Film ab!

Dienstag, 2. Dezember 2008

Bald wird Deutschland abgefilmt - ein Deutschland, in dem Unfälle gefilmt werden, inklusive den Opfern versteht sich, in dem Seitensprünge und Liebschaften in bewegende Bilder verwandelt, in dem öffentliches Urinieren und das lasterhafte Leben eines Prominenten auf Film gebannt wird. Es wird das wirkliche, reale, alltägliche Deutschland sein, welches abgebildet wird - so wirklich, real und alltäglich, wie es die BILD-Zeitung eben zuläßt. Denn am 4. Dezember ist es so weit: In 3.000 Lidl-Filialen gibt des die "BILD.de Leserreporter-Kamera" - (über den Preis wollen wir hier nicht sprechen; über den Preis, den die Gesellschaft dafür zu zahlen hat allerdings schon) -, gibt es ein Stück Demokratisierung des Journalismus. Oder das, was man als solche verkaufen möchte.

Mit Kameras, auch gerade mit Kameras, die in Momenten Bilder aufzeichnen, in denen man sich eigentlich unbeobachtet fühlt, hat Lidl freilich Erfahrung. Dieses Know-How will man auch verkaufen - Wissen ist Geld! Der treue Freund an der Seite des Konzerns, die BILD-Zeitung also, die einst den Skandal um Lidl verschwieg, dafür nach Wochen der Lidl-Schelte eine kleine Hofberichterstattung ermöglichte, in der ein Lidl-Oberer sich als Verfechter von hohen Sozialstandards brüsten durfte - dieser Freund ist es, mit dem Lidl sein Produkt an den Mann bringen will. Der Experte braucht den Marktschreier, der Überwacher den Verdummer!

Diekmann und Konsorten geben sich, wie immer, wenn sie den "kleinen Mann" mit ins Boot holen (so wie bei diesem seltsamen BILD-Leserbeirat), bürgernah und demokratisch. Und so tut man eben auch beim mittlerweile schon altbewährten Konzept des Leserreporters so, als wäre die Erweiterung des Angebots, nämlich die Abrufbarkeit delikater Filmchen, ein grunddemokratischer Akt - eine Hinwendung der BILD zu den Lesern, ein Fingerzeig dorthin, wo man ja vorgibt zu sein: auf der Höhe der Menschen, als "Zeitung der kleinen Leute". Aber wie demokratisch es ist, Stasi-Methoden salonfähig zu machen, zudem mit einem Konzern, der solche Stasi-Methoden ungeniert anwandte, wird bei BILD nicht einmal als zulässige Frage angesehen.

Seit Wochen und Monaten ringt die BILD-Zeitung mit einem Komplex - nämlich mit dem DDR-Komplex. Die DDR, so schreibt man immer wieder schubweise - so wie man unter Diekmanns Führung immer schubweise verschiedene Feindbilder niederschreibt; heute Arbeitslose, morgen die LINKE, übermorgen Ausländer und dazwischen eben die DDR -, sei ein Reich des Teufels gewesen. Das diabolisierte Ostdeutschland wird mit mahnendem Zeigefinger neben den braven, unbescholtenen Bruder aus dem Westen gestellt. Alles war ja schlecht in der DDR und die Stasi, so schreiben sich echauffierende BILD-Journalisten von ihrer Seele, sei eine unmenschliche Institution gewesen, die es auf deutschem Boden nicht mehr geben dürfe. Als "Das Leben der Anderen" von Hollywood prämiert wurde, da fragte man, ob denn die dort gezeigten Stasi-Methoden realistisch dargestellt wurden - und natürlich wurde das bestätigt und eigentlich wäre es noch viel schlimmer gewesen. Man gibt solchen Journalisten nicht gerne recht, aber wahrscheinlich haben sie in diesem Falle sogar einmal ins Schwarze getroffen. Die DDR, so wie sie sich als Überwachungsstaat äußerte, war keine Insel der Glückseligen und ist, so sollte man hoffen, nicht reanimierbar.

Ist sie es nicht? Denn aus dem gleichen Hause, aus dem gegen die Staatsicherheit der DDR angeschrieben wird, kommen eben jene Ermunterungen an den "kleinen Mann", sich zum "inoffiziellen Mitarbeiter" der BILD machen zu lassen. Sie sollen filmen und den kurzen Spot an "Deutschlands größte Tageszeitung" übermitteln - filmt und überwacht euer Umfeld! Aber die Stasi, die will man bitteschön nicht mehr haben! Aber woran zeitigte denn die Stasi, wie auch der gesamtdeutsche Vorgänger der GeStaPo, ihren Erfolg? Wem hatte sie diesen zu verdanken? Doch nicht all den Kameras und Abhörwanzen, nicht den Aktenordnern der Bürokratie dieser Polizeistaatlichkeit - dies alles waren doch nur Gegenstände, unflexibles Zeug, das nichts wert gewesen wäre, wenn da nicht eine Masse von Menschen gewesen wäre, die pflichtbewußt Zuträgerdienste vollbrachte. Die Stasi lebte vom "nützlichen Idiot", vom benutzbaren Idioten - und genau zu einem solchen soll der BILD-Leser werden. Während der "nützliche Idiot" aus ostdeutschen Tagen die herrschaftlichen Interessen stützte, soll die heutige Variante den Voyeurismus und die Drittklassigkeit des Mediums BILD aufrechterhalten. Wenn man es aber genau betrachtet, dann fundamentiert der heutige Zuträger, als Bestandteil eines gigantischen Medienapparates, der auf Ablenkung, Vertuschung und Schönredung konzipiert ist, eben auch die Herrschaftsinteressen. Er wird zum aktiven Teil eines Verblödungsgiganten, dem er sich freilich auch passiv unterwirft, unterstützt das Abstumpfen und die Entpolitisierung, wird zum Opfer seiner eigenen repressiven Infantilisierung. So leistet er seinen Hilfsdienst, mittels gezielter Verdummung und vorkalkulierter Vertuschung, von den wahren Problemen abzulenken - er ist zum Bestandteil der Herrschaftsverhältnisse geworden, zu deren Verteidiger.

Aber eine Stasi sei ja kein Ziel mehr, heißt es dann im selbstverständlichsten Ton. Und wenn mal wieder herauskommt, dass ein vierklassiger Prominenter einstmals ein fünftklassiger IM war, dann moralisieren sie wieder, deuteln mit dem Zeigefinger und fragen im Vorwurfston, wie es nur möglich gewesen sei, dass man damals so tief sank. Oder wenn irgendwelche Wahrheitsliebenden glauben, sie müßten eine Einsicht in die Stasi-Akten Helmut Kohls verlangen, dann läuft dessen Trauzeuge - Diekmann - zur Höchstform auf und geißelt die Stasi, die Bespitzler, die Heuchler im Umfeld des Kanzlers. Dass möglicherweise in ferner Zukunft über die "inoffiziellen Mitarbeiter" der BILD-Zeitung der Kopf geschüttelt wird, über diese Medien-Stasi, die das Bespitzeln, Abfilmen und Abhören salonfähig gemacht hat, dass sie die Einsicht im Volk verfestigt hat, dass das Aushorchen zur Normalität des Alltags gehöre, darauf kommt jemand wie Diekmann nicht.

Stattdessen reitet man auf dem Alten und Vergangenen herum, während das neue Übel nebenher installiert wird - unmerklich, aber mit der gleichen kollektiven Aktivierung der "nützlichen Idioten", wie es bisher noch jede Überwachungseinrichtung umgesetzt hat, umsetzen hat müssen, wenn man ein möglichst undurchlässiges Netz schaffen wollte. Denn selbst heute, selbst in Zeiten hochtechnisierter Überwachungsmöglichkeiten, ist immer noch der beste Wachhund der Nachbar, der Kollege, der Passant - der Mensch eben. Nur wenn man ihn aktiviert, wenn man ihm begreiflich macht, dass es bestenfalls ein Kavalierdelikt ist, seinen Nachbarn beim Geschlechtsakt zu filmen, wenn man so tut, als sei der ganze Zirkus um Privatsphäre eine ausufernde Borniertheit eines eigenbrödlerischen Menschenschlags, nur dann kann man Überwachung gewährleisten. Im Medienzeitalter beginnt die Überwachungsmentalität via Zeitungen und Fernsehen - aber wenn das klappt, wird es ausbaubar, wird es für "hehre Ziele" übernommen.

Schäuble könnte sich eine Scheibe davon abschneiden. Er will nur eine höherwertige Technisierung der Überwachung, neue Überwachungsmechanismen, aber er spricht den denunziatorischen Affekt der Menschen nicht an. Er sollte sich mit Diekmann zusammentun, dann klappt es auch wieder mit den guten Seiten der DDR. Es war halt doch nicht alles schlecht im Osten...

15 Kommentare:

Anonym 2. Dezember 2008 um 09:12  

Die Verquickung von Geschäftsinteressen zwischen Wirtschaftskonzernen und "freier" Presse ist mal wieder beachtenswert. Gratulation, Frau Springer, Glückwunsch, Herr Schwarz. Einen besseren PR Coup kann man gar nicht landen.

Schade, das ausgerechnet die Menschen, die in diesem Land komplett ausgebeutet, ausgenutzt werden, ausgerechnet diese Zeitung lesen, die sich als Anwalt der kleinen Leute gibt, jedoch nur die Interessen einer kleinen Elite vertritt. Man könnte schier daran verzweifeln (seit Jahrzehnten verzweifeln wohl so einige an diesem unerklärlichem Medium).

Ich habe vor Jahren für mich beschlossen, die Verzweiflung über dieses dreckige Blatt, was noch nicht mal zum Abwischen des Allerwertesten taugt, aufzugeben.
Sollen doch alle Idioten ihr Geld zur Stützung dieses Mediums ausgeben.

Und von mir aus können all diese kleinen Zuträger aus eigener Tasche die Kosten der Infrastruktur an Lidl bezahlen, die die Bild so dringend zur Stützung und Aufrechterhaltung ihrer medialen Fünftklassigkeit braucht.

Für mich ist klar, das die klassischen Medien weiter abstürzen werden, da hilft auch kein Youtube für Arme, das die Bild installieren möchte.

Anonym 2. Dezember 2008 um 09:54  

Vielen Dank mal wieder für die kritische Sicht der Dinge.
So lange dieses bedruckte Papier der Verdummung allerdings keinen Einbruch der Auflagenzahlen zu verzeichnen hat, überkommt mich allerdings immer etwas Mutlosigkeit, was dieses Ziel angeht, denn "steter Tropfen höhlt den Stein" dauert mir einfach zu lange für meine kurzes Erdenleben.
Vielleicht bin ich aber einfach nur zu ungeduldig....;-)

Gruß
ben

Anonym 2. Dezember 2008 um 10:59  

Ich teile Ihre Empörung. Warum aber zum Henker brauchen Sie immer als Zeugen die Stasi?? Bleiben Sie doch bei Lidl, Telekom, Schäuble. Ich versichere Ihnen, die sind alle nicht besser.

Anonym 2. Dezember 2008 um 11:47  

"[...]Ich teile Ihre Empörung. Warum aber zum Henker brauchen Sie immer als Zeugen die Stasi?? Bleiben Sie doch bei Lidl, Telekom, Schäuble. Ich versichere Ihnen, die sind alle nicht besser.[...]"

Oh doch - lt. dem SPD-Weißwäscher Wiefelspütz - sind die privaten eben privat, aber für mich - als jemand der auf dem Gebiet der ehemaligen BRD lebt - sind die Datenspione eine Mischung aus Gestapo und Stasi.

Kanzlerin Merkel ist übrigens, seit gestern, für mich auch eine Mischung aus Erich Honecker und Helmut Kohl - sie will die Krise aussitzen und ist ähnlich beratungsresistent wie einst Erich Honecker gegenüber Gorbatschow. Fehlt nur noch, dass Obama an die Adresse von Merkel den Satz bringt: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."

Hirnrissig? Kein geringerer als der US-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz vergleicht das Scheitern des neoliberalen Wirtschaftssystems mit dem Fall der Berliner Mauer...

...und wir haben Angela Thatcher als Kanzlerin....

Gute Nacht
Deutschland

Anonym 2. Dezember 2008 um 12:26  

ich frage mich, ob ich nicht vorab ein foto von kai dieckmanns villa nebst adresse veröffentlichen sollte?
bin mir aber hinsichtlich der rechtlichen fragen solch einer veröffentlichung nicht im klaren. moralisch hätte es etwas von "an den pranger stellen"

Anonym 2. Dezember 2008 um 14:01  

Was mir nicht so recht an Ihrem Beitrag gefallen will, dass Sie genau das nachsprechen, was die Bild über die Stasi geschrieben hat. Die Stasi hatte nun wahrlich andere Ziele als die Bild mit ihrer abstrusen Aktion, und ich als ehemalige DDR-Bürgerin bin sehr zufrieden, dass es sie gab, hat sie doch auch ihren Teil dazu beigetragen, dass es nicht zum Krieg kam zwischen Ost und West.

Anonym 2. Dezember 2008 um 14:03  

Die Stasi gehört sicherlich dämonisiert. Aber so zu tun als wären alle Ossis IMs gewesen, einen Unterschied zu suggerieren zwischen Bürgern aus dem Osten im Vergleich zu den Wessis, wobei impliziert wird, dass die einen eben zugänglicher waren als es die anderen je hätten sein können, ist im besten Falle scheinheilig. Es ist eine Art Siegermentalität dabei, wie auch damals als die Niederwalzung der gesamten Infrastruktur zur wirtschaftlicheren Lösung gemacht wurde.
Es gibt keine Unterschiede zwischen den Ossis und den Wessis. Wären "damals" die politischen Würfeln anders gefallen und hätte Stalin den Siegermächten den westlichen Teil Deutschlands am grünen Tisch abgerungen, dann wäre es nicht anders gelaufen.
Denn die "nützlichen Idioten" sind in jeder Gesellschaft zu finden. Entscheidend ist aber deren Zahl und deren Engagement.

Die Medien? Sie brauchen Gewinne. Sie werden immer das tun was am besten ankommt um Quoten oder Marktanteile zu sichern und zu steigern.
Das traurige scheint mir eben nicht das zu sein was von den Medien kommt, sondern wieviel davon in der Zielgruppe ankommt.

ad sinistram 2. Dezember 2008 um 16:22  

"Die Stasi hatte nun wahrlich andere Ziele als die Bild mit ihrer abstrusen Aktion, und ich als ehemalige DDR-Bürgerin bin sehr zufrieden, dass es sie gab, hat sie doch auch ihren Teil dazu beigetragen, dass es nicht zum Krieg kam zwischen Ost und West."

Andere Ziele? Vielleicht direkt, aber indirekt geht es immer um die gleiche Sache - es geht immer darum, Herrschaftsverhältnisse zu fundamentieren. Dort war es direkt, am aktuellen Beispiel läßt es sich freilich nur indirekt festmachen.

Schön, dass Sie damit zufrieden sind. Es hatte auch was Erhabendes, wenn nach einem Verhör Geruchsproben in Gläser gestopft wurden, damit die Hundemeute auch eines Tages die Fährte aufnehmen kann. Das war wirklich befriedigend! Aber warum aufregen? Es waren ja nur Schuldige bei der Stasi zum Verhör, solche, die selbst schuld hatten. So wie heute auch alle selbst Schuld auf sich tragen - all jene, die heute verfolgungsbetreut werden von den JobCentern dieser Republik, die sind doch selbst schuld!

Frieden durch die Stasi? Und was war mit dem Krieg, den sie innerhalb der DDR gegen das eigene Volk betrieb? Ist das erstrebenswerter Frieden? Nein, das ist verkappter Kriegszustand. Für solche, die im System integriert waren, die darin ein "eitles Pöstchen" sicher wußten, war das freilich kein Krieg - solche waren ganz genauso geistig ausgetrocknet, wie unsere heutigen Eliten, die Armut leugnen und so tun, als würden die Unterschichten nur jammern.

Ich möchte auch bitten, mir nicht zu unterstellen, dass ich jeden ehemaligen DDR-Bürger als "nützlichen Idioten" bezeichnet habe - aber im Grunde ist ein einziger Nutzidiot schon zuviel.

Anonym 2. Dezember 2008 um 17:04  

"Ich möchte auch bitten, mir nicht zu unterstellen, dass ich jeden ehemaligen DDR-Bürger als "nützlichen Idioten" bezeichnet habe..."

Sollte dies, in Bezug zu dem was ich geschrieben habe, sein, dann ist eine solche Unterstellung keineswegs meine Intention gewesen. Zu einer solchen Annahme meinerseits gibt es im Artikel fürwahr keinen Anlaß.
Ich hatte vielmehr auf die Pauschalisierungswut angespielt, wie sie auch dieser Tage auf mehrere Fronten zu beobachten ist: "Faule Arbeitslose", "fanatische Moslems", "Stasimitarbeitende Bürger in der DDR", wodurch Asoziationen erweckt werden die nicht nur unzutreffend sind sondern möglicherweise auch gefährlich werden könnten.
In Deinem Beitrag ist der Begriff der "nützlichen Idioten" vorgekommen, den ich sehr treffend finde und den ich mir erlaubt habe in meinem Kommentar als Zitat einzusetzen, allerdings, bestimmt nicht um etwas zu unterstellen.

Anonym 2. Dezember 2008 um 20:08  

@Roberto J. De Lapuente

Ähnlich sehe ich es auch, aber ich sehe auch, dass die dt. Politik sich immer wieder auf die erwiesenen Ungerechtigkeiten der ehemaligen DDR stürzt, aber die Geschichte der Bundesrepublik tunlichst verschweigt - es gab auch in der BRD Spitzel, aber eben keine Stasi- sondern BND-Spitzel, die jeden Linksverdächtigen sofort als DDR-Spitzel denunzieren wollten. Manchem im Westen hat gar nicht gepaßt, dass Rudi Dutschke z.B. ein Ostdeutscher war - es gab damals hirnrisse Unterstellungen Dutschke wäre DDR-Provokateur. Die entlarvten sich selbst, da Rudi Dutschke ja aus der Ex-DDR geflüchtet war....im übrigen der Autor von "Adam und Evelyn" - Ingo Schulze heißt der glaube ich - hätte auch gern mehr Aufklärung über die alte BRD - als Ergänzung zur Ex-DDR - aber aus einem völlig anderen Grund: Er meint, dass immer mehr Menschen merken, dass sogar die alte BRD bis 1991 ein gerechterer, sozialerer und friedfertigerer Staat war als das aktuelle Deutschland Angela Merkel's. Das gab mir zu denken....

Euch nicht?

Gruß
Nachdenkseiten-Leser

PS: Ich will mich nicht über die Ex-DDR streiten, sondern mal das Thema alte BRD bis zur Einheit aufgearbeitet wissen, mit all seinen Facetten - vom Wohlfahrtsstaat und antikommunistischer Demokratie bis zur Einheit und dem Abschaffen aller sozialer Errungenschaften seit Bismarck.....

Anonym 2. Dezember 2008 um 21:05  

Ist doch toll! Warum werden wir nicht alle Bild-Leserreporter? Ich meine, wenn täglich sagen wir mal 1 Mio. Leute 10 oder 20 Filmchen (das müsste doch zu machen sein - man kann ja die Filme auch mehrfach senden) mit irgendwelchen Belanglosigkeiten (z. B. Baumwipfel, die sich im Wind hin- und her bewegen oder eine Wiese aus der Ameisenperspektive oder eine Rauhfasertapete in Makroaufnahme, alles mit möglichst hoher Auflösung) an den Bild-Server senden, dann macht der doch irgendwann die Grätsche. Oder Bild muss so viele Praktikanten einstellen, die die überflüssigen Filme wieder löschen, dass die sich das dann schon überlegen, ob das so eine gute Idee war, mit der Kamera ...

Anonym 2. Dezember 2008 um 21:11  

Dass die "Leserreporter" der Bildzeitung etwas von Stasi-IMs haben, finde ich schon. Sowohl Stasi als auch Bildzeitung versuchen, ihre eigene Ideologie (sozialistische Diktatur / Neoliberalismus+gesellschaftl. Konservativismus) zu erhalten, zu verbreiten, zu schützen und zu verteidigen.
Beide greifen dabei auf Zivilisten zurück (Stasi-IM (inoffizieller Mitarbeiter) bzw. "Leserreporter") und haben dadurch ihre Augen und Ohren praktisch überall. Überwachung von jedem durch jeden.

Und sowohl die Stasi als auch die Bildzeitung erzeug(t)en ein Klima der Angst: welcher Arbeitslose, welcher Schulversager, welcher Langzeitstudent, welche Minirockträgerin (alles geile Schlampen und N*tt**, *zynismus*), welcher Lehrer (alles faule Säcke *ironie*), welcher "Ausländer" (krimineller Gewalttäter *zynismus*) traut sich denn dann noch, öffentlich etwas zu sagen oder gegen etwas zu protestieren auf die Gefahr hin, von einem Mitbürger an die Stasi/Bildzeitung "verraten" und verkauft zu werden?

Solche Methoden erzeugen langsam aber sicher ein Klima der Angst und des Misstrauens gegenüber den Mitbürgern.

Angeblich lieben die Russen sogar heutzutage noch eine "laute Hintergrundgeräuschkulisse", weil es damals für Geheimdienste schwieriger war, einzelne Gespräche aus einer lauten Geräuschkulisse abzuhören und herauszufiltern.

Und es soll mir ja keiner erzählen, dass unser Rechtsstaat so gut funktionieren würde, dass man Boulevardblätter für Diffamierungen, Beleidigungen, Schmähungen oder Volksverhetzung wirklich drankriegen könnte. Sieht man ja momentan ganz gut, _wie wenig_ die Hetze auf bestimmte soziale Gruppen unterbunden wird. Angeblich haben damit letztens sogar Politiker Wahlkampf gemacht, wenn ich mich doch nur an den Namen erinnern könnte .... ;-P


@ Mr De Lapuente: hervorragender Artikel!!!!!

Anonym 2. Dezember 2008 um 22:41  

BILD zielt wie alle erfolgreiche Propaganda auf´s Stammhirn, auf´s Gemüt, auf´s Unterschwellige. Daraus erklärt sich der immerwährende Erfolg.
Nazi-Propaganda wäre ohne diesen Effekt nicht so "erfolgreich" gewesen. Der Anstreicher war zu seiner Zeit der Beliebteste im Land, bis die "bösen Russen" ihn zurechtstutzten. Mit Vernunft ist es schwierig, die gleiche Wirkung zu erzielen. Vernünftige Argumentation erfordert Anstrengung, Verständnis auch.
Nicht klagen, mit den Menschen reden, nicht agitieren!

Anonym 3. Dezember 2008 um 10:56  

Dem totalitären Staat wieder ein Schritt näher gekommen.
Von wegen Stasi. Stasi 2.0!
Das ist Fortschritt: Bürger kontrollieren sich gegenseitig.

on the roof 5. Dezember 2008 um 15:49  

Vom Bild-Leser überwacht zu werden ist in der Tat eine gruselige Vorstellung. Es hat tatsächlich Züge totalitärer Überwachung, wenn jeder eines jeden Spitzel sein könnte. Orwells Dystopie taucht da sofort in meinem Kopf auf. Wenn ich mich recht entsinne, gab es vor einiger Zeit in den Medien einiges Aufsehen über ein Internetportal, auf dem Menschen ihre Nachbarn denunzierten. Vielleicht weiß jemand mehr darüber? Zum Thema Stasi möchte ich gern auch noch ein paar Worte sagen.
Das Schreckgespenst Stasi ist allgegenwärtig und das in einem doppelten Sinn. Der DDR-Bürger wußte um die Stasi und daher um die Tatsache, dass es auch in seinem unmittelbaren Umfeld inoffizielle Mitarbeiter geben konnte. Wachsamkeit kombiniert mit einer Art bissigem Humor, dass beispielsweise beim telefonieren mit Knackgeräuschen im Hörer gleich noch ein Gruß an die Genossen mit übermittelt wurde, gehörten zum Alltag. Die Omnipräsenz der Geheimdienste heute wird nur noch marginal wahrgenommen. "Man hat ja nichts zu verbergen.", lautet dann das ewige Mantra. Darin liegt eine viel größere Gefahr, als sie von der Stasi je hätte ausgehen können. Um von der gegenwärtigen Zunahme an institutionellen, sowie informellen Methoden der Überwachung abzulenken taugt die Stasi allemal. Dafür lässt sich das Schreckgespenst vortrefflich immer wieder (dank an die Birthler-Behörde) reproduzieren. Der MfS, sowie die HVA waren Geheimdienstorgane eines Staates, wie sie jeder andere Staat ebenso besitzt, heute heißen sie eben Verfassungsschutz und BND und der inoffizielle Mitarbeiter wurde zum V-Mann. Geheimdienstarbeit war und ist nie ein sauberes Geschäft. Und von den heutigen Möglichkeiten der Menschenkontrolle hätte die Stasi wahrcheinlich nicht mal zu träumen gewagt.

  © Free Blogger Templates Columnus by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP