In nuce

Sonntag, 17. Februar 2008

Um ihre Sozialschweinereien zu rechtfertigen, ziehen die Reformer die Staatsverschuldung heran. Da der Schuldenstand abgebaut werden muß, seien Einsparungen im Sozialwesen unumgänglich. Man würde ja gerne mehr Staatsgelder für den "sozialen Schnickschnack" anbieten, doch dem Staat seien die Hände gebunden. Immerhin müsse man auf die Generationengerechtigkeit achten, schließlich kann man den kommenden Generationen nicht nur Schulden hinterlassen. Nicht nur? - Tut man ja auch nicht: "Die nachfolgende Generation übernimmt üblicherweise nicht nur die staatlichen Verbindlichkeiten, sondern profitiert zum einen von den damit finanzierten Investitionen in Schulen etwa und erbt zum anderen auch die Gegenposition, also die Bundesanleihen." - Nebenher sollte neben der sogenannten "Schuldenuhr" eine "Reichtumsuhr" stehen, denn: "Außerdem gibt es ohne Schulden keine Ersparnisse, weil jeder Geldforderung immer eine entsprechende Verbindlichkeit gegenüberstehen muss."

Nicht jeder hat das Glück, daß man ihn vorwarnt, wenn eine Hausdurchsuchung ansteht. Die Opfer vorschneller Hausdurchsuchungsanordnungen in folgendem "Panorama"-Film wurden morgendlich überrumpelt und kaum zaghaft darauf vorbereitet, gleich zur Randfigur in den eigenen vier Wänden degradiert zu werden. Den "mehreren Hundert Verdächtigen", die nun auf den Zetteln der Steuerfahnder stehen, genügt ein Blick in die Zeitungen. Vielleicht bleibt doch noch etwas Zeit, um sich aus der Affäre zu stehlen. Indem man den nimmersatten Herrschaften, die lediglich ihren neoliberalen Fetisch exzessiv auslebten - da sie das Bezahlen von Steuern als unrentables Unding abtaten, welchem man nicht mehr folgen sollte -, Warnungen zukommen läßt, versucht man "Deutschlands größten Wirtschaftsskandal" kleinzuhalten. Der "Anachronismus Steuererhebung": Die Herren und Damen Steuerhinterzieher hinterzogen ja nichts; sie wollten nur aufräumen mit dieser ekelhaft sozialistischen Idee des Steuerzahlens. Und nun, da man diese innovativen Geister kontrolliert und vielleicht sogar strafrechtlich verfolgt, fühlen sie sich bestätigt: Der Sozialismus ist auf dem Vormarsch! Rette sich wer kann vor den Steuerfahndersozialisten! Und wenn dann die Politik auch noch den Sozialismus hofiert, indem sie härtere Strafen für Steuerhinterzieher fordert, um den Sündern deutlich vor Augen zu führen, welche Strafe sie hätten bekommen können, sofern sie von ihren Staranwälten nicht aus der hoffnungslosen Situation rausgeboxt worden wären... ja, wenn also der Sozialismus geradezu hofiert wird, dann ziehen die besitzenden Klassen harte Konsequenzen: Sie grenzen die - natürlich seltenen - schwarzen Schafe einfach aus. Man darf befürchten, daß es bald keine Arbeitgeberverbände und -banden mehr geben wird. Natürlich nur, wenn die Androhung ernst gemeint war und nicht alleine einen peinlichen Versuch darstellt, mittels "Selbstheilungskräften" die gesamte Malaise unter den Teppich zu kehren.

  © Free Blogger Templates Columnus by Ourblogtemplates.com 2008

Back to TOP