der Selbstbestimmung könnte es vielleicht nicht nur für Venezuela, sondern auch für viele andere Entwicklungsländer Modellcharakter haben...

Durch die Einführung von Nachbarschaftsräten können viele Menschen sich erstmals in einem politischen Prozess engagieren, der nicht nur Wahlen, sondern auch Problemlösung an der Basis bedeutet. Auf diese Weise werden die Menschen in ihrem Verantwortungsgefühl bestärkt und lernen, sich mit den lokalen Problemen zu befassen und lokale Lösungen zu finden. Natürlich wird es bei diesen sozialen und politischen Prozessen viele Varianten geben, und sie sind sicher noch in einem Experimentierstadium. Aber auf diesem Wege können die Armen, die Bedürftigen und Teile der unteren Mittelschicht ein Gefühl der Einbindung in das Schicksal ihres Landes entwickeln.
Es ist der Beginn einer basisdemokratischen Bewegung und einer Transformation der Machtstrukturen. Um einen Nachbarschaftsrat aufzustellen, wird zunächst von rund 200 bis 400 Familien in einer Gemeinde eine Versammlung einberufen, und anschließend wird die gesamte Gemeinde von Haus zu Haus eingeladen, daran teilzunehmen. Dabei wird jeder gebeten, 20 Menschen für ein Promotorenteam zu wählen. Dieses führt dann in der Kommune eine Volkszählung durch und erstellt Berichte über lokale Probleme. Bei den anschließenden Gemeinderatswahlen werden etwa 13 Kandidaten für Zuständigkeitsbereiche wie Technologie, Bildung, Sicherheit, Gesundheit und so weiter aufgestellt. Vorstand, Aufsichtsrat und Finanzausschuss werden ebenfalls gewählt. Viele sehen in diesen Gemeinderäten das Grundelement der neuen Gesellschaft.


Hier findet also in der Tat ein Prozess statt, der weitere Entwicklungen hin zu einem selbstbestimmten Leben erst möglich macht. Ich wollte auch nicht behaupten, dass es einen natürlichen, evolutionären Prozess gäbe, der uns zwangsläufig irgendwann zu Anarchisten macht. Nein, es geht um einen Bewusstseinsprozess, ein Bewusstwerden der eigenen Potentiale und Möglichkeiten. Solidarität spielt dabei die Schlüsselrolle. Vereinfacht gesagt - Teilen, nicht herrschen

christophe 1. September 2009 um 14:34  

Zu desem Thema empfehle ich das Buch 'Der kurze Sommer der Anarchie', exzellent geschrieben von H.M. Enzensberger in seinen fruchtbaren Jahren, als er noch nicht dem senilen Alterskonformismus verfallen war. Es ist wahrscheinlich nur noch antiquarisch erhältlich...

Frank Benedikt 1. September 2009 um 16:39  

Danke für den Link, Roberto!
Hier ist ein Link zur PDF-Version zu Stowassers Buch "Freiheit Pur": http://www.mama-anarchija.net/media/downloads/FreiheitPurPlus4-2007.pdf
Und ein Link zu einem Artikel von ihm von Dezember 2008: http://www.hintergrund.de/20081217327/wirtschaft/finanzwelt/diagnose-%E2%80%9Ekapitalismus%E2%80%9C.html

Liebe Grüße
Frank

Frank Benedikt 1. September 2009 um 16:47  

@ christophe:
Das Enzensberger-Buch gibt's auch neu bei amazon und vermutlich in einer gutsortierten Buchhandlung Deiner Wahl ;-)
Zum Thema spanischer Anarchismus sind übrigens auch die Bücher von Abel Paz sehr zu empfehlen.

Beste Grüße
Fr@nk

Peinhard 1. September 2009 um 17:58  

"Vereinfacht gesagt - Teilen, nicht herrschen"

Und für die ökonomische Sphäre - Teilen, nicht tauschen...

christophe 1. September 2009 um 18:11  

@Frank Benedict

Freut mich, dass die Durutti-Geschichte noch erhältlich ist. Manche Autoren setzen ja alles daran, ihre "Jugendsünden" in Vergessenheit geraten zu lassen. Biermann hat auch mal "So oder so,die Erde wird rot" gesungen, ein fautpas, den er mit dem flotten Spruch 'Nur wer sich ändert, bleibt sich treu' in den Orkus schickte.

Geheimrätin 1. September 2009 um 19:23  

Ergänzend zu dem o.von mir geposteten Textauszug, hier noch ein ganz aktueller link zu einem Erfahrungsbericht auf ZNET

Venezuelas Kommunen - Hoffnung, Solidarität und Partizipation

klaus baum 1. September 2009 um 20:52  

Vom kurzen Sommer der Anarchie gibt es mehr als genug, auch Neuausgaben:

http://www.booklooker.de/app/result.php?zid=3682d0a8f6fbba3aef20467854266b56&sortOrder=titel&js_state=on&setMediaType=0&autor=enzensberger&titel=der+kurze+sommer+der+anarchie&infotext=&oldBooks=on&newBooks=on&x=38&y=14

Anonym 1. September 2009 um 20:57  

Wir alle gehen – früher oder später. Ich trauere nicht, so wie ich nie trauere um öffentliche Personen.
Und doch berüht mich diese Nachricht, im Gegensatz zu Nachrichten über den Exitus irgendwelcher Promis.

Stowassers Buch ist ein absoluter Höhepunkt für mich gewesen.
Mein Respekt gebührt solchen Menschen, die mir mir Ihren Ideen Mut und Hoffnung in einer belastenden (Um)Welt geben.
Es gibt tatsächlich Menschen die wirklich freiheitlich und liberal sind und trotzdem vertstehen was sozial notwendig und gut ist. Und das ganz anders als im Sinne der vorherrschenden Wirtschaftsideologie. Wie angenehm könnte eine Gesellschaft werden, in der viele Menschen mit der notwendigen Kapazität diese freien Gedanken verstehen und leben.

Mögen sich freie Gedanken verbreiten (Mem) und unsere Gesellschaft zu etwas besserem führen.
Vielleicht haben wir noch eine Chance.

Geheimrätin 1. September 2009 um 21:06  

sorry, ich nochmal, hätte vielleicht noch erwähnen sollen, dass das Thema für den Aufsatz über Anarchie für den ich in der Schule eine 6 bekam eigentlich lautete : Sinn und Zweck des Rechtsstaats ;-)

Anonym 1. September 2009 um 23:09  

Als Anarchist von Kommunisten verfolgt? Fraglich ob die Sowjetunion als kommunistisch zu bezeichnen war - jedenfalls im Sinne von Karl Marx.
Zumal das konzipierte Modell von "Geheimrätin" dem Rätesystem einer direkten Demokratie doch sehr ähnlich ist, sehe ich durchaus Parallelen zu einem Kommunismus, der die Selbstbestimmung des Bürgers erreichen will und der hier dargelegten Anarchie, die eine neue "Struktur" der Bewusstseinsveränderung intendiert.

on the roof 2. September 2009 um 12:27  

Zitat: "Als Anarchist von Kommunisten verfolgt? Fraglich ob die Sowjetunion als kommunistisch zu bezeichnen war...

eben, wohl eher von Stalinisten und von (autoritären) Staatskapitalisten. Was haben Anarchie und liberaler Marktradikalismus gemeinsam? Ich bitte lediglich mit zu bedenken, dass Anarchie nur emanzipatorisch denkbar ist, wenn er mit radikaler Kapitalismuskritik verknüpft wird. Ich kenne Stowasser nicht, daher meine Frage, wie sieht es da bei ihm aus?

Anonym 2. September 2009 um 15:19  

"Solange es Menschen gibt, muß das Gewaltpotenzial, der Hang zur Ausbeutung und Unterdrückung gebändigt werden."

Habe da so meine Zweifel. Immerhin muss man bedenken, dass auch reiche, mächtige Menschen Opfer des Systems sind, in dem sie leben. Sie werden dazu erzogen, gierig zu sein, und der Erfolg bestätigt sie. Reichtum und Macht machen es einfacher, den Folgen von Schadverhalten auszuweichen. Man könnte das geradezu als Aufforderung zum Missbrauch verstehen.
Und wären Egoismus, Gewalttätigkeit und Unehrlichkeit unausweichlicher Erbteil des Menschen, eine Mutter Theresa, ein Mahatma Gandhi oder ein namenloser Altruist des Alltags wären völlig unvorstellbar. Aber es gibt sie. Darum können wir zu Recht hoffen, dass einmal alle Menschen so handeln. Voraussetzung ist natürlich, dass Bedingungen geschaffen werden, die statt Schadverhalten den Sinn fürs große Ganze fördern. Wer das anstrebt - dazu zählen wohl auch Anarchisten - für den gilt wie gehabt: Be the change you want to see in the world. Es ist eine Schande, dass so viele Menschen glauben, ihre Stimme zähle bei der Wahl, aber ihr Handeln mache keinen Unterschied.

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