In nuce

Mittwoch, 30. April 2008

Auch die TAZ widmet sich nun den beiden "Bierfreunden" BILD und Lidl. Innerhalb der lose zusammengeworfenen, großformatigen Blätter fand sich kein Wort der Kritik, stattdessen schwieg man zunächst, um nach den Sturm der Entrüstung mit einer Hofberichterstattung aufzuwarten. Fazit der BILD-Berichterstattung: Da ist Lidl zwar ein Schnitzer passiert, aber es ist ja alles nicht so tragisch. Und Entschädigungszahlungen bezahlt Lidl auch noch! Was für ein verantwortungsvolles Unternehmen! Die TAZ dazu: "Bei Bild war dann erst mal Ruhe im Karton. Dass der Skandal den Lidl-Umsatz einbrechen ließ, der Discounter die Kameras abbaute: Die LeserInnen der gedruckten Bild-Ausgabe erfuhren davon nichts. Dafür kam am vergangenen Montag für sie gleich der nächste Schock: "Neuer Preis-Schub bei Lebensmitteln", titelte das Blatt in der Großereignissen vorbehaltenen Buchstabengröße. Quelle? Die Lidl-Chefs Klaus Gehrig und Frank-Michael Mros. Im fast ganzseitigen Interview erklärten sie nochmal, von allem nichts gewusst zu haben, "genau so fassungslos" zu sein "wie alle anderen auch" - und verkündeten eine "Dankeschön-Zahlung" von 300 Euro für die MitarbeiterInnen, die "in dieser Situation so zum Unternehmen gehalten haben". Das Geld können diese gut gebrauchen, denn "es wird einen Preisschub bei Lebensmitteln in den nächsten Monaten geben", so Gehrig." - Man darf davon ausgehen, dass Lidl mit Hilfe der BILD-Zeitung bei der Fußball-Europameisterschaft wieder Unmengen an fettigen Chips und drittklassigem Bier günstig an die Kunden verscherbeln will. Die BILD wird daran munter mitverdienen. So ein Geschäft ruiniert man sich doch nicht mit kleinlichem Gekeife wegen "angeblicher" Bespitzelungen. - Ein Freund, ein guter Freund...

An guten Tagen stellt sich ein Vertreter der christlichen Kirchen vor die Kameras und verkündet mit ehrfurchsvoller Miene, man dürfe Menschen nicht ausbeuten, müsse ihnen einen fairen Lohn überweisen, der ihnen das Leben, zumindest aber das Überleben sichert. Nun ist dieses Aufgreifen gesellschaftsinterner Axiome, wonach wertvolle Arbeit auch ethisch, d.h. in dieser Gesellschaft durch höhere Zahlungen, vergolten sein soll, aus dem Mund des Klerus schon sehr seltsam anmutend, aber man kann - trotz der Gleichschaltung auch der Kirchen - ein gewisses Maß an ethischen Verantwortungsgefühl nachzeichnen. Soweit wäre das alles noch begreifbar, auch wenn die Kirche in diesen Fällen ein menschenwürdiges Leben an den "Faktor Arbeit" und damit an den "Faktor Nutzen" kettet. Wie aber erklären die wohlmeinenden Kirchenvertreter Zustände in den eigenen Reihen, die diesem selbstformulierten "ethischen Imperativ" zuwiderlaufen? - "Nach ARD-Recherchen müssen Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen zusätzlich zu ihrem Einkommen Hartz-IV-Leistungen in Anspruch nehmen. Arbeitnehmervertreter sprechen von "Dumpinglöhnen", die Lage sei schlimmer als bei Aldi und Lidl."

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