De dicto

Montag, 26. Januar 2009

"Jetzt rückt die Union nach links, stärkt so die FDP.
Das kann
die Liberalen aber nicht erfreuen. Denn für eine linke CDU gibt es nur einen Koalitionspartner: die noch linkere SPD."
- BILD-Zeitung, Hugo Müller-Vogg am 26. Januar 2009 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Erneut, oder immer noch, muß man sich große Sorgen um Müller-Vogg machen. Seine Wahrnehmung scheint unter den Besitzstandswahrungszwängen der Finanz- und Wirtschaftskrise mehr denn ja zu leiden. Er scheint sich in einer Welt eingerichtet zu haben, in der nur er - vielleicht noch der Chefredakteur der Tageszeitung, die seine Phantasien abdruckt - sich zurechtfindet, in der mittelmäßige, skandalbewährte Abgeordnete zu "profilierten Wirtschaftspolitikern" umgedeutet oder Vorschläge, wonach Gewinnbeteiligungen nicht ausgeschüttet werden sollten, während sich die Privatwirtschaft am Steuerzahler schadlos hält, als Tollhausstücke bezeichnet werden.

Für diese kleine, sich entrüstende, spießbürgerlich mit dem Finger auf Andersdenkende zeigende Welt ist Müller-Vogg bekannt. Er selbst hält sich für einen Konservativen, der passioniert und kanzlerzäpflerisch Schriftsätze formuliert, die den herrschenden Politik- und Wirtschaftskreisen zupasskommen. Dabei ist er nicht mal konservativ, also bewahrend (conservativus = erhaltend, bewahrend), sondern will verschiedene Bereiche des Gegebenen beseitigt sehen. So will er beispielsweise hinter die Ära von Tarifverträgen zurückkehren, in Zeiten zurückmarschieren, in denen Arbeitgeber vorgaben, welche Arbeitszeiten und welche Entgelthöhen sinnvoll erschienen. Müller-Vogg leidet demnach an einer akuten Reaktionitis, in deren reaktionären Endstadium Wahrnehmungsstörungen an den Tag treten, wie sich unschwer daran erkennen läßt, dass er der derzeitigen SPD linke bzw. sogar "linkere" Ambitionen nachsagt, obwohl ein links angehauchter Kurs der Frau Ypsilanti gerade von der eigenen Partei aufgehalten wurde. Und wie schlimm es um ihn bestellt ist, zeigt sich daran, dass er sogar der FDP linke Tendenzen nachsagt. Diese Trübung der Wahrnehmung artet teilweise in Paranoia aus: man munkelt, dass Müller-Vogg selbst Schulbuben, die miteinander ein Pausenbrot teilen, als blutrote Kommunisten, die keinen Respekt vor dem Privateigentum haben, tituliert.

Man weiß nicht so recht, um wen man mehr Angst haben muß: Um Müller-Vogg selbst, der offenkundig Probleme mit der politischen Wahrnehmung hat; um den Chefredakteur, der sich womöglich angesteckt hat und die Beschränkungen seines Kolumnisten nicht (mehr) erkennt; oder um die Öffentlichkeit, die sich beim Lesen solcher Krankenberichte selbst anstecken kann, womit das ganze Klima im diesem Land infiziert würde. Am Ende sind wir alle so krank, dass wir im September, wenn eine schwarz-gelbe Koalition bittere Wirklichkeit geworden ist, mit heiliger Inbrunst verkünden, nun in einem Land mit einer linken oder sozialistischen Regierung zu leben. Gute Besserung zu wünschen, wird da alleine nicht ausreichen...

3 Kommentare:

Anonym 26. Januar 2009 um 16:02  

Zu Hugo M-V passt prima die "Kuh der Gesellschaft" von den "Menschenformern". Kleiner Ausschitt gefällig?
...Die Realität des Missverständnisses ist bereits als Voraussetzung genannt, auf die
der Text beharren muss. Die darin blinzelnde Ironie zeigt an, dass leidenschaftliches
Denken gar nicht in die Höhen der Abstraktion entschwinden muss, um sich
selbst zu parodieren. Am besten lacht, wer am Boden bleibt und sich von der
Einsicht leiten lässt, dass Theorie wahrhaft Spass machen kann, wenn ihr die Aufgabe
allen Ernstes vorausgegangen ist"

Ich fasse es nicht! Dass Sie mir, werter Herr Roberto, an diesem trüben und von so viel "Badnachrichten" geprägten Tag, noch zu solch' einem "vergnügen" verholfen haben, ist großartig.

Ich lache Tränen und kann mich von den "selbstverfassten" Texten der "Menschenformer" gar nicht trennen.

Allerdings, ich finde diesen Schwachsinn den der Herr M-V verzapft oder diese "Schwurbelititäten" der Menschformer einfach nur grotesk komisch - aber es soll ja tatsächlich Menschen geben, die dies für bare Münze nehmen - tja, was fangen wir mit denen in Zukunft ab, wie können wir diese Leute in Zukunft beschäftigen?

Mein Tipp: Wir lassen sie einfach weiter fabulieren, dann haben wir wenigstens auch in Zukunft was zu lachen.

Anonym 27. Januar 2009 um 14:05  

Da gibt es noch mehr, die an Wahrnehungsstörungen leiden, und damit Werbung für Rechtsextreme machen - von Müntefering, Büttikofer über Papst Benedikt XVI....

Deutschland im 21. Jahrhundert - vergiß es....

Anonym 27. Januar 2009 um 19:46  

Das beste Konjunkturprogramm ist es die GEZ - Gebühren (oder Steuern) um 30% zu kürzen und den Beschäftigten in den Medienanstalten (den im öffentlichen Dienst Beschäftigten) um 30 % zu finanzieren.

Das ist was Westerwelle oder Merz fordern.
Jeder sieht wie absurd das ist.

Aber teile und herrsche. Das funktioniert.

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